Ich bin dafür, dass die PCGH sich ein Redaktions-E-Auto zulegt. Ein paar eigene Erfahrungen zu sammeln, kann sicher nicht schaden, wenn man regelmäßig Artilkel über E-Autos schreibt. Insgesamt werden die Artikel zwar langsam besser, aber auch diesmal haben sich ein paar Fehlinformationen und Halbwahrheiten eingeschlichen:
Oftmals wird neben dem Typ-2-Kabel für Wallboxen und Ladesäulen auch noch ein Notladekabel mitgeliefert, dass den Anschluss an eine 230-Volt-Schuko-Steckdose ermöglicht.
Das ist kein Notladekabel, sondern einfach nur ein Ladekabel. Es ist vollkommen legitim und auch sehr weit verbreitet, primär über die heimische Steckdose zu laden. Das Auto steht eh meistens 12+ Stunden am Tag zu Hause herum, in der Zeit kann man mindestens 36 kWh laden. So viel muss man erstmal täglich fahren, dass das nicht reicht. Als unsere Wallbox einen Defekt hatte, haben wir sogar beide Autos mehrere Monate (abwechselnd) an der Steckdose geladen. War überhaupt kein Problem.
Nicht an jeder Ladestation ist es notwendig, sein eigenes Ladekabel mit dabei zu haben. Wenn man an einer DC-Schnellladesäule Strom "tanken" will, so benötigt man kein eigenes Kabel. Bei allen Gleichstrom-Ladestationen sind die Ladekabel fix an der jeweiligen Ladesäule montiert und - teilweise - sogar flüssig gekühlt, um mehr als 150 kW transportieren zu können.
Wie BigBoymann auch schon schrieb, gilt das ebenso für die allermeisten Wechselstrom-Ladesäulen. Ich fahre seit mehr als vier Jahren nur noch elektrisch und kann immernoch an einer Hand abzählen, wie oft ich das Kabel gebraucht habe.
Um jedoch wirklich mit 50 kW und mehr Strom laden zu können, muss das E-Auto den passenden Ladeanschluss - etwa den in Europa und Nordamerika verbreiteten CCS-Stecker - besitzen und die
im Fahrzeug verbaute Ladeeinheit muss dafür ausgelegt sein, so viel Strom aufnehmen und verarbeiten zu können. Je mehr Kilowatt der On-Bord-Lader verarbeiten kann, desto teurer ist das Bauteil. An Wechselstrom-Ladesäulen dagegen kann jedes Elektroauto Strom laden, allerdings dauert an einer AC-Ladestation der Ladevorgang länger als an einer DC-Ladestation.
Das ist so nicht richtig. Tatsächlich ist das Bauteil fürs Laden mit Wechselstrom viel teurer als das für Gleichstrom. Schließlich wird der Akku immer mit Gleichstrom geladen. Wir kennen das alle von unseren PCs: Das AC/DC Netzteil ist viel teurer als die DC/DC Spannungswandler, die überall verbaut sind. Im Auto wird die maximale DC-Ladegeschwindigkeit normalerweise vom Akku selbst begrenzt. Je mehr Zellen der Akku hat, desto schneller kann geladen werden, weil man die Zellen parallel laden kann. Natürlich macht die Bauweise der Zellen auch einen Unterschied.
Zu bedenken ist allerdings, dass die Ladedauer an einer Ladestation immer von verschiedenen Faktoren abhängig ist, etwa ob der Lithium-Ionen-Akku schön warm gefahren wurde (in Abhängigkeit zur Außentemperatur) und wie der Akkustand aussieht (je leerer der Akku, desto höhere Ladeleistungen sind möglich).
Die letzte Aussage ist schlicht falsch. Wenn der Akku fast leer ist, kann er nur sehr langsam geladen werden. Man kennt das von tiefenentladenen Autobatterien, die man mit speziellen Ladegeräten sehr schonend wieder aufladen kann, das dauert aber entsprechend lange.
Die Akkus von E-Autos haben eine Ladekurve, die vom jeweiligen Akku abhängig ist. In der Regel kann man zwischen ~20 und ~60 Prozent am Schnellsten laden. Darüber und darunter nimmt die Ladegeschwindigkeit allmählich ab. Darum kommt man auf Langstrecken auch schneller voran, wenn man mehr kurze Ladestopps macht als wenige lange (ist eh gesünder so).
Zu den üblichen Fragen/Aussagen, die hier im Thread aufkamen und zum Teil auch schon beantwortet wurden, möchte ich auch gerne noch ein paar Worte sagen:
Und noch ein Adapter mehr. Zum krank lachen.
Die ganze Laderei ist fürn Ar?ch. Akkuwechselstationen und fertig. Wenn Akku fast leer, hinfahren, Akku austauschen und weiter gehts. China machts wieder einmal vor mit dem NIO. Und Deutschland schwimmt wieder hinterher. Deswegen werde ich mir nie eine E- Karre zulegen. Der ganze Kabelsalat inklusive dem Stromtarifdschungel. Und wehe dem der zu lange an der Strippe hängt. Tesla bleibt mal außen vor.
Am Anfang gab es noch keine Standards, was die Stecker angeht. Das hat sich aber bereits vor ein paar Jahren geändert. Aktuelle E-Autos haben Typ2 und/oder CCS (wie rumpeLson schon schrieb). Da der CCS Stecker eine Erweiterung des Typ2 Steckers ist, der nur zwei Pins für die Gleichstromladung ist, hat man also einen einzigen, genormten Ladeanschluss an jedem Auto.
Akkus tauschen konnte Tesla schon 2012. Sogar in 90 Sekunden (gibt ein Demo-Video davon). Das hat sich aber nicht durchgesetzt. Ich würde meinen Akku ja auch nicht gegen irgendeinen anderen tauschen wollen, von dem ich nicht weiß, wie und wie stark der beansprucht wurde. Sowas würde nur mit Akkumiete funktionieren. Und mit kleinen Werkstätten an jeder Ecke, die einem den Akku tauschen. Viel zu aufwendig.
Man müsste ein einheitliches System einführen. Man stelle sich vor, der Zapfschlauch von Aral passt nicht in einen Tank und ich muss bei Shell tanken, denn nur da passt er.
Das gibt es schon. Nennt sich NFC. Hol dir eine kostenlose Ladekarte von New Motion und du kannst in ganz Europa an praktisch jeder Ladesäule laden. Ich habe bisher jedenfalls noch keine gefunden, an der das nicht ging. New Motion (bzw. Shell) nimmt dafür 15 Cent pro Ladevorgang, das finde ich fair. Und man braucht sich keine Gedanken mehr zu machen. Der Tarifjungle der einzelnen Ladesäulen(-Betreiber) bleibt natürlich weiterhin unübersichtlich. Aber dafür gibt es zum Glück ganz gute Apps.
Was wäre das für eine geniale Sache, wenn ein auf der Straße geparktes Auto über Nacht geladen wird, ohne dass ein Kabel ran muss oder sonst etwas gemacht werden muss.
Das ist nicht nur ineffizient, sondern auch technisch extrem aufwendig. Man müsste die ganzen Parkplätze aufreißen, um die teure Technik da zu verbauen. Dann müsste man mit dem Auto immer schön gerade parken und drauf achten, dass der Akku sich an der richtigen Stelle über der Ladespule befindet. Das klingt für mich viel komplizierter als mal eben ein Kabel von der Ladesäule zu nehmen und es ins Auto zu stecken. Letzteres ist sogar einfacher als einen Zapfhahn in den Tankstutzen zu halten.
Wenn man schon den ganzen Parkplatz aufreißen möchte, sollte man meiner Meinung nach lieber die Rangierflächen dazwischen mit Solarpanelen pflastern, um die Autos über Ladesäulen mit Sonnenstrom zu laden.