Ist es ein Nachteil, mit einem Teleobjektiv zu zoomen, um Makro-Bilder zu knipsen?

Herbboy

Kokü-Junkie (m/w)
Ich hab da mal eine prinzipielle Frage zu DSLR-Objektiven: man könnte ja z.B. für das Fotografieren einer Blume oder eines Insektes ein richtiges Makro-Objektiv nehmen und ganz nah rangehen. Doch wo genau ist denn der Unterschied zu der Methode, dass ich zwar z.B. 2m wegstehe, aber so weit reinzoome, dass das Objekt ebenfalls "bildfüllend" fotografiert wird? Gibt es dabei irgendwelche klaren Nachteile?


Nebenbei nur aus reinem Interesse: wie funktioniert eigentlich die Nahstellgrenze, also woher "weiß" das Objektiv eigentlich, dass ich "zu nah" an einem Objekt dranstehe? Denn wenn ich mit meinem Objektiv zu nah an einem Objekt dran bin, verweigert es ja wegen der Nahstellgrenze das Scharfstellen - steh ich weiter weg, zoome aber rein, so dass das Objekt an sich genau so groß im Sucher ist, klappt es. Wie funktioniert das? Hat das was mit der Glaskrümmung usw. zu tun? Vlt. kennt da ja jemand einen Link, der das erklärt. :)
 
Ich antworte hier nur als Hobby-Noob (schändlicherweise sogar ohne DSLR), also korrigiert mich gern bei groben schnitzern!

Ich hab da mal eine prinzipielle Frage zu DSLR-Objektiven: man könnte ja z.B. für das Fotografieren einer Blume oder eines Insektes ein richtiges Makro-Objektiv nehmen und ganz nah rangehen. Doch wo genau ist denn der Unterschied zu der Methode, dass ich zwar z.B. 2m wegstehe, aber so weit reinzoome, dass das Objekt ebenfalls "bildfüllend" fotografiert wird? Gibt es dabei irgendwelche klaren Nachteile?

Hm, lass uns nicht als "Nachteil" davon sprechen, aber Du würdest in jedem Fall ein anderes Foto erhalten. Die wesentlichen Unterschiede fallen unter die Schlagworte "Bildwinkel" und "Schärfentiefe" (Weiß nicht obs hilft: http://www.foto-kurs.com/bilder/bildwinkel-normalobjektiv-teleobjektiv.jpg)
Wenn Du mit beiden Objektiven das gleiche Motiv einigermaßen gleichgroß fotografierst, wirst Du beim Makro "mehr Hintergrund" haben, weil der Bildwinkel größer ist. Zugleich gibts natürlich den bekannten Effekt, dass lediglich das Motiv scharfgestellt ist, der komplette Hintergrund aber ab wenigen Zentimetern dahinter bereits schön verschwimmt.


Nebenbei nur aus reinem Interesse: wie funktioniert eigentlich die Nahstellgrenze, also woher "weiß" das Objektiv eigentlich, dass ich "zu nah" an einem Objekt dranstehe? Denn wenn ich mit meinem Objektiv zu nah an einem Objekt dran bin, verweigert es ja wegen der Nahstellgrenze das Scharfstellen - steh ich weiter weg, zoome aber rein, so dass das Objekt an sich genau so groß im Sucher ist, klappt es. Wie funktioniert das? Hat das was mit der Glaskrümmung usw. zu tun? Vlt. kennt da ja jemand einen Link, der das erklärt. :)
In der Regel verweigert nicht das Objektiv, sondern die Kamerasoftware. Die Kamera schaut sich je nach verwendeter Fokus-Automatik den Bildbereich an, der vom Fotografen offenbar fokussiert werden soll und prüft an genau diesen Stellen die Schärfe. Wie? Über eine Art Kantendetektion und Kontrastprüfung. Was wir als Schärfe wahrnehmen, basiert im wesentlichen darauf, wie stark und radikal der Helligkeitsunterschied an bestimmten Stellen ausfällt. Stell Dir Dein erwähntes Blumenmotiv mal stark am PC vergrößert vor und zwar genau die Stelle, wo sich im Bild das Blütenblatt und der Hintergrund berühren. Passiert dieser Übergang innerhalb einer Breite von (erfundene Werte) 50 Pixel, so sieht das ganze einigermaßen "weich" aus. Wechseln Farbe, Helligkeit etc an dieser stelle innerhalb von nur 5 Pixel, entsteht ein deutlich schärferer Eindruck. (Weichzeichner-Filter machen übrigens genau das Gegenteil - versuchen diese krassen Wechsel aufzulösen).
Die Kamera hat Algorithmen, um diese Unterschiede in Kontrast etc zu bewerten und entsprechend zu reagieren. Wenn ich mich nicht täusche, können mittlerweile zahlreiche DSLR-Kameras genau das auch im Display anzeigen lassen. Könnte "Kantendetektion" oder auch komplett anders heißen und stellt sich dann als "Glitzern" in den schärfsten Bereichen dar.

WARUM Du mit dem Makro näher ran kannst: Brennweite. Näher geht irgendwann nicht. Wenn Du Deinen Finger immer näher an Dein Auge bewegst, wirds irgendwann unscharf, weil das Motiv näher an Deiner Optik ist, als sie noch scharf stellen kann. Wohl gemerkt mit einer bestimmten Größe.
Halte den Finger weiter weg, platziere aber eine ordentliche Lupe dazwischen, dann kriegst Du den Finger genausogroß, Deine Augen müssen aber nur bis zur Lupe fokussieren.


Soweit erstmal von nem Hobby Klugschnacker...
 
Zuerst einmal ob es einen Unterschied gibt, das Motiv mit einem Tele nah heran zu holen oder näher heran zu gehen. Ja den gibt es. Das Blickfeld ist mit einem Tele viel kleiner als bei geringeren Brennweiten und die Tiefenschärfe ist auch geringer. Bei gleicher Motivgröße auf dem Sensor sieht das Bild also mit einem Tele einfach anders aus, als wenn du mit einem nicht zwangsweise Makro-Objektiv näher heran gehst.

Die Kamera/das Objektiv weiß zunächst einmal nicht wie weit dein Motiv entfernt ist, und ob es das noch scharf stellen kann. Die Kamera probiert schlichtweg aus, ob das Objektiv es zulässt, das Motiv scharf zu stellen. Und wenn die Autofokus Algorithmen, wie auch immer sie im Detail funktionieren, merken, dass das Motiv nicht scharfzustellen ist, dann "verweigert" die Kamera dies. Eben weil es physikalisch nicht geht. Und diese physikalische Grenze hat Gründe in den Linsen, und davon habe ich keine Ahnung :ugly: Aus meiner Erfahrung mit meinem damaligen 35mm Makro-Objektiv kann ich jedoch sagen, dass es beim Fokussieren ander Naheinstellgrenze extrem weit ausgefahren ist und unverhältnismäßig lang wurde, während es in die Ferne richtig kurz war.

Ein Makro Objektiv zeichnet übrigens keineswegs dadurch aus, wie nah man an das Motiv herangehen kann. Von den "Fake Makros" einmal abgesehen haben Makros vorallem die Fähigkeit ein Motiv im Maßstab 1:1 auf dem Sensor abzubilden, d.h. dass ein Centimeter des Motivs auch einen Centimeter Fläche auf dem Sensor in Anspruch nimmt. Ob dies nun durch nahes herangehen, oder durch eine Telebrennweite erreicht wird, ist egal. Es gibt Makro Objektive mit einer Brennweite von 180mm, bei welchem man noch einen guten Abstand zum Motiv hat, oder auch solche mit nur 35mm Brennweite, mit denen man dann bis auf einen Centimeter an das Motiv herangehen muss. Jedoch sind zumindest mir keine Zoom-Linsen bekannt, die 1:1 erreichen.
 
Aus eigener Erfahrung: Setting Teich, Libellen, Wasserläufer. Irgendwie war Makro nicht so gut, die blöden Viecher haben nicht lange genug still gehalten. Ich habe dann bei schönstem Sonnenschein Stativ und ein billiges 500mm-Spiegel-Tele 1:8 genommen, die Bilder sind super geworden. Aber wie goomStar schon sagte, eigentlich kein Hintergrund. die Libelle auf dem Grashalm gestochen scharf, zumindest in Teilbereichen - der Effekt ist so extrem, dass Du nicht Kopf und Schwanzende einer Pyrrhosoma nymphula gleichzeitig scharf gestellt bekommst - Hintergrund verschwommen ineinanderlaufende Farben, meitens Gründ und Teich.
 
Danke schon mal.

Also, dass natürlich der Winkel und die Hintergrundschärfe anders ist je nach Brennweite, das ist mir schon klar. Mir geht es eher darum: ich kann doch auch mit ner größeren Brennweite per Zoom zB eine Blüte oder Spinne oder so derart fotografieren, dass ich die Details usw. sehr gut erkennen kann - oder ist hier ein Makro-Objektiv GANZ klar besser geeignet? Mal abgesehen von der Frage, dass ggf. wie bei rabe08 es ggf. schon passieren kann, dass Kopf und Hintern unterschiedlich scharf sind (wie ja auch bei Menschen... :hmm: :lol: )


Und es kann ja sogar gewollt sein / schöner sein, wenn der Hintergrund sehr verschwommen ineinanderfließt.
 
Abbildungsmaßstab als Stichwort, ich nehme gerne Geizhals als ungeprüfte Kurzreferenz.
Mit sämtlichen zooms wird das Ergebnis auf dem Bild nie so groß sein wie mit einem Makro.

Makro impliziert ja einen 1:1 Abbildungsmaßstab aber auch mit dem 18-55 (~1:3) lassen sich durchaus Nahaufnahmen von Blumen oder anderem Gemüse machen, selbst das 50-200 ~(1:4) lässt sich mit so mancher Blüte füllen aber als Detailaufnahme geht das bestimmt nicht mehr durch.

Bei gleichem Abbildungsmaßstab müsste doch das Ergebnis gleich groß sein. Ich mache das ja selten aber Insekten bei 1:3 sind für mich eher nix.
Für kleine Spielereien nehme ich demnächst das umgedrehte 28mm aber ich schweife ab.
Ein Makro Objektiv zeichnet übrigens keineswegs dadurch aus, wie nah man an das Motiv herangehen kann.
Bei gleicher Brennweite ist aber genau das der offensichtlichste Unterschied. Hängt der Abbildungsmaßstab nicht von der Brennweite und der Naheinstellgrenze ab? Könnte man mit dem 18-55 näher ran, wär bestimmt mehr als 1:3 drin.

https://geizhals.de/?cmp=208040&cmp=994267#xf_top Habe gerade keinen besseren Vergleich gefunden.

WARUM Du mit dem Makro näher ran kannst: Brennweite.
Konstruktion, siehe die zwei 70mm Beispiele aus dem link.
 
Abbildungsmaßstab als Stichwort, ich nehme gerne Geizhals als ungeprüfte Kurzreferenz.
Mit sämtlichen zooms wird das Ergebnis auf dem Bild nie so groß sein wie mit einem Makro.
den Satz versteh ich jetzt nicht ^^ Wenn ich zB eine Blüte "bildfüllend" haben will und sie einmal mit nem Makroobjektiv so fotografiere, dass quasi die Blütenränder fast aus dem Bild sind, und beim zweiten Mal mach ich genau das gleiche per Tele, aber zB 10x Zoom, dann ist die doch auf beiden Bildern gleichgroß - wieso sollte das Ergebnis dann nicht so groß sein wie mit einem Makro? ^^

Oder meinst du damit lediglich, dass du mit einem Makro quasi NOCH weiter "reinzoomen" könntest? Darum geht es mir an sich gar nicht, ich will nicht zB das Auge einer Fliege fotografieren oder so, ich frage mich eher, ob man bereits ein spezielles Makro-Objektiv nutzen muss, nur weil die Fliege halt bildschirmfüllend festhalten möchte, oder ob das in so einem Fall ohne nennenswerte Nachteile auf mit nem Tele- oder Standard (18-55mm)-Objektiv geht.

Vlt. gibt es ja irgendwo Vergleichsfotos, wo man das klar erkennen kann, FALLS es doch Nachteile beim Tele gibt?
 
Macro photography: Understanding magnification: Digital Photography Review
Evtl. hilft das ja etwas, ich finde gerade keine passenden Artikel.

Bildqualität? Kann sein, Makros sollen ja ein besonders arm an Verzerrungen und Schaf :D sein. Um aus 1m Entfernung zu fotografieren braucht man aber bestimmt kein 100mm Makro.
Passend eingestellt sollte das Ergebnis in der Tat ähnlich aussehen. Wenn das Objekt im Zoom passt, dann hat das Makro IMO aber auch keinen grundsätzlichen Vorteil.

die Fliege halt bildschirmfüllend festhalten
Bei einer Fliege mit einem 18-55@55mm bleibt nicht besonders viel übrig. Genau hier wird das Makro interessant eben weil das mit normalen Objektiven ab hier nicht weiter geht.
http://extreme.pcgameshardware.de/f...1-lohnen-sich-verlaufsfilter.html#post7656917
Wenn ich mich nicht irre, dann müsste das etwa 1,5:1 entsprechen. Versuch das mal mit einem 18-55 oder schlimmeren.

Was hast du denn für Objektive?
 
Macro photography: Understanding magnification: Digital Photography Review
Evtl. hilft das ja etwas, ich finde gerade keine passenden Artikel.

Bildqualität? Kann sein, Makros sollen ja ein besonders arm an Verzerrungen und Schaf :D sein. Um aus 1m Entfernung zu fotografieren braucht man aber bestimmt kein 100mm Makro.
Passend eingestellt sollte das Ergebnis in der Tat ähnlich aussehen. Wenn das Objekt im Zoom passt, dann hat das Makro IMO aber auch keinen grundsätzlichen Vorteil.


Bei einer Fliege mit einem 18-55@55mm bleibt nicht besonders viel übrig. Genau hier wird das Makro interessant eben weil das mit normalen Objektiven ab hier nicht weiter geht.
http://extreme.pcgameshardware.de/f...1-lohnen-sich-verlaufsfilter.html#post7656917
Wenn ich mich nicht irre, dann müsste das etwa 1,5:1 entsprechen. Versuch das mal mit einem 18-55 oder schlimmeren.

Was hast du denn für Objektive?
Ich hab Canon EF-S 18-55mm und 55-250mm jeweils als IS-Version. Als noch funktionierender Abstand wird 25cm bzw. 85cm angeben.

Mit dem "kleineren" Objektiv klappen Makros natürlich ganz gut, aber wenn ich mal unterwegs bin und nur eines von beiden mitnehmen will, frag ich mich halt, ob das Tele auch noch "okay" genug wäre, falls ich mal was kleines "groß" fotografieren will ;)

z.B. so was hier ist kein großes Problem (hab auf die Schnelle kein besseres Bild gefunden)
Blatt.JPG
 
So groß ist der Unterschied zwischen 1:2.94 vom 18-55 und 1:3.23 ja nicht, bleiben noch Unterschiede durch unterschiedliche Brennweiten.
Das bezieht sich (i.d.R? oft? immer?) auf max. Brennweite und min. Abstand.
 
Zuletzt bearbeitet:
So groß ist der Unterschied zwischen 1:2.94 vom 18-55 und 1:3.23 ja nicht, bleiben noch Unterschiede durch unterschiedliche Brennweiten.
Das bezieht sich (i.d.R? oft? immer?) auf max. Brennweite und min. Abstand.
Das hier kam heute bei nem Test raus, leider bewölkt (Verschlusszeit musste ich daher rel. hoch wählen) und Stativ vergessen, so dass es nicht leicht war, die Cam im "Schärfebereich" lang genug still zu halten. Von 30 Fotos sind 25 derbe verwaschen / unscharf ;) hab das 55-250mm-Objektiv verwendet bei 250mm Brennweite und 30-50cm Abstand.
 

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