Cedar Mill war nur ein Lückenfüller, nachdem Intel die ursprünglichen Netburst-Pläne längst aufgegeben aber aus für mich bis heute unerklärlichen Gründen keinen Desktop-Core-Duo fertig hatte.
Im Gegensatz zu AMD kann es sich Intel einfach leisten zwei verschiedene Produktlinien zu entwickeln, von denen vornherein absolut klar ist, dass eine davon wohl absolut überflüssig und damit massig rausgeschmissenes Geld, ist. Der Pentium 3 wurde mit dem Tualatin ja auch noch weiter entwickelt. Daraus wurde dann das, was in den Laptops als Centrino bekannt werden sollte und daraus der Core2Duo.
Cedar Mill war damit kein Lückenfüller, denn danach wäre es beim P4 mit Tejas weitergegangen, der schon als Pentium 5 gehandelt wurde (der Name ist irgendwie ironisch, da er quasi "der Fünfte fünf" bedeutet). Wenn das mit dem Core2Duo, aus welchen Gründen auch immer, nichts geworden wäre, dann hätte man damit weiter machen können.
AMD hat diesen Luxus leider nicht, die müssen immer auf eine Karte setzen. Ein Phenom III wäre wohl die bessere Wahl gewesen und wenn Ryzen nichts geworden wäre, dann hätte AMD nichts weiter als den Excavator gehabt.
Gegen die ebenfalls gerateten Athlon XP konnte sich der Pentium 4 ab Northwood dagegen zuvor gut beweisen (Williamette war genauso ein Schuss in den Ofen wie viel später Rocket Lake und das aus den gleichen Gründen), da gab es keine psychologischen Probleme.
Das Problem ist einfach, dass der Entwicklungsgrund, die hohen Taktfrequenzen, quasi keine Rolle mehr gespielt haben. Athlon XP 2400+ hört sich einfach besser an, als Athlon XP 2,0GHz. Da half dann auch der Hinweis auf "echte GHz" nicht mehr so viel.
Beim Verkaufen ist immer sehr viel Psychologie mit drin und ein Produkt muß sich im Kopf einfach "richtig anfühlen". Man könnte z.B. auch einfach die Version des Displayports in den Namen der Graka integrieren. das würde z.B. die RTX 4090 abwerten. Sie wäre zwar immer noch die schnellste Karte, aber RTX 4090 DP 1.4a gegen RX 7900XTX DP 2.1 hört sich einfach schlechter an, als wenn man den Fakt wegläßt. Es würde permanent eine Verbindung zu "diese Karte ist veraltet" schaffen, auch wenn die eigentliche Funktion nur für wenige wirklich interessant ist.
Wir Menschen sind für solche Dinge leider sehr, sehr anfällig. Die wenigsten Kaufentscheidungen werden absolut rational getroffen.
Solche Forderungen waren neu und konnten von Netburst per Definition nicht bedient worden – diese Architektur wurde für die Kunden konzipiert, welche die minimal höhere Leistung eines Athlons gegenüber einem Pentium III gefeiert hatten unter vollkommener Ingoranz des oft mehr als doppelt so hohe Stromverbrauch (!) bei AMD. 3-4 Jahre später hieß es dann auf einmal, 115 W TDP wären absolut unbrauchbar für Heimanwender und Intel stand mit runtergelassenen Hosen da. Respektive mit einer Architektur, die bei Tejas mutmaßlich auf 200 W hatte skaliert werden sollen. (Und noch eine Runde später beim 10-GHz-Nehalem dann vermutlich auf 300 W.) Stattdessen hat man die ursprüngliche Entwicklungslinie abgebrochen und sinnloser Weise versucht, Cedar Mill und Presler bei konstanter Leistung sparsamer zu machen.
Netburst wurde für Kunden gefertigt, denen nur die Taktrate wichtig war. Ich habe es selbst vielfach erlebt. Der Athlon war beim selben Takt etwa 10% schneller, als der Pentium 3. Das hat aber niemanden interessiert, bei CPUs waren für die Leute gleich, nur der Takt hat interessiert. Auch bei der GHz CPU war der Hype groß, da hat es auch kaum einen interessiert, dass der Athlon T-Bird mit 950MHz schneller war, als der P3 1GHz - da konnte man die stärkere CPU für wesentlich weniger Geld bekommen. Auch interessant war das Komplett PC Angebot: 32MB RAM, grottiges Board, miese HDD, aber ein "Gigahertz" P3 war verbaut. Der Gipfel war, dass sich jemand ein Dualsockel Board gekauft hat und dann zwei Cyrix III mit je 667MHz eingesetzt hat. Nach seiner Logik war das wesentlich besser, als die ganzen GHz PCs*. Ich habe ihm dann die Benchmarks gezeigt, einen hat mein alten Pentium II 300 fertig gemacht, für zwei brauchte es dann meinen Pentium III 500, um sein System in die Schranken zu verweisen. Seine Laune war danach extrem mies.
Das alles führte zur Entwicklung des P4, wenn die Leute Takt wollen, dann geben wird ihnen Takt ohne Ende.
Der Verbrauch hat die Leute sowieso nicht groß interessiert und wenn die P4 etwas schneller gewesen wären, dann hätte darüber auch kaum einer gesprochen. Wir reden dann auch von, aus heutiger Sicht, sehr geringen Beträgen. Prescott hat sich meines Wissens 120W genehmig, das Athlon 64 Gegenstück hingegen knapp 90W.
Ich erinnere mich gerade an ein ct Spezial, mit dem man sich einen "Gigahertz PC" ganz einfach aus zwei Celeron 500MHz selbst bauen konnte. Die neuesten Boards hatten da allerdings eine Sperre, die das verhindern sollte, allerdings konnte man die mit ein paar Widerständen aushebeln. Der ct lag damals ein Kit, mit den passenden Widerständen, Drähten und Schrumpfschläuchen zum selberlöten, bei.[/QUOTE]