TG Conductonaut untergeschoben - 3770K im Passivmodus
Vorgeschichte
Als Ivy Bridge Besitzer konnte man sich dem leidigen Thema Temperaturentwicklung unter OC schlechterdings entziehen, ich war früher recht zufrieden, bis 4.7 Ghz konnte ich mit maximaler Lüftereinstellung (mit stinknormalem Kühler alter Generation) übertakten, jedoch unter hohen "Kosten" an Spannung und resultierender Temperatur, ständig an der Grenze der Stabilität. Mit 4.5 Ghz hingegen lief die CPU auf Anhieb, 4.4 Ghz waren sparsamer, mit 3.9 Ghz auf allen Kernen war der sweet spot gegeben.
Wegen des lauten Lüfters am Kühler (eine Sonderform) bin ich zum Passivbetrieb (mit Gehäuselüftern) und niedrigeren Taktraten übergegangen, genug Leistung für meine Anwendungen. Köpfen war interessant, mein Ziel beim Kauf des Thermal Grizzly Conductonaut waren weniger höhere OC Taktraten (das geht auf Anhieb, alles darüberhinaus aber nur mit Aufwand) als
höhere Takte unter Passivbetrieb (hat sich bestätigt).
Klinge > Schraubstock > Klinge
Meine Vorbereitungen liefen über Entstauben des Gehäuses inkl. aller Komponenten und Werkzeug für beide Methoden, Klinge und Schraubstock. Irritiert von berichteter Dauer des Aufschneides neigte ich zum Schraubstock, das hat schlecht geklappt, deshalb doch zurück zur Klinge, das ging relativ schnell, ca. 10 Minuten. Nachdem das Eis gebrochen war, d.h. eine Ecke endlich nachgab war der Rest lediglich vorsichtiges Weiterschneiden. Ob man Schäden angerichtet hat, sieht man leider erst nach Entfernen des schwarzen Silikonklebers.
Meine Hilfswerkzeuge waren ein Bastelmesser mit einseitigem Schliff, eine verstärkte Rasierklinge aus einem (Werkstatt) Schabmesser und ein abgelutschterHolzstiel eines Magnum Eis am Stiel.
Temperaturmessungen vorher > nachher
Mein Ansatz war der Passivbetrieb mit dem Fokus auf die Linearität Spannungserhöhung auf Last-Temperaturen. Verwendete Tools sind Intel XTU mit Anzeige der einzelnen Kerntemperaturen (und Differenzen der Cores untereinander) und prime95 mit Standard (erste Zeile) Torture Test. In Summe habe ich 22 einzelne Stufen dokumentiert, davon zeige ich einen Teil hier in Screenshots. Die Angaben sind "Anmessungen", wir liegt nichts an stundenlangen Labormessungen, mir reichen Eindrücke und Tendenzen, die Laufzeiten waren kurz um Zieltemperaturen vergleichbar zu machen, da schleichen sich entsprechend Messfehler verschiedener Art hinein. Doch der direkte Vergleich bei identischer Zimmertemperatur, offenem Gehäuse und Abkühlphasen reicht mir persönlich.
Schema meiner Taktraten mit CPU Spannung:
(passiv, mit Gehäuselüfter ab 90 Grad CPU Temperatur, wie Vorgabe im Gigabyte ET6 Tool)
- 35/1.000V -
vorher ff. - Max.Temp. 85
- 35/1.100V - Max.Temp. 102
- 35/1.200V- Max.Temp. 105(+x) Throttle!
[- 35/1.200V- aktiver Lüfter vor Umbau, als Kühlmethode vor Köpfen) Max.Temp. 70, Leistung des Lüfters demnach 35 K auf diesem Taktniveau]
- 35/1.000V -
nachher ff.- Max.Temp. 72 (-13)
- 35/1.100V - Max.Temp. 84 (-18)
- 35/1.200V - Max.Temp. 96 (-(9+x))
(ab hier mit aktivem Lüfter)
- 45/1.225V - XTU Benchmark 931
- 47/1.300V - XTU Benchmark 965/971
- 48/1.355V - XTU Benchmark 983
(wieder passiv)
- 40/1.010V - XTU Benchmark 820
Fazit
- das Thermal Grizzly "Conductonaut" war für meine Zwecke vollständig, ordentlich verpackt
- Köpfen war doch leichter als befürchtet
- Zeitaufwand ~4 Stunden mit Vorbereitungen, Messungen vorher und nachher
- Ergebnis o.k., zwar nicht umwerfend, aber doch lohnend
- OC Schnelltests gingen "temperaturbefreit" vonstatten, keine Sorge mehr hohe Grenzwerte, für OC eine tolle Sache
- für meinen Passivbetrieb kann ich nun locker 500-700 Mhz mehr Takt resp. 0.1-0.2V zugeben, ohne an die Throttle Grenze zu stossen
Ermuntert durch Diskussionsfaden wie diesen - Danke an der8auer
- bin ich das Köpfen zwar mit Vorbereitung aber am Ende doch spontan und etwas naiv angegangen. Es hat geklappt, die Kelvinabsenkungen lagen zwischen -9 bis -18 Kelvin
im Passivtest. Mir liegen keine (parallelen) Messwerte für den CPU-Kühler mit aktivem Lüfter vor, meine Zielsetzung war den "Spannungsdruck" als Summe von spannungsinduzierter CPU Temperatur als eine Größenordnung festzustellen. Deshalb ohne Lüfter am Kühler, aber mit kontrollierten Gehäuselüftern, die konstant liefen. Die CPU Cores unterschieden sich (bei mir) in ihrer Temperaturentwicklung zwischen 5 bis 10 Kelvin, je nach Takt und Spannung mal weniger und mal mehr. Alle Messungen mit EIST aktiv und Hyperthreading off.
Nächstes Mal:
- die Spritze weniger stark drücken, das "Conductonaut" Flüssigmetall schoss förmlich heraus, ich hatte auf die aufschraubbare Kegelspitze verzichtet um Material zu sparen.
- Kühlerbefestigung am Mainboard vor dem Festschrauben kontrollieren, musste wg. einer abgängigen Mutter im Halterahmen die gesamte Konstruktion ab- und neu festschrauben, mit altem "Conductonaut" auf Kühler und IHS (Fehlerquelle! )
- richtigen Silikonkleber für den IHS nehmen, meine Billiglösung mit 2-Komponenten-Kleber ist fragwürdig und nicht empfehlenswert, nach kurzer Aushärtung und erstem Probelauf war der typische Geruch der Abtrocken-Gase da (stinkt ), dafür spricht ein Temperaturbereich bis 200 Grad.
Verarbeitung des Conductonaut war ungewohnt für mich, mir reichte bisher gewöhnliche Paste. Bei dieser "Lebendigkeit" des Materials werde ich unweigerlich an T-1000 aus den Terminator Filmen erinnert, die Masse ballt sich aneinander und schlüpfte mir fast als Ganzes vom PCB, man benötigt Grundlagen im Jonglieren. Erstaunt war ich über die Gewichtsrelationen 6 zu 22 Gramm von PCB mit Chip versus IHS, dass der IHS so schwer ist hätte ich nie gedacht, der Rand zum Abkleben ist breiter als ich von Fotos vermutet hatte.