AW: Intel‘s Chef Krzanich zieht wegen einer intern. Affäre zu einer Kollegin seinen Hut
Was die Untersuchungen (rechtlich) ergeben haben ist vielleicht auch eher zweitranging, viel fataler war die (Signal)Wirkung nach außen (Aktionäre) und innen (Mitarbeiter -> Vorbildfunktion).
Naja, es gibt offenbar keine Ermittlungen, also ist an den Vorwürfen nichts dran. Ich sehe da nicht, dass es eine nachhaltige Wirkung hat. Als Aktionär schaue ich in erster Linie nicht danach was der CEO einer Firma privat macht - zumal wenn es offenbar legal war - sondern danach wie die Geschäftszahlen und die Zukunftsaussichten sind.
Weil ich es nicht besser ausdrücken könnte, zitiere ich Volker von CB:
Intel-CEO: AMDs Marktanteil bei Servern unter 15–20 Prozent stoppen - ComputerBase
Das Eingeständnis vom Intel-CEO wirkt von außen zwar so, dass man den Mitbewerber entsprechend ernst nimmt, intern könnte es jedoch deutlich anders wahrgenommen werden, wie ein ehemaliger Intel-Mitarbeiter in Bezug auf den Mitbegründer und langjährigen Intel-CEO Andy Grove aufführt. Demnach werde AMD nun erst recht neue Kunden gewinnen, wenn der Marktführer indirekt sagt, dass sie konkurrenzfähig sind. Intels Aktie gab im Handel entsprechend nach, AMD gewann.
Hat die Aktie dauerhaft nachgegeben? Wenn nicht, dann ist das ja nur ein Sturm im Wasserglas. Intel wird es ggf nicht unrecht sein, wenn es einen ernstzunehmenden Marktbegleiter gibt, der auch einen gewissen Marktanteil hat. Dauerhafte Monopolisten laufen Gefahr in die Mühlen der Justitz zu geraten und ggf sogar zerschlagen zu werden. Da ist AMD das geringere Übel, solange es nicht überhand nimmt. Danach sieht es aktuell nicht aus - zumindest nicht kurz- und mittelfristig.
Grundlegende Fehlentscheidungen können sich mit (jahrelanger) Verzögerung zeigen. Auswirkungen von Next Gen Meltdown/Spectre, der extrem verzögerten 10nm Fertigung, prognostizierten Marktanteilsverlusten bei Servern usw. spiegeln sich logischerwiese nicht in aktuellen Zahlen wieder.
Nun, da sehe ich keine Fehlausrichtungen.
Spectre betrifft alle anderen Hersteller auch mehr oder weniger stark und muss von allen gelöst werden. Das hier die Problembehebung /-minderung mittels BIOS nicht optimal gelaufen ist und man da eine geschicktere Außendarstellung hätte haben können - geschenkt. Das hat aber auch nichts mit der strategischen Ausrichtung zu tun.
10nm ist halt ne Entwicklungsgeschichte bei der man offenbar zu viel wollte. Strategisch richtig ist diese Entscheidung dennoch. Die Umsetzung hat halt nicht so geklappt wie geplant - kein Strategiethema.
Die prognostizierten Marktanteilsverluste sind auch kein Strategiefehler, sondern schlicht normal wenn man einen konkurrenzfähigen Wettbewerber hat. Das die Aussage kurzfristige Aktienverluste verursacht hat juckt ehrlich gesagt niemanden. Die großen Anleger sitzen sowas aus - und wissen natürlich auch ohne eine - möglicherweise ungeschickte - Aussage zum Wettbewerb, dass es so ist.
Die strategische Ausrichtung weg vom ausgelutschten Desktopmarkt hin zu Datacentern, die erheblich margenträchtiger sind hat sich vielmehr bestätigt. Das auf dem Weg nicht alles rund läuft ist ja normal. Grundsätzlich passt das aber schon.
Die Äffare kommt gelegen, Intel kann sich mögliche Abfindungen sparen und verliert nicht das Gesicht.
Dazu müsste man wissen, ob der Aufsichtsrat (ich weiß nicht wie und in welcher Form es sowas in USA auch gibt) oder die Aktionäre ernsthaft unzufrieden mit ihm war. Die Aktie befindet sich jedenfalls auf einem guten Weg - so schlimm können die "Fehler" also nicht gewesen sein.