2.5. Temperaturen
Ich schreibe es klar: Ihr könnt was erwarten, aber erwartet nicht zu viel. Das alles basiert immer noch auf Physik und nicht auf Magie und daher sind auch da Grenzen gesetzt. Gerade bei Prozessoren werde die Erwartungen oft enttäuscht, denn oft werden hier erhebliche Sprünge erwartet. Grundsätzlich ist zwar ein gewisser Vorteil möglich, gerade wenn eine hohe Leistungsaufnahme anfällt. Man muss sich aber klar sein, dass da Grenzen gesetzt sind und die wichtigste ist die Wassertemperatur. Dazu befinden sich alle Komponenten in einem Kreislauf und verwenden alle das gleiche Wasser zum kühlen und heizen es auf. Wird das Wasser dank stromsaufender Grafikkarte ziemlich warm, sind wirklich gute Temperaturen bei der CPU also Wunschdenken. Derartige Wassertemperaturen hat man auch in AiOs, gerne sogar bessere. Daher sind je nach Kreislauf und voriger Kühlung sogar schlechtere Temperaturen bei der CPU zu erwarten. Bei der Grafikkarte ist es natürlich nicht ganz so schlimm, aber auch hier hat man nicht zwingend einen Mehrwert. Heutige Luftkühler können erstaunliche Leistungen vollbringen und selbst Karten mit hoher Leistungsaufnahme gut kühlen. Bauartbedingt hat die Heatpipe durchaus auch Vorteile gegenüber Wasserkühlern, der Hauptgrund liegt jedoch schlicht in der Lüfterdrehzahl der Grafikkartenlüfter und dem durch in der Regel allgemein höheren Lüfterdrehzahlen unter Luft besseren Airflow durch die Kühlelemente. Die Radiatoren haben nur eine beschränkte Leistungsfähigkeit, gerade wenn sie schlecht belüftet werden. In dem Fall kann die Wassertemperatur durchaus hohe Werte erreichen, sodass die Hardware am Ende nicht zwingend kühler als unter Luft sein muss.
Nach der ganzen Schwarzmalerei komme ich nun aber zu den erfreulicheren Punkten bei der Temperatur: Gute Werte sind durchaus möglich, es ist jedoch ein gewisser Aufwand vonnöten. Natürlich kann man mit Gewalt (hohe Lüfterdrehzahlen) die Wassertemperatur senken, aber auch schlicht durch sehr viel Radiatorfläche, welche leicht durch Frischluft zu erreichen ist. Schlussendlich sind so Wassertemperaturen recht nahe bei der Raumtemperatur möglich, jedoch ist dafür so viel Radiatorfläche nötig, dass selbst Big Tower oftmals nicht ausreichen. In diesem Bereich beginnt dann auch der Durchfluss mitzuspielen, durch den auch noch weitere Kühlleistung zu erreichen ist. Zugegeben, das ist der Kampf um die letzten paar °C. Möglich sind sehr gute Temperaturen (für die anliegende Leistungsaufnahme) also durchaus, man muss nur an den richtigen Stellschrauben drehen. Das mag dann eben ein riesiger, teurer Kreislauf werden, aber es ist ein sehr starker Kreislauf mit gewaltiger Leistung. Dafür erhält man aber auch gerade bei Grafikkarten Traumwerte und ist somit in der Leistungsaufnahme und anderen Werten zumindest vonseiten der Kühlung nicht mehr limitiert.
Aber genau da liegt das Problem. Solche sehr guten Werte werden oftmals als "Werbung" für Wasserkühlung genommen und es wird damit angegeben (ich bekenne mich schuldig), aber die zugehörigen Kreisläufe sind auch kein Maßstab für die üblichen Wasserkühlungen, und so sind es die zugehörigen Werte auch nicht. Man muss sich also bewusst sein, dass man in der Regel zwar (teilweise deutlich) bessere Temperaturen als unter Luft bekommen kann, aber dennoch nicht unbedingt die angepriesenen Traumwerte erreichen wird.
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2.6. Lautstärke
Lautstärke ist ein sehr wichtiger Punkt, hier kann die Wasserkühlung glänzen und das wird sie üblicherweise auch. Um zu verstehen, wo die Vorteile liegen, muss man einen Blick auf die Luftkühlung werfen. Unter Luft haben alle wichtigen Komponenten ihre eigenen Kühler und Lüfter, auch wenn Sekundärkomponenten in der Regel passiv durch den allgemeinen Luftstrom im Gehäuse oder durch den Luftstrom anderer Lüfter mitgekühlt werden. Dennoch hat die Grafikkarte mit mehreren 100W ihren Kühler, der beschränkt groß ist und daher hohe Lüfterdrehzahlen benötigt, die CPU hat ihren eigenen Kühler, deren Lüfter dank oft genug semisinnvoller Lüfterkurve ordentlich Krach macht, schlussendlich ist irgendwas immer laut. Unter Wasser kann das anders aussehen. Muss es aber nicht. Natürlich kann man eine geringe Lautstärke für bessere Temperaturen opfern, das geht aber auch umgekehrt. Man hat schlicht die Möglichkeit, durch mehr Kühlfläche in Form von Radiatoren eine sehr niedrige Wassertemperatur zu erreichen, wo man dann problemlos ein paar °C für niedrigere Lautstärke hergeben kann. Natürlich kann man entsprechend übertreiben und so viel Radiatorfläche verbauen, dass es kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Lastzuständen gibt, egal wie langsam die Lüfter drehen. In dem Fall kostet der Kreislauf aber wieder so viel wie der halbe restliche PC und mehr und wird auch entsprechend riesig. Aber keine Sorge, deutlich niedrigere Lautstärke als unter Luft ist auch mit kleineren Kreisläufen möglich. Teuer wird es dennoch, aber darum gehts in dem Punkt nicht. Entscheidend ist, dass es grundsätzlich möglich ist, bei (sehr) guten Temperaturen die Lüfter in subjektiv unhörbaren Bereich laufen zu lassen.
Wo man Lüftergeräusche durch entsprechende Radiatorfläche loswird, bekommt man durch die Pumpe eine neue Geräuschquelle dazu. Die Pumpe ist in der Regel nicht so laut, die guten Modelle auf dem Markt können es mit leisen Lüftern aufnehmen, sind jedoch per se nicht unhörbar. Es gibt allerdings auch deutlich schlimmere Modelle, gerade im Niedrigpreissegment oder in Form von (abgewandelten) Aquarienpumpen. Dazu können natürlich Gegenmaßnahmen getroffen werden, abhängig von der Geräuschkulisse und den eigentlichen Problemen. Hier muss grundsätzlich zwischen dem Betriebsgeräusch und übertragenen Vibrationen unterschieden werden. In der Pumpe sind bewegliche Teile verbaut und das Wasser wird mit einer Kraft bewegt, die gerne die Kraft aller Lüfter zusammen übertrifft. Völlig geräuschfrei läuft sowas nicht ab, das hat Bewegung nun mal an sich. Die Pumpe erzeugt dabei ein für das jeweilige Modell charakteristisches Betriebsgeräusch. Wie stark das hörbar ist, hängt zu einen vom subjektiven Empfinden ab, so nehmen manche Personen tiefes Brummen nicht als störend war oder umgekehrt hohes Summen, andererseits aber auch vom verwendeten Gehäuse (der Pumpe, nicht des ganzen PC´s) bzw. dem verwendeten Deckel (und eventuell auch Bodenstück) ab. Dabei kommt es vor allem auf das Material und das Gewicht an. Das Material sollte grundsätzlich den Schall sehr schlecht leiten, andererseits aber auch möglichst schwer sein. Beides widerspricht sich gerne oder kommt mit den übrigen Anforderungen, die die Pumpe und der Kreislauf stellen, nicht zurecht. Als ideal hat sich also ein schwerer Metalldeckel erwiesen. Dieser leitet den Schall zwar gut, die Schwingung des Materials ist aber bedingt durch das bei weitem höhere Gewicht deutlich niedriger. Ein Bodenstück erfüllt einen vergleichbaren Zweck im unteren Bereich, wo es den Schall aufnimmt, aber nur schwach in Schwingungen versetzt wird. Einige Pumpen haben jedoch nicht die Möglichkeit, über Deckel und erst recht nicht Bodenstücke zu bestimmen, wie gut der Schall an die Umgebung abgegeben wird. In dem Fall und auch sonst ist Dämmung ebenfalls ein wirksames Mittel zur Geräuschreduktion. Möglich sind dabei mit Schaumstoff ausgekleidete zusätzliche Pumpengehäuse oder man verbaut die Pumpe schlicht in der tiefsten Ecke des Gehäuses, wo das Betriebsgeräusch durch möglichst viel Material im Weg abgedämpft wird.
All diese Maßnahmen zur Geräuschreduktion sind natürlich fruchtlos, wenn der Schall nicht ausschließlich über die Luft übertragen wird, sondern Vibrationen mitunter das ganze Gehäuse in Schwingungen versetzen. Das ist sehr deutlich zu erkennen, wenn man die Hand auf das Gehäuse legt. Dagegen hilft vor allem, dafür zu sorgen, dass die Pumpe keinen festen Kontakt zum Gehäuse hat, sondern über diverse Entkopplungsmethoden von gummierten Schrauben über Schaum- Schwamm- und Moosgummimatten bis hin zu einer Aufhängung im Gehäuse möglichst vom Gehäuse gelöst wird. Entscheidend ist hierbei, dass es keine guten Schall- und damit Schwingungsleiter zwischen Pumpe und Gehäuse gibt oder aber, dass das Gehäuse so stabil ist, dass es schlicht keine hörbaren Schwingungen gibt. Die dazu nötigen Materialstärken würden das Gewicht aber enorm erhöhen, sodass es in der Praxis quasi kein Gehäuse gibt, wo man bedenkenlos eine Pumpe direkt festschrauben kann.
Wozu aber das ganze, wenn man die Pumpe doch einfach drosseln kann? Nun, teilweise anders als bei Lüftern sind Pumpen bei niedrigerer Drehzahl nicht zwingend leiser. Das ist zwar oft so, aber es spielen mehrere Faktoren rein, sodass eine Pumpe bei höherer Drehzahl eine passende Resonanzfrequenz erzeugt und damit leiser wird. Allgemein ist eine langsamere Pumpe jedoch leiser, drosseln ist also durchaus eine valide Option. Zudem spielt der Durchfluss nicht den größten Einfluss, sodass eine Reduktion dort oft keinen nennenswerten Unterschied bei der Temperatur ausmacht. Für Temperaturenthusiasten zählt natürlich jedes °C, da muss die Pumpe selbstverständlich so viel Durchfluss liefern wie irgend möglich.
Was man auch nicht vergessen sollte und was im Zuge der Positionierung der Pumpe bereits angedeutet wurde, ist die Positionierung der ganzen Wasserkühlung. Umso weiter weg die Lärmquelle ist, umso leiser ist sie. Natürlich kann man nicht einfach den ganzen PC in einen anderen Raum stellen (also kann man schon, wenn man ihn nicht unbedingt in seiner Nähe haben will), aber man kann die externe Wasserkühlung mit externer Pumpe auf Abstand bringen. Schon wenige Meter bringen einen ordentlichen Mehrwert bei der Lautstärke. Da größere Schlauchlängen kein Problem darstellen, ist die entfernte Positionierung technisch problemlos möglich.
Allgemein gilt also, dass man zwar eine zusätzliche Lautstärkequelle in Form der Pumpe erhält, jedoch sowohl diese als auch die Lüfter wesentlich leiser betreiben kann. Dadurch tritt jedoch oft ein unangenehmes Nebenproblem auf: Durch das nun deutlich reduzierte oder gar nicht mehr vorhandene (in der Regel einigermaßen angenehme) Lüfterrauschen hört man andere Geräusche des PC´s umso deutlicher. So sind nun ratternde HDDs (wer sowas noch im PC hat), doch gar nicht so leise Netzteile und vor allem Spulenfiepen wesentlich leichter wahrzunehmen. Das muss man sich auch vor Augen halten. Gerade Spulenfiepen kann unter Wasser objektiv auch schlimmer ausfallen also unter Luft. Natürlich kann man diese unschönen Nebengeräusche zu Gunsten besserer Temperaturen mit luftkühlungsähnlichen Lüfterdrehzahlen überdecken, das widerspricht dann aber dem Grundsatz der leisen Kühlung.