So testet PC Games Hardware Soundequipment - Soundsysteme
Soundsysteme werden vor dem Beginn der Testphase generell für 120min auf moderatem Pegel eingespielt. Besonders der Hochtöner profitiert von einer solchen Behandlung. Oft hält er sich „Out-of-the-Box“ zu sehr aus dem klanglichen Geschehen zurück.
Danach werden die Testprobanden zuerst in einem 2m-Stereodreieck aufgestellt. Mehr würde wenig Sinn ergeben, da viele Systeme auf das Hören im Nahfeld ausgelegt sind und sich bei einer breiteren Stereobasis so unfaire Bedingungen ergeben würden.
Neben diesem Aufbau im akustisch optimieren Hörraum gibt es auch einen „Schreibtischtest“ unter typischen Bedingungen wie sie an einem Arbeitsplatz vorherrschen. Selbstverständlich wird an beiden Orten identisches Quellmaterial mit derselben Zuspielung eingesetzt.
Die nachfolgenden Teststücke werden entweder als 320kbit/s-MP3 und/oder als Original-CD digital in einen Onkyo TX-SR702 eingespielt, der das Signal Digital->Analog-Gewandelt an seinen Pre-Outs an die Testprobanden weitergibt. So wird ein quellenbedingter Qualitätsverlust reduziert.
Wie Sie sicherlich in der PCGH Print 03/2011 feststellen konnten, gibt es seit dieser Ausgabe neue Wertungskriterien. So wurde die komplette Leistungswertung überarbeitet und besteht nun aus einer Tabelle, in der die Vor- und Nachteile des jeweiligen Sets bei verschiedenen Musikgenres aufgelistet werden. Das soll die Auswahl vor dem Kauf einschränken, das Probehören (am Besten in den eigenen vier Wänden) kann so jedoch nach wie vor nicht ersetzt werden.
Rock
Nightwish – Dark Passion Play (2007)
Teststück(e): Bye Bye Beautiful
Bei diesem Stück kommen vor allem Satteliten-Subwoofer-Kombinationen ins Straucheln: Eine Frequenzlücke zwischen den beiden Komponenten wird hier sofort durch fehlenden Körper der E-Gitarren entlarvt, ein schlechter Hochtöner vermengt Schallereignisse und lässt sie undefinierbar wirken.
Auch ist hier eine gute Loslösung des Geschehens von den Lautsprechern nötig, da das Hören schnell anstrengend wird.
Kid Rock – Born Free (2010)
Teststück(e): Care (feat. Mary J. Blige & T.I.)
Nach dem vorherigen Song mag man es kaum glauben, dass die neuste Schöpfung von Kid Rock in dasselbe Ober-Genre gehört. Doch es müssen nicht immer treibende E-Gitarren das Musikerlebnis dominieren. Daher holte sich Kid Rock die Sängerin Mary J. Blige (inklusive ihrer nicht unumstritteten Stimme) und den Rapper T.I. mit ins Boot und wagt so den Spagat zwischen Rock und Pop. Durch den minimalen Ausschlag zu ersterem und der guten Aufnahmequalität schafft es der Song in die Aufreihung der Referenzstücke.
Ein guter Lautsprecher gibt den Stimmen ein feines Timbre und lässt die verschiedenen Instrumente nicht im Klanggeschehen untergehen.
Pop
Revolverheld feat. Marta Jandová – Halt dich an mir fest (Single - 2010)
Teststück(e): Halt Dich An Mir Fest (Duett Version)
Die dritte vorgestellte musikalische Kreation und schon das zweite Mal abseits der bandtypischen Wege: Revolverheld mit einem poppigen Duett – Geht das gut?
Ungewöhnlich ruhig geht es zunächst in diesem Stück zu, dafür überzeugt die aufnahmetechnische Umsetzung. Stimmen Wiedergabekette und Raumakustik lassen sich beiden Stimmen imaginäre Körper zuordnen, die ihre feste Position auf der virtuellen Bühne besitzen. Auch Stimmdetails können gut herausgearbeitet werden. Im Worst-Case lässt sich in diesem Song gar nicht erkennen das es sich hier um ein Duett handelt – schlechte Schallwandlerkreationen können dies nicht korrekt wiedergeben.
Doo-Wops & Hooligans (2010)
Um auch den Mainstream-Pop mit durchschnittlicher Leistung des Tontechnikers mit in diese Liste der Referenzstücke aufzunehmen kam Bruno Mars hinzu. Besonderes gibt es hier nichts, es ist halt Mainstream. Besonders interessant ist es nur um zu sehen, wie die verschiedensten Soundsysteme mit durchschnittlicher Quellqualität umgehen – sprich: Wie weit fällt solches auf?
Jazz
Come away with me (2003)
Teststück(e): Turn me on
Dieses Teststück eines etwas älteren Releasedatums eignet sich hervorragend um zu testen, wie die Testkandidaten die Wiedergabe von Stimmen beherrschen. Ebenso muss die Trennung zwischen Instrumenten und Gesang gelingen, gute Hochtöner stechen hier durch Unauffälligkeit heraus.
Auch nicht die jüngste, aber keinesfalls eine schlechte Aufnahme dieses Stück aus dem Album mit demselben Titel wie Interpreten.
Feine Stimmwiedergabe wird hier genauso benötigt, wie ein sauberer Übergang zwischen oberen Mittelton und dem Hochtonbereich. Am besten ist dieses Attribut am Anfang des Songs zu bestimmen, ist die Chassisbestückung minderwertig oder schlecht aufeinander abgestimmt schmieren die Blechblasinstrumente in den ersten Sekunden. Der Gesang muss sanft und ohne Kratzen wiedergegeben werden.
Electro/Dance
Colour of my dreams (Single) (2009)
Teststück(e): Colour of my dreams (meets Megastyles)
In diesem Referenzstück kommen viele synthetisch eingespielte Effekte und ein Tiefton vor, der viele verschiedene Frequenzen durchläuft. Auch Vocals fehlen nicht – Ideal um ein Lautsprechersystem in dem Genre Electro/Dance auf dem Zahn zu fühlen. Bis Sekunde 55 durchlaufen immer wieder verschiedene Tieftonfrequenzen (zwischen 40 und 100Hz) den Song, ein guter Tieftöner lässt sie differenziert erkennen und vermengt das Geschehen nicht zu einem „One-Note-Bass“. Vocals und Effekte sollten klar voneinander getrennt in Erscheinung treten, ohne dass eines von beiden unsauber abgebildet wird. Zwischenzeitliches Ein- und Ausfaden innerhalb des Stückes (bei 2:00 und 2:34) sollte nicht unangenehm klingen.
Teststück(e): Alors on Danse
Nachdem die erste Referenz dieses Genres vielen nicht bekannt sein dürfte, sollte “Alors on Danse” von “Stromae” fast jedem aus dem Radio bekannt sein. Der Belgier machte ein gewagtes Experiment: Er kombinierte lustloses „dahergesinge“ mit Electrobeats und vermarktete es. Der Erfolg gab ihm recht. Zum Glück wählte er ein fähiges Tontechnikerteam bei der Aufnahme aus, daher konnte sein Werk in dieser Liste landen.
Es geht hier nun weiniger um Einzelheiten, eher um die Gesamtstimmung, die ein Schallwandlerensemble dem Hörer vermitteln muss. Also: Zurücklehnen und zuhören, kann man sich in die Situation hineinversetzen ist die Mission des Herstellers geglückt, ähnlich wie das Experiment des Künstlers.
R’n’B
Teststück(e): I need a dollar
Auch einer der hier verwendeten Songs sollte bekannt sein, da er Mainstreamvermarktet wird. Jeder Radiosender spielt den Titel gefühlte 20 Mal am Tag, wodurch dieser leider „totgespielt“ wird. Schade, denn wenn man einmal genau hinhört entdeckt man viele Feinheiten, einmal abgesehen von der Story die im Song erzählt wird. Auf die immerwieder eingespielten, verschiedensten Instrumente sollte besonders geachtet werden. Ein guter Lautsprecher stellt sie natürlich und exakt im Raum platziert dar.
Wer möchte kann natürlich auch der Story lauschen (
).
Only Girl (In the world) (Single – 2010)
Teststück(e): Only Girl (In the world)
Nicht die beste Aufnahme auf dem Markt, aber wie schon bei der Single von Bruno Mars, viel gekauft und gehört. Und wie schon vorher erwähnt ist es einfach interessant zu hören, wie die Schallwandler mit solchen durchschnittlichen Aufnahmen umgehen können. Da der Tiefton hier eh schon etwas hochgezogen wurde, fällt ein vordergründig spielender Bassist sofort auf.
Hip-Hop/Rap
B.o.B Presents: The Adventures Of Bobby Ray [Explicit] (2010)
Teststück(e): Airplanes [Feat. Hayley Williams Of Paramore] (Explicit)
Ein schönes Stück, welches zum entspannen und genaueren Hinhören einlädt. Und weil letzteres mit guten Schallwandlern vollkommen ungestresst vonstatten geht und sich immer wieder neue Details finden lassen, kann man sich getrost nach hinten lehnen und träumen. Bei der weiblichen Stimme die im Verlauf des Songs auftritt sollte man beim Testen darauf achten, dass bewusst betont gesungene Passagen auch in dem Sinne wiedergegeben werden und nicht „verschluckt“ werden.
Last Train To Paris [Explicit]
Teststück(e): Coming Home
So vielfältig seine Künstlernamen, so verschieden die Musik des “Diddy” in der Gruppierung “Diddy-Dirty Money” (auch bekannt als “P.Diddy” oder “Puff Daddy”). Auch er schlägt in seinem neuen Werk minimal sanftere Töne an als zuvor. Werden die Stimmcharakteristika der im Stück teilnehmenden Künstler gut herausgearbeitet und wiedergegeben, so wird dies positiv vermerkt; zeigt sich die minimale Muffigkeit im Hochtonbereich, so verdient sich der Kandidat einen weiteren großen Pluspunkt.
Alternative
Teststück(e): Rolling In The Deep [Explicit]
Als erstes fällt die Effektbelegung der tieffrequenten Schläge am Anfang auf. Der dazugehörige Hall darf nicht untergehen, aber auch nicht überbetont werden. Sonst leidet die Wiedergabe kleiner Details und der Stimme, was besonders schade wäre; wurde sie doch in vielen Feinheiten auf die Aufnahme gebannt.
Auch hier sollte man sich einfach mal hinsetzen, entspannen und den Song entdecken. Man ist überrascht wie viele Details einem mit durchschnittlichen Lautsprechersystemen entgehen.
Teststück(e): Riverside
Mal so gar nicht Mainstream, dieser Titel. Aber das steht ihm gut! Er verdient es einfach nicht in diversen Radiosendern „totgedudelt“ zu werden. Dafür hat die Künstlerin einen großen Wert auf eine gute Tonstudioarbeit gelegt, was sich sofort bei der Wiedergabe über hochwertiges Equipment bemerkbar macht. Instrumente können klar auf der virtuellen Bühne positioniert werden, stimmt auch noch die Raumakustik fühlt man sich sprichwörtlich „wie Mittendrinn“. Soundsysteme dürfen nur nicht den Fehler machen und den Raum weiter „aufblasen“ als er eigentlich auf die Scheibe gebannt wurde. Das fällt sofort auf.
Doch nicht nur die Räumlichkeit ist außergewöhnlich, auch die Aufnahme des Klaviers ist sehr gelungen. Beim Ausschwingen zeichnen sich zu grobmotorische Hochtöner deutlich heraus.
Bewertung der Pegelfestigkeit
Teststück(e): Undisclosed Desires
Diese Komposition bringt mit ihren kräftigen, schnellen Bassläufen nach einiger Zeit jede Endstufe und jeden Tieftöner ins Staucheln. Zuerst fällt meist eine Komprimierung der Stimmtwiedergabe auf, gefolgt von einer zunehmenden Unpräzision des (Tief-)Basses. Manche Systeme schalten bei entsprechendem Pegel aus Selbstschutz gar komplett ab. Ganz gut ist dieses Phänomen bei günstigeren Systemen der absoluten Einsteigerklasse zu beobachten (z.B. Logitech S-220
): Wo andere Stücke bei Maximalaussteuerung noch halbwegs gut wiedergegeben werden, ist beim Teststück das Ende der Fahnenstange erreicht. Nach ein paar Minuten wird der Tiefton noch schwammiger als er sowieso ist.