AW: Nach Brexit-Abstimmung googlen Briten, was der EU-Austritt für sie bedeutet
Da hier ja, wie bereits mehrfach geschrieben, vernünftig diskutiert wird, muss ich das anhängende Thema mal auf den Tisch bringen.
Findet ihr Volksabstimmungen in Deutschland würden Sinn machen?
Meine Angst ist, dass wir Deutsche so reflektieren können, dass wir Wählen gehen können, nur auf das Thema bezogen und nicht weitere zusammenhänge Wählen.
Bsp:
Brexit: Wieviele haben für Brexit gewählt, um Cameron einen Deckzettel zu verpassen und nicht weil sie aus der EU rauswollen?
TTIP: Wieviele würden dagegen wählen, weil sie gegen EU, gegen USA oder nur gegen Ausländer sind und nicht, weil sie wirklich ein Problem an dem Wirtschaftsabkommen sehen. Andersrum wer wählt dafür, nur weil er USA mag.
EU allg: Wie bei TTIP auch, wer wählt gegen Euro, wer wählt gegen Flüchtlinge und wer wählt wirklich gegen den gemeinsamen europäischen Gedanken oder gegen die EU Institution/Bürokratie.
Härte Strafen: Da kann man eigentlich fast immer wählen lassen und die Mehrheit wird immer härtere Strafen für richtig halten, weil sie davon ausgehen, dass sie selbst nie von betroffen sein werden
usw usf
Ich hätte da einfach Angst, dass zu viel mit emotion und zu wenig auf Fakten gewählt werden würde.
Das Thema ist komplizierter als viele denken.
Ein Bekannter hat darüber eine Doktor-Arbeit (Rechtswissenschaft) geschrieben, und hat während dessen seine Ansichten und Forschungsergebnisse uns versucht zu erklären.
An alles kann ich mich nicht mehr erinnern.....nur an ein paar einfache Beispiele, die dem Thema im gesamten aber nicht gerecht werden würden.
Ich kann zumindest 2 Aspekte mal kurz...und vielleicht ein wenig reißerisch wiedergeben.
1.:
Volkabstimmungen funktionieren nur in Fragen auf deren Antwort nur ein klares JA oder NEIN zur Anwendung kommen können........das klingt jetzt einfach, ist aber elementar wichtig.
Bestes Beispiel wäre z.B.: Stuttgart 21.
Da lässt sich nach damaligen Auswertungen eben eine solche Abstimmung nicht der Regel konform durchführen.
Denn wenn man die Frage "Sind sie für den Neubau des Bahnhofs?" den Betroffenen stellt, kommt in über 50% der Fälle eben leider kein Ja oder Nein zustande, sonder ein "Nein, aber......" oder ein "Ja aber....."
--> damit ist das Ergebnis nicht verwertbar.
2.
Die Wahlbeteiligung ist immer ein Problem, der gemeine unzufrieden Bürger wird in 99% der Fälle immer zur Urne gehen, und in einigen Fällen auch so abstimmen, dass es andere (wen auch immer) schädigt.
Nach dem Motto, wenn es mir durch das Ergebnis einer Abstimmung nicht besser geht, weil es mich nicht betrifft, so soll es wenigstens "den Anderen" schlechter gehen.
--> das ist ziemlich blöd, aber der Mensch (zumindest ein großer Teil) ist nun mal so.
Auf der anderen Seite hast du das zufriedene Bürgertum, dem es an sich gut geht. Die durchschnittliche Wahlbeteiligung bei diesen, liegt bei weit unter 50%.
Zufriedenheit macht bequem.....auch so eine Marotte des Menschen.
Und beides führt am Ende dazu, dass du als Ergebnis nie sagen kannst: "Der Wille des Volkes ist xy"
Eine denkbare, aber nicht vertretbare Lösung wäre eine Art Wahlzwang.......dieser Zwang kann aber wiederum zu Ergebnis-verfälschungen führen......
Wie gesagt, die Punkte werden der Gesamtproblematik nicht gerecht.
Aber um zu zeigen, dass das Thema mehr ist als ein "Frage - Antwort-Spiel", taugt es denke ich ganz gut.
Der Brexit wird mit Sicherheit ebenfalls viele Forscher auf den Plan rufen.
Am "schönsten" fand ich einen jungen "Brexit-Befürworter", dem die Sache jetzt so unglaublich leid tut.
Er war nämlich gar nicht für einen Brexit, er war sich einfach sicher dass 75% der Leute gegen einen Ausstieg stimmen würden. Da ihm aber einige EU-Entscheidungen missfielen, entschied er sich für einen Brexit zu stimmen --> damit das Ergebnis die Politiker zum nachdenken anregt, 60/40 sieht halt gefährlicher aus als 75/25.......so blöd kann es laufen. xD