BigBoymann
BIOS-Overclocker(in)
1.) Ich bin weder Handwerker,noch Paketbote und habe einen Arbeitsweg von 17km, trotz einer recht urbanen Wohngegend im Ruhrgebiet.Vielleicht solltest du deinen Horizont mal über "Standpunkt" erweitern. Nur weil du scheinbar Handweker/Paketzusteller/Hebamme/Pfleger/Hundefänger oder irgendwer anders aus der sehr beschränkten Gruppe von Berufen bist, die 99% der Zeit einen guten Grund haben, in der Stadt mit dem PKW rumzukurven, statt Fahrrad, Fuß oder ÖPNV zu nutzen, heißt das nicht, dass das jeder so macht.
Im Gegenteil. Die Hälfte der deutschen hat einen Arbeitsweg von unter 10 km und baucht ein Kurzstreckenauto nur einmal die Woche zum Einkaufen. Wie kommen die Mehrheit der Deutschen also auch nur in die Nähe der 13000 km durchschnittliche Jahresfahrleistung? Mit langen Urlaubs- oder zumindest Ausflugsfahrten. Und ein weiteres Viertel muss 10-25 km am Tag zurücklegen, was erneut sehr gut mit Bahn und in vielen Fällen auch noch mit dem Fahrrad geht, aber selbst bei Nutzung des Autos im Mittel nur 8000 km im Jahr ergibt. Der Rest? Erneut längere Touren.
Rund 2/3 der Deutschen haben also schon rein entfernungsmäßig einen Grund zu motzen und einige der Landbewohner, für die ein 50-100-km-Aktionsradius-Fahrzeug genau passen würde, meckern zusätzlich noch wegen Pferdeanhänger, etc.. Die Minderheit dagegen, für die "Batterieautofahren" die perfekte Mobilität darstellt, ist in Forendiskussionen natürlich schon allein deswegen unterrepräsentiert, weil sie halt keinen Gesprächsbedarf hat.
Gelöst? Mein Reichweiten- und Ladeziel lautet "1200 km in 12 Stunden". Undzwar in der Praxis, mit immer wenigstens 50-100 km Restservere für unvorhergesehenes und den Folgetag und in beliebige Mittelmeerländer, nicht im theoretischen Ideal entlang gut ausgebauter Strecken mit Fahren bis auf Batterie = leer.
Da hat sich seit dem S100 nicht mehr wirklich was als Annäherung getan und der schafft das nicht. Vielleicht ist der EQS noch einen Tick näher dran, aber nur wenn der 150+-kW-Ausbau weiter voranschreitet. Beides sind jetzt aber nicht unbedingt der angemessene Ersatz für einen Kompaktwagen. Weniger als 4,5 m dürften es dann doch bitte sein, sonst muss ich zumindest heimwärts noch eine halbe Stunde für Parkplatzsuche rausfahren.
Und jetzt rate mal, wo mehr km zusammengefahren werden: In Tempo-30-Zonen oder auf Autobahnen?
NRW ist schon von der Siedlungsdichte garantiert nicht das beste Beispiel. Am ehesten kenne ich unbeschränkte Autobahnen aus Bayern und den Neubaustrecken in den nicht-mehr-ganz-so-neuen-Ländern. Aber selbst wenn man da mal langkommt, macht der Fokus auf >>200 km/h bei einem Auto praktisch keinen Sinn, jedenfalls solange man verantwortungsvoll fährt.
Moderne Benziner haben in der Praxis und bei ähnlicher Auslegung kaum einen höheren CO2-Ausstoß als Diesel, die neuesten Selbstzünder sind endgültig gleich auf. Wieso sollte man die "künstlich" am Leben erhalten, wenn sie die klimatisch gleich mittelprächtige, gesundheitlich wegen der saubereren Abgase aber weitaus bessere Alternative zum Diesel sind? Das einzige Argument letztere überhaupt noch zuzulassen ist die alte Geschichte von der Rohölzusammensetzung.
Also mein Benziner dürfte auf <10%, vermutlich sogar <5% Stadtverkehr kommen und mir wäre keine Statistik bekannt, die deine Behauptung von >50% belegen würde.
Aber Quellen sind immer gern gesehen.
Der Weg zur Arbeit dauert im Schnitt 44 Minuten
Der Weg zur Arbeit wird ständig länger und kostet mehr Zeit, hat das Bundesarbeitsministerium herausgefunden. Auch die Zahl der Unfälle auf dem Arbeitsweg ist gestiegen. Die Linke befürchtet, dass immer mehr Arbeit das Leben der Arbeitnehmer frisst und fordert deshalb eine 40-Stunden-Woche.
www.haz.de
Dazu kommt, dass ÖPNV in vielen Bereichen keine wirkliche Lösung ist, Fahhrad ist eben auch keine "elegante" Lösung (auch wenn ich selber schon zur Arbeit geradelt bin und mir sobald lieferbar, auch ein E-Bike für die schönere Jahreszeit gönnen werde), als Anzugsträger ist das schon schwierig, leicht verschwitzt auf der Arbeit anzukommen und nicht jeder wohnt auf dem "platten" Land.
2.) Tatsächlicherweise kann ich nicht sagen, wie sich der Anteil der 13tkm zusammensetzen, ich denke es wird in beiden Richtungen durchaus massive Abweichungen geben, sowohl nach unten werden Leute sehr sehr wenig fahren, als auch oben raus, sehr sehr viel. Verstehe allerdings den Punkt nicht, wo ist das Problem bei längeren Touren? Urlaubstrips mit 1000km sind auch elektrisch gar kein Problem, maximal zwei Stopps a 15 Minuten sollten bei so einer Fahrtstrecke wohl ohnehin notwendig sein, bei zwei Urlauben, also vier Fahrten im Jahr, kommen da vieleicht 1 Stunde Lebenszeitverlust zusammen (tanken muss man ja auch ab und zu und das dauert auch)
3.) Dein nächster Absatz ist mir irgendwie suspekt, er trifft doch eigentlich den Kern meiner Aussage, steht aber irgendwie im Widerspruch zu deinen sonstigen Aussagen, vieleicht verstehe ich ihn auch nur nicht.
4.) Dein Reichweitenziel von 1200km wird zum einen schneller kommen als dir bekannt ist, zum anderen gibt es das bereits bei Benzinern (die ich ja vornehmlich als "überholt" angesehen habe) nicht, außer du hast dir in den Kofferaum einen Zusatztank geschmissen. Aber auch dies muss ich leider sagen, ist oftmals eine Forderung von E-Auto Gegnern, dass Elektroautos erst einmal wesentlich mehr leisten müssen als Benziner um ihren Anforderungen gerecht zu werden. Das ich dies für Schmarrn halte, kannst du dir sicher denken.
5.) Auch beim nächsten Punkt springst du wieder in die typische Bresche, die aber eben deutlich lückenhaft ist. Ein kleines Auto will man haben und 1200km Reichweite? Mal ehrlich, wer viele Kiometer im Jahr abspulen muss, der wird sich kaum in einen Smart hocken, da reden wir also wirklich von Kompaktklasse (Golf, etc.) und ich kenne von nahezu jedem typischen "Vertreter" mit vielen Kilometern die Aussage, dass ein großes Auto schon sehr viel Sinn macht und er mit allem unter A4 (4,7m lt. Wiki und damit länger als ein Model 3) gar nicht anfängt. Also werden auch hier wieder (ich will das nicht generalisieren, aber in gewisser Weise schon typisieren) zwei bereits jetzt nicht miteinander kompatible Anforderungen verknüpft um den Kampf gegen E-Autos zu fechten.
(schau dir mal den ET6 von Nio an, über 1.000km Reichweite mit Feststoffzellen (40% höherere Energiedichte als Tesla)
6.) Äpfel und Birnenvergleich,
Bringt mich nicht weiter, ich muss schon zwei identische Autos und Motorisierungen vergleichen und da steht eben der Diesel 15% vor dem Benziner, dazu kommt eben, dass meist Benziner "teilelektrisiert" werden, bei Diesel hab ich das jetzt in der Dichte nicht im Kopf.Der Vorteil besteht nur auf dem Papier: Bei gleicher Motorisierung stoßen Diesel-Pkw theoretisch bis zu 15 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid (CO2) aus als Benziner. Die Realität sieht aber anders aus – SUV und hochmotorisierte Fahrzeuge werden meist mit Diesel-Motoren ausgestattet, um den Spritverbrauch in einem erträglichen Rahmen zu halten. So kamen und kommen diese Fahrzeuge mehr und mehr in den Markt. Inzwischen ist jeder fünfte neue Pkw ein SUV. Deren entsprechend höherer Verbrauch zehrt den CO2-Vorteil auf. Die Folge: Diesel haben insgesamt schlechtere CO2-Werte als Benziner.
7.) Wie schon gesagt, habe ich die Weisheit nicht mit Löffeln gegessen. Ich kann nur für mich und mein Umfeld, sowie meine Beobachtungen reden, dass dies keine faktische Aussage sein muss, kann ich hinnehmen. Denke aber schon, dass dein Profil auch nicht unbedingt das Standardprofil ist, ich denke auch, dass du das weißt. Ob dann wirklich 50% und mehr fast ausschließlich im Stadtverkehr unterwegs sind? Kann ich nicht belegen, ändert aber in meinen Augen nichts wirkliches an der Aussage, dass ab einem gewissen Punkt ein Diesel rentabler als ein Benziner ist. Das hat sich in den letzten Jahren etwas verschoben, dennoch ist es weiterhin so.
Aber zum Schluss, habe ich hier das Gefühl einem glühenden Vertreter der Verbrennerfraktion gegenüber zustehen, alles was man sagt, kann und wird im Gegenteil dessen enden, was man sagt. Ich hoffe, dass ich mich hier irre, denn ich denke, dass wir nun endlich erkannt haben, dass der Weg zur E-Mobilität unabkehrbar und nicht "verhandelbar" ist. Gerade in DE müssen viele, sehr viele Probleme noch gelöst werden, daher habe ich auch mehreren Stellen schon gesagt, dass ich hier nicht den "Einzelnen" in der Pflicht sehe, der muss am Ende abwägen, was ihn wohin bringt und da kann in DE derzeit der Benziner noch eine echte Alternative sein, sondern die Politik, die Wirtschaft muss sich endlich strecken, es müssen flächendeckend Lademöglichkeiten geschaffen werden, es müssen Autos entwickelt und gebaut werden für jeden Einsatz (auch wenn ich der Meinung bin, herstellerübergreifend, haben wir mehr als genug Alternativen, vom Smart über Golf, über Model S, zu SUVs (ID4, E-tron) hin zu "Vans" , so sehe ich natürlich auch die teilweise typische deutsche Markenverträumtheit und den Hang zu einer Marke fürs Leben (ich bin schon bei der fünften Marke, mit dem sechsten Auto). Das E-Auto, ohne Wasserstoff und so einen Quatsch, wird die mittelfristige Zukunft sein und in 10 Jahren wird uns die Generation Z ( oder was kommt danach?) fragen, wie man nur jemals mit so stickenden Dingern durch die Gegend tuckern konnte.