Sind die CPUs instabil, oder die Settings der Mainboards?
Eine CPU ist immer nur im Rahmen eines gegebenen Settings stabil oder instabil und die Settings kommen von den Mainboards. Kannst dir also aussuchen, wem du die Schuld geben willst.
Der bisherige Stand war, dass die Voreinstellungen vieler Mainboard-Hersteller weitaus stärker von dem Abweichen, was man intuitiv als gesund betrachten würde als alle Angaben von Intel. Aber solange letzterer in der Mehrzahl auftreten, kann man halt auch kein "make it so" anwenden.
Es sind halt zu viele Fragen noch offen.
Und so lange das so ist, kann man keine uneingeschränkte Kaufempfehlung für die betreffenden CPUs aussprechen.
Einverstanden?
Uneingeschränkte Kaufempfehlungen kann man selten treffen. Aber ja: Seit die Vorwürfe konkreter Schäden im Raum stehen und nicht aus dem Weg geräumt werden, würde ich Intel keinen DAUs mehr empfehlen. Für Anwender, die in der Lage sind, eigene Einstellungen vorzunehmen, hat sich dagegen meiner Meinung nach wenig geändert – die zuvor ohnehin als sinnvoll genannten Werte liegen im Spektrum der Empfehlungen und nachdem Alder Lakes jetzt 2,5 Jahre damit betrieben wurden, ohne reihenweise die Hufe hochzureißen, ist altes "sinnvoll" wohl auch in Zukunft nicht verkehrt. Nur Tester, die objektiv "laut Hersteller" statt subjektiv "ich finds sinnvoll" können aktuell gar nichts mit Intel anfangen und bei Leuten, die sich gar nicht ins UEFI trauen, besteht möglicherweise ein größeres Risiko als bislang angenommen.
Das für Intel blöde ist halt die Schnittsumme mit den beiden viel größeren Aspekten "Konkurrenz" und "Lebensdauer": Reinen Gamern rät man eh seit Erscheinen desselben zum 7800X3D und Enthusiasten zum 7950X oder 7950X3D. Die verbleibende Nische für Intel war zuletzt der Bereich "mehr als 12 Threads und etwas Anwendungsleistung", unter Berücksichtigung von Effizienz von Preis besonders die non-K-Modelle in Verbindung mit einem Mittelklasse-Mainboard, denn da ist AM4 einfach "out" und bei AM5 kosten die Platinen immer noch spürbar mehr. Aber finde mal einen nicht-Gamer, nicht-Enthusiasten, der die nötige Ahnung von der Technik für eigene Einstellungen hat.
Das "never exceed 400 A" ist doch überraschend deutlich in den Bemerkungen formuliert. Wenn ich mir so die 500 A+ out of the box bei meinen Asus-Boards ansehe, wohl doch nicht zu vernachlässigen.
Auch das ist absolut uneindeutig. Intel verrät nämlich nicht, ob ICCmax die CPU oder das Mainboard vor Überstrom schützen soll. ~8.-Klasse-Physik-Kenntnisse reichen aus, um ersteres mit 90 prozentiger Wahrscheinlichkeit auszuschließen und die Formulierung "never exceed" gab es in älteren Intel-Dokumenten auch nur für PL4 (mittlerweile mit anderen Worten aber gleichem Inhalt beschrieben). Also dem Power Limit, dass
der CPU eine "never exceed"-Grenze vorgibt, vor deren Erreichen schon vorsorglich gedrosselt wird, um den Rest des Systems zu retten. Und ICCmax ist bislang ausdrücklich "not a specification" – sondern passenderweise eine Eigenschaft der CPUs, die ein Mainboard verkraften soll.
Ich habe Intel natürlich auch diese Frage ausdrücklich gestellt (noch einmal konkret vor fünf Tagen als Reaktion auf das Statement, weiter gefasst schon vor Wochen) und warte auf Antwort. Bis auf weiteres würde ich diese Zeile interpretieren als: Mainboard, die "Extreme"-Profile fahren wollen, müssen never-exceed-Limits von mindestens 400 A verkraften. Wenn Asus 500 A einstellt und die Platine 500 A abkann (typisch sind ja in einigen Klassen eher 1-3 kA), ist also alles okay. Weniger zu nehmen wäre das gleiche, wie maximal 130 auf der Autobahn zu fahren, weil am Grenzübergang nach Deutschland ein "130" stand: Nicht verkehrt, natürlich tendenziell sicherer, aber möglicherweise überflüssig und garantiert nicht der Performance zuträglich und letztlich ein Interpretationsfehler dessen, was geäußert wurde. (Leider sind Intel-versteh-Stunden noch schwieriger zu bekommen als solche bei Fahrlehrern.)
Das, was an Potential für UV/OC da ist ist ja der "Sicherheitspuffer" gegen Alterung von CPUs. So lange man den Puffer nicht ausnutzt halten die allerallermeisten CPUs weitaus länger stabil durch als ihre Nutzungszeit ist. Sprich bevor eine nicht undervoltete und nicht übertaktete CPU aus Verschleißgründen instabil wird vergehen bei üblicher Nutzung locker 10-15 Jahre, eher noch mehr. Nur derjenige, der eine CPU grade so an der Grenze zur Stabilität betreibt und Null Puffer hat kann schon nach ein, zwei, drei Jahren Stabilitätsprobleme haben bzw. muss ein paar Millivolt drauflegen oder 100 MHz runtergehen um wieder stabil zu sein. Mir ist das bei nem i7-920@4GHz nach ~3 Jahren Videorendering passiert als beispiel, der war mit 4 GHz bei 1.24v praktisch ohne Puffer unterwegs. Nach der zeit gingen nur noch 3,9 GHz stabil - oder wahlweise weiter 4 GHz aber mit 1,265v.
Nur um das klarzustellen, ehe es jemand falsch versteht:
Undervoltete CPUs haben natürlich eine noch wesentlich längere Nutzungszeit, nur muss man das Undervolting ggf. etwas zurücknehmen, wenn sie (langsamer!) doch altern. Aus Sicht der Hardware ist es also nie verkehrt, die Spannung zu senken – nur die Rechenfehler in der Software können einen den letzen Nerv kosten, wenn man es zu weit treibt.