AW: Nvidia Ampere: 70-75 Prozent mehr Performance im Vergleich zum Vorgänger - bei HPC
@gerX7a Ich so: Nvidia hat übermäßig beim Preis draufgeschlagen. [...]
Du: "
Fast 50% Preisaufschlag [für das Topmodell]"
Ich: GTX 1080 FE / billig Custom 699 / 599 US$ vs. RTX 2080 699 US$
oder aber alternativ die Topmodelle
Titan X 1200 US$ (vorauss. inkl. VAT)) vs. RTX 2080 Ti 999 US$
Ergo ist eine Aussage bzgl. +50 % Aufschlag etwas arg hochgegriffen und das Ganze sieht für mich durchaus nach einem Gegenargument aus.
Ich habe auch nicht in Abrede gestellt, dass nVidia ordentlich zulangt. Wäre auch unsinnig wenn sie es nicht täten, denn der Markt erlaubt es ihnen zurzeit und so würde das jedes andere, gewinnorientierte Unternehmen auch machen. Aber +50 % ist nun einmal arg weit übers Ziel hinausgeschossen und nicht zutreffend.
Das kann man im Herstellungs- und Vermarktungskonzept von vornherein berücksichtigen. [...]
Das ist eine unsinnige Aussage. Der einzige Weg einer "
Berücksichtigung" wäre in dem Fall das Weg/Auslassen der RTX 2080 Ti gewesen und man hätte diese bspw. erst ein Jahr später auf den Markt gebracht, wenn der Fertigungsprozess ordentlich eingefahren sein würde. (
Es mag ja aus Sicht einiger Gamer auch durchaus wünschenswert sein, dass Lederjacke Jensen das Delta einfach aus seiner eigenen Tasche bezahlt, aber das ist wohl eher ein unrealistischer Wunsch. )
Um das Ganze mal mit einer Beispielrechnung zu untermauern:
GP102 mit 471 mm2 16 nm
TU102 mit 754 mm2 12 nm
Nimmt man einfach mal an, das R&D für Pascal und Turing vergleichbar war (wobei das genaugenommen mit Blick auf Turing recht optimistisch erscheint), sodass sich die Fragestellung hier am Ende nur auf eine Frage der Fertigung reduziert, erhält man nachfolgende Überschlagsrechnung.
Im März 2017 gab es Gerüchte um sehr hohe Yield-Raten bei Zen(1) mit um die 80 % für das 213 mm2 Die im 14LPP. Wenn man diese Defektrate auf die GPUs gleichermaßen überträgt, d. h. man unterstellt gar, dass auch der noch zu der Zeit relativ neue 12nm-Prozess vergleichbar gut betrieben werden konnte, dann erhält man folgendes:
GP102 62 % Yield, 69 voll funktionsfähige Dies von 112 pro Wafer
TU102 47 % Yield, 30 voll funktionsfähige Dies von 64 pro Wafer
Fertigungskosten für 1000 SKUs bei angenommener, gleichteuerer Fertigung für beide Prozesse:
GP102 14,5 Wafer -> 1,0x US$
TU102 33,3 Wafer -> 2,3x US$
Die Fertigung ist also bereits unter diesen Annahmen um das 2,3-fache teuerer im Vergleich zum GP102, wobei nicht einmal die neurere 12 nm-Fertigung berücksichtigt ist, für die TSMC zweifelsfrei mehr verlangen wird, als für den alten 16 nm-Prozess.
Und würde man gar hingehen und den gleichhohen Yield des GP102 auch für den TU102 annehmen, was bei den beträchtlichen Unterschieden in der Chipgröße nicht realistisch ist, aber nur einmal exemplarisch angenommen, dann erhält man beim TU102 39 von 64 Chips, was sich auf 25,6 Wafer und damit immer noch 1,8x US$ hochrechnen lässt.
Schlussendlich für eine weiterreichende Betrachtung zu berücksichtigen ist, dass alle drei Chips (Titan X, GTX 1080 Ti und RTX 2080 Ti) nicht den Vollausbau des jeweiligen Dies verwenden; damit verschiebt sich die Betrachtung jedoch nur gleichermaßen ein wenig nach unten hin zu etwas niedrigeren Fertigungskosten über alle Chips.
Ein Großteil dieses Flächenzuwachs frisst Tensor und RT, was allltäglich kaum von Nutzen ist [...]
Das ist eine rein subjektive Berwertung aus Sicht eines individuellen Käufers. Wer das tatsächlich so sieht, hätte in dem Falle schlicht von seiner bspw. alten GTX 980 Ti auf eine GTX 1080 Ti aufrüsten und Turing ignorieren können und wäre dabei preislich sogar noch sehr gut weggekommen im 2HJ18. (Nicht wenig haben das ja auch genau so gemacht.)
Wenn ein Hersteller zusätzlichen Aufwand betreibt und mehr Funktionalität bietet, deren Bereitstellung ihn einiges gekostet hat, wird er das natürlich auch auf den Verkaufspreis umlegen. Er wäre dumm, wenn er es nicht täte und die Aktionäre würden ihn dafür sehr schnell abstrafen.
Wenn man sich aber nun aus unerfindlichen Gründen gezwungen sieht, dennoch zu einem solch neuen Modell zu greifen, obwohl es anscheinend nicht den eigenen Bedürfnissen entspricht, dann hat man diese Entscheidsung wohl im Wesentlichen selbst zu verantworten.
Und hätte nVidia sein neues Portfolio grob am Markt vorbei entwickelt, hätten sie das recht deutlich zu spüren bekommen. nVidia's Bilanzen weisen einen derartigen Fehler bzgl. des Gaming-Marktsegments jedoch nicht aus. (Und bspw. nVidia's
Super-Marketingaktion konnte den Umsatz noch einmal signifikant ankurbeln im 2HJ19 trotz dem offensichtlich nahenden Ende von Turing und trotz der Konkurrenz durch Navi 10.)
Am Ende wird ja keiner gezwungen Early-Adopter zu spielen und es ist ja auch nicht so, dass man den Verkaufspreis erst erfährt, nachdem man einen Kaufvertrag unterzeichnet hat.
Wer derartige Produkte braucht, oder besser (unbedingt) haben will, muss nun einmal dafür bezahlen, insbesondere für neue Technik und ebenso insbesondere in einem derzeit quasi konkurrenzlosen Marktsegment. Das war schon immer so und wird sich unter vergleichbaren Bedinungen auch zukünftig nicht ändern.
Hier kann man bestenfalls hoffen, dass sich die Marktbedingungen ändern, also bspw. etwas wie "BigNavi" oder RDNA2 für echte Konkurrenz sorgen wird, aber auch das wird absehbar zu keiner Preislawine führen, sondern die Bestandspreise oder ggf. die Teuerungsrate nur etwas im Zaum halten. Halbleiter-HighEnd-Produkte werden nun einmal zunehmend komplexer und teuerer in der Entwicklung und Fertigung.