Laut Gerüchten kommt da nichts:
AMD continues to study hybrid CPU architectures
www.tomshardware.com
AMD wäre ja auch blöd, den Fehler von Intel nochmal zu machen.
Lol, entweder deinerseits eine erneute Demonstration des Confirmation Bias oder aber du verstehst tatsächlich nicht, was solche Firmen antreibt und mit welchem Auftrag deren Marketingabteilungen betraut sind?
Der Artikel ist vom Nov '20 und bereits Mitte 2020 pfiffen es die Spatzen von den Dächern, dass Intel's nächster, großer Wurf mit heterogenen Kernen daherkommen wird. Was hätte AMD hier sagen sollen, da man natürlicherweise von der Fachpresse diesbezüglich ausgefragt wurde? Etwa "
Ja, heterogene Architekturen sind der nächste Schritt im CPU-Design, jedoch werden wir nichts innerhalb der nächsten 30 Monate zu diesem Thema beizutragen haben"? Das wäre zwar korrekt gewesen, ist aber nichts, was man in der Form und auf diese Art kommunizieren sollte zumal es einzig dem Hauptkonkurrenten Auftrieb gegeben hätte. Entsprechend hat man sich hier schlicht ausweichend geäußert (ebenso
bspw. vergleichbar zum Thema Raytracing seit Mitte 2018).
Mal vollkommen abgesehen davon, dass du auch wichtige Kernaussagen schlicht ignoriertst (
also wohl doch min. ein Confirmation Bias), denn hier wird explizit Joe Macri zitiert, der erklärt, dass unterschiedliche Kernarchitekturen sehr wohl Vorteile auf dem PC bringen können, sich jedoch das Hintertürchen offenhielt mit "
aber erst wenn das OS und der Scheduler damit umgehen können". D. h. man kann vorerst ein Nein erklären und den Eindruck vermeiden einen kommende Entwicklung verpasst zu haben ohne später als "Lügner" dazustehen, denn im Nachhinein kann man ja immer auf diese zusätzliche, zumeist überlesene Nebenbedingung verweisen, wobei die Presse das Thema schon jetzt nicht mehr aufgegriffen hat, weil es hier zumeist kein nennenswertes Langzeitgedächnis gibt.
Darüber hinaus hast du dich aber auch gleich selbst in doppeltem Sinne an der Nase herumgeführt, denn AMD hat schon längst bestätigt, dass es kleinere und effizientere Kerne im 1HJ23 mit Zen4c geben wird, erstmals beim Cloud-Server Bergamo, denn den braucht AMD dringend, da Genoa absehbar gegen die spezialisierten ARM-Designs nicht gewinnen kann und man will schließlich weiter wachsen und nicht gleich von vorne herein einen wichtigen Markt aufgeben müssen.
Wozu BIG.little, wenn AMDs Zen-Kerne schon beides in einem sind?
[...] Wait, die sind bei AMD eh schon alle E mit P....
Sind sie eben nicht. Wie jedes Design sind die auf einen bestimmten SweetSpot hin optimiert, darüber und darunter fällt die Leistung bzw. Effizienz ab. So etwas wie die Eierlegendewollmilchsau, die in jedem Lastszenario optimal performt, gibt es auch im Halbleiterdesign nicht.
Und AMD kommt nicht umsonst mit so etwas wie Zen4c im 1HJ23 ums Eck, weil man eben nicht einen 500 W-Cloud-Server auf den Markt werfen will, der der ARM-Konkurrenz preislich und dann auch noch technisch unterlegen wäre.
Genau dafür gibt es ja heterogene Designs, eben damit man unterschiedliche SweetSpots für unterschiedliche Lastszenarien hat und diese durch eine geschickte Verteilung auf die Ausführungseinheiten optiomal zur Geltung bringen kann.
Etwas, bei dem bspw. bei Intel's Hybrid Technology übrigens noch Luft nach oben hat, da es erst der erste Wurf ist und bspw. bisher kaum optimierte Software existiert. Aktuell übernehmen die Lastverteilung die CPU und der OS-Scheduler nach dem best guess-Prinzip., d. h. wenn der Entwickler hier seine Ausführungspfade gezielt ausweist, wird die Hardware zukünftig absehbar noch etwas besser ausgenutzt werden.
[...] Davon ab ist big.LITTLE nicht gleich big.LITTLE. Wenn AMD irgendwann mal Zen6 mit Zen5 kombiniert, ist da nicht einmal im entferntesten irgendwas "LITTLE" dran.
Nein ist es tatsächlich nicht, denn "big.LITTLE" ist ein Trademark von ARM, nicht mehr und nicht weniger. Heterogene oder asymmetrische CPU-Designs werden jedoch schon seit min. Anfang der 2000er untersucht, auch im PC- und Serverbereich. Beispielsweise gibt es hierzu ein interessantes Papier von Kumar et. al. aus 2005. Einige Passagen daraus lesen sich als kämen sie direkt aus der heutigen Intel-Marketingabteilung zu Alder Lake, d. h. die haben das Rad nicht neu erfunden sondern das ist schon extrem lange in der Industrie in der Evaluierung und brauchte nur in unterschiedlichen Marktsegmenten unterschiedliche Gegebenheiten um schließlich zur Anwendung kommen zu können. ARM bspw. griff das Thema schließlich erst Ende 2011 mit seiner ersten Implementation in Form der relativ simplen Cluster-Migration auf.
kleine Kerne waren bei Smartphones einfach ein Mittel damit man jedem Müll Handy den Aufdruck "Octa-Core" verpassen konnte. Das ging nur mit kleinen Kernen, weil der Platz einfach begrenzt war.
Nein, genaugenommen war es eigentlich umgekehrt. Der Mobilbereich musste per se stromsparend sein und war damit klar leistungsbeschränkt. Der Markt giert jedoch über die Jahre nach immer mehr Leistung (
auch für neue Anwendungszwecke) zumal es auch vertriebstechnisch schwer ist, den nächten Upgrade-Zyklus zu rechtfertigen, wenn es keine technischen Innovationen gibt. *)
Da wir, wie jeder weiß, auch heute nicht mit 50 Ah-Smartphones rumlaufen (
aus sicherheitstechnischer Sicht ist das sicherlich auch gut so ), bleiben die Energieressourcen beschränkt und es ist problematisch mehr Leistung zu realisieren ohne die allgemeine Betriebszeit, insbesondere unter sehr unterschiedlichen Workloads stark einzuschränken. Entsprechend verbesserte man die Energieeffizienz der üblicherweise kleineren, stromsparenden Kerne weiter und fügte performante Hochleistungskerne hinzu, die jedoch zwangsweise deutlich mehr Energie ziehen und im weiterhin vielfach auftretenden Niedrig- bis mittleren Lastlastbereich zwangsweise deutlich ineffizienter sind als die kleinen Kerne.
Nicht anderes macht Intel hier derzeit auch und AMD ab 2023 mit Zen4c und ebenso später mit dem bereits angekündigten Zen5c. Dass das Design Intel zusätzlich entgegenkommt bei der Wafer-Fläche und auch beim absoluten Stromverbrauch ist selbstredend ein Zugewinn für sie, schmälert aber in keinster Weise den grundsätzlichen technischen Mehrwert dieser Designs.
*) Zu der Zeit hätte man sich vielleicht noch mit bspw. den Verbesserungsmöglichkeiten Display und Kamera begnügen können, aber spätestens heute ist auch dieser Weiterentwicklungspunkt komplett ausgereizt, da 400 ppi und 40 MPixel auch schon längst erreicht sind. (
Mal ganz abgesehen davon, dass die Verarbeitung derartiger, damit verbundener Datenmengen dennoch auch einer höheren Prozessorleistung bedarf.)
**) Das der eine oder andere bei einem konkreten Produkt auch mal (intern) eher das Marketing mit mehr Kernen vor Augen gehabt haben mag, wird sicherlich vorgekommen sein, rein aus technischer Sicht erfüllen diese Designs jedoch sehrwohl ihren Zweck und im allgemeinen Consumer-PC-Mark ist die Spanne der Lastszenarien ähnlich breit gefächert wie auf Smartphones und Tablets von 100 %-Vollast im Dauerbetrieb bis hin zum Quasi-Idle, so bspw. beim Schreiben einer Diplomarbeit oder aber dem Videoschauen, bei dem man sich gleichermaßen spezialisierter Hardware bedient, hier hochspezialisierter Videodecoderhardware, die weitaus effizienter ist, als wenn man hier die großen CPU-Kerne rechnen lassen würde.
Nichts anderes demonstrierte ja auch Alder Lake bereits relativ erfolgreich. Beispielsweise der 12900K ist im CB R23 MT schneller als ein 5950X (
ohne PBO, mit PBO ist letzterer gerade mal 3 % schneller, trotz 16 "echter" Kerne ) und im Gaming handelt es sich grundsätzlich um eine der derzeit besten Gaming-CPUs und die E-Cores sorgen hier zudem für sehr gute min. FPS-Werte und das obwohl derzeit noch kein Titel auf diese Hardware hin optimiert ist, d. h. es wird zukünftig absehbar gar noch etwas besser werden.
Unterm Strich wird Raptor Lake daran kranken, dass man den Fertigungssprung nicht mitmachen kann und auf einem 7nm-Fertigungsäquivalent weiterfertigen muss, da Intel 4 erst ab Ende des Jahres in die Fertigung überführt wird. Für die meisten Consumer-Workloads wird das eher eine untergeordnete Rolle spielen, dagegen im hochdichten Server wird das schon ein handfestes Problem werden, das man mit anderen technischen Features zu kompensieren versuchen wird, wobei schlussendlich jedoch auch in der kommenden Iteration für Intel die deutlich höheren Fertigungskapazitäten am Ende wohl "das Eisen aus dem Feuer holen" werden müssen, da AMD noch längst nicht einen so großen Bedarf bedienen kann, da bei TSMC alle möglichen Hersteller um die begehrten, hochmodernen Nodes konkurrieren.
Der nächste interessante Meilenstein wird im 1HJ23 AMDs Bergamo sein, wenn man mehr dazu erfährt, wie AMD mit Zen4c die Kerne schrumpfen und die Energieeffizienz steigern will (
und wie viel IPC dafür geopfert wird) und dann im 2HJ23 Intel's Meteor Lake, der dann prozesstechnisch (
und wahrs. auch Packaging-technisch) auf Augenhöhe oder gar mit minimalem Fertigungsvorteil gegen Zen4 (mit V-Cache) antreten wird.
Sofern nicht erneut irgendwelche Execution-Probleme zum Jahreswechseln hin bei Intel auftauchen, dürften es die mobilen Zen4-Ableger bereits im 1HJ23 relativ schwer gegen den mobilen Meteor Lake haben, was dann auch (unter Vorbehalt) das Ende des Fertigungsrückstandes (
vorerst im Consumer-Segment) bei Intel einläuten wird, sodass dann tatsächlich rein Package/SoC-technische und architektonische Designentscheidungen über das bessere Produkt entscheiden werden.
Als Consumer, sonfern man keine besonderen Anforderungen hat, erscheint auf dem Desktop zum Jahreswechsel die AM5-Plattform die interessantere zu sein. Raptor Lake dürfte primär für Upgrader interessant sein oder für Anwender, die sich nun einmal eine neue Plattform kaufen und dann gedenken auf dieser Hardwarebasis die nächsten Jahre unverändert weiterzuarbeiten (
abseits eines möglichen späteren GPU-Upgrades), da die kommende 700er-Plattform bei Intel nach aktuellem Stand keine Upgrademöglichkeit auf Meteor oder Arrow Lake bieten wird.
Man darf aus wirtschaftlicher Sicht zudem gespannt sein, wie Intel sich das vertriebstechnisch zurechtgelegt hat. Wird Meteor Lake-S eher schon tendenziell zur Jahresmitte '23 hin erscheinen und Raptor Lake eher ein kurzes Dasein bescheren oder wird man doch erst zur Holiday Season, quasi 2 Jahre nach Alder Lake mit dem komplett neuen Desing auf dem Desktop-Markt veröffentlichen? - Und was macht AMD, insbesondere, wenn die V-Cache-Modelle auch schon Ende 2022 erscheinen sollen? Wird man das ganze Jahr 2023 über "nichts Neues" auf dem Desktop und damit gegen Meteor Lake anbieten könne, da Zen5 erst in 2024 erscheinen soll? Fragen über Fragen ...