Der Titel gebührt dem So 7, von 75 MHz auf 550MHz, das war schon krass. Zusätzlich gab es noch Architekturverbesserungen, die auch einiges gebracht haben.
Ich habe von "derzeit" verfügbaren Plattformen gesprochen und jeweils die Topmodelle zum Launch mit den schnellsten bis heute für die gleichen Boards verfügbaren Platinen verglichen. Der Sockel 7 ist derzeit nicht verfügbar und die erste Mainboard-Generation hatte eine Spanne von 100 MHz bis (Launch-Topmodell: Pentium 100) bis 200 MHz (Pentium 200). Schon für den Pentium MMX brauchte man aufgrund der geänderten Spannungsversorgung ein neues Mainboards und AMDs spätere Super-Sockel-7-CPUs stellten erneut andere Anforderungen. Diese Spannweite überbietet der AM4 schon heute. Ähnlich sieht es bei Slot 1 aus, wo die erste Mainboardgeneration nur vom Pentium II 300 auf den 333 aufrüsten konnte und die zweite nur vom II 450 auf den III 600, obwohl die Spannweite des Formats inklusive Adapter vom Celeron 266 bis zum Tualatin 1,4 reichte.
Was stimmt: Die Abwärtskompatiblität der letzten Super-7-Mainboard-Generation war dafür ziemlich gut. K6-III 550 bis runter zum Pentium 100 oder eben, wenn man Budget-Modelle mitzählt, Pentium 75. Allerdings könnten das auch andere Plattformen. Noch vor dem genannten Sockel 462 ist hier der 775 absoluter King mit einem 3,2 GHz Core 2 Quad als Topmodell gegenüber einem 3,4 GHz Pentium 4 Extreme als Launch-Spitzenmodell oder gar gegenüber einem Celeron 320. Das eine Leistungsspanne von deutlich mehr als Faktor 10, in Anwendungen die von neueren SIMD-Befehlen und/oder 64 Bit profitieren gegebenenfalls sogar Faktor 20. (Oder halt unendlich für die Anwendungen, die neue Befehlssätze zwingend erfordern.)
Naja, es gibt durchaus Situationen wo sowas sinnvoll ist. Klar, Aufrüsten in der gleichen Klasse (also 3700X auf 4700X) ist wohl Unsinn. Man könnte aber von 3600 auf 4950X wechseln wenn man spontan Multithreadperformance braucht.
Wenn das zu gekünzelt ist: Reale persönliche Situation.
Ich hab nen 3900X auf nem X570, die Kartoffel meiner Frau (i5-6600) müsste irgendwann mal beschleunigt werden. Wenn nun ein 4950X auf mein X570 passt wovon ich ausgehe kaufe ich mir das Ding und meiner Frau ein neues Board (B650, was auch immer). Ich kann dann meinen "alten" 3900X in das neue Board meiner Frau packen was wieder 5+ Jahre reicht und meinen neuen 4950X in mein altes X570er bauen. Wenn das alles untereinander kompatibel ist komme ich mit kaum Neukäufen aus und spare mir den Verkauf alter Hardware - naja, außer der GANZ alten (wenns soweit ist gibts den 6600 + Board dann für 3 Kröten im Marktplatz^^).
Von sehr kleinen auf große Prozessoren aufrüsten kann sich sogar innerhalb einer Generation lohnen. Allerdings gilt das dann eben auch auf Intel-Sockeln, die alle zwei Generationen ausgetauscht werden (im Volksmund aus nicht nachvollziehbaren Gründen weiterhin "jede CPU" genannt), das ist keine AM4-Besonderheit.
Das Problem ist, dass die erste Generation der Mainboards nur einen 16MB Chip für das UEFI hat, auch die meisten, teuren, X370 Platinen. Da passt dann eben nicht der Microcode für alle CPUs rein. Einige Hersteller haben sich damit beholfen, indem sie zwei zusätzliche UEFI Versionen rausgebracht haben, z.B. einem alle für 1000er und alle 3000er und dann einmal alle 2000er und alle 3000er. Das ganze wird dann immer komplizierter und ich weiß auch nicht, inwieweit sich alle zukünftigen Funktionen in dem 16MB Chip unterbringen lassen.
Mittlerweile haben alle Hersteller UEFIs draußen, die von Zen1 bis 2 reichen. Nur Bristol Ridge ist endgültig rausgeflogen. Es bleibt abzuwarten, wieweit AMD den Microcode mit Zen3 weiter aufbläht, aber ein pauschales Hinderniss sehe ich übrigens nicht. Die Intel-Microcodes, mit denen ich für den
CFL-Mod-Artikel hantiert habe, waren übrigens wenige 100 KiB groß und entsprechende Mainbaords aus der Skylake-Generation kamen noch größerer Zahl mit 8-MiB-Chips daher. Warum AMD derart viel mehr Firmware laden muss, damit die Hardware läuft, erschließt sich mir nicht. Gepackt sind aktuelle 32-MiB-Intel- und 16-MiB-AMD-UEFIs übrigens beide weniger als 8 MiB groß, ein 32-MiB-AMD-Beispiel kommt auf 10 MiB. Für gewöhnlich ist die komprimierte Größe ein guter Indikator dafür, wieviel Füllraum ein UEFI enthält und wieviel tatsächlichen Code. Auch wenn letzterer in ausführbarem Zustand dann mehr Platz belegt, enthalten die "zwingend" nötigen 32-MiB-Chips offensichtlich jede Menge Nullen. Bei den X570-Top-Launchmodellen standen die komprimierten Größen übrigens mal 7 MiB zu 12 MiB zwischen MSI und Gigabyte. Der Hersteller-eigene Spam hat also wesentlich größeren Einfluss als die enthaltenen Microcodes.
"Kompatibel" heißt ja nicht, dass alle MB-Hersteller, für alle (alten) Boards auch ein UEFI-Update heraus bringen...die wollen ja auch irgendwann einmal neue Boards verkaufen...
Und der B550 ist schon "gesichtet"...
ASRock launches motherboards with AMD B550 and A520 chipset in spring 2020 | igor'sLAB
mfg
Ich glaube News, in dene Igor für das erste Quartal 2020 einen X590 ankündigt, kann man als zwischenzeitlich widerlegt betrachten.
Hieß es nicht einmal, dass man selbst mit Boards der ersten Generation alle kommenden AM4 CPUs nutzen kann, sofern die ein Update bekommen?
Nein. Es hieß seitens AMD einzig, dass bis 2020 AM4-Prozessoren angeboten werden. Zur Mainboard-Kompatiblität gibt es ebensowenig in die Zukunft reichende Versprechen wie zu den Eigenschaften dieser Prozessoren. Strenggenommen ist es schon erfüllt, wenn der Ryzen 1600 bis zum 31. Dezember in Portfolio bleibt, man hätte schon Zen2 komplett inkompatibel gestalten können. Für selbigen gibt es seitens AMD auch keinen offiziellen Support mehr auf 300er Platinen. Es ist den Mainboard-Herstellern lediglich freigestellt, eigenmächtig eine Unterstüzung anzubieten. (Aber nur solange sie die Schnittstellen auf Zen1-Niveau beschneiden, das volle Zen2-Feature-Set darf praktisch nicht unterstützt werden.)
Umgekehrt gilt die Aussage "wenn kompatible UEFIs angeboten werden, kann man die CPUs nutzen" natürlich immer. Wie gut steht zwar auf einem anderen Blatt; viele offiziell 3950X-kompatiblen Platinen verkraften die CPU in der Praxis eher schlecht. Hier wird zwar der grundsätzliche Betrieb ermöglicht, aber weder die Hersteller noch AMD scheinen Wert auf die Stabilität zu legen. Aber wenn man ein UEFI bekommt, dann kann man die Prozessoren erstmal nutzen. Die Frage ist: Wir man für Vermeer ein Update bekommen? Ich gehe zwar davon aus, versprochen hat das zum jetzigen Zeitpunkt aber noch niemand.