Iran: Atomabkommen & Krise

News:
- 25 Millionen wohnen Soleimanis Begräbnis bei (offizielle Angabe des Iran)
- Drei Angriffe auf US-Basen im Irak seit Beschuß durch Iran
- Kataeb Hezbollah (irakische Hisbollah) droht, die USA aus dem Irak zu werfen
- US Truppen weigern sich, in die Balad Basis zurückzukehren, weil das Patriotsystem versagt hat.

Bevor jetzt hier aufgeschrien oder mit absurden Terrorvorwürfen um sich geworfen wird:
Nicht die "US-led Coalition" mit ihren Kurden (die nichts unternahmen), sondern die Milizen auf Seiten der Regierung und die Armee sind maßgeblich für die Niederlage des IS im Irak verantwortlich. Beispiel:
Schlacht um Tikrit – Wikipedia

Praesident Ruhani fordert radikalen Politikwandel in seinem Land - International - Liechtensteiner Volksblatt, die Tageszeitung fuer Liechtenstein
 
Zuletzt bearbeitet:
Das wissen wir nicht, Patriot ist auch nicht gleich Patriot. Weswegen es ja auch vollkommen nutzlos ist über die Erfolgsquote damals im Irak zu sprechen.

Es geht hier nicht um Erfolgsquoten unter diesen oder jenen Bedingungen, sondern um rohe Leistungsdaten. Patriot ist nach wie vor nicht schlecht, schließlich stecken da Jahrzehnte der Weiterentwicklung drin. Trotzdem ist es verlockend, ein klar leistungsfähigeres System für eine gute Handvoll Dollar/Euro/Lira/Drachmen/Whatever weniger zu bekommen.

Und auch wenn Russland den Westen nicht angreifen will ist es doch klar, dass man den Westen spalten will und das geht mit S400 in der Türkei offenbar besser als mit S400 im eigenen Land.

Grundsätzlich finde ich es interessant, wie beispielsweise die Türkei je nach gerade benötigter Argumentation ein veritabler Teil des "Westens" oder diesem komplett wesensfremd ist, aber das müsste man sicherlich separat klären. :D

Fakt ist jedoch erst einmal, dass niemand einen unmittelbaren Trumpf für einen allenfalls mittelbaren Effekt aus der Hand gibt.
Ich will nicht behaupten, dass Putin nicht manchmal abends mit einem breiten Lächeln (oder meinetwegen einem irren Kichern) einschläft, wenn er daran denkt, wie sich NATO-Mitglieder untereinander holzen, aber das ist garantiert nicht die Agenda. Dafür müsste das Ganze ein exklusives Angebot für jene Teile der NATO sein, die man angeblich abspalten will. Russische Militärtechnik (und nicht diese) wird jedoch offen auf dem Weltmarkt angeboten - die Staaten entscheiden selbst, ob das Angebot sie interessiert oder nicht.
Und das ist der Punkt, an dem man tatsächlich vermuten kann, dass über das Objekt hinaus eine Aussage getroffen werden soll. Die Türkei hadert nämlich beträchtlich mit der Diskrepanz zwischen ihrer geostrategischen Lage und ihrem tatsächlichen Einfluss in der NATO. Also flugs mal was Feines preiswert bei den Russen gekauft, dann hat man den direkten Nutzen und jenseits des Atlantik wird's jemandem warm unterm Toupet und es juckt verdächtig im Twitter-Finger.

Die russische Agenda hingegen ist sehr überschaubar: Sie wollen die Produkte einer ihrer wenigen wettbewerbsfähigen (produzierenden) Industriezweige in harte Währung verwandeln, die sie angesichts klammer Kassen bitter nötig haben. Wenn es durch eine Markterweiterung nach Westen (Höhö ...) Knatsch in der NATO gibt, ist das quasi das Sahnehäubchen.

Ich darf übrigens verraten, was ohnehin kein Geheimnis ist: Auch in Bundeswehrkreisen steht man solchen Einkäufen keineswegs unaufgeschlossen gegenüber. Politisch ist das derzeit noch durch die transatlantische Treue blockiert, aber die bröckelt bekanntermaßen und das Argument, man würde aus Russland ja bereits seit Jahren auch strategisch bedeutsame Energieträger importieren, deren Ausbleiben im Konfliktfall mit dem Iwan viel dramatischer wäre, stößt zunehmend auf Gehör.
 
Salve Mahoy,

bei aller Anerkennung deiner Kompetenz, ich kann mir aber kaum vorstellen das es in der Bundeswehr jetzt noch Überlegungen gibt MEADS für die S400 aufzugeben, man ist ja mittlerweile Jahrzehnte mit dabei und hat sich 2015? endgültig dafür entschieden. Ganz abgesehen davon, sollte man in Deutschland seine Waffen selber oder auf europäische Ebene entwickeln und sich weder zukünftig von den USA oder gar den Russen abhängig machen.

Auch schätze ich die Ziele der derzeitigen russischen Regierung agressiver ein als du, auch wenn ich ihnen keinen Angriff auf die Nato unterstelle, sehe ich das Baltikum nach wie vor als ein russisches Hauptziel, genauso letztendlich die Wiederherstellung der UdSSR, deren Auflösung Putin als die größte Katastrophe des 20 Jh. bezeichnete. Die ganzen frozen conflicts, die von den Russen mit aller Härte gehegt und gepflegt werden, die Annektion der Krim, der immer wieder geschürte Krieg in der Ukraine, deren offentsichtlicher Teilnehmer man ist, sprechen da eine eindeutige Sprache!

Und um noch ein Wort über die Türkei zu verlieren, die Nato war noch nie und wurde auch nie dazu angedacht, ein Mittel zu sein, seine Großmachtsträume aus historischem Kontext mit ihr wieder umzusetzen, nur kapiert das der Großwesir aus Ankara nicht so richtig, genauso wie Blondie aus Washington, der Länder aus dem Nahen Osten in die Nato aufnehmen möchte, beides ziemlich krankhafte Vorstellungen in der jetzigen Zeitachse und der Entwicklung des politischen Islam!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich darf übrigens verraten, was ohnehin kein Geheimnis ist: Auch in Bundeswehrkreisen steht man solchen Einkäufen keineswegs unaufgeschlossen gegenüber. Politisch ist das derzeit noch durch die transatlantische Treue blockiert, aber die bröckelt bekanntermaßen und das Argument, man würde aus Russland ja bereits seit Jahren auch strategisch bedeutsame Energieträger importieren, deren Ausbleiben im Konfliktfall mit dem Iwan viel dramatischer wäre, stößt zunehmend auf Gehör.
Mir wäre nicht bekannt, dass diese Gedanken innerhalb meiner Waffengattung kursieren. Man will unabhängiger von den USA werden, aber nicht zugunsten Russlands.


genauso letztendlich die Wiederherstellung der UdSSR, deren Auflösung Putin als die größte Katastrophe des 20 Jh. bezeichnete.
Putin hat eher nicht vor die UdSSR wieder aufzubauen und das Zitat ist auch nicht dahingehend zu verstehen.
 
Dann solltest du mal erklären, warum es nahezu mit jeder ehemaligen UdSSR Republik, die nicht unter dem Einfluss Moskaus stehen möchte, ziemlich heftige Konflikte bis hin zu Kriegen gibt?
 
bei aller Anerkennung deiner Kompetenz, ich kann mir aber kaum vorstellen das es in der Bundeswehr jetzt noch Überlegungen gibt MEADS für die S400 aufzugeben, man ist ja mittlerweile Jahrzehnte mit dabei und hat sich 2015? endgültig dafür entschieden. Ganz abgesehen davon, sollte man in Deutschland seine Waffen selber oder auf europäische Ebene entwickeln und sich weder zukünftig von den USA oder gar den Russen abhängig machen.
Mir wäre nicht bekannt, dass diese Gedanken innerhalb meiner Waffengattung kursieren. Man will unabhängiger von den USA werden, aber nicht zugunsten Russlands.

Ihr beide liegt richtig und zugleich falsch: Es wird nie dazu kommen, dass Deutschland Waffensysteme aus Russland bezieht (Man soll niemals "nie" sagen, aber bleiben wir mal bei der überschaubaren Zukunft ...), aber es wird laut darüber nachgedacht. Und nahezu immer wenn jemand laut über irgend etwas nachdenkt, dann möchte er, dass jemand es hört und sein Handeln an der Möglichkeit (!) ausrichtet.

Auch schätze ich die Ziele der derzeitigen russischen Regierung agressiver ein als du, auch wenn ich ihnen keinen Angriff auf die Nato unterstelle, sehe ich das Baltikum nach wie vor als ein russisches Hauptziel, genauso letztendlich die Wiederherstellung der UdSSR, deren Auflösung Putin als die größte Katastrophe des 20 Jh. bezeichnete.

Wenn ich den Kontext dieser Aussage richtig verstanden habe, ging es darin primär darum, dass dadurch das Gleichgewicht der Kräfte und eine zwar keineswegs perfekte, aber funktionale Weltordnung aufgehoben wurde. Und obwohl der UDSSR niemand nachtrauert (Außer ein paar Nostalgikern, die bis heute glauben, man hätte das verfahrene kommunistische Großexperiment noch in die richtige Spur bringen können ...), war sie doch ein wichtiger Gegenpol für die zweite Großmacht dieses Planeten. Was wir seit Ende des Kalten Krieges mit den USA erleben und selbst der wirtschaftliche Aufschwung Chinas, dem die dortige gesellschaftliche Entwicklung kilometerweit hinterher hinkt, sind eine direkte Folge des Untergangs der UDSSR. Der Fall eines Großreichs hinterlässt immer Lücken, und diese wurden in der Menschheitsgeschichte noch nie friedlich gefüllt.

Die ganzen frozen conflicts, die von den Russen mit aller Härte gehegt und gepflegt werden, die Annektion der Krim, der immer wieder geschürte Krieg in der Ukraine, deren offentsichtlicher Teilnehmer man ist, sprechen da eine eindeutige Sprache!

Du vergisst, dass die meisten ehemaligen Sowjetrepubliken schon immer Unruheherde waren. Etliche nehmen lediglich die alten ethnischen und politischen Scharmützel wieder auf, die unter der Sowjetherrschaft (zwangsweise) ruhten. Und auch wo das nicht der Fall ist, kann man nicht einfach so tun, als wäre mit Aufhebung einer politischen Struktur auch die (nicht unbedingt erst) unter ihr veränderte Demografie verschwunden. Da leben nun einmal seit Generationen Russischstämmige und - man möchte es nicht für möglich halten - diese fühlen sich eher Russland zugehörig. Dass dieser Umstand den politischen Zielen Russlands durchaus entgegen kommt, steht auf einem anderen Blatt.

Und damit sind wir schon beim nächsten Punkt. Im allgemeinen Taumel nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war Russland so unvorsichtig, sich den Verzicht auf eine NATO-Osterweiterung nicht vertraglich zusichern zu lassen. Ob das überhaupt zustande gekommen wäre oder unter einem notorischen Vertragsverweigerer wie Trump heute noch Bestand hätte, wäre auch zu beleuchten, aber die Situation ist dieselbe: Ein Bündnis, dass Russland aus historischen Gründen den Beitritt verweigert, hat kein Problem damit, andere ehemalige Ostblockstaaten zu umwerben. Russland befürchtet - ob zu Unrecht oder zu Recht weiß man leider erst, wenn's soweit ist - dass damit aus revanchistischen Bestrebungen in denselbigen mal eben der Bündnisfall konstruiert werden könnte.
Das ist ein wenig so, also ob man dir den Beitritt zum Hausverein verwehrt, in dem aber entschieden wird, was du auf deinem Balkon anpflanzen und wie lange du dort Musik hören darfst.

Anfang der 90er hat Russland das erste Mal nach ähnlichen Anträgen der Sowjetunion (Die selbstverständlich aus offensichtlichen Gründen abgelehnt wurden ...) um NATO-Beitritt ersucht. Damals wurde eine historische Chance vertan, wenn man mich fragst. Man hätte die neu konstituierte Russische Föderation viel stärker in die Staatengemeinschaft eingliedern können, statt sie quasi in die Außenseiter- und Rüpel-Rolle zu zwingen.
Das Problem war jedoch, das der NATO zu dem Zeitpunkt ein wenig die Existenzberechtigung als Verteidigungsbündnis gegen den Ostblock abhanden gekommen war und sich der internationale Terror großen Maßstabs erst Jahre später als neuer Schwerpunkt auftat. Sprich, Russland wurde gezielt als alter neuer Feind aufgebaut und jetzt, wo die Einheit der NATO wankt, muss man ganz plötzlich einer russischen Aggression begegnen. Zufälle gibt's ...

Du hast sicher recht, wen du sagst, das Russland nicht davor zurückschreckt, Konflikte zu schüren, wenn es seinen Zielen nützt. Damit sind sie aber nicht die Einzigen; die ewiggestrigen sowie hauptamtlichen Säbelrassler findest du großzügig in Ost und West verteilt. Es sind immer noch die Gleichen wie damals oder zumindest deren geistige Nachfolger.
 
Dann solltest du mal erklären, warum es nahezu mit jeder ehemaligen UdSSR Republik, die nicht unter dem Einfluss Moskaus stehen möchte, ziemlich heftige Konflikte bis hin zu Kriegen gibt?
Ich widerspreche dir nicht im Bezug auf das Staatsgebiet, aber die Wiederherstellung der UdSSR würde eine Rückkehr des Kommunismus bedeuten und tut mir leid, das sehe ich absolut nicht.
Ihr beide liegt richtig und zugleich falsch: Es wird nie dazu kommen, dass Deutschland Waffensysteme aus Russland bezieht (Man soll niemals "nie" sagen, aber bleiben wir mal bei der überschaubaren Zukunft ...), aber es wird laut darüber nachgedacht. Und nahezu immer wenn jemand laut über irgend etwas nachdenkt, dann möchte er, dass jemand es hört und sein Handeln an der Möglichkeit (!) ausrichtet.
Nein, darüber denkt niemand laut nach der auch nur irgendwas zu sagen hat und ich meine ich hab seitdem ich hier bin genügend Leute in entsprechenden Positionen gesprochen.
 
Ich widerspreche dir nicht im Bezug auf das Staatsgebiet, aber die Wiederherstellung der UdSSR würde eine Rückkehr des Kommunismus bedeuten und tut mir leid, das sehe ich absolut nicht.
Glaubst du wirklich ich habe mit meinen Ausführungen den Kommunismus gemeint? Dem System Putin ist es Scheissegal, ob er Zar, Präsident oder Politbürovorsitzender ist, ihm geht es einzig allein um die Macht und das Territorium der ehemaligen UdSSR!

Ihr beide liegt richtig und zugleich falsch: Es wird nie dazu kommen, dass Deutschland Waffensysteme aus Russland bezieht (Man soll niemals "nie" sagen, aber bleiben wir mal bei der überschaubaren Zukunft ...), aber es wird laut darüber nachgedacht. Und nahezu immer wenn jemand laut über irgend etwas nachdenkt, dann möchte er, dass jemand es hört und sein Handeln an der Möglichkeit (!) ausrichtet.

Ganz ehrlich, es mag AfD nahe speichellecker Offiziere geben, die sich einen waffentechnischen Anschluß an Russland wünschen, wer auch nur halbwegs alle Sinnen bei sammen hat und wem dieses Land (Deutschland) wichtig ist, wünscht sich eine landeseigene oder europäische Waffentechnischeentwicklung in jegweder Hinsicht, ohne irgendwelche Abhängigkeiten von Russland oder den USA!

Wenn ich den Kontext dieser Aussage richtig verstanden habe, ging es darin primär darum, dass dadurch das Gleichgewicht der Kräfte und eine zwar keineswegs perfekte, aber funktionale Weltordnung aufgehoben wurde. Und obwohl der UDSSR niemand nachtrauert (Außer ein paar Nostalgikern, die bis heute glauben, man hätte das verfahrene kommunistische Großexperiment noch in die richtige Spur bringen können ...), war sie doch ein wichtiger Gegenpol für die zweite Großmacht dieses Planeten. Was wir seit Ende des Kalten Krieges mit den USA erleben und selbst der wirtschaftliche Aufschwung Chinas, dem die dortige gesellschaftliche Entwicklung kilometerweit hinterher hinkt, sind eine direkte Folge des Untergangs der UDSSR. Der Fall eines Großreichs hinterlässt immer Lücken, und diese wurden in der Menschheitsgeschichte noch nie friedlich gefüllt.

Du scheinst wie viele andere, irgendwie die 40-45 Jahre Unterdrückung, Ausbeutung, Mangelwirtschaft und Bevormundung durch Moskau im Warschauer Pakt zu ignorieren oder zu vergessen, inklusive der Toten, die mit russischen Panzern bei der Niederschlagung verschiedener Aufstände generiert wurden. Mir war bis jetzt gar nicht bewußt, das es ähnliches durch die USA im Bereich der Nato gab?!

Du vergisst, dass die meisten ehemaligen Sowjetrepubliken schon immer Unruheherde waren. Etliche nehmen lediglich die alten ethnischen und politischen Scharmützel wieder auf, die unter der Sowjetherrschaft (zwangsweise) ruhten. Und auch wo das nicht der Fall ist, kann man nicht einfach so tun, als wäre mit Aufhebung einer politischen Struktur auch die (nicht unbedingt erst) unter ihr veränderte Demografie verschwunden. Da leben nun einmal seit Generationen Russischstämmige und - man möchte es nicht für möglich halten - diese fühlen sich eher Russland zugehörig. Dass dieser Umstand den politischen Zielen Russlands durchaus entgegen kommt, steht auf einem anderen Blatt.

Also ist die russische Vorherrschaft in diesen Gebieten gottgegeben, auch wenn es durchaus demokratisch legitimierte Regierungen gibt, die das mit der überwältigenden Mehrheit ihrer Bevölkerung nicht wollen? Und natürlich gibt es durchaus Unterschiede zwischen Orthodoxen, Moslems und Christen, das ist aber nichts wirklich neues, selbst im Westen, wobei sich bei den Russen die Zusammengehörigkeit schon immer auf sie selbst und die Serben zu beschränken scheint, dass hat uns schon einmal in eine der größten Katastrophen getrieben!

Und damit sind wir schon beim nächsten Punkt. Im allgemeinen Taumel nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war Russland so unvorsichtig, sich den Verzicht auf eine NATO-Osterweiterung nicht vertraglich zusichern zu lassen. Ob das überhaupt zustande gekommen wäre oder unter einem notorischen Vertragsverweigerer wie Trump heute noch Bestand hätte, wäre auch zu beleuchten, aber die Situation ist dieselbe: Ein Bündnis, dass Russland aus historischen Gründen den Beitritt verweigert, hat kein Problem damit, andere ehemalige Ostblockstaaten zu umwerben. Russland befürchtet - ob zu Unrecht oder zu Recht weiß man leider erst, wenn's soweit ist - dass damit aus revanchistischen Bestrebungen in denselbigen mal eben der Bündnisfall konstruiert werden könnte.
Das ist ein wenig so, also ob man dir den Beitritt zum Hausverein verwehrt, in dem aber entschieden wird, was du auf deinem Balkon anpflanzen und wie lange du dort Musik hören darfst.

Ah jetzt sind wir beim Kreml Propaganda- und Lügenargument Nr.1, das es in Wirklichkeit nach Originalaussagen der Herren Gorbatschow und Schewardnadse nie gegeben hat! Beide haben in Dokumetationen wortwörtlich gesagt, dass es darüber nie Absprachen gab. Vielleicht sollte man mal die Bevölkerungen im Baltikum, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Romänien und Bulgarien befragen, wie sie es finden, das ein wiedervereinigtes Deutschland (das Deutschland als Verantwortlicher des WWII), das nur zum kleineren Teil 40 Jahre russische Unterdrückung erfahren hat, völlig unter den Schutz der Nato schlüpfen darf, während sie, als übrige ehemalige Warschauer Pakt Staaten, die diese Unterdrückung komplett zu spüren bekommen haben, dann mit schönen Worten vertröstet worden wären, weil ihr Sicherheitsbedürfnis plötzlich weniger wert gewesen wäre?! Ehrlich hättest du das irgendeinem Regierungsvertreter dieser Staaten, die von tiefem Mißtrauen gegenüber Russland damals und auch Heute tief durchdrungen sind, klar gemacht? Es war beim Beitritt dieser Staaten zur Nato keinesfalls so, das irgendein Druck vom Westen ausgeübt wurde, im Gegentei die Mehrzahl dieser Staaten, haben aus ihrem Sicherheitsbedürfnis gegenüber Russland, mehr oder weniger darum gebettelt, in die Nato aufgenommen zu werden, ich war live und in Farbe dabei!

Anfang der 90er hat Russland das erste Mal nach ähnlichen Anträgen der Sowjetunion (Die selbstverständlich aus offensichtlichen Gründen abgelehnt wurden ...) um NATO-Beitritt ersucht. Damals wurde eine historische Chance vertan, wenn man mich fragst. Man hätte die neu konstituierte Russische Föderation viel stärker in die Staatengemeinschaft eingliedern können, statt sie quasi in die Außenseiter- und Rüpel-Rolle zu zwingen.
Das Problem war jedoch, das der NATO zu dem Zeitpunkt ein wenig die Existenzberechtigung als Verteidigungsbündnis gegen den Ostblock abhanden gekommen war und sich der internationale Terror großen Maßstabs erst Jahre später als neuer Schwerpunkt auftat. Sprich, Russland wurde gezielt als alter neuer Feind aufgebaut und jetzt, wo die Einheit der NATO wankt, muss man ganz plötzlich einer russischen Aggression begegnen. Zufälle gibt's

Sehe ich anders, Russland ist Mitglied im Sicherheitsrat der Nato und im Rat der EU, wenn auch nicht als Vollmitglied. Vielleicht sollte man sich mal mit unserer eigenen Vergangenheit von 1871 bis Heute auseinandersetzen, und die Gemeisamkeiten erkennen. Nach dem WWI wurden wir genau zu dem Rüpel abgestempelt, den du beschrieben hast, obwohl wir mittlereile nachweislich "nur" eine Mitverantwortung und KEINE Hauptverantwortung am Ausbruch des WWI hatten, das führte dann wie wir alle wissen mit Hilfe gewisser Umstände und dem Schnauzbart zum WWII. Danach ist der Westen dann anders vorgegangen und hat uns integriert, aber nur weil es eine ganze Menge (zu recht) Mea Culpa gab (ich führe das nicht weiter aus, aber wir sind immer noch mit dem Mea Culpa zu recht ein bischen beschäftigt), dieses Mea Culpa gab es aus Russland nie, gegenüber ihren Opfern über 40-45 Jahre, sondern mehr oder minder Forderungen, die so einfach nicht eingelöst werden konnten und können. "Putin" und seine Elite war auch nie an einem Mea Culpa gelegen, sondern an knallharter Macht und Mitsprache und diese ist bei weitem östlich und auch westlich von uns nicht wirklich erwünscht, ohne ein ehrliches Mea Culpa!
 
Don eine Wiederherstellung der UdSSR inkludiert zwangsweise das System denn sonst ist es keine UdSSR.
 
Nein, darüber denkt niemand laut nach der auch nur irgendwas zu sagen hat und ich meine ich hab seitdem ich hier bin genügend Leute in entsprechenden Positionen gesprochen.

Bitte definiere "Leute in entsprechenden Positionen". Gerne auch per PN. :)

Ganz ehrlich, es mag AfD nahe Speichellecker Offiziere geben, die sich einen waffentechnischen Anschluß an Russland wünschen,

Sollte diese - allerdings etwas unfundierte - Analyse zutreffen, wäre die Bundeswehr quasi AfD-nah unterwandert. Und davon wiederum fantasiert Höcke vielleicht, während er unter der Bettdecke "Führerbunker" spielt und seinen kleinen Adolf streichelt, nur hat es nichts mit der Realität zu tun.

Und Waffentechnik ist kein Lichtschwert. Man muss sich zu keiner bestimmten Religion, Philosophie oder Weltanschauung bekennen, um sie zu nutzen. Entscheidend ist, ob sie sich logistisch einbinden lassen und ob eine Betriebsabhängigkeit entsteht - insbesondere Ersatzteile, non-autarke Steuersysteme etc. sind dabei dabei interessante Punkte. Grundsätzlich ist so ein Einkauf auch keine altkatholische Eheschließung, sondern kann auch dazu dienen, temporär funktionale Lücken zu schließen, bis man etwas Besseres und im Idealfall etwas Eigenes hat.

Und wenn es gar nicht um tatsächliche Beschaffungsabsichten, sondern darum geht, gewisse Positionen drastisch zu untermalen, muss man sich noch weniger Gedanken über entstehende Abhängigkeiten machen. Ganz im Gegenteil, schließlich geht es darum, einen Hebel zu finden, um bestehende Abhängigkeiten zu beenden. Es wird nicht geschehen, aber ich träume davon, dass das Trumpeltier Frau Merkel mal wieder brühwarm auftischt, Deutschland müsse mehr für Rüstung ausgeben (Und dabei verschwörerisch in die Kamera blinzelt, damit die Lobbyisten diverser US-Rüstungsunternehmen auch wissen, dass er für die erhaltene Wahlkampfunterstützung was leistet!) und Angie entgegnet: "Kein Problem, Donny, wir kaufen noch dieses Jahr im Wert von 15 Milliarden Dollar Flugabwehrsysteme aus Russland." Allein die Fresse von Donny - priceless. Natürlich werden auch im Traum die Systeme nicht gekauft, weil Deutschland daran die Begründung knüpft, dass Pussy Riot die Amtsgeschäfte im Kreml übernimmt, während Putin im Urlaub eigenhändig Bären erwürgt (oder was er halt so auf seiner Datscha treibt). Darauf geht der Wladi natürlich nicht ein und daher platzt der Deal.

wer auch nur halbwegs alle Sinnen bei sammen hat und wem dieses Land (Deutschland) wichtig ist, wünscht sich eine landeseigene oder europäische Waffentechnischeentwicklung in jegweder Hinsicht, ohne irgendwelche Abhängigkeiten von Russland oder den USA!

Das ist richtig, allerdings gehen Wünsche nur im Märchen auf magische Weise in Erfüllung. Die deutsche und (mit Ausnahmen) auch europäische Realität sieht anders aus: Ablösungen alter Systeme sind erst (begrenzt) einsatzbereit, wenn sich das Bedarfsprofil schon wieder grundlegend geändert hat und auch die Technik schon bald wieder überholt ist.

Vom Export darf man da eigentlich gar nicht erst anfangen. Nehmen wir mal beispielhaft den Eurofighter Typhoon: Außerhalb Europas sind die Abnehmer die üblichen Verdächtigen im Nahen Osten; nebenbei bemerkt alles lupenreine Demokratien und Rechtsstaaten, in denen Kritiker allerhöchstens versehentlich zerstückelt werden.
Aber moralische Bedenken einmal außen vor, schaut keiner der alten oder neuen Big Player (wie Indien und China) den "Wundervogel" auch nur mit dem Hintern an. Aber russische Luftabwehrsysteme sind heiß begehrt. Wie das wohl kommt?

Du scheinst wie viele andere, irgendwie die 40-45 Jahre Unterdrückung, Ausbeutung, Mangelwirtschaft und Bevormundung durch Moskau im Warschauer Pakt zu ignorieren oder zu vergessen, inklusive der Toten, die mit russischen Panzern bei der Niederschlagung verschiedener Aufstände generiert wurden. Mir war bis jetzt gar nicht bewußt, das es ähnliches durch die USA im Bereich der Nato gab?!

Erst einmal möchte ich anregen, dass du wieder ein wenig runterkommst. Dir sollte müsste doch klar sein, mit welcher Zielsetzung ich hier mal eben den Advocatus Diaboli spiele, oder? (Falls meine bemüht schnoddrige Ausdrucksweise nicht Hinweis genug sein sollte ...)

Und nein, die USA haben in den Bündnisstaaten nicht interveniert. Das gab der Nordatlantikpakt zum einen gar nicht her, weshalb sich Mitgliedsstaaten selbst um ihre Menschenrechtsverletzungen kümmern mussten. Was sich beispielsweise das NATO-Gründungsmitglied Belgien im Kongo bis 1960 (elf Jahre nach Gründung der NATO) in wechselnder Schwere geleistet hat, sollte bekannt sein.
Zum anderen haben sich die USA vollauf darauf konzentriert, im Rest der Welt zu intervenieren. In dem Zuge wurden legitim gewählt Regierungen weggeputscht, Länder und ganze Großregionen destabilisiert, Tausende getötet, heimatlos gemacht und in Hunger und Armut getrieben sowie eigenhändig bis heute agierende Terrorgruppen geschaffen, um die sich die NATO-Mitglieder wiederum kümmern müssen - beispielsweise im "Krieg gegen den Terror".
Der bisherig einzige NATO-Bündnisfall musste ausgerufen werden, um darauf zu reagieren, dass ein von den USA als solcher (gegen die UDSSR) ausgebildeter Terrorist sich artgerecht verhalten hat - dummerweise in den USA. Das war die Punchline, einen Witz dazu gibt es nicht. Zumindest keinen, über den man lachen könnte.

Über "Unterdrückung, Ausbeutung, Mangelwirtschaft und Bevormundung" im Einflussbereich der USA könnte man also auch das eine oder andere Wort verlieren und zu dem Schluss kommen, dass es unter Großmächten keine gibt, die sich irgendwie rühmlich hervorgetan hätte.

Also ist die russische Vorherrschaft in diesen Gebieten gottgegeben, auch wenn es durchaus demokratisch legitimierte Regierungen gibt, die das mit der überwältigenden Mehrheit ihrer Bevölkerung nicht wollen?

Siehe oben, was die Bevölkerung mehrheitlich will, hat auch die USA noch nie interessiert, wenn die daraus resultierende politische Ausrichtung ihnen nicht genehm war. Dann wurden Himmel und Hölle, Attentäter, Saboteure, Militaristen, Faschisten und Terroristen in die Spur gesetzt, ausgebildet und ausgerüstet, um das zu "korrigieren" - also exakt dasselbe, was Russland in seiner Interessensphäre treibt.
Angesichts dieser Tatsachen wirkt einseitige moralische Entrüstung wahlweise unbeholfen oder verlogen.

Ah jetzt sind wir beim Kreml Propaganda- und Lügenargument Nr.1, das es in Wirklichkeit nach Originalaussagen der Herren Gorbatschow und Schewardnadse nie gegeben hat!

Dann muss ich mir das hier damals wohl eingebildet haben.
Irgendwie erschreckend, dass der Weltspiegel Kreml-Propaganda betreibt und für seine Lügenargumente auch noch TV-Aufzeichnungen meiner ganz persönlichen Wahnvorstellungen verwendet ... Pfui! :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Mahoy
Und Waffentechnik ist kein Lichtschwert. Man muss sich zu keiner bestimmten Religion, Philosophie oder Weltanschauung bekennen, um sie zu nutzen. Entscheidend ist, ob sie sich logistisch einbinden lassen und ob eine Betriebsabhängigkeit entsteht - insbesondere Ersatzteile, non-autarke Steuersysteme etc. sind dabei dabei interessante Punkte. Grundsätzlich ist so ein Einkauf auch keine altkatholische Eheschließung, sondern kann auch dazu dienen, temporär funktionale Lücken zu schließen, bis man etwas Besseres und im Idealfall etwas Eigenes hat.
Nun Philosophie ist auch eine Frage, wenn man es denn Philosophie nennen will ;)
Untersuche einfach mal den Unterschied der Panzerentwicklung in den verschiedenen Ländern, insbesondere im kalten Krieg.
 
So viel zu Gorbatschows Worten:

Gorbatschow zu Nato-Osterweiterung, Wiedervereinigung
Nato-Osterweiterung: Die Legende vom gebrochenen Versprechen | ZEIT ONLINE

Es gibt auch deutsche Dokumentationen über die Wiedervereinigung, wo sowohl Schewardnadse als auch Gorbatschow übereinstimmend sagen, dass das nie Verhandlungsgegenstand war.
Und Absichtserklärungen sind keine Versprechen oder gebrochene Versprechen!

Das waren auch andere Zeiten,

durch Gorbatschows Perestroika hat der Untergang dieses Riesenreiches erst begonnen,

und Jelzin erst,

dieser Säufer hat ja erst mal dafür gesorgt,

dass da alles den Bach runterging. :D
 
Dann solltest du mal erklären, warum es nahezu mit jeder ehemaligen UdSSR Republik, die nicht unter dem Einfluss Moskaus stehen möchte, ziemlich heftige Konflikte bis hin zu Kriegen gibt?
Rußland und ist eine große und mächtige Nation und man sollte ihre natürliche Machtprojektion nicht mit aller Macht zu verhindern suchen. Ich sehe z.B. gar keine russischen Truppen in Mexiko oder Kanada, oder Versuche, Texas der Russischen Förderation einzuverleiben.
 
Letztendlich wäre das in einem Ernstfall wie gegen den Irak ziemlich wurst.
Alleine gegen die schiere Masse an Tomahawks hätten sie gar nicht die Möglichkeit einer Verteidigung und ich habe mich erst kürzlich rückversichert, dass eine Tomohawk mmer noch und die modernsten Versionen mehr als schwer abzufangen sind.

Eine Boeing kann schneller als eine Tomahawk sein :ugly:
Aber so sehr man auch über die Qualität der Waffen diskutieren kann: Quantitativ kann der Iran mittelfristig nur unterliegen, das ist klar. Aber nicht nur uns, sondern auch dem Iran. Und das macht die Lage so brisant. Niemand beginnt einen Krieg gegen die USA, Fanatiker (Iran: Check), die in einen Krieg mit den USA gezogen werden (Iran: beinahe Check) und keine Hoffnung haben, diesen zu gewinnen (Iran: Doppelcheck) oder bei einer Niederlage mit geringem Schaden davonzukommen (Iran: Check), tendieren zu Reaktionen ohne Rücksicht auf ihr eigenes Überleben oder das dritter. Und auch wenn ich nicht gerade von israelischer Politik begeistert bin und von den Saudis und VAR erst recht nicht: Wenn das iranische Regime in einer "Märtyrer"-Aktion ihr gesamtes verbliebenes Arsenal in möglichst kurzer Zeit mit dem Ziel maximalen Schadens bei US-Freunden verschießt, sobald sie der Angriff nicht mehr abzuwehrenden Dimensionen annimmt, dann wird das üble Schäden nach sich ziehen. Nicht nur physisch, sondern auch politisch, ökonomisch und ~sozial. Denn gegen die resultierenden Feindlichkeiten, das folgende Machtvakuum im Iran und die auf einmal frei verfügbaren Waffen und Waffenspezialisten werden die bisherigen Konfliktsituationen im arabisch-persischen Raum wie ein Kinderspiel erscheinen. Und dieses Kinderspiel war schon genug, um das letzte halbe Jahrhundert Weltpolitik stärker zu prägen als alle anderen Ereignisse mit Ausnahme des Warschauer-Pakt-Kollapses zusammengenommen.


Ich will nicht behaupten, dass Putin nicht manchmal abends mit einem breiten Lächeln (oder meinetwegen einem irren Kichern) einschläft, wenn er daran denkt, wie sich NATO-Mitglieder untereinander holzen, aber das ist garantiert nicht die Agenda. Dafür müsste das Ganze ein exklusives Angebot für jene Teile der NATO sein, die man angeblich abspalten will. Russische Militärtechnik (und nicht diese) wird jedoch offen auf dem Weltmarkt angeboten - die Staaten entscheiden selbst, ob das Angebot sie interessiert oder nicht.

Es geht nicht um abspalten, sondern nur um spalten. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts ist die NATO recht geschlossen aufgetreten und war deswegen DAS geopolitische Schwergewicht. Die UdSSR ist daran eingegangen (womit Putin sogar ein persönliches Motiv hat :)), China kommt bis heute nicht dagegen an (womit sie ein kleineres Problem haben als Putin) und Russland ist ein Witz dagegen. Aber die NATO ist formell nur ein Verteidigungsbündnis, dass sich um alle anderen Aktivitäten seiner Mitgliedsländer formell nicht kümmert (siehe obigen Ausführungen zu diversen Völkerrechtsverbrechen), die gesamte "gemeinsam haben wir Einfluss"-Aktion basiert auf der Freundschaft zwischen den NATO-Staaten. Gelingt es diese nachhaltig zu stören (mit Waffensystemen, mit Pipelines, mit Wahlkampfhilfen, mit ... - alles gleichberechtigte Methoden*), wird aus der Übermacht "NATO-Kumpels" die sowieso chronisch handlungsunfähige EU und die international zunehmend schwächer dastehende USA und dazu noch ein Bisschen Kleinkram, der gar keine Rolle mehr spielt. Daneben ließe es sich als Russland viel schöner auf internationalem Parket tanzen.

*Die S400 für die Türkei haben darüber hinaus aber auch noch einen kleinen militärischen Nutzen: Bislang konnte die NATO recht klar zwischen "US/EU-Technik = gut" und "Russische Technik = Böse" trennen, was Freund-Feind-Erkennung, Gegenmaßnahmen, etc. sicherlich vereinfachte. Jetzt kann ein und dasselebe geortete Waffensystem je nach Lage entweder ein wertvoller, gegen die eigenen Verfolger gerichteter Verbündeter oder aber ein gegen einen selbst gerichteter Angreifer sein. Umgekehrt wird die Integration neuer Digitalsysteme ggf. künftig erschwert, weil Teile der NATO schlicht inkompatible Systeme verwenden. Ich erinnere an den riesigen Aufwand für die Umrüstung der Handvoll deutschen MiG-29 oder an diverse Rüstungsverträge mit Kanada, die deutsche Firmen von vorneherein verloren hatten, weil sie keinen direkten Zugang zu gemeinsamen US-Kanadischen Netzwerken hatten.

Ich darf übrigens verraten, was ohnehin kein Geheimnis ist: Auch in Bundeswehrkreisen steht man solchen Einkäufen keineswegs unaufgeschlossen gegenüber. Politisch ist das derzeit noch durch die transatlantische Treue blockiert, aber die bröckelt bekanntermaßen und das Argument, man würde aus Russland ja bereits seit Jahren auch strategisch bedeutsame Energieträger importieren, deren Ausbleiben im Konfliktfall mit dem Iwan viel dramatischer wäre, stößt zunehmend auf Gehör.

Wie? Keine E-Ladesäulen im Hangar? Ich denke unsere Zukunft ist elektrisch? :)


Du vergisst, dass die meisten ehemaligen Sowjetrepubliken schon immer Unruheherde waren. Etliche nehmen lediglich die alten ethnischen und politischen Scharmützel wieder auf, die unter der Sowjetherrschaft (zwangsweise) ruhten. Und auch wo das nicht der Fall ist, kann man nicht einfach so tun, als wäre mit Aufhebung einer politischen Struktur auch die (nicht unbedingt erst) unter ihr veränderte Demografie verschwunden. Da leben nun einmal seit Generationen Russischstämmige und - man möchte es nicht für möglich halten - diese fühlen sich eher Russland zugehörig. Dass dieser Umstand den politischen Zielen Russlands durchaus entgegen kommt, steht auf einem anderen Blatt.

Naja: Die seit Generationen in den jeweiligen Regionen lebenden Russen stehen tatsächlich auf einem anderen Blatt. Die in der aktuellen und der letzten Generation systematisch angesiedelten russischstämmigen Sowjetbürger dagegen nicht. Das war klar geplante Kolonialpolitik zum Aufbrechen ethnischer Mehrheiten in Teilen des Landes (vergl. Xinjiang), die heute ins Gegenteil der eigentlich geplanten Stabilisierung umschlägt, weil es eben keine Teile des Landes mehr sind und die (knapper gewordenen) Mehrheiten, die jetzt das sagen haben, aufgrund der Sowjeterfahrung nicht unbedingt gut auf russische Vorherrschaft zu sprechen sind.

Und damit sind wir schon beim nächsten Punkt. Im allgemeinen Taumel nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war Russland so unvorsichtig, sich den Verzicht auf eine NATO-Osterweiterung nicht vertraglich zusichern zu lassen. Ob das überhaupt zustande gekommen wäre oder unter einem notorischen Vertragsverweigerer wie Trump heute noch Bestand hätte, wäre auch zu beleuchten,

Bereits ersteres kann man verneinen: Russland war damals in keiner Position, Forderungen zu stellen. Der Warschauer Pakt ist ja eben daran zerbrochen, dass Russland alle anderen Mitglieder mit Gewalt steuern wollte und dieser Zerfall hat sich Anfang der 90er so dramatisch beschleunigt, dass die NATO auf jede Bedingungsstellung Russlands mit "hmm. reden wir nächsten Monat nochmal drüber. Mit deinem Nachfolger" reagiert hätte.

Anfangs war das ja auch gar kein Problem, solange Russland schnurstracks Richtung Globalisierung taumelte. Erst als unter Putin ab der Jahrtausendwende zunehmend der Nationalismus wieder ausgegraben und eher auf ein Großrussland denn auf die tatsächlichen Grenzen bezogen wurde, kamen die Konflikte.
 
Eingebundener Inhalt
An dieser Stelle findest du externe Inhalte von Youtube. Zum Schutz deiner persönlichen Daten werden externe Einbindungen erst angezeigt, wenn du dies durch Klick auf "Alle externen Inhalte laden" bestätigst: Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt.
Für mehr Informationen besuche die Datenschutz-Seite.
 
Zurück