GTX 570 - riskanter Umbau und der Lohn der Mühe

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Hornissentreiber

Guest
GTX 570 - riskanter Umbau und der Lohn der Mühe

Hallo Gemeinde,

kürzlich habe ich mir eine Gainward GTX 570 zugelegt. Es handelt sich um die Version mit zwei Lüftern OHNE Werksübertaktung (von der Doppellüfterkarte gibt es offenbar DREI verschiedene Varianten). Ursprünglich wollte ich eine im Referenzdesign haben, um einen Shaman draufzubauen, aber der Händler verkaufte dieses Modell gerade günstig, die Bohrungsabstände passten auch und ich dachte mir, vielleicht ist die ja weniger laut als das Referenzmodell. Ich weiß, dass ich günstiger gefahren wäre, wenn ich gleich ein leises Eigendsign gekauft hätte, aber den Shaman hatte ich von einer anderen Modifikation über und so wollte ich ihn einem sinnvollen Zweck zuführen. Ich hätte dem Nicht-Referendesign allerdings mehr Aufmerksamkeit schenken sollen, denn u. a. das führte dazu, dass ich ein paar Risiken mehr eingegangen bin, als ich ursprünglich gedacht hatte.

Bevor mich wieder einige belehren: Ja, ich weiß, dass ich dadurch die Garantie verliere. Das ist ein Risiko, das ich in Kauf nehme.

Vorweg: ich rate ausdrücklich nicht dazu, nachzumachen, was ich jetzt beschreibe!

Als ich die Garte das erste Mal mit Fallout 3 inklusive Supersampling und diverser Mods) testete, blieb von meiner Erwartung, die Karte sei relativ leise, nichts mehr übrig. Die Lüfter röhrten wie in den unseligen Geforce FX-Zeiten. Zu dem Zeitpunkt die Temperatur nicht überprüft, weil mir das im Grunde auch egal war. Derartig laute Lüfter gehen bei mir gar nicht, also habe ich die Karte kurzentschlossen von Ihrem Kühler befreit (eine Menge Schrauben aber einfach) und wollte ihr den Shaman spendieren.

Zu meinem Entsetzen kollidierte aber einer der Kondensatoren auf dem Board mit einer Heatpipe des Shaman. Nun war guter Rat teuer. Ich hatte meine Umtauschmöglichkeit vergeigt (zum Lösen der Schrauben musste ich ein Klebesiegel beschädigen) und konnte den Shaman ums Verrecken nicht montieren. Nach längerer Überlegung überwog für mich der Nervfaktor "laute Lüfter" das Risiko die Karte zu beschädigen und so entschloss ich mich zu einer Maßnahme, an die ich zuvor nie auch nur im Traum gedacht hätte: ich lötete den störenden Kondensator auf die Rückseite der Karte, was mich ganz schön in Angstschweiß versetzt hat.

Nun konnte ich den Shaman draufbauen (zuvor kamen natürlich Speicher- und VRM-Kühler drauf) und zu meiner Freude funktionierte die Karte auch problemlos - bis auf eine Sache: sie wurde brutal heiß. Trotz maximaler Drehzahl des TY 140 erreichte die Karte nach kurzer Zeit in Fallout 3 99° C! (Nein, der Kühler war nicht schief oder sonstwie falsch montiert!) Offenbar habe ich in letzter Zeit bei Grafikkarten in Sachen Temperatur die Arschkarte gezogen, denn vor nicht allzulanger Zeit habe ich ähnliches mit einer GTX 460 erlebt, siehe hier: http://extreme.pcgameshardware.de/grafikkarten/127056-sparkle-gtx-460-viel-zu-heiss.html

Nachdem ich schon auf der Karte herumgelötet hatte, war mich alles egal: der Heatspreader musste runter. Sowas wollte ich eigentlich nie wieder machen, obwohl es bei der GTX 460 auch gut ging. Aber damals löste sich das Problem mit der Enfernung des Heatspreaders und so fackelte ich nicht lange. Ich bekam das Teil nach einigem vorsichtigem Herumprobieren mit einer Wasserpumpenzange herunter. Ich fasste den Heatspreader ganz weit unten an den Zangenspitzen und bog und drehte mit viel Gefühl in alle Richtungen, bis er mit einem Schnappen absprang. Dabei hielt ich die Karte in der freien Hand und achtete darauf, sie nicht durchzubiegen.

Was darunter zum Vorschein kam war praktisch identisch mit dem, was ich bei meiner Sparkle GTX 460 erlebt hatte: die Wärmeleitpaste war völlig trocken und hatte die Konsistenz trockenen Knetgummis. Das dürfte wohl der Grund für den fehlenden Wärmeübergang gewesen sein. Ach ja: bei meinen Versuchen zuvor blieb der Shaman viel zu kühl, was eindeutig darauf hinweist, dass der Heatspreaer die Wärme nicht richtig durchlässt - sofern der Kühler richtig sitzt, versteht sich. Auch das ist eine Parallele zu meiner Erfahrung mit der GTX 460.

Um den Shaman jetzt zu montieren, musste ich die Stehbolzen, die in an der Karte fixieren, anders einsetzen. Die Rändelscheiben, die am Ende Stehbolzen sitzen, setzen nämlich ohne Heatspreader auf dem PCB der Karte auf. Darum habe ich sie von oben (von der Seite der Kühllamellen her) durch die Gewindelöcher der Halterung des Shaman gesteckt und sie nicht von unten eingeschraubt. Auf diese Weise sitzen die Rändelscheiben jetzt auf der Rückseite der Halterung und kollidieren nicht mehr mit dem PCB.

Nun ist alles wieder zusammen gebaut und ich habe gerade einen ersten Test laufen lassen: die GPU wurde nach 10 Minuten Furmark gerade mal 57°C warm, eine Reduzierung um mehr als 40°! Wohlgemerkt: im Furmark, nicht in Fallout 3.

Ich berichte von dieser Aktion eher zur Information und weniger, um zur Nachahmung aufzurufen. Bedenkt bitte, dass ich seit gut 15 Jahren Computerbastler bin, und angesichts vieler früherer, z. T. sehr riskanter Umbauten, in diesem Fall trotzdem bei der Löterei schweißgebadet war. Auch das Entfernen des Heatspreaders hatte etwas Alptraumhaftes. Ich habe diese Aktion wie gesagt auch durchgezogen, weil ich den überzähligen Shaman endlich verwenden wollte und neige etwas zur Dickköpfigkeit. :schief:

In Zukunft warte ich lieber, bis WIRKLICH leise Kühldesigns erscheinen. Wie ich verschiedentlich lesen konnte, soll ja selbst die GTX 570 Phantom u. U. relativ laut sein. Vielleicht liegen die unterschiedlichen Erfahrungen, von denen man bei diesem Modell liest, an dem jeweiligen Zustand der WLP unter dem Heatspreader?

Wie auch immer: bis hierhin ging´s gut, sagte der Mann, der vom Hochhaus stürzte, als er am zweiten Stock vorbei kam. Ich freue mich jetzt daran, dass das Risiko sich gelohnt hat und ich endlich eine kühle und leise GTX 570 besitze. Toi, toi, toi, dass das auch so bleibt.

Munter bleiben!
 
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JOOOH!!! Da haste dich echt was getraut!!! Respect wenn die GraKa lange durchhält!!!


MFG
 
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Du bist ja wahnsinnig.^^ An deiner Stelle hätte ich erstmal die Temperaturen des Standard-Kühler mit der anderer, baugleicher Karten verglichen. Dann hätte ich entweder die Karte umgetauscht oder einen anderen Lüfter montiert.
 
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Jetzt im Nachhinein hätte ich gerne Fotos gemacht, leider dachte ich nicht daran, als ich in der wilden Frickelei gesteckt habe. So, wie die Karte jetzt ist, sieht sie halt wie jede andere GTX 570 mit Shaman-Kühler aus. Bis auf den Kondensator auf der Rückseite natürlich. Falls jemand möchte, kann ich die Karte ja nochmal ausbauen und die Rückseite fotografieren. Ich dachte nur, das kann man sich vorstellen.
 
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Saubere Arbeit :daumen:
Und die Rückseite, bzw. die ganze Karte würde ich trotzdem gerne sehen ;)
 
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Wow, Wahnsinn. :D Du bist echt durchgeknallt. :ugly: Respekt für soviel Mut. :)

Ich hab was ähnliches mit meiner GTX 260 durch. Die war mir auch zu laut. Irgendwie hab ich aber keine Möglichkeit gefunden neue Lüfter auf dem nackten Kühlkörper zu befestigen. Also hab ich einfach das Lüftergehäuse "zerbastelt". Die Garantie hats dabei natürlich auch ins Jenseits befördert, doch es hat sich absolut gelohnt.

Aber einen Kondendensator wie selbstverständlich umzulöten und den Heatspreader mit einer Wasserrohrzange!!! abzureißen...?! :ugly: Naja, Verzweiflung wa... :haha:
 
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Aber einen Kondendensator wie selbstverständlich umzulöten und den Heatspreader mit einer Wasserrohrzange!!! abzureißen...?! :ugly: Naja, Verzweiflung wa... :haha:
Für meine Begriffe war das Umlöten des Kondensators die riskantere Modifikation. Aber selbstverständlich war das für mich wohl kaum ;-). Das mit der Wasserrohrzange (Oder heißt das Teil Wasserpumpenzange? Ich meine die kleinere Variante.) klingt extremer als es ist - finde ich. Die Alternative hätte gelautet, mit einem scharfen Messer unter den Rand des Heatspreaders zu gehen und DAS ist wirklich gefährlich! Direkt hinter dem Kleberand innerhalb des Heatspreaders liegen viele winzige Bauteile (keine Ahnung, was das ist), kleiner als ein Stecknadelkopf. Da man nicht sehen kann, wie weit man unter den Deckel geschnitten hat, besteht allerhöchste Gefahr, diese Teile zu beschädigen. Die Wasserrohrzange war demgegenüber die weniger riskante Alternative, zumal ich aufgehört hätte, wenn ich zu viel Kräft hätte aufwenden müssen.
 
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Heftig, und Respekt!:daumen::daumen::daumen:

Die Sache mit dem Heatspreader geht mir auch durch den Kopf.
Hast du einfach nur den Heatspreader hin und her bewegt?

Wenn ja, würde ich es erst an einer alten 8800 GTS 640 MB üben!

Das durchschneiden des Silikons, oder was das Zeug ist, wäre mir auch zu gefährlich, bei der GraKa.
Meine CPUs habe ich allerdings alle "geköpft".
Ist bei Intel ein wenig nervig, da die Kollegen den DIE an den Spreader löten, wenn man vorsichtig und sorgfältig arbeitet, kann da eigentlich nicht viel schief gehen.
 
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Die Sache mit dem Heatspreader geht mir auch durch den Kopf. Hast du einfach nur den Heatspreader hin und her bewegt?
Das ist nicht ganz einfach zu schildern. Ich habe den Heatspreader nicht bewegt, weil der Kleber nicht elastisch, sondern recht spröde ist. Ich habe den Heatspreader mit der Zange sehr fest gepackt und habe dann vorsichtig versucht, eine Hebelwirkung in mehrere Richtungen (links/rechts/diagonal) anzubringen. Beim dritten oder vierten neu Ansetzen (man rutscht leicht ab) Gab der Deckel sehr plötzlich mit einem Knacken nach. Ich habe dabei darauf geachtet, keinesfalls über das Die zu rutschen, sonst die Gefahr bestanden hätte, die winzigen Bauteile abzuscheren.
 
Respekt soviel mut hätte ich auch gern, derweil mein Geldbeutel für solche Aktionen einfach zu klein wär.
 
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Wer nicht wagt, der nicht zerinnt.

Geiler stunt; Glückwunsch zur coolen Karte! :cool:
 
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Oha oha, wenn das mal nicht heftig ist. Echt genial. !RESPEKT!
Müsste doch jetzt mit abastand die kühlste luftgekühlte gtx570 sein oder?
Ist es normal dass die karte so derbe gebogen ist?
 
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Hast Deinem Nick alle Ehre gemacht!

Ich bau ja auch gelegentlich GraKa-Kühler um, und weiche dabei "etwas" von den gängigen Anleitungen ab, wo es mir sinnvoller erscheint. Aber diese Aktion ... nee so was hätte ich mir nicht zugetraut.
 
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Brontal! ich persönlich hätte das ding vermutlich einfach weiterverkauft und mir was neues zugeleht. Is ja gut gegangen. Hoffen wir ma, dass die karte lang durchhält...
 
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