Die drei Matrix Teile sind zu unterschiedlich und wechseln auf krasse Art und Weise ihr Genre und die Stimmung. Klar sind alle grob gesagt Sci-Fi aber dann doch sehr unterschiedlich und das kommt nicht gut an. Besonders weil die Genres mit jedem Teil nerdiger werden. und das war um das Jahr 2000 keine gute Sache.
Teil 1 ist ein düsterer Noir Film mit KungFu, der viel Zeit darauf benutzt die Welt auszugestalten in der er stattfindet, indem Charaktere über die Welt reden. Die Action Szenen laufen oft in John Woo 'heightened Reality' Zeitlupe ab. (Eingangsszene, Helikopter festhalten, Bullet Dodge). Zudem hat der Film den Plot Twist der die Serie definiert. Aber vom Subgenre her, war das noch am ehesten Mainstream als es rauskam und in dem Genre gab es auch zu der Zeit B-Movies wie 13th Floor, eXistenz, Johnny Mnemonic, etc.
Teil 2 ist ein Superhelden Action Film, bei dem viel mehr auf die Action-Tube gedrückt wird. Es gibt ehrlich gesagt bis heute keine bessere Action Szene als die Autobahn in Matrix 2. Agenten, Merowinger, Zion, drei Fraktionen im Kampf um eine Person, jede Fraktion mit spezifischen Stärken und Schwächen die sie gegeneinander ausspielen und von denen die Szene vorangetrieben wird. Alles unterlegt mit einem Musikstil der einfach 10 Jahre weiter war als das Publikum. Marvel Filme mögen Emotionen besser in ihre Actionszenen einbauen, aber rein von der Action kommen die da heute noch nicht mit. Gesprochen wird weniger über die Welt, sondern über Determinismus der daraus entsteht, dass jemand meint alles über Ursache und Wirkung zu wissen. Für das Jahr in dem der Film rauskam war das eine bizarre Mischung aus zwei Genres (Superheld, Philosophie), die beide nicht besonders populär waren im Vergleich zu heute wo es pro Jahr 5 Superhelden Filme gibt die jede eine Milliarde Umsatz machen. Vor allem der Bruch was das Genre angeht mit der ersten Teil hätte nicht größer sein können. Im Jahr 2018 haben wir Thanos der unablässig philosophiert beim Superheldenkampf, in das Jahr passt Matrix 2 irgendwie besser rein. Für 2003 war das für viele einfach nur wtf.
Teil 3 wirft dann wieder das Genre über Bord und man bekommt essentiell einen Robo-Anime Film mit Dragon Ball Z Endfight zwischen Neo und Smith. Das hat wieder mit Teil 1 und 2 nichts zu tun und die Anforderung ans Publikum wird noch nerdiger, die Quellen aus denen der Film seine Einflüsse bezieht noch abseitiger. Wo in Teil 2 die Protagonisten noch allesamt agiert haben, können sie für weite Teile von Teil 3 nur reagieren und können nur gerade so noch an ihrem Leben festhalten. Das unterminiert dann wieder den Superhelden Status den sie in Teil 2 hatten und es ist alles eine große defensive Schlacht. Klar ist es schlüssig, weil eben die Maschinen jetzt ihre ganze Macht auffahren und nicht nur immer drei Agenten schicken, aber es ist erneut ein Sprung in Genre und Stimmung den das Publikum nicht gerne mitmacht. Wenn Teil 2 Wissen repräsentiert mit dem man Ursache und Wirkung in Kontext setzen kann, dann fokusiert Teil 3 auf Glauben dem man nachsagt er könne Berge versetzen.´Der Umschwung vom einen zum anderen Typus ist wenn Neo in Teil 2 beim Architekten durch die 'falsche' Tür geht aus Sicht der Maschinen und danach passieren dann all die fantastischen Dinge die das Publikum damals nur sehr bedingt mitgemacht hat. Die Wiederbelebung, Smith in menschlichem Körper, die Punkte wo man der Trilogie vorwirft sie würde unlogisch werden. Aber diese eine konsistente Logik will die Reihe glaub ich gar nicht zeigen, sie ist mehr so ein Querschnitt aus allen Regeln aller Universen und jeder Zuschauer ist meist Fan von der einen, aber nicht von der anderen, daher verliert die Trilogie immer Zuschauer wenn sie den Modus wechselt.
Heute leben wir im Marvel Universum, wo jeder Film ein anderes Genre hat wie der nächste, also ganz wie Matrix ist. Nerdcore ist viel näher am Mainstream und es ist viel passiert in der Welt seit Matrix. Man darf nicht vergessen, da sind alle drei Teile die ideologisch vor dem 11. September 2001 anzusiedeln sind. Krieg gegen den Terror, Ausverkauf von Bürgerrechten im Namen der Sicherheit, Drohnenkriege und fatalistische religiöse Ideologien, neue Romantisierung von Faschismus, das alles kam nach der Matrix, die eher noch ein Kind der 90er ist als etwas anderes. Wenn für eine Filmreihe der Tisch also reichlich gedeckt ist, dann für die Matrix. Macht Euch nichts vor, Teil 4 wird das Publikum mindestens so spalten wie die Meinung zu Trump oder der AFD.
Einem anderen Film den es ähnlich geht die der Matrix ist Scott Pilgrim gegen die Welt. Im Jahr als der rauskam 2010 war der Superhelden Standard und die erwartete interne Logik für Superheldenfilme sowas wie Dark Knight, oder Harry Potter. Das MCU war da gerade bei Iron Man 2. Bei so einem Publikumg muss man mit Scott Pilgrim nicht um die Ecke kommen. Aber auch hier ein Sprung in das Jahr 2017 und Superheldenfilme sehen aus wie Thor Ragnarök und Guardians of the Galaxy 2. Plötzlich ist der ganze crazy Shit in Scott Pilgrim offiziell erwünschte Form der filmischen Realität.