Nur mal so für mich (und euch) zusammenfassend:
AMD hat einen "klassischen" Chipsatz, bestehend aus North- und Southbridge.
Intel hat den Northbridgechip seit den Lynnfields in den Prozessorkern integriert.
AMD wiederum hat vor ein paar Jahren nur den Speichercontroller in die CPU genommen, der PCIe-Controller ist noch als Extrachip (Nortbridge) erhalten geblieben.
Aber genau dies soll jetzt ein Vorteil gegenüber Intel sein. In welcher Hinsicht genau?
Letztlich alles eine Definitionsfrage.
DIE klassische Southbridge stellt eine Verbindung zwischen der CPU, dem Speicher und dem Systembus her, an dem alle anderen Komponenten hängen. (bzw. es gibt noch ältere Varianten, da fehlt dann aber eine Southbridge, weswegen "North" die falsche Bezeichnung wäre)
Das letzte Exemplar nur mit diesen Funktionen dürfte es irgendwann zu Pentium1 Zeiten gegeben haben.
Mit der Einführung von AGP wurde die NB Sitz einer speziellen Schnittstelle für die Grafikkarte (afaik heißt sie seitdem zumindest bei Intel nicht mehr "NB", sondern "Memory Controller Hub"), später wurden optional IGPs integriert und zu Zeiten des Intel i865/875 die LAN-Schnittstelle.
Am südlichen Ende gibt es ebenfalls keine einheitliche Definition. Anfangs war die Southbridge einfach nur ein Super-I/O-Chip, der eine ganze Reihe von Funktionen bereitstellt und als eines von vielen Geräten am Systembus (PCI) hängt, der direkt von der Northbridge bereitsgestellt wird.
Später wurde ein vielzahl von Punkt-zu-Punkt-Verbindungen (oft mit BUS-ähnlichem Aufbau) entwickelt, die North- und Southbridge direkt verbanden und der eigentliche BUS, an den weitere Komponenten angebunden werden konnten, wurde von der Southbridge bereitgestellt. (so dass NBs eigentlich schon in prä-AGP-Zeiten nicht immer NBs waren. Oder erst dadurch wieder zu welchen wurden?)
Die großen Veränderungen kamen dann im Zuge von IMC:
Eine der wenigen Gemeinsamkeiten aller Chipsätze war vorher, dass sie aus zwei Chips bestehen, von denen der eine ("North") den Speichercontroller enthält und der andere ("South") was anderes, zumindest einen Laufwerkscontroller. (und sei es nur Floppy)
Dann kam der AT64, der Speichercontroller saß auf einmal in einem seperaten Teil der CPU. Die Grafikanbindung aber nicht - also wurde doch nicht die ganze Northbridge integriert? Frage der Definition. Ein Interface, an dem alles andere angeschlossen werden konnte, stellte der AT64 jedenfalls nicht zur Verfügung. Aber z.B. die zugehörigen Single-Chip-Chipsätze von Nvidia, die damit eigentlich zur Northbridge wurden, aber keinen Speichercontroller hatten - wohl aber eine Grafikanbindung. Und alle Eigenschaften einer Southbridge. duhhhh.
Später gabs dann wieder Zwei-Chip-Lösungen von Nvidia, bei denen der untere Chip alle Eigenschaften obiger Single-Chip-Lösung hatte ("Eastbridge"?) - aber auf einmal "Southbridge" genannt wurde. Die "Northbridge" dagegen stellte nichts weiter, als einen zweiten Grafikanschluss zur Verfügung und hatte somit gar nichts mit den ursprünglichen "Northbridges" gemeinsam.
Spaßig auch die Gegenstücke für die Intelplattformen: Die hatten den zusätzlich den Speichercontroller in der Northbridge. Und bei den kleinen Versionen auch eine "normale" Southbridge. Bei den großen Ausgaben (2x16) aber den gleichen Single-Chip, der auch für AMD verwendet wurde und da Northbridgefunktionen übernam. (alle noch da?)
AMD/ATI unterdessen hat sich wieder etwas dem ursprünglichen Konzept angenäher und stattet die eigenen "Northbridges" nur mit einer universellen Anbindung -aber kein BUS- (und ggf. einer IGP - die bei Nvidia übrigens wenn dann in der "Southbridge" liegt
) aus, an die unter anderem eine (doch recht) klassische Southbridge angeschlossen wird. Aber natürlich hat diese "Northbridge" keinen Speichercontroller, sondern ist eine reine HT-PCI-E-Bridge.
Das gleiche Prinzip hat Intels X58 (QPI-PCI-E-Bridge), nur dass die Anschlüsse für die Southbridge da einen bestimmten Namen tragen - und das ein Teil der zusätzlichen Komponenten an eben diese "Southbridge" angeschlossen werden, womit selbige in der Tradition der "Southbridges" des letzten Jahrzehnts steht (die z.B. PCI bereitstellen), aber entgengensatz zu AMDs Lösung nicht in der Tradition der ursprünglichen.
Dafür kommt exakt die gleiche Southbridge (""?) auch beim P45/X48 in Kombination mit einer semi-klassischen Northbridge zum Einsatz (d.h.: Speichercontroller, Grafik, Interface für SB - aber nicht für alles andere). Eben deren Funktionen sind jetzt beim So1156 in die CPU gewandert. D.h.: kleinere Funktionselemente wie Taktverwaltung,... nicht. Die waren eigentlich immer in der Northbridge, sitzen jetzt aber im P55. Der eigentlich eher eine Southbridge ist. Also so eine Southbridge, die auch das Restssystem versorgt. Nicht so eine, wie bei AMD, die nur als super-duper-I/O dient und den Rest einer Northbridge überlasst. Um zu der zurückzukommen: Beim Lynnfield finden sich Speichercontroller, Grafikschnittstelle und Anbindung fürs Restsystem noch auf der CPU wieder - wobei Gigabyte aber z.B. jetzt Mainboards verkauft, bei denen an dieser Grafikschnittstelle auch einige Zusatzcontroller angebunden sind. Beim Clarkdale aber sitzt das alles in einem Extra-DIE (zusammen mit einer IGP. Deren Grafikausgabe aber der P55 übernimmt) - der Wiederum ist mit der eigentlichen CPU (auf dem gleichen Substrat) über die gleiche Verbindung verbunden, die zwischen X58 und Bloomfield verwendet wird. Nur dass da der Speichercontroller am CPU-seitigen Ende sitzt.
So, ich hoffe, jetzt ist klar, dass nichts klar ist, weil nicht mal klar ist, was z.B. eine Northbridge ist.
Zur zweiten Frage:
Der Vorteil, wenn sich einzelne Funktionen in unterschiedlichen Chips befinden, liegt darin, dass man diese getrennt austauschen kann.
AMD hat also die Möglichkeit, ein und dieselbe CPU (und deren Speichercontroller) mit verschiedenen Grafikanbindungen zu kombinieren.
Der So775 erlaubt die Kombination ein und desselben Speichercontrollers (samt anhängeder Grafikanbindung) mit verschiedenen CPUs (z.B. DDR1/2/3), der So1156 erlaubt den Austausch von CPU, Speichercontroller und IGP (als Einheit), ohne das Mainboard ändern zu müssen,...
Die Frage ist halt immer, was man gerade machen will. (im Moment z.B. kann der So1156 quasi nicht von SATA3 profitieren, weil die Anbindung der CPU für die Southbridge in der aktuellen Fassung zu lahm ist. D.h. selbst wenn man den Chipsatz tauschen würde -was man eigentlich günstig unter Beibehaltung von Speicher, Grafik, CPU,... machen könnte-, hätte man ggf. nicht alle Flaschenhälse beseitigt)
Zu Bedenken ist im Gegenzug natürlich immer, was es an anderer Stelle kostet. Denn natürlich steigen die Kosten mit der Zahl der Chips und die Verbindung zwischen Bauteilen in verschiedenen Chips ist langsamer oder wird noch teurer. D.h. alles in einen eigenen Chip zu packen (was optimal für Veränderungen wäre), ist auch keine Lösung - deswegen auch die vielfältigen Kompromisse, die ich weiter oben gelistet habe und die alle unter bestimmten Gesichtspunkten für irgendwen Sinn machen.