In der Europäischen Union wurde die Einführung einer höheren Beimischung von Kraftstoffethanol zu mineralischen Kraftstoffen verpflichtend bis 2020 beschlossen.[3] Die Umsetzung in Deutschland erfolgt durch entsprechende Regelungen im Bundes-Immisionsschutzgesetz.[4] Die Mineralölwirtschaft erhöhte deswegen den Anteil an Ethanol von fünf auf bis zu zehn Prozent[5] und ersetzte großflächig die bisherige Benzinsorte "Super" (bisherige Beimischung bis zu 5 %, E5) durch "Super E10". Dadurch soll das Erreichen der gesetzlichen Vorgaben zu Mindestbeimischungen und damit die Steuerentlastung nach § 50 EnergieStG[6] sichergestellt werden.
Ziel der Beimischung von Biokraftstoffen ist es, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und das Klima zu schonen. Da das vom Bio-Ethanol stammende CO2 bei der Gewinnung aus der Atmosphäre genommen wurde, gilt das von der Ethanol-Komponente emittierte Kohlendioxid als klimaneutral und die verbrauchte Menge an fossilem Brennstoff sinkt. Wenn jedoch für die Erzeugung des Ethanols eigens Wälder gerodet werden und bei Erzeugung und Transport fossile Brennstoffe eingesetzt werden, verringert sich die positive Wirkung der Ethanolbeimischung auf die Klimabilanz und könnte sich sogar in einen Nachteil verkehren. Viele Umweltverbände sehen daher die Einführung kritisch oder raten gar von dem Kraftstoff ab, bis strenge Regeln für dessen Erzeugung festgelegt wurden.[7]
Eine Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs ist mit E10 nicht zu erreichen, da der Energiegehalt von Ethanol unter dem von teilweise höhermolekularen Alkan-Gemischen liegt. Aufgrund der geringeren Energiedichte von Ethanol steigt der Kraftstoffverbrauch gegenüber ethanolfreiem Kraftstoff um etwa drei Prozent.[8] Auto Bild berichtete am 17. Februar 2011, dass es bei einem VW Golf einen durchschnittlichen Mehrverbrauch von 0,6 l/100 km gebe, was bei der Testfahrt einen Anstieg von 4,89 Prozent bedeute.[9] Bei einer Preisdifferenz E5 zu E10 von 5 Cent und einem E10-Preis von 1,43 €/l ist E10 allerdings nur um 3,4 Prozent günstiger als E5. Es ist daher möglich, dass es sich aus finanzieller Sicht kaum lohnt, E10 zu tanken. Entgegen den Aussagen der Auto Bild äußerte am 21. Februar 2011 Prof. Dr. Bernhard Geringer von der TU Wien, dass der maximale Mehrverbrauch 1,9 % betrage.[10] Der ADAC geht von ca. 1,5 % Mehrverbrauch aus.[11]
Das ARD-Magazin „Fakt“ berichtete am 6. Dezember 2010, Wissenschaftler hätten als Folge der veränderten Beimischung giftige Verbindungen wie Blausäure und Vorläufer von Ozon in den Abgasen gefunden. Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher der Grünen, fordert daher weitere Untersuchungen, um Schaden für Mensch und Umwelt zu vermeiden.[12]
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland spricht bei E 10 von „Mogelpackung“ und „Verbrauchertäuschung“. Die Verdoppelung der benötigten landwirtschaftlichen Flächen für den Anbau von Weizen, Zuckerrüben und Mais für die Herstellung von Bioethanol, kann im Vergleich zu herkömmlichem Kraftstoff sogar höhere Kohlendioxid-Emissionen verursachen. Das Ziel der Bundesregierung, so der BUND, den Flächenverbrauch entscheidend zu senken, werde konterkariert. Bereits heute würden rund 35 Millionen Hektar Ackerland in Entwicklungs- und Schwellenländern für die Länder der Europäischen Union genutzt. Dies würde sich erhöhen, um die Nachfrage nach Bioethanol zu decken. Durch das Anwachsen von Monokulturen befürchtet der BUND den Einsatz von mehr Düngemitteln und Pestiziden und damit zunehmende Schadstoffbelastungen.[13]
Etwa 90 % aller benzinbetriebenen PKW in Deutschland sollen laut Umweltbundesamt E10 vertragen. Neufahrzeuge sind in der Regel E10-tauglich. Die E10-Verträglichkeit von Fahrzeugen kann beim jeweiligen Fahrzeughersteller erfragt oder online recherchiert werden (siehe Weblinks). Bei den restlichen Fahrzeugen kann der enthaltene Alkohol, insbesondere bei hohem Druck und hohen Temperaturen, eine unaufhaltsame Korrosion bei Bauteilen aus Aluminium auslösen, die etwa im Motor oder bei Benzinpumpen Verwendung finden. Darüber hinaus kann der Alkohol bestimmte Kunststoffe angreifen, welche etwa in Schläuchen und Dichtungen enthalten sind. Das kann zu Motorschäden oder undichten Stellen führen, wobei Kraftstoff auf heiße Bauteile gelangen und sich entzünden kann.