Wie gesagt: ACTA ist ein Hinweis darauf, dass gewisse Politiker Dinge wollen, die man besser nicht sehen möchte. Aber es ist nicht der Weg dahin. ACTA wird keine Vorratsdatenspeicherung und Providerüberwachung begründen - und, das ist der wichtige Teil: "kein ACTA" wird diese nicht verhindern. Alles, was von den Panikmachern befürchtet wird, kann ohne ACTA über nationale Gesetze eingeführt werden und es kann mit ACTA nur über nationale Gesetze eingeführt werden.
Bezüglich auf die Straße gehen: Merkwürdigerweise frieren sich die Leute aber nicht den Arsch ab, wenn es um das Leben anderer, die Lebensgrundlage künftiger Generationen oder, um näher am Thema zu bleiben, z.B. die internationale Weitergabe ihrer Daten (Fluggastinformationen, Facebook
) geht. All das ist kein Grund, zu demonstrieren - aber ein wertloser Wisch Papier, aus dem man - in Kombination mit gewissen (imho berechtigten) Vorurteilen - Hinweise darauf ableiten kann, dass bestimmte Personen bestimmte Interessen haben könnten, die man ihnen ohnehin schon lange unterstellt hat und die sie z.T. in ganz offene Forderungen packen (in kurz "nur altbekanntes ohne direkte Bedeutung"), das ist ein Grund
Ich weiß nicht genau, wen Du mit "Panikmacher" meinst - gerne werden jedenfalls youtube-videos von Anonymous angeführt, denen nachgesagt wird, alte Fassungen ACTA's zu thematisieren.
Ich habe diese weniger angesehen - wenn sie dazu beigetragen haben, auf das Thema aufmerksam zu machen: wtf..
Auf der Demo, welche ich besucht habe, in den Berichten, die zu senden sich die arrivierten Medien wohl nicht mehr drücken konnten, in vielen Kolumnen etc. im Netz wurde darauf eingegangen,
das sich Acta im Laufe des Prozesses verändert, repressive Stellen herausgenommen und dafür vieles vage formuliert hat.
Und das es eben keine Gesetze bei uns ändert - es aber dennoch absolut bedenklich sei.
Die Piratenpartei, ein Hauptorganisator der Proteste hat z. B. dies noch am Vortag der Demo herausgebracht und stellt darin heraus, warum ACTA trotzdem abzulehnen sei:
ACTA – und wieso Piraten weltweit dagegen protestieren | Flaschenpost
Natürlich verhindert "kein ACTA" nicht die weiterführenden repressiven Fortführungen wie "IPRED" etc. - irgendwo muß aber angesetzt werden und allein dies verständlich
zu machen, scheint schon schwierig genug - obwohl m. E. das Anliegen oft verständlich formuliert wurde, kam nach meiner Wahrnehmung bei vielen Journalisten
und Politikern an "die wollen ja nur alles für lau". Erschütternd
Erinnert mich fast an den ersten Reflex, als Hunderttausende gegen die Sperrung von Kipo-Seiten protestierten und größere Teile der Medien, Bevölkerung, Politiker
diese Protestierer erstmal als Kriminelle sahen - bis doch die Einsicht erwuchs, dass den Kindern damit nicht im Alllermindesten geholfen, einer ausufernden Zensurpolitik aber
Vorschub geleistet worden wäre.
Jedenfalls: ist dies schon schwierig zu vermitteln, wie dann erst, dass Lobbyisten weltweit eine konzertierte Strategie fahren?
Zum zweiten Absatz - ist eine Demo, mit dem Ziel einen Kindergarten zu errichten angemessen, im Angesicht verreckender Kinder in Äthiopien?
Nochmal: Eines schliesst das Andere nicht aus. Das Thema betrifft direkt die Internetgemeinde - ich sehe es auch nicht als losgelöste Aktion "nur" gegen
ACTA - eher gegen die zunehmende Einflussnahme durch Regierungen und Wirtschaft und wie en passant Bürgerrechte für Wirtschaftsinteressen, oder Sicherheitswahn
geopfert werden.
Ich sehe durchaus viel Potential, durch das Netz, politischen Druck zu erzeugen - siehe auch die arabischen Revolutionen.
Und am Ende stehen vielleicht sogar Demos, denen Du Wert beimisst - wir wohlmöglich sogar gemeinschaftlich Suizid begehen, für's Wohl des Planeten
Facebook hatte ja anscheinend auch mit einen Part bei genannten Revolutionen - auf der anderen Seite gebe ich dir natürlich Recht: Angst vor Überwachung auf der
einen, freiwillige Herausgabe auch privatester Daten an ein gewinnorientiertes Unternehmen, mit Servern in den Staaten auf der anderen Seite ... - und die Krone: die Meisten mir bekannten
Datenschleuderer sind sich dieser Problematik voll bewußt
Deiner abschließenden Zusammenfassung stehe ich dann aber wieder eher ratlos gegenüber - und wenn es nur diese eine Überlegung wäre: warum drehen die Lobbyisten gerade so am Rad, wenn es um bloße
Absichtserklärungen ginge?