AW: ACTA kritisch geprüft: Kommentar zum umstrittenen Handelsabkommen - Was auf Internetuser wirklich zukommt
Das Problem, dass die Leute nicht Bescheid wissen, liegt aber oftmals daran, dass Informationen durch Medien/Vertragspartner usw. geheim oder zurück gehalten werden: z.B. könnte das Vertragswerk auch der Öffentlichkeit vernünftig zugänglich gemacht werden, damit man sich auch richtig informieren kann. Dass durch diese oftmalige Vorgehensweise kein Vertrauen sondern Misstrauen gesät wird, sollte wohl jedem klar sein. Wenn man die Menschen richtig aufklären würde, wie es jetzt hier bspw. im Artikel getan/versucht wurde, dann wäre der Widerstand oftmals sehr gering.
Nunja: Das Vertragswerk ist ja eben der Öffentlichkeit zugänglich (nichts mit "geheim") und jeder, der will, kann sich informieren. Problem ist halt, dass zuviele Leute lieber Hetze aus zweiter Hand lesen, als das Original. Und wenn sie dann mal auf die Fehler in diesem Verhalten hingewiesen werden, dann werden sie nicht etwa gegenüber den von ihnen konsumierten Medien misstrauisch (d.h. diejenigen, die ihnen gezielt Teile vorenthalten haben), sondern gegen diejenigen, die den Vertrag ausgehandelt (und vollständig online gestellt haben)
Es ist ja auch nicht so, das man die "neuen" Medien nicht ebenfalls gewinnbringend nutzen könnte, auch durch freie Verbreitung von Content (siehe Kino.to... "Schaden" von ~40 Mio.€ , Gewinn der Verbrecher ~35 Mio.€ ) welcher Publisher/Label/Studio nicht zum Nachdenken kommt ist selbst schuld oder schlicht unfähig.
Was gibt es da viel nachzudenken? Da stehen unterm Strich 5 Millionen Miese, obwohl 95% der Arbeit und Kosten "ehrenamtlich" von den Uploadern geleistet wurde. Auf die Art kann man also offensichtlich nicht gewinnbringend Content verbreiten - es sei denn, man betet sich den Content für 0 Cent herbeit. Aber die Leute, die an einem Film arbeiten, kriegt man davon nicht entlohnt.
Und es ist ja auch nicht so als würde ACTA tatsächlich Künstlern und Programmieren zu gute kommen...
ACTA beschäftigt sich mit Verbreitung und Vervielfältigungsrechten und somit Publishern bzw. deren Konkurrenten. Künstler und Programmierer sind direkt betroffen - und profitieren direkt - , wenn sie ihre Werke auch selbst verbreiten. Oder sie profitieren indirekt, wenn sie angemessene Verträge mit ihrern Publishern aushandeln.
Nicht profitieren tun nur die, die unfähig sind, weder mit den neuen Medien selbst umzugehen, noch in den alten Strukturen zu bestehen. Aber das ist in einer Marktwirtschaft nunmal so: Leute, die mit dem System nicht umgehen können, sind die Verlierer (egal, wie gut sie z.B. als Künstler sind) - das hat mir ACTA nichts zu tun und die erfolgreichsten Gegenbeispiele, die wir haben, sind staatliche Kunstförderung und die GEZ. (Aber die mögen die Leute ja irgendwie auch nicht
. Nichtmal diejenigen, die eine "Kulturflatrate" fordern, also die Umstellung aller Medien auf ein quasi-ÖR mit Zwangsgebühren
)
Wenn ein Werk gut ist, kann man dafür auch zahlen etc. Nur muss man sich meiner Meinung nach überlegen wie genau die Bezahlung auszusehen hat. Das jetzige System ist meiner Meinung nach (egal wie viele Gesetze da noch kommen mögen) einfach zum scheitern verurteilt.
Jedes Bezahlsystem ist darauf angewiesen, dass die Bezahlung verpflichtend ist - und dafür braucht es durchsetzungsfähige Urheberrechte. ACTA hat nichts damit zu tun, wie diese Bezahlung in der Praxis abläuft, sondern damit, dass es sie überhaupt gibt. Alles andere würde nur noch auf freiwillige Spenden aufbauen. Und wie zuverlässig und hoch die ausfallen, davon können viele gemeinnützige Organisationen ein Lied singen...
@Topic:
Das die Bürger auf die Straße gehen, und sich gegen etwas wehren, was hinter ihrem Rücken versucht wurde durch zu drücken,
Würde mich mal interessieren, wieviele dieser Meckerer auch nur einziges Gesetz beim Namen können, dass im letzten Monat nicht "hinter ihrem Rücken", sondern in öffentlichen Grämiensitzungen diskutiert oder beschlossen wurde. Nur ein einziges von ettlichen Dutzend - wieviele werden das können? 1%? 2%?
ACTA wurde afaik in einer öffentlichen Sitzung beschlossen (in einer kritikwürdigen Art und Weise, ja - aber eine Art und Weise, die eben diese Meckerer unzählige Male zuvor, als es nicht um das Recht auf Raubkopien ging, nicht die Bohne interessiert hat) und das es in nicht-öffentlichen Treffen ausgehandelt wurde (wie afaik sehr viele Handelsverträge.?), dürfte für >95% derjenigen, die jetzt Meckern, rein gar keinen Unterschied machen. Die hätten auch dann nichts mitbekommen, wenn das ganze über mehrere Monate hinweg regelmäßig in Plenarsetzungen durchdiskutiert worden wäre.
(erinnert irgendwie an Stuttgart21 und den Frankfurter Flughafen: Nach rund zwei Jahrzehnten öffentlicher Planung gehen die Demonstrationen los, nachdem alles beschlossen bzw. sogar schon gebaut ist
)
Man kann doch von ACTA halten was man will. ABER! Allein die Art und Weise, wie das Ding durch kommen sollte, rechtfertigt doch schon einen breiten Protest, und das man alles in der Macht stehende Unternimmt, um das Ding zu verhindern, egal um was es genau geht, und egal ob gut oder schlecht. Wenn etwas auf undemokratische Art und Weise von statten gehen soll, dann ist dies zu verurteilen. Das kratzt an den Grundpfeilern und freiheitlichen demokratischen Grundordnung! Und dagegen einzuschreiten ist eigentlich die Pflicht jeden Bügers.
Ja, ist es. Und wenn die Bürger aus diesem Pflichtbewußtsein heraus handeln würden, dann würde man sie auch nicht als Meckerer bezeichnen. Nur: Dann hätten sie schon vor Jahrzehnten die Politiker und Parteien, die derzeit in Regierungsverantwortung sind und die, wenn man den Umfragen trauen kann, zum Großteil wieder Regierungsverantwortung übertragen bekommen werden (!), aus den Grämien schmeißen müssen. Haben sie aber nicht gemacht, fordern sie selbst jetzt nicht, und damit steht imho fest, dass es den Demonstranten eben leider, leider weiterhin nicht um ihre Bürgerpflichten und um eine funktionierende Demokratie geht - sondern um etwas anderes. Höchstwahrscheinlich ihren Geldbeutel. Und das ist dann eben der Unterschied zwischen einem Meckerer und einem mündigen Demokraten.
Was sagts du eigentlich zu den Providerparagraphen und ihrem Wirkungspotential?
So wie ich das lese, ist ACTA ausdrücklich an die nationalen Datenschutzauflagen gebunden - und das würde im Falle Deutschlands jegliche Erfassung des Dateninhaltes verbieten. Provider-Sherriffs, vor denen überall Panik gemacht wird, wären unmöglich, es sei denn, man ändert weitere Gesetze. (aber wenn man das macht, dann wären sie auch ganz ohne ACTA möglich, womit der Vertrag auch in dieser Hinsicht wieder eine reine Nullnummer ist)