In der Summe der vorliegenden Übertaktungsergebnisse erreicht der Ryzen 7 1800X ein durchschnittliches Übertaktungsergebnis von 4030 MHz – gerade so knapp oberhalb der nominellen Taktraten, welche immerhin einen Boosttakt von bis zu 4.0 GHz (natürlich nicht auf allen Kernen gleichzeitig) erlauben. Gemessen an den nominellen Taktraten dieses Prozessors von 3.6/4.0 GHz ist dies allerdings eine arg schwache Kür. Dies ist eine jener Übertaktungen, welche sich fast nicht lohnen – und zumeist nur deshalb durchgeführt werden, um die 4 GHz sehen zu können. Zur Ehrenrettung von AMD sei allerdings erwähnt, das AMD speziell den Ryzen 7 1800X Prozessor ganz offiziell als ein Modell angesetzt hat, was für diejenigen Anwender gedacht ist, welche die besten Performance haben, deswegen aber eben nicht übertakten wollen.
Die Übertaktungschancen der kleineren Ryzen-Achtkernern sehen dann relativ betrachtet besser aus: Ryzen 7 1700 & 1700X erreichen tendentiell dieselben Übertaktungsergebnisse wie der Ryzen 7 1800X (für eine solide Durchschnittsbildung liegen zu wenige Einzelwerte vor) – womit angesichts niedrigerer nomineller Taktraten der relative Übertaktungserfolg bei Ryzen 7 1700 & 1700X größer ist. Insbesondere der Ryzen 7 1700 dürfte sich aus dieser Achtkerner-Riege faktisch am besten zur Übertaktung eignen, denn nominell 3.3/3.7 GHz unter Übertaktung auf 4.0 GHz oder notfalls 3.9 GHz hochzubringen, sieht dann schon durchaus ansprechend aus. Damit kommt AMD auch hier und da an die von Intel gebotenen (relativen) Übertaktungserfolge heran – ohne jedoch auch nur in die Nähe von echten Spitzenübertaktungen zu kommen.
Noch etwas präziser sind dann die Overclocking-Statistiken zu Ryzen seitens des US-Händlers Silicon Lottery: Selbiger verkauft vorselektierte Prozessoren – und im Zuge dessen mussten natürlich erst einmal reihenweise Ryzen-CPUs auf deren Taktbarkeit getestet werden. Diese Ergebnisse sind beim Ryzen 7 1800X nahezu gleich gegenüber jenen aus den Launchreviews – bei den kleineren Modellen Ryzen 7 1700 & 1700X allerdings beachtbar schlechter, wobei in diesem Fall die Datenmenge der Launchreviews wie gesagt auch zu klein war. Mittels der Overclocking-Werte von Silicon Lottery ist klar zu sehen, das die kleineren Modelle keine wirklich großen Chancen auf 4.0 GHz Takt haben, sondern im Schnitt bei einer Übertaktung auf 3.9 GHz ankommen dürften – mit auch der Chance, das schon bei 3.8 GHz Schluß ist. Selbst beim Ryzen 7 1800X sind allerdings die 4.0 GHz Takt nicht gesetzt, sondern werden nur im Mittel der Ergebnisse erreicht – was bedeutet, das besseren Ergebnissen als 4.0 GHz demzufolge auch schlechtere Ergebnisse als 4.0 GHz gegenüberstehen müssen.
Grob gesehen kann man also Ryzen 7 1700 & 1700X auf 3.9 GHz als normalerweise erreichbare Übertaktung einschätzen, den Ryzen 7 1800X als einzigen auf 4.0 GHz normalerweise (aber nicht garantiert) erreichbare Übertaktung. So gesehen ist Ryzen dann doch kein wirklich schlechter Übertakter – man darf nur nicht den Fehler begehen, die am höchsten getakteten Ryzen-Modelle als Übertaktungsgrundlage zu verwenden, denn jene sind dafür von AMD explizit nicht gedacht. Daß man mit den kleineren Modellen einer Prozessoren-Serie auch gut übertakten kann, ist aus Intel-Sicht natürlich ungewohnt, aber dies ist ganz und allein Intels Problem. Die kleineren Ryzen-Modelle dürften in jedem Fall (wahrscheinlich genauso bei den noch anstehenden Vier- und Sechskernern) ganz vernünftige Übertakter geben – ohne in dieser Disziplin herauszuragen, aber dies fällt speziell dem Core i7-7700K angesichts dessen hoher nomineller Taktraten inzwischen genauso schwierig.