Gaming wird m.M.n. beim Entwickler ausgebremst. Die größten und "wichtigsten" (wirtschaftlich bedeutendsten) IPs folgen mittlerweile nur noch einer Checkliste, die die Spielinhalte und Messages beinhaltet, die laut aktuellem Zeitgeist voll im Trend liegen und den meisten wirtschaftlichen Erfolg versprechen. Bloß nicht anecken, niemandem auf den Schlips treten; getreu nach dem Motto : never-change-a-running-system.
Ob ich hierbei jetzt von Ubisoft, EA, Sony oder kleineren Trittbrettfahrern, die versuchen, auf die Erfolgswelle mitzuskaten, spreche, macht keinen großen Unterschied. Ich zumindest habe das Gefühl, die jeweiligen Erfolgsformeln mittlerweile zu Genüge gesehen zu haben und so locken mich auch große, wenn nicht sogar die größten, AAA Titel nicht mehr hinter dem Ofen hervor. Zu HFW und GoW habe ich mich dahingehend in entsprechenden Threads schon des Öfteren dazu geäußert. Optisch wirklich einsame Spitze, das Gameplay, Innovation und die daraus resultierende Immersion stagniert allerdings seit 15 Jahren. Spielwelten bieten oftmals bis auf eine schicke Kulisse keinen Mehrwert (mehr), von heutzutage möglichen Physikspielereien nehmen viele Spiele Abstand und die fehlende K.I. tut ihr Übriges dazu. Wenn ich mal daran zurückdenke, was in den Mitte 2000ern während der PS360 Generation mit aus heutiger Sicht lächerlich schwacher Hardware möglich war (GTAIV, Far Cry 2, Half Life 2, F.E.A.R., S.T.A.L.K.E.R.), muss ich wehmütig an diese Zeit zurückdenken, denn damals wurden Standards gesetzt, die heute oftmals lediglich durch eine höhere Auflösung und Framerate übertroffen werden. Spiele sind im Kern weder komplexer (im Gegenteil, der Spieler darf ja bloß nicht frustriert ragequitten, wenn mal für 5 Minuten keine Glücksgefühle ausgeschüttet werden), noch innovativer geworden. Entwickler sollten sich einfach mal in der echten Welt umsehen und sich die Physik zunutze machen.
Holz brennt
Wasser löscht
Stoff reißt
Gitter können zerschnitten werden
Öl macht Oberflächen glitschig
dünne Wände sind nicht stabil
Seile reißen
Seile können verknotet werden,
Metall kann unter dem Einfluss von Hitze schwach werden,
Reibung erzeugt Hitze
Messer, Scheren, Schwerter und andere spitze Gegenstände können weiche Materialien durchstechen und in diese eindringen
Eis kann schmelzen oder zertrümmert werden
Und all das auch dort, wo es nicht für das Weiterkommen des Spielers speziell an dieser Stelle benötigt wird. Man kann auch dort kettern, wo es keine von Vogelschize weiß eingefärbten Kanten gibt. Es ist wichtig, eine konsequente, rote Linie zu verfolgen, die es Spielern auch erlaubt, zu experimetieren. Wenn man damit mal in eine Sackgasse gerät, ist das halt so. Wenn man dann mal ein Schloss öffnet und sich hinter der Tür kein grün-glitzendes Schild oder die legendäre Waffe des Eroberers befindet, ist das halt so.
Nehmt den Spieler nicht so sehr an die Hand.
Erlaubt dem Spieler, Fehler zu machen.
Belohne die Neugierde des Spielers.
Ich würde mir wünschen, wenn dem Spieler mehr zugetraut würde und mehr Aufwand und Leistung in Physik, eine interaktive Spielwelt und eine glaubhafte K.I. gesteckt wird, als dem Ziel von Raytracing und 4K Texturen hinterherzulaufen. Ein TLOU Part 2 sieht auch heute noch fantastisch aus. Ein Spiel mit einer solchen Optik, einer interaktiven Spielwelt wie der eines GTAIV's und dem Mut Spieler mit den Spielmechaniken experimentieren zu lassen wie damals in HL2 oder Dark Messiah: Might and Magic, wäre sehr willkommen und mal wieder erfrischend.
Und um die Brücke zum Thema zu schlagen, steht die Leistung der Series S diesem Ziel weniger im Weg als das Engagement und der Wille der Entwicklers bzw. Publishers. Weniger Risiko, sicherer Gewinn hat hier einfach Priorität und man muss heutzutage ganz genau hinsehen und sich die Perlen von kleineren Studios, die ihr eigenes Ding- und vieles in gewisser Hinsicht besser machen, herauspicken.