Die Sache mit VIA ist recht hmm komplex
Erstmal hat VIA durch S3 Graphics Zugriff auf die Patente von Exponential, die S3 seinerzeit gekauft hat (warum auch immer). Und Exponential scheint sowas wie der Ass im Ärmel zu sein, da Exponential ein Cross-License-Abkommen mit Intel hatte, was anscheinend für Intel sehr wichtig war (Exponential hat PowerPC-Clones verkauft und angeblich an einem x86-Prozessor gearbeitet). Es ist gut möglich, dass bei Intel-Prozessoren irgendwas zum Einsatz kommt, was Exponential patentiert hat. Das ist aber auch recht spekulativ. Der Kauf der Exponential-Patente durch S3 waren damals jedenfalls recht spektakulär.
Desweiteren ist VIA ja im Besitz von Cyrix, die eine Menge Patente haben und alle Rechtsstreitigkeiten gegen Intel gewonnen haben (was nicht wenige waren), Cyrix hat aber auch getrickst wo es nur ging und war letzlich wirklich nur zum Befehlssatz kompatibel.
Außerdem gibt es ja da auch Centaur, gegen die Intel nie aktiv geworden ist. Woran das genau liegt, ob an der eher außergewöhnlichen Architektur oder weil da über IDT (die frühere Mutterfirma von Centaur bzw. deren Gründer) irgendwelche Rechte gekauft wurden, ist unbekannt.
Jedenfalls ist Intel bis dato nicht gegen Centaur vorgegangen und gegen Cyrix hat man sich nur blutige Nasen geholt. Ich denke im Fall der Fälle könnte AMD sich über VIA auch entsprechende Patente besorgen.
AMDs Lage ist ja insofern etwas außer der Art, als das man ja erst durch ein Kooperationsabkommen - um genau zu sein, hat Intel bei AMD Prozessoren fertigen lassen (wie bei vielen anderen Firmen, u.a. Siemens, auch), da IBM sicher gehen wollte, dass genügend Prozessoren verfügbar sind - überhaupt zu Prozessoren gekommen ist. Die x8er bis zum 80486/5x86 waren ja nur reine Kopien der Intel-Prozessoren mit bestenfalls Detailveränderungen/verbesserungen. Man hat da also überhaupt nicht selber entwickelt, sondern nur kopiert, eben auf der Grundlage dieses Fertigungsabkommens. Da gab es ja auch endlose Rechtsstreitigkeiten, weil Intel AMD das Recht abgesprochen hat, dies zu tun und AMD im Gegenzug Intel des Vertragsbruches bezichtigt hat (Unterlagen für 386er nicht übergeben), die eltzlich dann erst mit diesem Patentaustauschabkommen und der Verpflichtung von AMD in Zukunft keine Sockel-Clones ab dem Sockel7 mehr herzustellen. Ganz sauber war das also anscheinend damals schon nicht, weil sonst würde eine Firma ja nicht freiwillig sowas eingehen...
Anyway, die Prozessorentwicklung hat bei AMD ja erst mit dem K5 wirklich begonnen. Der K5 war auch wirklich gut, nämlich ein hochoptimierter RISC-Prozessor, dessen RISC86-Kern nur die x86-Befehle umgesetzt hat (und da spielt dann 29000-Familie auch wieder eine Rolle!). Inwieweit da natürlich Patente bzw. Wissen über Intel-Prozessoren eingeflossen ist, wissen wir auch nicht. Der K6 war ja dann kein AMD-Design, sondern ja "nur" der eingekaufte NexGen Nx686. Gegen NexGen wurde Intel übrigens auch nie aktiv, obwohl NexGen der erste richtig ernstzunehmende Konkurrent für die 5. Generation war. Interessanterweise wurde NexGen von wem mit gegründet? Richtig, von IBM! Und da schließt sich wieder der Kreis zu IBM...
Ich würde sagen, es ist mehr als verworren, wer da welche Rechte hat und wer nicht.