Die beziehen sich auf den Koran also ist es auch der Islam.
Und wenn ich mich jetzt auf den Koran beziehe, bin ich dann auch Islam? Und wenn sich zwei auf den Koran beziehen und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, ist dass dann auch Islam? Obwohl im Islam steht, Muslime sollen sich nicht gegenseitig den Kopf einschlagen?
Der Koran muss übersetzt werden (okay - für einige Araber nicht) und dabei so wie auch im Anschluss interpretiert. Das, was das iranische Regime dabei in den Koran und vor allem auch in Quellen außerhalb des Korans hinein interpretiert, ist das Problem - nicht das, was überliefert wurde.
Die von dir zitierte Sure z.B. hat in so gut wie gar keiner Übersetzung Bezug zu einer Kopfbekleidung (die eine, die ich finden konnte, bietet "Schleier" als Alternative zu "Mantel" für etwas an, was im arabischen wohl jede Form von "Bedeckung" meinen kann, inklusive Tischtücher auf Tischen. Aber ein Schleier ist durchscheinend und somit gar nicht für eine Verhüllung geeignet), sondern es geht immer um die Bedeckung des Körpers. Und selbst dazu liefert 33:59 kein Gebot, dass ein Staat mit Gewalt durchsetzen soll, sondern im Gegenteil: Es ist ein Hinweis Allahs, den Mohammend nur an die Frauen weitergeben soll. "Wenn ihr euren Körper bedeckt, dann werdet ihr respektiert und nicht belästigt." Was sie mit diesem Hinweis machen, bleibt den Frauen überlassen - wenn sie belästigt werden wollen, können sie ihren Mantel (ohne was drunter) auch offen stehen lassen / keine Überbekleidung tragen / ihren Rock hochziehen (je nach Übersetzung). Wer nackt durch die Gegend läuft, muss dann halt nur mit entsprechenden Reaktionen rechnen, was aber ausdrücklich kein religiöses Problem auf darstellt. ("Allah ist vergebend und gnädig". Komisch, dass in der Sure mal nichts von "allsehend" steht
)
https://quran.com/33?startingVerse=59
https://legacy.quran.com/33/59
Soweit die von dir zitierte Sure und was man da genausogut reininterpretieren kann, wenn man mit der gegenteiligen Zielsetzung von dir rangeht. Das ganze aber nur als Beispiel, mit dem Kopftuchgebot im Iran und dessen Folgen hat sie nichts zu tun. Das dortige Regime bezieht sich afaik genauso, wie die anderen "muslimischen" Autoritäten weltweit auf 24:31 und vor allem auf Hadithen. Erste fordert zumindest mal ausdrücklich dazu auf, "Reize" zu bedecken (außer vor u.a. Stiefvätern, Enkeln und kastrierten Sklaven). Was das ist und womit, bleibt schon wieder den vielfältigen Interpretationen überlassen, aber wegen der eindeutigen Erwähnung sexueller Erregbarkeit der Zuschauer gehen die meisten Übersetzer von "Brüste" aus.
https://quran.com/24?startingVerse=31
https://legacy.quran.com/24/31
Deswegen fangen Frauenunterdrücker an, in den Hadithen zu wühlen, wobei ich da auch noch nie ein klares Zitat gesehen habe, dass von Kopftuch und Bedeckungspflicht spricht. Es gibt eine Geschichte, in der eine Kopfträgerin als tugendhafte Muslima auftritt, aber sie deswegen oder wegen ihres handelns tugendhaft ist, steht nicht da. An anderer Stelle sollen wohl die Haare von einer Mohammeds Frauen als Reiz bezeichnet werden, ggf. sogar mit der Aufforderung, sie zu bedecken, aber ob das einen Bezug zu 24:31 darstellt und ob diese eine Frau echt geile Haare hatte, oder ob das für alle gilt: Interpretationssache. Irgendwo in der Sunna wird wohl auch noch ein früher Imam zitiert, der tugendhaften Männern nur den Blick auf weibliche Gesichter, Hände und Füße zubilligt, aber das ist dann halt nur irgendein Zeitgenosse Mohammeds, der sich nicht einmal auf Aussagen selbigen bezieht und schon gar nicht ist es der Prophet selbst. Und nicht einmal dessen Worte sind im engeren Sinne des Islams heilig und zwingend zu befolgen (auch wenn das viele Muslime machen und deswegen die Hadithen für so wichtig halten). Ausschließlich was im Koran steht, zählt als Gottes Wort und ist Islam. Alles andere ist fehleranfällige Interpretation von Menschen und die sollte kein Moslem irgendwem aufzwingen.
Was aber eben Leute, die anderen Menschen irgendwas aufzwingen wollen, nicht davon abhält, mit dem Koran zu wedeln. Genau so, wie in Europa jahrhundertelang die Bibel geschwenkt wurde.
@Mods: Sorry für den doch wieder recht religiösen Exkurs. Aber es ist ziemlich schwer, über Politik im nahen und mittleren Osten zu diskutieren, solange einige die Grenzen zwischen Politik, Tradition und Islam nicht kennen. Es wird nämlich verdammt viel letzterem zugeschrieben, was eigentlich erstere resultierend aus zweiterem ist.