Oh ja, das waren noch Zeiten. Muss aber gestehen, das ich den Slot-A übersprungen habe.
Was ich mich gefragt habe, warum hat AMD "zeitgleich" mit Intel auf diese Slot-Variante gewechselt?
Das sieht wieder so ein bisschen nach Absprache oder abkupfern aus.
Es war nicht gleichzeitig und auch nicht Absprache:
Als der Athlon erschien, war der Slot 1 im Billig-Segment schon seit einem Dreiviertel Jahr vom Sockel 370 abgelöst worden. Die Pentium III wanderten vier Monate nach Athlon-Release wieder zurück in den Sockel. Da hat AMD ziemlich klar einen bei Intel schon seit Jahren genutzten Ansatz übernommen, als sie vor genau dem gleichen Problem standen – wie billig externen L2 mit dem CPU-Kern verbinden? Während im Falle der meisten anderen "Neuerungen" beide bei einem dritten (IBM, Alpha, Motorola, Sun,...) abgucken ist in diesem Fall sogar offensichtlich, dass AMD direkt von Intel abgekupfert hat – der Slot A ist sogar mechanisch ein um 180° gedrehter Slot 1, man nicht einmal eigene Steckkontakte entwickelt. (Elektronisch sind sie dagegen sehr unterschiedlich: Intel hat den FSB vom Sockel 8 übernommen, AMD den von Alpha eingekauft. Passend zu den in großen Teilen da abgeworbenen Athlon-Entwicklern.)
PCGH Plus: Warum brauchen CPUs unterschiedlicher Hersteller verschiedene Mainboards? Wir blicken zurück auf die lebhafte Entwicklung der späten 90er.
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(Artikel ist übrigens auch auf der Cover-DVD nächsten Monat drauf, ich habe endlich mal Zeit für Teil 5 gefunden.^^)
Sensoren gab es schon, nur nicht in der CPU. Ich meine das selbst die K6 und Intels PII/3 das wussten.
Die Sensoren waren unterm Sockel bzw. im Sockel. Auf Basis dieser "Messung" ließ sich dann auch ein Lüfter Lastmäßig steuern.
Das mit dem Heizkraftwerk / Kochplatte, ist glaub erst richtig zu Intel Pentium 4 bekannt geworden.
Das bei AMDs K7 die Leistungsaufnahme so "hoch" sein sollte, ist an mir vorbei gegangen. Ich mein CPU-Temps von 50-60 Grad beim Athlon Sockel A waren normal.
Man muss es Relativ sehen. Der 386 brauchte keinen Kühler, nicht mal passiv. 486 teilweise passiv/aktiv. 586 definitiv schon aktiv Kühler. Nun, schau dir an wo wir heute sind. 120mm Bigtower Aktiv Doppellüfter Kühlung.
Beim Pentium 4 kam das auch erst viel später in der 2004er-Generation ("Prescott"), die deutlich über 100 W ging. Die ersten Pentium 4 (Williamette) waren zwar lahm und relativ zur Leistung gute Heizkraftwerke, absolut aber auf Augenhöhe mit dem Athlon 1400C. Was sie dem Athlon aber eindeutig voraushatten, war eben der erste interne Temperaturfühler (inklusive Sicherheitsschaltung). Sockel A und vorangehende Sockel waren dagegen darauf angewiesen, dass der Mainboard-Hersteller einen Fühler im Sockel verbaut, der versucht die Temperatur auf der Oberseite des Package zu erraten – einige haben das ganz gelassen, bei anderen hat sich die Temperaturanzeige des Schätzeisens von BIOS-Update zu BIOS-Update um 10-15 K verändert und selbst die besten konnten keine exakten Temperaturen oder rasche Temperaturänderungen erfassen, weil der Sensor einfach zu weit von der Wärmequelle weg war. Bei extremen Lastwechseln oder plötzlich versagender Kühlung (z.B. weil die vom Sockel 7 übernommenen Haltenasen kein 72-W-TDP-Kühler verkraften) kann ein Sockel-A-Prozessor durchbrennen, bevor am Sensor eine bedenkliche Temperatur erreich wird.
Das ist aber alles nichts gegen Slot-CPUs. Die haben nämlich erst gar keinen Sockel, in dem man einen Sensor platzieren könnte. Stattdessen messen sie entweder die Temperatur der aufs Mainboard gelangenden CPU-Kühler-Abluft oder aber ein vom Board hochstehender Foliensensor soll bei der Montage irgendwie zwischen CPU-Platine und Kühler bugsiert werden, sodass er im Best-Case die Kühlebodentemperatur misst. Aber man kann nicht einmal einsehen, ob er an dieser gewünschte Stelle gelandet ist. Trotzdem hast du recht, dass Nicht-Übertakter das damals noch nicht als Temperatur- oder Verbrauchsproblem wahrgenommen haben. Denen waren die PCs nur zu laut und das hat man durch immer größere Kühler gelöst bekommen. (Die dann irgendwann teilweise sogar verschraubt wurden. Aber auch hier hat erst der Pentium 4 verpflichtende Löcher in den Platinen mitgebracht, bei den späten Sockel A waren sie mal da und mal nicht.)
Ironischerweise dürfte gerade diese Verbraucher-Nichtreaktion zur Fehlleitung des Pentium 4 beigetragen haben: Intel hatte bei Athlon vs. Pentium III die deutlich effizienteren CPUs und niemanden hats interessiert. Also haben sie zwar Teile des Pentium IIIM in den mobile-only Pentium M einfließen lassen, aber im Desktop galt "Power, Power, Power, solange ihr es gekühlt bekommt". Das Ergebnis waren Netburst und Kühlerhalterungen, später BTX. Mit 120 mm statt der kurz zuvor noch üblichen 60 mm blieben die Pentium 4 kühl und sie waren auch flott (ab der zweiten Generation in zunehmend mehr, schließlich allen Bereichen schneller als Sockel A – wenn auch wesentlich teurer, weil "Intel" drauf stand), zogen dabei aber eben schlussendlich ihre 130 W statt 70 W durch und beinahe hätte Intel auch noch ein 150-W-Modell auf den Markt gebracht. Als langfristige Vision schätzt man, dass 200-300 W geplant waren – also genau der Bereich, den Ryzen 9 heute knapp und Core i9 mittig treffen – um die "10 GHz" zu erreichen. Aber die gleichen Kunden, denen bei 70-statt-35-Watt noch egal waren, haben bei 130-statt-80-Watt auf einmal eine Vollbremsung eingefordert.