Danke dass du mir zustimmst. Eigentlich ist sowas aber größtenteils "simple" Mathematik. Gerade weil "schöner" nicht automatisch "echter" bedeuten muß. Siehe zb. "Schönheits-OPs". Man kann etwas schöner finden was unecht(er)/unnatürlich(er) ist.
Das war nicht, was ich ausdrücken wollte. Es ging ja um eine Beurteilung des Effektes von Raytracing für die Immersion in Computerspielen. Ein Beispiel wäre hier Comicfilm zu CGI-Film mit echten Schauspielern. Oder Final Fantasy mit gerenderten Darstellern zu einer Verfilmung mit echten Darstellern usw. Eine Theorie des Schönen oder "Echten" jenseits der Simulation physikalischer Beleuchtung virtueller Realitäten, das würde mich dann doch überfordern und vermutlich auch das Thema Computerspiele überfrachten. Ist doch eher Philosophie.
Relativ. Was verstehst du unter "Fotorealismus"? Echte echte Lichtstrahlen? Oder Strahlen die nur "wie echt" aussehen, bzw. als "echte" Strahlen empfunden werden?
Entscheidend ist bei der visuellen (sowie akustischen, und später auch mal haptischen, olfaktorischen und auch gustatorischen) Darstellung/Interpretation nämlich nur, was der Mensch als "besser" (= "realistischer") empfindet - und das hat mit der "echten" Realität nicht zwingend etwas (eigentlich gar nichts) zu tun. Klar, ein gewisser Grad an Details ist erforderlich, um etwas als "echt" empfinden zu können. Aber es muß deswegen ja nicht "echt echt" sein. Weder die Geometrie, noch die Oberfläche usw.
Ein Stein zb. muß einen Detailgrad erreichen, der dem Menschen den Eindruck vermittelt der Stein sei echt. Aber er muß dazu nicht wie ein echter Stein aussehen - und schon gar nicht so beleuchtet werden. Weder wie ein Stein den der Mensch kennt, noch wie einer den der Mensch nicht kennt, den es aber irgendwo im unendlichen Universum gibt - oder zumindest geben könnte. Er kann auch wie ein Stein aussehen den es so gar nicht gibt. Zb. optisch ein Diamant, geometrisch/physikalisch verhält er sich aber wie ein Wackelpudding.
Was hast du schon alles in Filmen gesehen, und (meistens unbewusst) gedacht dass das so ist, obwohl es gar nicht "echt", sondern 100% ein Fantasieprodukt war.
Der Versuch einer konkreten Antwort. Nehmen wir Metallic Grün als Farbe eines Automobils der Serie xyz. Dieses Grün muss über den gesamten Produktionszyklus das exakt gleiche Grün sein, weil im Falle von Reparaturen sonst kein Lack zur Verfügung stünde, der für dieses Modell bei Kratzern geeignet wäre, es ohne sichtbare Abweichungen zu reparieren. Und das, obwohl die Farbe aus verschiedenen Komponenten über viele Jahre immer wieder neu gemischt wird, jede Charge muss exakt den gleichen Farbwert haben. Für das menschliche Auge ist das nicht leistbar.
Also was bedeutet gleich? Gleich bedeutet in dem Fall, dass geeichte Fotorezeptoren den Farbwert exakt erfassen. Anschließend können die Komponenten der Farbe, wiederum automatisiert, jederzeit aufs neue so gemischt werden, dass immer wieder das gleiche Metallic Grün herauskommt. Eine farbechte Wiedergabe wäre es nun, wenn auf dem Monitor des zuständigen Designers der Monitor exakt das gleiche Grün zeigt, wie es der Lack des Automobils in der Realität hat. Ein "Foto" des Autos im Monitor müsste dann den gleichen Grünwert ergeben, selbstverständlich unter standardisierten Lichtbedingungen.
Einen Schritt weiter geht man im Raytracing, wenn man die standardisierten Lichtbedingungen nur simuliert und das Grün nur ein Produkt des Oberflächen Shaders darstellt, der auf dem Monitor gezeigt wird. Man hat dann ein simuliertes Grün. Ist das Raytracing gut, wird ein an den Monitor gehaltener Fotosensor den gleichen Messwert ergeben, wie ein an das fertige Auto gehaltener Fotosensor. Das wäre dann perfekt, bei Monitoren gibt es dazu Werte zum Farbraum, je besser, desto teurer. Monitore und Renderer, die eine solche Perfektion aufweisen, werden z.Bsp. für die Produktvisualisierung in den Entwicklungszentren großer Automobilkonzerne oder anderer Design-Zentren verwendet.
Das wäre dann nichts anderes als eine nahezu perfekte Simulation physikalischer Beleuchtung.
Was der Mensch dann dank seiner Fantasie mit dem System/Renderengine an virtuellen Realitäten schafft, ist davon völlig unabhängig. "Echt" wirkt es nur, wenn die Abweichungen zwischen Simulation und den Erfahrungswerten des Gehirns beim Interpretieren der von den Augen gelieferten Informationen so gering sind, das sie dem Gehirn als plausibel erscheinen. Es ist ja keinesfalls so, das wir alles kennen, was wir sehen. Ganz im Gegenteil, wir sehen sehr vieles, das wir weder genau kennen noch genau verstehen. Das Gehirn kategorisiert alles sehr Grob, um uns eine Orientierung zu ermöglichen. Deshalb funktionieren fantastische Motive so gut. Sie funktionieren sogar um so besser, je unbekannter uns etwas ist. So nehmen wir geringste Abweichungen in der Mimik eines Menschen war oder abweichende Färbungen der Haut durch Krankheiten, Stress usw. Daran beißen sich selbst CGI Experten noch hier und da die Zähne aus. Aber sieht man das Gesicht eines Alien mit völlig irren Farben - und ist der Renderer gut programmiert, erscheint das Alien als Echt und zwar genau deswegen, weil wir keinen Vergleichswert haben, unser Gehirn nicht im Umgang mit diesem Alien "trainiert" ist, wie es durch tägliche soziale Interaktion den Umgang mit dem Menschen trainiert hat. Ist das Raytracing schlecht, wird das Gehirn das Alien eher wie eine Comiczeichnung interpretieren. Da gibt es den interessanten Zusammenhang, das schlechte Simulationen menschlicher Gesichter abstoßender wirken, als Strichzeichnungen/Comicfiguren.
Wenn ein Objekt eine bestimmte geometrische Komplexität erreicht, seine Oberfläche einen "natürlichen" ("könnte so sein") Eindruck! erweckt - man also nicht durch "unnatürliche" (zb. Aliasing-) Kanten oder Strukturen usw. beim Betrachten daran erinnert wird, dass das Objekt nicht echt sondern fake/digital berechnet ist - dann wird dieses Objekt vom Betrachter als "echt" definiert/empfunden. Ganz egal ob es mathematisch/physikalisch korrekt beleuchtet wird oder nicht, oder ob es das Objekt/Material usw. wirklich gibt. Andersherum funktioniert es aber nicht. Wenn die geometrische Komplexität sowie die Oberfläche nicht einen bestimmten Detailgrad erreichen/überschreiten, dann kann das Licht so echt berechnet sein wie es will, das Objekt wird deswegen nicht automatisch als echt wahrgenommen.
Darum geht es beim Raytracing auch nicht. Es geht nicht darum, ob das dargestellte Echt ist oder nicht, sondern ob die Regeln der Darstellung auf der Basis physikalischer Gesetzmäßigkeiten fußen. Tun sie das nicht, wirken echte Objekte genau so falsch, wie falsche Objekte. Ist das Raytracing gut, erscheinen reale Objekte wie ein Auto genauso realistisch wie z.Bsp. ein fliegendes Auto/Sci-Fi. Das ist auch die Stärke des Raytracing. Stimmen die Shader und die Raytracing Engine, kann man jede Fantasie echt wirken lassen ohne das es allzu großen Aufwand macht, wie bei Biased Engines, wo man physikalische Beleuchtung durch Tricks simuliert (dafür sind sie schneller). Natürlich muss da auch das Mesh stimmen. In Computerspielen werden aber wegen der Anforderungen an die Geschwindigkeit grundsätzlich Geometrie mit niedriger Polygonzahl verwendet und die Oberflächendetails durch Shadermaps simuliert. Am bekanntesten sind da wohl die normal Maps. Dadurch erscheinen selbst Objekte mit einfacher Geometrie unheimlich Detailreich. Das macht man beim Raytracing nicht anders, sonst geht der Aufwand für die Hardware förmlich durch die Decke. In dem Programm, das ich verwende, ist es durchaus möglich, Menschen mit einem Mesh zu laden, das in der Geometrie Details bis hinunter zur Hautpore (ohne Haare) zu verwenden. Aber mehr als 2-3 davon gleichzeitig zu verwenden, schafft mein PC dann nicht mehr. Ein Frame dauert dann aber auch 1-2 h Renderzeit. Nicht gerade die FPS, die man in Computerspielen erwartet.
Also ja, ob und wie einem das aktuelle RT gefällt oder nicht ist subjektiv, der Einfluss auf die Immersion aber nicht. Nur wenn das künstliche berechnete Licht "schlecht" gemacht ist, wird "echtes" Licht IMMER als besser empfunden. Und genau hier sieht man den Vorteil der virtuellen Realität - sie unterliegt einfach keinen physikalischen Beschränkungen/Gegebenheiten - anders wie die "echte" Realität.
Oder um es ganz einfach auszudrücken:
Ein Lichtschwert wird von quasi jedem Betrachter als "echt" empfunden, obwohl es zu 100% ein Fantasie-Produkt ist, und so in seiner Funktion auch physikalisch gar nicht möglich wäre. Aber wenn die nötigen Variablen stimmen, ist die "echte" Physik völlig egal - für den Zuschauer fühlt es sich "echt" an.
Dem kann ich voll zustimmen, habe ja schon vorher erwähnt, das physikalisch korrekte Beleuchtung die Grundlage dafür ist, das überhaupt irgend etwas "echt" erscheint. Hat man das einmal hinbekommen, erscheint dann alles echt, vom Lichtschwert bis King Kong. Bei den Plüschpuppen, die man da in den 60ern für die Darstellung von King Kong genommen hat, hatte das Gehirn noch etwas mehr Mühe mit der Immersion. Aber wenn die Fantasie stimmt, geht selbst das. Kinder können das ganz hervorragend.
Darüber hinaus weiß man ja, das auch konventionelle Spielfilme nicht die Wirklichkeit abbilden, selbst wenn kein CGI zum Einsatz kommt, sind alles nur Schauspieler, echte Menschen zwar, aber letztlich alles "Fake"