Der erste rosa, der erste hellblaue Strampler, das erste Prinzessinen- oder Viehhirten-Kostüm, der erste Schminkspiegel, die erste Pistole usw. usf. führt einen jeden auf seine vorgefärtigte Rolle in dieser Gesellschaft zu.
Verzeihung, aber das ist mehrfach wissenschaftlich widerlegt falsch - oder richtiger ausgedrückt, nur die halbe Wahrheit. Es gibt etliche Studien, in denen Kinder neutral ausgestattet bzw. mit freier Auswahl konfrontiert wurden. Kinder greifen, wenn man ihnen die Wahl lässt, *trotz* Prägung durchaus mal zu Spielzeugen, die dem Rollenmodell widersprechen bzw. greifen zu den nicht widersprechenden Spielzeugen, obwohl jede Prägung penibel vermieden wurde. Die biologisch-genetische Determiniertheit ist größer, als man meinen möchte.
ABER: Auch Frauen, die rosa Strampler getragen, mit Puppen gespielt, Schminkspiegel geschenkt bekommen haben und zum Fasching als Prinzessin gegangen sind ergreifen Berufe, die traditionell eher Männern zugeordnet werden, sind Leistungs- oder gar Extremsportler und/oder saufen wie die Vollmatrosen, fluchen wie die Kesselflicker und reißen - sofern ihnen der Sinn danach steht - Männer in Kneipen auf, statt sich von diesen abschleppen zu lassen.
Und selbst unter den Frauen, die das alles nicht machen, verspüren die Wenigsten einen inneren oder äußerlichen Zwang, sich auszuziehen, wenn ein Mann eine Partie Fortnite gewonnen hat. Die Bereitschaft, dies zu machen, lässt sich mit rosa Stramplern nur sehr unzureichend erklären, wie du sicher einräumen wirst.
Und machen wir doch an dieser Stelle einfach mal einen Schnitt und hinterfragen wir gewisse Sichtweisen darauf. Ist diese nicht auch schon wieder zutiefst patriarchalisch geprägt? So im Sinne von: "Was fällt diesen Ludern ein, sich da nackig zu machen? Anständige Mädchen machen doch so was nicht! Oder, wenn sie es als naturgemäß anständige Menschen machen, dann steckt doch sicher irgend eine Not dieser schwachen Geschöpfe oder sogar irgend ein Zwang dahinter; ausgeübt von einem niederträchtigen männlichen Subjekt, welches nicht so anständig gegenüber Frauen ist wie ich und auch gar nicht so gut weiß wie ich, was Frauen frommt! Ist doch klar, dass Hirn und Wille von Frauen naturgemäß viel schwächer und leichter zu manipulieren sind und so!"
Kurz, da feiert die positive Diskriminierung fröhlich Urständ und kein Aas kommt auf den Gedanken, dass die Frauen dort womöglich sehr genau wissen und einschätzen können, was sie machen - nämlich unter Ausnutzung der männlichen Schwächen mit geringem Aufwand maximalen Gewinn zu erzielen und dafür nicht mehr zu "opfern" als ein abstraktes Ansehen in den Augen erzkonservativer Männer und Frauen gleichermaßen. Und nein, das soll jetzt kein Plädoyer für absolute sexuelle Freizügigkeit sein, aber mal eine Denkanregung, die eigene Perspektive zu hinterfragen.