Es gab in der DDR kein einziges Wasserwerk, welches sinnvoll aufbereitetes Wasser zur Verfügung stellte, kein einziges Bier, welchers nicht trüb war, eine allgegenwärtige Luftverschmutzung, die mit bei jedem Besuch in wenigen Stunden das Atmen erschwerte, Es gab keine produktiven Fabriken.
Überleg' doch mal: Wie kommt es wohl, dass das Trinkwasser in der DDR flächendeckend angeblich ungenießbar bis "lebensgefährlich" (so damals der Lennartz) war, aber trotzdem 41 Jahre lang eine Bevölkerung versorgt hat, die zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung gesundheitlich keinen Deut schlechter aufgestellt war als die der BRD?
Ich will nicht bestreiten, dass die Trinkwasseraufbereitung der DDR nach unseren damaligen Maßstäben katastrophal war, allerdings wirft das Ganze eher ein Schlaglicht auf die Kontroll- und Regulierungswut der Bundesrepublik und darauf, wie erfolgreich etabliert wurde, aus einer lebensnotwendigen Grundversorgung sekundäre Geschäftszweige zu etablieren.
Was die Luft angeht, habe ich vielleicht zu gute Lungen oder mit der Grenzöffnung wurde die DDR schlagartig ventiliert, aber als ich kurz darauf durch den Osten tourte, hatte ich keinerlei Atemprobleme. Ganz im Gegenteil, die Luft in vielen Städten war bemerkenswert gut, wenn nicht gerade ein Trabi direkt an einem vorbei gurkte - das waren zwar üble Stinker, aber dafür waren nicht zu jedem Zeitpunkt so wahnsinnig viele davon auf den Straßen unterwegs.
Eine ganz andere Geschichte sind die Industriestandorte, da haben die rückständigen Anlagen sicherlich oft für dicke Luft gesorgt. Da fallen mir allerdings auch ein paar Regionen bei uns ein, die erst nach und nach auf auf einen Stand gebracht wurden, der streng nach Grenzwerten nicht (siehe oben) ungenießbar bis "lebensgefährlich" war.
Und lass mich bloß nicht mit den Fabriken anfangen. Da gab es etliche produktive VEB, die hauptsächlich vertriebsseitig an der ideologisch verkackten Wirtschaftspolitik der DDR scheiterten. Unproduktive Fabriken hätten keine vollen Betriebskassen und keine Produktionsmittel gehabt, die von dubiosen Investoren geplündert werden konnten. Es waren *unsere* Lobbyisten, die bei der Bundesregierung im Zuge der Wiedervereinigung Klinken putzten, um bloß keine produktiven Fabriken jenseits der Grenze zuzulassen. Das ganz zu recht vermutete Lohngefälle hätte nämlich bei wirtschaftlicher Öffnung dazu geführt, dass in weniger fortschritts-/technikintensiven Branchen einige *unserer* Unternehmen Schwierigkeiten bekommen hätten, wenn im Osten dasselbe trotz alter Anlagen billiger produziert werden kann.
*Unsere* Wirtschaft wollte den Osten als erweiterten inländischen Absatzmarkt, aber bitte möglichst lange nicht als Mitbewerber.
Und *unser* Geld wurde in den Osten gepumpt, damit die Ossis an *unseren* Produkten das Konsumieren lernen.
Für die Regierung Kohl war die Wiedervereinigung ein Glücksfall, denn die damals im allgemeinen Taumel problemlos durchgewunkenen Subventionen (eine Mark in den Osten, davon
mindestens 80 Pfennig zurück in den Westen) wären anders gar nicht vermittelbar, ja geradezu politischer Selbstmord gewesen. So jedoch landeten die Ressentiments der Westbürger eher bei den Ostbürgern, während letztere bis heute - und zumindest punktuell durchaus zu Recht - das Gefühl haben, dass sie über den Tisch gezogen wurden. Ist ja auch kein Wunder, wenn die eine Seite nur sieht, was rausgeht; nur die andere sieht was reinkommt und beide Seiten ständig vergessen nachzurechnen, wo denn die Differenz wohl gelandet sein könnte ...
Ach übrigens, dass viele Ossis glaubten, die "Imperialisten" jenseits der innerdeutschen Grenze wären überwiegend Nazis, wird irgendwie verzeihlich, zumal wir - Hand aufs Herz - ja auch gelernt haben, da drüben wären alles Kommis (Außer die eigene Tante Trude in Osterberlin, die war Geisel der Kommis ...), die halb verhungert mit bloßen Händen den Boden beackern, nicht wahr?
Und dann geht die Grenze auf und man sieht Leute, die genauso gesund und wohlgenährt sind wie man selbst, nur dass sie altmodischer angezogen sind. Letzteres lag bestimmt am Trinkwasser.