Seit mehr als 10 Jahren, je nach veranschlagtem Aufwand sogar 20-30, haben Privatpersonen die Möglichkeit, Standbilder in vergleichbarer oder sogar deutlich besserer Qualität zu manipulieren. Und trotzdem nimmt die breite Masse bis heute ein "Foto" von einem Ereignis als absoluten Beweis, das dieses so wie zum Foto erzählt stattgefunden hat.
Weil aktuell gefühlt vielleicht 97% der Bilder tatsächlich relativ nahe an der Realität sind. Aber es bröckelt schon, die KI-Generierten Youtube-Videos zu Produkten oder die generierten Models, die auf Youtube Kleidung präsentieren, während im Hintergrund eine Computerstimme spricht, wozu sich dieses Outfit angeblich eignet, sind immer erfolgreicher und wenn man nicht weiß, wie generierte Kurzvideos aussehen, würde man es schon jetzt für reale Aufnahmen halten.
Das heißt: Das Verhältnis dreht sich um. Und wenn die Mehrheit der Inhalte generiert ist, werden die Menschen dies auch annehmen.
Es gibt ja jetzt schon Fälle, in denen als Ausrede behauptet wurde, etwas sei ein Deepfake, der keiner war. Und aufgrund der Masse an solchem Material ist es andererseits kein Problem, Aufnahmen zu finden, in denen die abgebildeten Personen genau so aussehen wie ein anderer.
Zuletzt merkt man meiner Ansicht nach auch, dass trotz der psychischen Belastung, die Pornografiefälschungen noch auslösen können, dies auch immer weiter an negativer Kraft verliert, weil wir kurz davor sind, dass einfach jeder in irgendeinem gefakten Video zu finden ist. Es ist also irgendwann eher seltsam, wenn es keine Fake-Pornografie von einem gibt und man kann sich auch problemlos herausreden.
Würde mich nicht überraschen, wenn manche von sich selbst Deepfakes erzeugen, um die Opferrolle wieder darstellen zu können.
Es liegt ohnehin nahe, dass jemand sich in einen Porno transferiert, wenn er selbst keinen drehen, sich aber spaßeshalber mal darin sehen möchte.
Es ist aber sehr schade, dass wir im Zusammenhang mit der Technik so viel über Pornographie reden, weil sie ja genauso für sehr interessante Erfahrungen sorgen kann, wenn man sich oder andere z.B. selbst in einen Spielfilm deepfaked.
Warum ist das eigentlich so? Gab es das früher auch schon, dass z.B. Bildschirme erfunden wurden, und dann kam einer, der sich beschwert hat, dass man damit auch Nackte ansehen kann, die nicht neben einem stehen, woraufhin dann jemand rief: "Verbieten wir Bildschirme und bestrafen die Schweine!"?
Vielleicht hören wir heute zu sehr auf Einzelfälle? Vielleicht müssten wir auch fördern, dass man ein klein wenig resilient gegen Dinge ist, die einfach passieren können, statt immer gleich irgendetwas Extremes zu fordern?