Heute Bewerbungsgespräch gehabt....

Bei uns ist die Aufgabe meist ne Kurzpräsentation zu einem aktuellen Thema (in dem Bereich Digitalisierung der Verwaltung zu 99%). Gefolgt von ein Gespräch wo herausgefunden werden soll ob die Vision des Bewerbers zur Vision der Kommune passt.

In dem Bereich erwarten die wahrscheinlich Dinge zu demographischen Wandel, die Werte der Generation Y und Z, Anpassung der Verwaltung an andere Anforderungen zukünftiger Arbeitnehmer, Anforderungen sonstiger Stakeholder (Bürger, Unternehmen) - jetzt kommt wahrscheinlich auch ein Exkurs zu Corona und Homeoffice und die EDV dazu gut.
 
heute habe ich doch tatsächlich eine neue Nachricht erhalten. Ich bin in der nächsten Runde und soll mich jetzt vor dem Stadtrat (!) vorstellen....? Wieso Stadtrat? Weiss jemand wie das abläuft?
Das ist ganz normal. Das ist alles abhängig davon, wer Mitglied der Endausscheidungsrunde ist.

Eine Herausforderung wäre es ja, aber ich bin auch nicht bereit den Sündenbock für 20 Jahre misslungene IT-Politik zu spielen. Denn genau darum geht es auf diesem Posten: Die Stadt und ihre anhängenden Behörden aus der IT-Infrastruktur-Misere herausholen.
War bei uns ähnlich. Man hat mich und die Kollegen zwar nicht als Sündebock hingestellt, aber der Mist der Vergangenheit musste bereinigt werden. Sowas kostet enorm viel Zeit. Kommt natürlich auch darauf an wo es genau hakt. Bei uns hat´s überall gehakt. Angefangen bei der Netzwerkinfrastruktur, Netzlaufwerksfreigaben, Standortvernetzung, Patchmanagement, Nachlizensierung von Software, Backup-Konzept, Gruppenrichtlinien, Dokumentenmanagement, Druckerverwaltung, Zustand der AD und des DNS, Firewall, Antivirensoftware, Device-Controll etc etc etc. Also wirklich das volle Programm. Das war ein Haufen Arbeit, aber nach vier Jahren kommen wir endlich auf die Zielgerade.

An dieser Stelle gleich noch eine Warnung: Die Mühlen im ÖD mahlen sehr langsam. Der Wille zur Weiterentwicklung und Verbesserung ist oftmals nicht vorhanden. Dort herrscht teilweise eine Mentalität ála "Das haben wir schon immer so gemacht, warum sollten wir da was ändern?" Ist natürlich auch stark von der Gemeinde/Stadt/Amt abhängig. Aber meine Erfahrung ist leider so. Ich komm selbst aus der freien Wirtschaft und bin da einfach anderes gewöhnt.
 
also irgendwie habe ich das Bauchgefühl, meine Bewerbung zurückziehen zu wollen.
Das eigene Bauchgefühl ist durchaus wichtig bei solchen Entscheidungen. Es liegt verdammt oft richtig, finde ich. Ist zumindest bei mir so gewesen. :D

Allerdings werde ich nie wieder so eine Chance wiederbekommen und würde es höchstwahrscheinlich bereuen. Ist echt schwierig Leute, vor allem was man so über den ÖD hört. Auf der anderen Seite habe ich derzeit einen tollen Posten als IT-Leiter, der mich völlig auslastet, mir Spaß macht, der mir aber zeitlich und nervlich alles abverlangt. Was sagt Euer "Bauchgefühl" zu der Sache?
Mhm, wirklich schwierig. Auf der einen Seite ist es natürlich eine Chance, aber auf der anderen Seite hinterlässt das erste Bewerbungsgespräch doch einen faden Eindruck. Zumindest bei mir. Wie gesagt, normal laufen solchen Gespräche nicht wie von dir beschrieben ab. Du kannst dir ja alternativ mal die zweite Vorstellungsrunde antun, und dann schauen was dein Bauchgefühl dazu sagt. Oder geht das nicht?
Das einen der Job auslastet und so ziemlich alles von einem abverlangt, kommt mir arg bekannt vor. Bin selbst als Quereinsteiger in die IT gerutscht. ;) Aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich will nie wieder was anderes machen.
 
In Fachbereichsleiterposition passen sich die Arbeitszeiten und der Druck der Privatwirtschaft an, die Bezahlung nicht. Abgesehen davon hast Du eine viel unklarere Entscheidungsebene und ganz sicher wirst Du fast nie wieder technisch arbeiten. Gremiensitzungen vorbereiten und Besuchen, Verwaltungsvorstandsrunde vorbereiten und besuchen, Meetings mit der IT vom Kreis und Land, Budgetverteilung, Datenschutzbeauftragte, politische Anfragen, Personalratssorgen und Mitarbeiterführung wird auch sehr viel spannender wenn eine Kündigung nicht wirklich als Druckmittel im Raum steht. Auf der anderen Seite ist das ein Job der krisensicher ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da du dir unsicher bist: Nimm an dem Bewerbungsgespräch teil!
Folgende Szenarien sind ja denkbar:

a) Du kriegst den Job nicht - damit ist alles geklärt. Aber vor allem wirst du dir nie Vorwürfe machen, was wäre wenn...
b) Sie wollen dich: Erst dann musst du dich doch wirklich entscheiden...

Versuch macht klug ;)
 
Ich könnte schon in die zweite Runde gehen, möchte aber auch niemandes Zeit stehlen, vor allem auch meine :huh:

Geh hin. Das bisschen deiner Zeit ist gut angelegt da es dir eine mögliche Option schaffen kann. Du musst sie ja nicht annehmen, hast aber wenn du die Entscheidung treffen musst eine viel umfassendere Datengrundlage für die Entscheidung (nämlich einen ausformulierten Arbeitsvertrag).

Über die Zeit der anderen solltest du dir keine Gedanken machen (das ist deren Arbeitszeit und nicht dein Problem) und wenn du jetzt nicht hingehst könntest du (je nachdem wie dein Charakter ist) damit später hadern vielleicht eine Chance verpasst zu haben. Sich ein eventuelles Angebot ansehen und es ggf. ablehnen ist besser, als es zu ignorieren und sich später zu fragen wies wohl gewesen wäre. ;)
 
Dresscode? Anzug und Krawatte oder reicht Business Casual im ÖD?

Kennste den OB? Dem kann man sich etwas anpassen - wenn der immer höchst gestriegelt rumrennt sollte man im Anzug kommen, wenn er in Jeans aufm Volksfest steht kann man die Krawatte auch mal weglassen.

Normalerweise sollte man aber eher förmlich auftreten. Persönlich halte ich ne Krawatte nicht für zwingend aber wie schon gesagt wurde ist "zu förmlich" weniger schlimm als "zu locker".
 
Sagen wir mal so - einen pasenden Anzug zu haben (muss ja kein ultrateurer Armani sein) ist auch unabhängig von diesem Bewerbungsgespräch nichtz verkehrt. ;-)
Ich hab auch eigentlich nur einen der passt da ich selten rein muss. Aber wenns dann doch mal ein Essen mit CEO am Tisch ist (ist tatsächlich zwei Mal passiert die letzten ~10 Jahre) oder ich mal auf ne Hochzeit muss wärs ohne schon blöd. ;)
 
Ich mags nicht wenn 30 ahnungslose über meinen Job entscheiden.

Dann darfste nicht in die Politik oder öffentliche Ämter gehen. :ugly:

Das einzige was mir vorteilhaft an diesem Posten erscheint, ist die Anerkennung in der Öffentlichkeit, die Arbeitsplatzsicherheit und etwa 500€ netto mehr Geld. Aber alles andere ist schlechter: ich würde jede Menge Freiheiten opfern, wie z.B. hochflexible Arbeitszeiten, kurze und schnelle Entscheidungen.

Du hast deine Vorteile und Nachteile bereits aufgelistet. Die Entscheidung daraus können wir dir nicht abnehmen.

Tipp: Nimm diese genannten Punkte (WICHTIG: Ergänze die Liste falls noch unvollständig!)
+ Anerkennung
+ Sicherheit
+ 500€ netto mehr
- weniger Flexibilität
- schnelle Entscheidungen

und bewerte jeden Punkt (unabhängig voneinander) in seiner Wichtigkeit für dich mit 1, 3 oder 6 Punkten (eher unwichtig, wichtig, sehr wichtig). Positive Eigenschaften mit positiven Zahlen, negative Eigenschaften mit negativen Zahlen. Zähle die Ergebnisse zusammen und schau aufs Ergebnis. Ist die Zahl positiv --> Entscheidung dafür, ist sie negativ Entscheidung dagegen.


Beispiel:
+ Anerkennung --> +1
+ Sicherheit --> +6
+ 500€ netto mehr --> +3
- weniger Flexibilität --> -6
- schnelle Entscheidungen --> -1

=1+6+3-6-1= +3 --> Entscheidung dafür.
 
Anerkennung kauft Dir nichts und wenn es dumm läuft machen sie Dich zum Buhmann
500 Euro mehr sind geil, aber imho wiegen keinen Job auf, der einen nervt.
Sicherheit ist ein klares Plus.

weniger Flexibilität
lange Entscheidungswege und komplizierte Entscheidungswege wirst Du haben, und es wird in der Realität schlimmer sein als Du Dir es vorstellst.

Ich würde auf den Bauch hören.
 
Ich verstehe das irgendwie nicht.
Du steckst so viel Energie in einen Job, welchen du vor fast zwei Monaten schon gar nicht haben wolltest.

Das einzige was mir vorteilhaft an diesem Posten erscheint, ist die Anerkennung in der Öffentlichkeit, die Arbeitsplatzsicherheit und etwa 500€ netto mehr Geld. Aber alles andere ist schlechter: ich würde jede Menge Freiheiten opfern, wie z.B. hochflexible Arbeitszeiten, kurze und schnelle Entscheidungen.

Die Frage ist doch: Ist es dir das wert?
Flexibilität, Professionalität, Kollegialität und der Spaß an der Arbeit halte ich für weit wichtiger, als "Anerkennung in der Öffentlichkeit".
Und 500€ mehr, kann man auch in einem anderen Job erreichen, welcher dir mehr zusagt.
 
Ich denke es kommt halt auch stark auf die persönliche Situation an. Wenn man noch in den 20ern ist und keine Familie hat sieht man die Vorteile von so einem Beamtenjob eher nicht. Aber je älter und sesshafter man wird, desto mehr sehnt man sich eigentlich nach so etwas.
 
Sei froh, dass dir die Politiker die Entscheidungen dann abnehmen, wenn du jetzt schon so eine Entscheidungsschwäche hast :D

Für mich klingt das so, als sind die einfach relativ verzweifelt und zu faul jemand Anderes zu finden, der passt. Typisch Beamte halt :D
Jetzt würde es sich anbieten deine Verhandlungsposition auszunutzen und noch ne höhere Gehaltsstufe rauszuschlagen.
Ist ja kein Risiko für dich, wenn du eh nicht auf die Stelle angewiesen bist.
 
Du musst ja nicht deine Seele verkaufen und ewig dort versauern.
Macht sich sicherlich tortzdem gut für den Lebenslauf, sollte es mal wo anders hingehen.
Außerdem bist du nach 5 Jahren Beamte auf Lebenszeit und bekommst ne saftige Pension, wo viele aus der Privatwirtschaft von träumen können. Diese Benefits darf man auch nicht vergessen.
Achso ok, öffentlicher Dienst...
 
Willst kurze Entscheidungswege und weist selber nicht was du willst.

Meine Güte du bist 47 und keine 14. Stell dich doch bitte nicht so an
 
Komme gerade vom 2. Bewerbungsgespräch. Leute helft mir mal. So etwas habe ich ja noch nie gehabt.

Ich habe jetzt eindeutig und offen meine Bedenken angemeldet und , dass ich, wenn ich zu viel auf politischer Ebene kämpfen muss um Entscheidungen voranzubringen zu können, ich den Posten nicht will. Ich bin gerne frei und habe gerne kurze Entscheidungswege. Dagegen muss ich hier alles mit dem Gemeinderat abstimmen und vorher groß auf Papier und Schirm präsentieren. Ja, damit muss ich rechnen, haben sie gesagt, aber trotzdem lassen sie nicht locker. Ich soll unbedingt ja sagen und mich beim Gemeinderat zur Wahl vorstellen. Auch das möchte ich nicht haben ich gesagt. Ich mags nicht wenn 30 ahnungslose über meinen Job entscheiden. Aber trotzdem wird mein NEIN nicht akzeptiert. Also sow as hatte ich ja noch nie.
Was soll ich tun?
Das einzige was mir vorteilhaft an diesem Posten erscheint, ist die Anerkennung in der Öffentlichkeit, die Arbeitsplatzsicherheit und etwa 500€ netto mehr Geld. Aber alles andere ist schlechter: ich würde jede Menge Freiheiten opfern, wie z.B. hochflexible Arbeitszeiten, kurze und schnelle Entscheidungen. Die Entscheidung wäre so einfach, wenn ich je auf so einem Amtsleiter Posten mal gesessen wäre
Ok, unter den Gesichtspunkten hätte ich auch nein gesagt. Kann deine Entscheidung durchaus nachvollziehen. In den Gemeinderat kann sich jeder wählen lassen. Deren IT-Kompetenz ist daher sehr fragwürdig. Merkt man an unserem Gemeinderat ganz deutlich, als es um den Ausbau des Internets im Gemeindegebiet ging. :crazy: Da war alles dabei von "Das haben wir früher auch nicht gebraucht" bis zu "Glasfaser ist unbedingt notwendig". Dein Fachwissen und deine Kompetenz können noch so hoch sein, aber das letzte Wort hat der Gemeinderat. So lese ich das zumindest aus deinem Post heraus. Da kommt man sich eher wie ein Vertreter vor, der den Mitgliedern das ganze irgendwie schmackhaft verkaufen muss. Und das ist genau das Gegenteil von kurzen und schnellen Entscheidungen. Hat in meinen Augen nicht mehr viel mit IT zu tun. Je nachdem kann das alles in einen Kampf gegen Windmühlen ausarten. Wenn man selber keine Entscheidungen mehr treffen kann, sondern alles auf Papier und in Präsentationen begründen muss, dann blockiert und bremst das ungemein. Gerade wenn aufgrund der "Kompetenz" des Gemeiderats eines deiner Projekte abgeleht wird. Dann war all die Zeit, Arbeit, Herzblut etc. die du da reingesteckt hast für den Allerwertersten. Und das nur weil der Gemeinderat die IT-Kompetenz eines Besens im Regen hat.

Sei froh, dass dir die Politiker die Entscheidungen dann abnehmen, wenn du jetzt schon so eine Entscheidungsschwäche hast :D
Das schlimmste was einem passieren kann, ist wenn Politiker in IT und Cybersecurityfragen die Entscheidungen treffen. Hat ja beim Glasfaser- und 4G/5G Ausbau schon so gut geklappt! :ugly:
 
Passt doch.
Du hast Erfahrungen gesammelt und weißt nun, dass sie dich wohl wirklich genommen hätten.

Besser als immer zu denken, hätte ichs geschafft? Warum hab ich mich nichtmal beworben? usw.
 
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