AW: Welche Anwendungen wünscht ihr euch im CPU-Parcours?
Das Problem vieler Benchmarks ist, dass diese einfach für die User hier vielfach nicht relevant sind, also keine relevanten Workloads darstellen, insbesondere, da der Großteil der Nutzer sich gemäß der Natur des Magazins auf Gamer beschränkt.
Blender habe ich lediglich gewählt, weil es auch als Portable-Version kurzerhand entpackt und getestet werden kann. Die Relevanz jedoch ist, ebenso wie beim Cinebench, gering, denn 97 % aller PCs dürften ein derartiges Rendering nie erleben und weitere 2 % nur, weil man eben genau den Stand seines eigenen Systems nachvollziehen will und diesen Benchmark kurzerhand installiert.
Interessant ist, dass so viele den Cinebench für so wichtig halten, denn mit einer Gaming-Leistung hat der reichlich wenig zu tun. Hier zeigt sich eher die Vorarbeit der Hersteller, die durch jahrelange Nutzung diesen Benchmark in die Köpfe der User gehämmert haben. AMD benutzt ihn gerade sehr gerne, ebenso wie zur Not auch Blender, weil man damit Multiprocessing (ohne nennenswerte Interprozesskommunikation) ideal demonstrieren kann, was zurzeit für sie besonders vorteilhaft ist. Aus dem gleichen Grund distanziert sich Intel gerade davon, jedoch auch durchaus mit der nicht unwesentlichen Begründung der mangelnden Relevanz.
7-Zip und WinRar sind vielleicht aufgrund der gleichen, leichten Nachvollziehbarkeit noch irgendwie verwertbar, jedoch sehr I/O-lastig und recht spezifisch, d. h. für Real-Life-Workloads wie Gaming oder Office kann man hiervon nichts ableiten.
Anstatt Handbrake würde ich vielleicht eher kurzerhand einen standardisierten Test mittels ffmpeg mit einer festgelegten Version definieren, vielleicht einmal unter Verwendugn von x264 und einmal x265 und mit einmalig festgelegten Kodierungsparametern, bspw. jeweils die Kodierung einer einminütigen-Standard-FullHD-Sequenz, vielleicht mit Blick auf 16-Kerner auch besser einer fünfminütigen Sequenz.
Lightroom, Premiere und Photoshop sind mal wieder sehr speziell. Ja, man kann sich jetzt annsehen, wie schnell ein Gausscher Blur auf ein 4K-Bild angewendet wird, was sagt das aber über das Starten von Windows, die Performance in Calc oder die Fps in Far Cry aus? (Bild- und Videobearbeiter interessiert das sicher, aber gerade die professionellen User greifen auf andere Ressourcen zurück und benutzten zudem professionelle, hochoptimierte Treiber.)
"Streaming (Multitasking-Alltag) " solltet ihr vielleicht mal konkretisieren, denn hier haben übermäßig viele einen Haken gesetzt, wobei ich annehme, dass die sich eher auf "Multitasking-Alltag" beziehen und da wäre zu klären, was ihr damit meint, bzw. wie ihr das benchmarken wollt.
Echtes Streaming (Twitch/Youtube) ist zweifelsfrei kein Allerwelts-Tasks. Es mag zwar hohe Zuschauerzahlen geben, aber nur sehr wenige Streamer. Ein Fokus hierrauf ist genauso verzerrend, wie AMDs ständiges Erwähnen und Verknüpfen von 16-Kernern und Streaming. Ja, das ist mit einer der wenigen Fälle, in denen der Consumer (insbesondere der Gamer) etwas damit anfangen kann. (Die Zahl der Games, die einen hochgetakteten 8-Kerner jedoch tatsächlich voll auslasten kann, ist wohl an einer Hand abzuzählen und die Zahl wird sich zukünftig auch nicht wesentlich ändern, da auch die neuen Konsolen nur über 8 (langsamer getaktete) Kerne verfügen werden.)
Entsprechend eurem Fokus vermisste ich hier Games. Ihr solltet eine ausgewogene Auswahl suchen mit den folgenden Kriterien:
- integrierter Benchmark oder zumindest das Ablaufenlassen einer vordefinierten Sequenz
- eine ausgewogene Auswahl zwischen Games die die aktuelle Architekturen mehr oder weniger bevorzugen. (vielleicht drei Games, die offensichtlich RDNA/GNC-lastig optimiert sind und drei die auf nVidia hin optimiert sind)
- Games, die halbwegs aktuell aber nicht brandneu sind und wo die Hersteller nachweislich noch einiges gepatch und optimiert haben.
- eine gute Mischung mit Blick auf die verwendeten Engines, was derzeit relativ gut möglich ist, da sich die Zahl der Eigenentwicklungen beträchlich reduziert hat, also vielleicht etwas mit bspw. Frostbite, Unreal & Unity bspw, wobei bereits Unity ggf. schon zu wenig verbreitet ist? Vielleicht noch die Anvil-Engine und ggf. eine EA-Sport-Engine, also FiFa? (So in der Art ... etwas wie die REDengine kann man sich dagegen wohl sparen, da die nur alle drei bis vier Jahre ein neues Spiel rausbringen
)
Die Auswahl und Gewichtung wird sicherlich nicht leicht werden, zumal einige Kandidaten nur Teile erfüllen werden und Online-Games natürlich potentiellen Veränderungen in der Zukunft unterliegen, aber ein standardisierter Satz von Games sollte nicht fehlen.
Gibt es bspw. eine Benchmarksuite um etwas wie LibreOffice herum? Bei synthetischen Benchmarks, die Office-Workloads zu emulieren versuchen ist immer die Frage, wie praxisrelevant deren Implementation ist.
Interessant ist auch die relativ hohe Wertung zum 3DMark Physics Benchmark, wobei hier die Frage ist, wie repräsentativ deren Implementation einer Light-Game-Engine tatsächlich im Vergleich zu echten Game-Engines ist. Mit Blick auf Games wäre bspw. eine Simulation in Unreal (oder Unity) vorzuziehen. (Aber natürlich ist der 3DMakr leicht und bequem anwendbar. Beispielsweise der neue PCIe-Benchmark ist ja vollkommener Unsinn und eher ein Werbeinstrument.)
Soviel zu einigen Gedanken meinerseits, VG