[Politik] Wikileaks vor dem Aus, richtig oder falsch die Server still zu legen?

Doch ist auch wenn wir über Freiheit reden, dieser Schritt den Wikileaks gegangen ist Moralisch zu weit gegangen? Ich bin der Meinung ja, denn geheimes Wissen aus Diplomatie und Geheimdiensten sollte auch geheim sein. Wir haben garnicht die Kompetenz und den Diplomatischen Wissensstand solche Dinge zu wissen. Es sollte unter Verschluß bleiben.

"Unter Verschluss" würde ich so allgemein nicht sagen. Das Volk hat imho das Recht, die Wahrheit zu erfahren.
Das Problem bei Wikileaks ist aber, dass es nicht "die Wahrheit" bringt, von vielen aber ohne irgend eine weitere Hinterfragung so angesehen, z.T. sogar noch weiter extrapoliert wird.
Was Wikileaks de Facto macht, ist die Veröffentlichung einseitiger, unkommentierter, mangels Kontext eigentlich z.T. unverwertbarer "Informationen" aus dubiosen Quellen in einem Umfang, den weder geneigte Leser noch Journalisten bearbeiten können. Das ist perfektes Futter für Verschwörungstheoretiker, die in der Masse an "garantiert wahren" Informationen garantiert irgend etwas finden, dass sie in eine Zustimmung zu ihrer Theorie verdrehen können. Vollautomatisches "Alle Gegenstimmen basieren auf der Weltverschwörung, die diese Daten geheim halten wollte" inklusive.
Der Information der Öffentlichkeit hilft das imho mehrheitlich nicht, im Gegenteil.

Würde aus Wikileaks ein Wikiinfo werden, in dem brisante Informationen Seite an Seite mit einer Gegendarstellung der Betroffen und ggf. Vergleichsinformationen aus anderen Bereichen präsentiert würde, könnte es die riesige Lücke, die das Verschwinden des seriösen Journalismus hinterlassen hat, perfekt auffüllen. Quasi das Wikipedia unter den Zeitungen.
Aber das geschieht eben nicht.
Das ist umso brisanter, als das die zeitnahe Veröffentlichung schwerwiegende und eigentlich ungerrechtfertigte Folgen für laufende Prozesse haben kann. (Ich erinnere an ""Climategate"": Missverständliche, uminterpretierte Aussagen aus e-mails, die auch nie für jemand anders als ihrem Empfänger hätten verständlich sein müssen, schädigen den Ruf eines gesamten Fachgebietes zu einem Zeitpunkt, in dem seine Ergebnisse wichtige Grundlage für die globale Politik sind)

Wie schon im passenden Newsthread gesagt: Wikileaks ist journalistisch auf einem Niveau mit der BILD. Nur (bislang) ohne Titten und ohne irgendein einschränkendes Gesetz. Aber mit Frontal21-Methoden und eingebauter, universeller Unkrisierbarkeit.


auf jeden fall wird dem wähler mal gezeigt, dass die politiker so gut wie nichts von dem umsetzten, was sie vor den wahlen versprechen. sonst kriegt man das nur unterbewusst mit, indem die wahlversprechen einfach unter den tisch gekehrt und vergessen werden. für mich ist das ein verbrechen.

Politiker setzen so gut wie nichts von dem um, was sie versprechen? Schön wärs.
AKW-Verlängerung, Kürzung der Unterstützung für die mittelständischen deutschen EEG-Fertiger, Steuerleichterungen für Hotel&Gaststätten, Senkung der Ökosteuer, Verlagerung der Krankenkassenfinanzierung auf ärmere Schichten, Aufweichung des Landschaftschutzes,... - zumindest bei unserer aktuellen Regierung kann man sich imho nicht darüber beschweren, dass sie Versprechen bricht. (sondern darüber, dass sie sie hält)
 
Was Wikileaks macht, kann man einerseits als sehr gefährlich ansehen, da hier möglicherweise Menschen direkt gefährdet sind (enttarnte Agenten, usw.). Andererseits ist es aber auch wichtig, dass die Bürger erfahren, was tatsächlich passiert (unabhängig wer über wen lästert), aber ich will schon erfahren, wenn die USA weiterhin Menschen in fremde Länder verschleppt und durch illegale Verhörmethoden erfahrene Geschehnisse verarbeitet und welche Länder da mitmachen.

Der "normale Journalismus" ist doch eh schon durch Maulkorbe/Falschinformationen oder "Fördermaßnahmen" beeinflusst worden.
Der investigative Journalismus ist eh praktisch weg vom Fenster, niemand forscht mehr nach, alle gehen den "Weg des geringsten Widerstandes".
Und weil Fernsehsender auch nicht mehr wirklich unabhängig sind (man denke da an FOX), dann kann man von der Seite auch nichts mehr erwarten.

Die Welt braucht Dinge wie Wikileaks, denn sie muss informiert werden, was wirklich passiert und wer ein paar Leichen im Keller hat.
Komisch ist nur, dass nur westliche Staaten von den Berichten betroffen sind, oder liegt es daran, dass die Geheimdienste der arabischen Welt/Nord Koreo, usw. besser arbeiten?
 
Die Welt braucht Dinge wie Wikileaks, denn sie muss informiert werden(..)

Wenn es z. B. um den Hubschrauberangriff auf REUTERS-Korrespondenten geht - ja, dann taugt WikiLeaks dazu, Informationen zu buendeln, damit sie von Journalisten zu Nachrichten aufbereitet werden.

Aber ist es wirklich eine "Information", dass irgendein Botschafter findet, Angie haette einen dicken Hintern und Guido sei polterig? Mir scheint doch eher, dass hier ein paar Leute sich in Unmoral mit den amerikanischen Depeschenschreibern verbunden fuehlen, weil man sie zwar eigentlich nicht ausstehen kann, aber ausnahmsweise mal einer Meinung mit ihnen ist - der Feind des Feindes erscheint schlichten Gemuetern ja bisweilen als Freund.

Viel schlimmer - im Sinne von gefaehrlicher - finde ich, dass dieselben Leute, die sich an die Speerspitze der Datenschutzforderer stellen, kein Problem damit haben, nachgerade denunzierend Informationen mit der digitalen Giesskanne zu verteilen, die als vertraulich deklariert wurden und sich zur moralischen Instanz aufzuschwingen, die private Dinge von solchen trennt, die von vorgeblich oeffentlichem Interesse sind. Das kann positive Effekte haben - oder zur Guerillawaffe mutieren.
 
Aber ist es wirklich eine "Information", dass irgendein Botschafter findet, Angie haette einen dicken Hintern und Guido sei polterig?

Solche Informationen sind ja leider immer das, was wirklich hängen bleibt, zumindest bei den "üblichen Bild-Zeitung-Lesern-und-Boulevardmagazin-Guckern".
Mach mal eine Umfrage in einer größeren Stadt in Deutschland und frag die Leute, welche Infos sie von Wikileak letztens erhalten haben, garantiert wird die Mehrzahl genau sowas sagen.
Aber dafür kann Wikileaks ja nichts, sondern die anderen Medien, die eben nur das aufgreifen und andere Dinge weglassen, einfach deswegen, weils keine Quote/Auflage bringt.

Viel schlimmer - im Sinne von gefaehrlicher - finde ich, dass dieselben Leute, die sich an die Speerspitze der Datenschutzforderer stellen, kein Problem damit haben, nachgerade denunzierend Informationen mit der digitalen Giesskanne zu verteilen, die als vertraulich deklariert wurden und sich zur moralischen Instanz aufzuschwingen, die private Dinge von solchen trennt, die von vorgeblich oeffentlichem Interesse sind. Das kann positive Effekte haben - oder zur Guerillawaffe mutieren.

Wäre es dir also lieber, wenn die Geheimdienste machen können, was sie wollen?
Wenns in Deutschland auch bald einen "Patriot-Pakt" gibt und man weggesperrt wird, ohne je einen Anwalt sehen zu können?
Oder man alle deine persönlichen Daten sammelt und sie allen Diensten frei zugänglilch macht?

Natürlich muss die Informationen durchguckt werden, die man erhält, nicht nur darauf, was sie anrichten können, sondern auch, ob sie auch zutreffen.
Aber ich will schon wissen, ob mein Land (dessen Regierung ich gewählt habe) in Sachen verwickelt ist, die entweder illegal oder höchst fragwürdig sind.
 
Ich weis nicht, wieso hier mit "die Informationen müssen geheim bleiben" und "Das Leben von Menschen wird gefährdet" argumentiert wird...

1. Was gab es denn viel neues an Cablegate? Man kriegt die meisten Informationen schon aus frei verfügbaren Medien. Das Internet leistet hier ganze Arbeit wenn ihr mich fragt.

2. Kennt ihr einen Fall, wo wirklich jemand durch Wikileaks gestorben ist? Ich kenne keinen. Das Argument hat man bei Afghanistan und Irak schon rausgekramt und es hat sich nie bewahrheitet.

Wikileaks holt nur das nach, was die Politiker versäumen. Und zwar Transparenz gegenüber der Bevölkerung.
 
Die bisherigen Meinungen überzeugen mich nicht!
Das Volk braucht solche Veröffentlichungen, wozu? Ich sehe keinen Grund Daten zu veröffentlichen wie über Schwesterwelle gedacht wird, das geht keinem etwas an. Sowas nennt man Politsche Geheimnisse. Im Privaten ist es einen auch sicher beschissen ergangen, wenn etwas raus kam, nur weil mal ein "Freund" nicht die Klappe halten konnte? Kennt ihr sicher..
Nur in der Politik ist es tiefergehender mit evtl weitreicherenden Folgen. und mein moralisches Verständnis sagt, es wurde keine Meinungsfreiheit missbraucht(geht ja auch nicht) aber es wurde eine moralische Grenze überschritten bei der es um mehr geht als nur zu wissen was einer über den anderen denkt.

Ein feiner Zug der US-Regierung die Wikileaks-Mitarbeiter werden beschützt sollte es einer wünschen! Taja die Amerikana stehen zu ihren Landsläuten in guten wie in schlechten Tagen.

Jeder von euch sollte bitte auch den Grund kennen warum man bei Amazon war. Es waren Cloud Server die vor Bot-Angriffen sicher sind und hohe Netzlast vertragen. Solche Server findet man nicht über all mal eben an der Ecke..

Ich finde auch, dass man das nicht unbedingt wissen muss, wie Herr Minister aus der USA über Herrn Westerwelle denkt!

Jedoch finde ich, dass größtenteils Demokratie herscht, und da ist es nunmal so, dass das Volk Leute wählt, welche des Volkes Meinung vertritt. Daher finde ich sollten wir freie Einsicht haben, was die Politker tun, weil sonst können wir ja wählen was wir wollen und die würden immernoch tun und lassen was sie wollen.
MfG, Tom

Wikileaks holt nur das nach, was die Politiker versäumen. Und zwar Transparenz gegenüber der Bevölkerung.

Demokratie!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wenn Wikileaks es nicht sagt, wer dann?
Ich finde es gut und richtig was sie machen, aber die Reaktionen zeigen ja mal wieder wie frei un demokratisch wir alle sind.....
 
Wikileaks ist ein zweischneidiges Schwert.

Einerseits finde ich es gut was sie machen, andererseits nicht. Aber nur dann nicht, wenn Menschenleben durch die geleakten Infos gefährdet werden.
 
Bezüglich zu dem Thema mal eine interessante und zutreffende Zusammenfassung! ;)
Hier mal eine Top Zusammenfassung bezüglich Wikileaks und der Logik hinter dieser Idee. Habe ich gestern von einem bekannten Radiomoderator der immer Sonntags auf dem Sender Fritz eine Show hat gehört. Ich finde er hat den Nagel auf dem Kopf getroffen. :-)

https://www.youtube.com/watch?v=HVJAUECLdo8

MfG

MfG
 
Wäre es dir also lieber, wenn die Geheimdienste machen können, was sie wollen?

Geheimdienstliche Taetigkeit ist genau das, was der Name suggeriert: geheim. Das bedeutet aber weder, dass sie unkontrolliert stattfindet noch das ein exzentrischer Australier ein geeignetes Korrektiv ist.

Wenns in Deutschland auch bald einen "Patriot-Pakt" gibt und man weggesperrt wird, ohne je einen Anwalt sehen zu können?

Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich gegen die sich epidemisch ausbreitende Staatsparanoia relativ immun. Deshalb sehe ich auch hier weder die Gefahr einer solchen Entwicklung noch erkenne ich, wie WikiLeaks das verhindern koennte.

Oder man alle deine persönlichen Daten sammelt und sie allen Diensten frei zugänglilch macht?

Nein. Genau das tut WikiLeaks aber letztlich - personenbezogene Daten horten und ungefiltert verteilen. Wenn WikiLeaks das tut, ist es gut; wenn irgendein "Dienst" es tut, daggen schlecht ... ?
 
Also soweit ich weiß, ist es die Aufgabe des Bürgers in der Demokratie über den demokratischen Apparat zu wachen. Wie könnte er das besser tun als so?
 
Will hier mal einen Link in die Diskussion schmeissen, für die, die Wikileaks als unnötig halten und am liebsten den laden schlissen würden.

Was diese Seite in den paar jahren geschafft hat, und was für Gerechtigkeit daraus endstanden ist, ist einzigartig, und sowas sollte erhalten werden.

So, Why is WikiLeaks a Good Thing Again?

Und mal eine kleine Frage, gibt es einen Fall wo ein Mensch durch Wikileaks umgebracht wurde? Ich habe von sowas noch nichts gehört.
 
Gibt es einen einzigen Fall, in dem Menschen durch Google umgebracht wurde? Durch Microsoft? Durch Thyssen-Krupp?
Das sollte vielleicht nicht der einzige Maßstab für moralische Überlegenheit sein.

Zu der Seite, warum Wikileaks toll wäre: Alle dort aufgelisteten Dinge fallen in eine von zwei Kategorien
- kannte ich aus Wikileaks-unabhängigen Quellen zu genüge
- kannte ich gar nicht
 
Man muss ja auch sagen, dass eine kriminalisierung von Wikileaks irgendwie unsinnig ist. Immerhin stellen sie die Informationen nur ins Internet - aber geklaut hat sie jemand anderes.
 
Das einzige, was dazu zu sagen ist:

https://www.youtube.com/watch?v=HVJAUECLdo8

Darum: Wikileaks MUSS unterstützt werden! Wikileaks MUSS online bleiben! Wikileaks MUSS weiterarbeiten!
 
Ja, das sarkastische Resumee was er zieht trifft zu 100% zu. Am besten das oder eben der Inhalt müsste noch viel mehr in den öffentlich wirksamen Medien verbreitet werden.

MfG
 
Ich finde es bisher auch gut, was Wikileaks macht. Wir müssen uns ja nicht ewig von unseren Regierungen und die nicht ewig von den Amis verarschen lassen...

Die, die durch die Enthüllungen am meisten in Gefahr geraten sind wahrscheinlich die Leute von Wikileaks selbst. Ich denke mal die werden immer weiter gehen, immer brisantere Infos veröffentlichen. Vielleicht erfahren wir ja bald, wer wirklich hinter dem 11. September steckt...:schief: Nee, im Ernst: ich hoffe das es Wikileaks noch lange gibt, damit immer mehr Leute zu denken anfangen. Sie müssen ja nicht gleich alles aus Frust in Schutt und Asche legen, aber Menschen, die für sich selbst denken und ihre eigene Meinung bilden, sind mMn eine sehr verlockende Vorstellung.

Um nochmal ein Zitat zu bringen: "Was meinen Sie was in diesem Land loswähre, wenn mehr Leute kapieren würden was in diesem Land los ist..."
 
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