AW: Pimp my PC 2019: PCGH rüstet sechs PCs nach Wunsch auf - jetzt bewerben
Umbau: Von Gaming- zu Anwendungsperformance
Mein derzeitiger PC wurde im Jahre 2012 zusammengestellt. Der Fokus lag damals ganz klar auf der Gaming-Performance. Außerdem war die
Preisleistung wichtig. Der Core i5-3570K mit seinen vier Kernen zeigte in Spielen eine ähnliche Performance wie die i7-Pendants mit Hyperthreading.
Damit war er damals für mich die perfekte Wahl. Um wirklich alles aus der CPU zu quetschen, wurde diese mit der Rasierklinge geköpft und die
Wärmeleitpaste unter dem Heatspreader durch Flüssigmetall ersetzt. Durch die deutlich niedrigeren Temperaturen (ca. 15°C weniger) war eine höhere
Übertaktung möglich.
Mit der Zeit veränderte sich jedoch das Einsatzgebiet meines PCs: Weg vom reinen Spiele-Rechner und hin zum semi-professionellen Arbeitstier. Ich
schaffte mir (endlich) eine Vollformat-Spiegelreflexkamera an und hatte mit der Fotografie ein neues Hobby gewonnen. Dies blieb nicht ohne Folgen:
Stapelverarbeitungen von RAW-Fotos in Photoshop Lightroom und/oder Video-Rendering in Vegas offenbaren die Schwächen des Core i5 mit seinem
Z77-Unterbau.
Das einzige zwischenzeitliche Hardware-Upgrade stellte der Wechsel der Grafikkarte von einer GeForce GTX 970 auf eine 1660 dar. Dies reicht noch
heute für ein schnelles Ründchen Counter-Strike: Global Offensive, wenngleich nicht mehr für aktuelle Spitzentitel im Ultra-Preset.
Damit sind die Ziele des Umbaus klar definiert:
- Die Anwendungsperformance soll signifikant gesteigert werden
- Weitere Maßgabe: Das System soll mit einer flüsterleisen Luftkühlung realisiert werden
- RAM: Ballistix Sport LT 4× 8 GiB DDR4-3200 (8 Punkte)
- SSD: Crucial MX500 2 TB (11 Punkte)
- CPU-Kühler: Be Quiet Dark Rock Pro 4 (4 Punkte)
- Lüfter-Set: 3 × Be Quiet Shadow Wings 2 PWM White (140 mm) (2 Punkte)
- Gehäuse: Be Quiet Dark Base Pro 900 Rev. 2 Black (11 Punkte)
- AMD-Mainboard: MSI MEG X570 Ace (19 Punkte)
Gesamt: 55 Punkte von 55 (0 Punkte übrig)
AMD Ryzen 9 3900X
Ganz klar: Neue Architektur, mehr Kerne, mehr Performance. Der neue Ryzen 9 3900X bietet viel Leistung zum fairen Preis. Diese CPU ist ein
Alleskönner: In Spielen quasi auf dem Niveau eines 9900K von Intel, in Anwendungen aber rund 25 Prozent schneller. Das alles bei einem geringeren
Stromverbrauch. Und das Beste: Der Prozessor ist mittlerweile sogar lieferbar! Für mich gibt es aktuell keinen plausiblen Grund, sich für eine Intel-CPU
zu entscheiden. Bei der Wahl des größten Mainboards (MSI MEG X570 Ace) kann es für mich keinen anderen Prozessor geben. Der Ryzen 9 3950X lässt
noch auf sich warten.
Ein Vergleich zwischen meinem alten i5 und dem R9 erübrigt sich eigentlich: 12 zu 4 Kerne. 24 zu 4 Threads. Es ist ein ungleiches Duell. Ich denke ich
kann aber mit Fug und Recht behaupten, dass ich versucht habe alles aus der CPU zu holen - zumindest luftgekühlt. Und ja, ich habe ziemlich geschwitzt,
als ich die CPU im Schraubstock eingespannt habe, und mit Rasierklinge und Hammer versucht habe den Heatspreader zu lösen. Das Risiko hat sich aber
gelohnt: Rund 15 Grad weniger und 300 MHz mehr Takt auf allen vier Kernen.
Kostenpunkt: 529,00 €
be quiet! Dark Rock Pro 4
Übertaktung ist wirklich keine Paradedisziplin der Zen2-Prozessoren. Entsprechend wäre eine Wasserkühlung überdimensioniert und würde keinen
größeren Mehrwert bieten. Daher fällt die Wahl auf den Dark Rock Pro 4 von be quiet!. Wie auch schon der Thermalright True Spirit 140 weiß der
„DRP4“ mit Laufruhe und guter Kühlleistung zu überzeugen. Er wäre bei einer neuen Zusammenstellung ohnehin mein Mittel der Wahl gewesen.
MSI MEG X570 Ace
Ein neuer Hauptprozessor bedeutet (meist) auch einen Wechsel der Plattform: Von Z77 (Intel) wird auf X570 (AMD) geupgraded. Allein die neuere
Plattform bietet mit DDR4, PCIe 4.0 oder den m.2-Schnittstell(en) mit PCIe-Anbindung einige Vorteile. Dass das MEG X570 Ace darüber hinaus dem
Z77X-D3H überlegen ist, wird beim Blick weiterer Features offensichtlich: USB-C 3.1, Bluetooth, WLAN, ALC1220… ein wahres Schwergewicht.
Ein wichtiges Kriterium für die Wahl des Mainboards ist der semi-passive (leise) Kühler des Chipsatzes. So kann man das Ziel des flüsterleisen Betriebes
erreichen. Damit ist eine der größten Schwächen der X570-Boards, die aktive Chipsatzkühlung, keine wirkliches Problem mehr. Hier, wie auch bei
Grafikkarten, versteht es MSI gute und vor allem leise Kühllösungen zu konzipieren.
GIGABYTE GeForce GTX 1660 Gaming OC
Die bisher einzige Erweiterung meiner Konfiguration von 2012: Die Grafikkarte. Ich habe mir diese Karte gebraucht gekauft, um damit meine
ASUS Strix GTX 970 OC zu ersetzen. Zwar bietet die GTX 1660 nur ca. 10 Prozent Mehrleistung. Ihr größter Vorteil gegenüber der GTX 970 war aber
der Video-RAM - wir erinnern uns an den GTX 970-RAM Skandal. Die Karte ist sicherlich kein Schlachtschiff, reicht aber für ihr aktuelles und zukünftiges
Einsatzgebiet. Außerdem arbeitet sie ausgesprochen leise.
Crucial Ballistix Sport LT 4× 8 GiB DDR4-3200
Bedingt durch die neue Plattform werden neue DDR4-Module benötigt. Diese haben gegenüber DDR3 den Vorteil höherer Taktung bei gleichzeitig
niedriger Spannung. Da das Ziel eine möglichst hohe Anwendungsleistung ist, werden auch keine Kompromisse eingegangen: 32 GB bieten genug
Reserven – auch für größte Anwendungen.
Interessant wird die Frage sein, ob die Module Potential für Overclocking bieten. Ryzen 3000 profitiert sehr von einem hohen RAM-Takt. Der Sweetspot
liegt bei ungefähr ~3600 MHz, um den Infinity Fabric Controller auf 1800 MHz betreiben zu können.
Crucial MX500 2 TB
Eine kleine SSD ist zwar besser als keine – aber in Zeiten, in denen Anwendungen und Spiele sich immer mehr Platz gönnen, sind 256 GB nicht mehr
zeitgemäß. Eine durchschnittliche Windows 10 Installation verschlingt bereits ~30 GB. Anwendungen von Adobe (Photoshop, InDesign etc.),
Microsoft Office & Co. verschlingen weiteren Platz. Und auch Spiele wie GTA V kennen beim Speicherplatz keine Limits (~85 GB). Der enorme Vorteil der
Crucial MX500 sind ihre 2 Terabyte an Kapazität.
Leider hat sie aber auch einen großen Nachteil: Die SATA-Schnittstelle. Diese ist bei der Datentransferleistung ein unnötig limitierender Faktor
(SATA 3, max. 6 Gb/s). Eine P1 von Crucial mit einer PCIe 3.0-Anbindung wäre hier klar im Vorteil. Trotz alledem bewerte ich das größere Volumen
wichtiger als die nominell schnellere Transferleistung. Eine P1 mit 1 TB hätte mir diese Entscheidung deutlich schwerer gemacht.
Toshiba DT01ACA 2TB
Die Toshiba-Festplatte DT01ACA mit 2 Terabyte Volumen wird ihren Dienst im „gepimpten“ PC wieder aufnehmen. Sie diente bisher als Datengrab und
wird diese Aufgabe auch weiter fortführen. In den Tests der PCGH wurde diese Reihe für schnell als auch leise befunden. Allerdings sind auch zwei
Terabyte schnell voll: Fotos im RAW-Format (Digitalfotografie), Videos, Musik. Daher könnte in naher Zukunft noch eine weitere DT01ACA mit mehr
Speicherplatz folgen. Derzeit wird vieles noch auf externe Festplatten ausgelagert.
be quiet! Dark Base Pro 900 Black rev. 2
Das CM Storm Sniper Gehäuse stammt noch aus einer Ära (Markteinführung 2009), in der es möglichst darum ging ein futuristisches Design zu liefern.
Leider waren hier Themen wie Kabelmanagement und Verarbeitungsqualität noch ein Fremdwort. Der Markt hat sich in dieser Hinsicht aber gewandelt.
Den größten Kontrast zu meinem jetzigen Gehäuse würde das Dark Base Pro 900 darstellen. Temperiertes Glas, modularer Aufbau, jede Menge Möglich-
keiten um Kabel zu verlegen und gleichzeitig zu verstecken. Das Gehäuse wirkt wie eine Machbarkeitsstudie.
Um ehrlich zu sein haben aber alle Gehäuse der "Pimp my PC"-Aktion ihren Charme und bieten jeweils Vor- und Nachteile. Ein Nachteil des Dark Base Pro:
Sein hohes Gewicht. In meiner LAN-Party-Zeit wäre dies eventuell schon ein Ausschlusskriterium gewesen. Aber heute bewegt sich mein Tower nicht mehr
wirklich von der Stelle.
be quiet! Silent Wings 3 140mm (3x) bereits im Gehäuse integriert
Das derzeitige Gehäuse wurde mit Lüftern von Cooler Master geliefert. Ein großer Nachteil der verbauten 200mm-Lüfter: Ihre Lautstärke. Selbst auf der
niedrigsten Lüfterstufe sind diese klar hörbar. Und wer könnte da besser Abhilfe schaffen als eine Firma, deren Name Programm ist? Das Dark Base Pro
900 kommt mit drei integrierten Silent Wings 3 (140mm).
be quiet! Dark Power Pro 10 (550W)
Es ist zwar nicht mehr das aktuelle Top-Modell von be quiet!, wird die Komponenten aber weiterhin zuverlässig mit Strom versorgen. Es sind marginale
Unterschiede zwischen der 10er- und der 11er-Serie. So wurde die Effizienz weiter verbessert (80 PLUS Platinum gegenüber Gold-Zertifizierung). In
Summe sind dies allerdings nur 2 Prozent Unterschied. Die Netto-Leistung (540W) sollte ausreichen, wenn man der Faustregel folgt: TDP (CPU: 105 +
GPU: 120) x2. Damit kann das Netzteil ohne Bedenken weiterhin genutzt werden. Wichtigster Punkt: Das Netzteil ist nicht zu hören, zu keiner Zeit.
Da der Fokus bei „Pimp my PC 2019“ ganz klar auf der Anwendungs-Performance liegt, könnte man mit einer neuen GPU parallel die Spiele-Performance
signifikant steigern. Der Grundaufbau ist in dieser Hinsicht sehr zukunftssicher und bietet mit PCIe 4.0 sogar die Schnittstelle von morgen. Des Weiteren
sehe ich beim Speicher weiteren Optimierungsbedarf.
Folge Optionen sehe ich:
- Grafikkarte: Da die Leistung in Spielen zuletzt nicht mehr im absoluten Vordergrund stand (man wird älter), reichte die GTX 1660 für Spiele mit
älteren Grafikengines. Als Beispiel kann hier CS:GO genannt werden. Optional hätte man aber die Möglichkeit relativ einfach diesen Makel
auszubügeln. Wer weiß: Vielleicht packt einen bei Cyberpunk 2077 doch noch einmal die Lust auf einen AAA-Spieletitel? Je nach Ausbaustufe
muss hierfür aber zusätzlich ein Upgrade des Netzteils in Erwägung gezogen werden
Kostenpunkt: ab 500,00 € (Grafikkarte) + 170,00 € (Netzteil)
- m.2-SSD: Eine m.2-SSD mit PCIe 4.0 könnte in Zukunft mehr als interessant werden. Durch die neue Schnittstelle sind hier grundsätzlich
Datenraten von über 5 GB/s möglich. Die SATA-Schnittstelle der Crucial MX500 ist hier ganz klar ein limitierender Faktor für die Datentransferraten,
aber nur bedingt für die Zugriffszeiten. Denkbar wäre auch eine PCIe 3.0-SSD, die ebenfalls einen deutlich höheren Durchsatz hat und mittlerweile
halbwegs erschwinglich ist. Auch hier sollten es meiner Ansicht nach zwei Terabyte Kapazität sein, um längere Zeit Ruhe zu haben
Kostenpunkt: 300,00 - 450,00 €
- Festplatte: Wie bereits angedeutet könnte die Kapazität der Festplatten zukünftig noch weiter steigen. Derzeit lagere ich noch viele Fotos und Daten
auf externe Festplatten aus. Hier ist die Überlegung, ob eventuell sogar ein separates NAS-System sinnvoll wäre oder man den Speicher doch direkt im
Rechner verbaut hat
Kostenpunkt: unter 100,00 €
be quiet! Shadow Wings 2 140mm (3x)
Die alten Komponenten haben aber noch nicht ausgedient. Leider hat der Computer meiner Tante bereits vor ca. drei Jahren seinen Geist aufgegeben. Als
Ersatz dient aktuell ein iPad. Aber wenn wir ehrlich sind, kann das kein echter Ersatz sein. Denn: #PCMasterRace. Und da sie jeden Cent doppelt umdrehen
muss, werde ich ihr das System so herrichten, dass sie wieder ihre Adventures spielen und mit Word Briefe schreiben kann.
Außerdem ist sie tatsächlich am Video-Schnitt interessiert. Zugegeben: Für das Rendern ist der i5-3570K natürlich nicht der beste Prozessor. Aber er ist
gut genug, um in das Thema reinzukommen. Wir werden zwar noch ein Netzteil und ggf. eine weitere Festplatte auftreiben müssen, aber das sollte das
kleinere Problem darstellen. Vielleicht kann der alte PC noch als Spender dienen. Um den Rechner zu guter Letzt ein wenig ruhig zu stellen, sollen die
200mm-Lüfter von Cooler Master den Shadow Wings 2 von be quiet! (140mm) weichen. Somit sind auch die letzten zwei Punkte weise investiert.
Anbei noch aktuelle Anwendungs-Benchmarks, Screenshots (BIOS, CPU-Z, Windows) und Bilder des Systems.
Wenig überraschend: Trotz Übertaktung auf 4,5 GHz auf allen Kernen (ab Werk: 3,8 GHz) geht dem i5-3570K in Anwendungen die Puste aus.
Edit: Ich habe sogar noch Bilder der Köpfung gefunden und angehängt