AW: Kino.to: Programmierer der Streaming-Webseite erhält fast vier Jahre Haft
Hmm, das halte ich aber mal für eine recht eigenartige Aussage (die hoffentlich nur ein ... Scherz sein sollte).
Jein. So als Aussage hat der Satz schon bestand - man sollte aber kein Fünkchen zusätzlich (z.B. kein Schönreden von Drogenhandel oder -konsum) reininterpretieren:
Jemand, der eine Plattform entwickelt, um sich an der illegalen Vervielfältigung fremder Inhalte zu bereichern, trägt imho einfach die volle moralische Verantwortung für dieses tun.
Wenn man den Vergleich zum Handel mit illegalen Rauschmitteln ausbreiten wollte, ergibt sich dagegen eine Verteilung:
- der Cannabis-Bauer tut zwar auch was illegales, bereichert sich per se aber erstmal gar nicht auf Kosten anderer und kann sein Tun je nach Endkundschaft (z.B. medizinischer Einsatz) sogar moralisch positiv bewerten, sollte sich aber darüber im klaren sein, dass das eher die Ausnahme ist -> Schuldig, aber nicht alleinig
- der/die Dealer, der das Gras zum Endverbraucher schafft, ist erstmal nur Händler und (abgesehen von Steuerhinterziehung, es sei denn, er führt Mwst. ab

) erstmal nur der indirekten Unterstützung bei Erzeuger und Endverbraucher schuldig. In der Praxis dürften die meisten Exemplare dieser Gattung noch auf weitere illegale Praktiken zurückgreifen (Gewaltanwendung, Erpressung, mafiöse Strukturen,...), die ihr Treiben insgesamt verwerflich machen - aber hier gings ja um prinzipielle und das ist kein zwingender Bestandteil des Rauschmittelhandels. (dagegen ist es z.B. unmöglich, Blockbuster zu streamen, ohne zuvor eine Kopie von fremden geistigen Eigentum zu machen

)
- der Endkonsument, der das Zeug schließlich missbräuchlicherweise nicht zu medizinischen Zwecken oder zumindest in medizinisch unbedenklichen Dosen verwendet, ist es eigentlich erst, der -aus moralischer Sicht- einen Schaden anrichtet (und damit derjenige, der dafür verantwortlich ist, dass das Treiben der ersten beiden überhaupt kriminalisiert werden muss). Aber primär erstmal an sich selbst, sekundär am Gesundheitssystem und von persönlicher Bereicherung kann gar keine Rede mehr sein. Also auch ein bißchen ambivalent.
Mein Fazit in der Langfassung: Drogenkriminalität ist insgesamt eindeutig schlimmer. In der Praxis erst recht. Aber in der denkbar harmlosesten Variante hat jeder einzelne Beteiligte maximal soviel Dreck am Stecken, wie der hier Verurteilte. Denn der ist alleine und in vollem Umfange für die gesamte Tat verantwortlich.