AW: Panzer für Saudi Arabien - Alles für die Rüstungsindustrie oder sinnvolles Geschäft?
Da D Teil eines (konkurrenzlosen) Militärbundes ist müsste es doch noch weniger Panzer brauchen bzw. wär auch ganz ohne Panzer noch unangreifbar oder?
Nicht wenn jeder im dem Bündniss so denkt. Und solange Deutschland einigermaßen breit aufgestellt ist, können sie sich vor der Verplichtung drücken, in jedem Kriegsversuch gewisser Mitglieder z.B. für die Logistik herangezogen werden.
Moderne Panzer sind schon recht komplex, da kann man nicht einfach mal mit etwas Stahl nachbessern. Die alten Panzer dagegen bestehen meist nur aus Panzerstahl und einer recht einfachen Reaktivpanzerung.
Natürlich wird der Staat gewisse Ersatzteile haben, aber wenn z.B. der Lauf zerstört wurde können die den Panzer weg werfen (oder hoffen, dass sie einen anderen ausschlachten können).
Auch 1-2 Läufe lassen sich einlagern und, wie gesagt, gerade dieser Lauf lässt sich auch aus anderer Quelle besorgen.
Generell sehe ich aber auch da nicht soviel High-Tech drin. Einen Lauf optimal zu konzipieren, ist aufwendig. Aber der Aufbau und die Fertigung an sich eigentlich nicht bzw. das einzige, was mit dem Entwicklungsgrad steigen dürfte, sind die Anforderungen an die Homogenität der Legierung - aber das ist, gerade in geringen Stückzahlen, für jeden ambitionierten Staat zu schaffen. Problematischer könnten eher Verbundpanzerungen werden, weil sie Expertise auf mehreren Gebieten verlangen und nicht so einfach zu zerlegen sind.
Aber: All das geht vom Kriegszustand aus. In einem modernen Krieg dürfte nicht viel Zeit zum Fittmachen von Panzern bleiben und wenn er gegen den Westen geführt wurde, dürften die meisten nur noch Schrottwert haben. Und mit zeitnah importierten Ersatzteilen wird dann garantiert nicht gearbeitet.
-> Mehr Kontrolle in Kriegszeit erlangt man als Waffen- und Ersatzteillieferant schon mal gar nicht.
Wenn dann hat man zusätzliches Potential in Friedenszeiten, weil man eine Aufrüstung mit gleicher Technik verhindern und ggf. durch fehlende Nachllieferungen den andauernden Betrieb bestehender Technik unterbindet, wenn die Regierung gestürzt (und z.B. durch eine demokratische ersetzt
) wird.
Aber wie gesagt: Auch da sehe ich kaum Potential bei so etwas robustem, wie einen Panzer. Wanne und Panzerung unterliegen quasi keinem Verschleiß, Bewaffnung in Friedenszeit auch nicht unbedingt, große Teile der Mechanik sind sehr solide und einfach. Der Antrieb hat ggf. ein paar höherentwickelte Teile, aber auf dem Niveau wurde eben schon erfolgreich Nachbau betrieben. Das einzig kritische könnte die Elektronik werden. Aber da wurden auch schon sehr erfolgreich Umrüstungen praktiziert und was Russen, Chinesen und Inder im Angebot haben, ist auch nicht soviel älter.
Munition ist nicht gleich Munition. Einfache Geschosse kann man vielleicht recht einfach besorgen, aber bei besonderen Geschossen aus Uran oder Wolfram wird es schwer.
Wie gesagt: Das Ding ist bei 18 Nationen im Einsatz, 3 weitere haben bauähnliche kompatible Geschütze. Da würde ich davon ausgehen, dass sich eine Quelle für Verbrauchsgüter findet. Davon abgesehen sind teure Penetratoren eben wiederum etwas, dass man in Friedenszeiten auch einfach im Lager lassen kann.
Saudi Arabien hat genug Kapital um relativ schnell etwas aufbauen zu können und selbst wenn es lange dauert, wer sagt, dass dann die Situation in dem Land nicht noch instabiler ist?
Niemand. Ich sage nur, dass die jetzige Lieferung nicht nenneswerten Einfluss darauf hat, OB sie etwas aufbauen. Die Araber versuchen ihre Abhängigkeiten an vielen Punkten zu reduzieren und dass sie jetzt Panzer kaufen, wenn sie jetzt Panzer brauchen, hat nichts damit zu tun, ob sie in 30-40 Jahren ggf. selbst welche bauen wollen/werden. (Halte ich persönlich aber für unwahrscheinlich. Sonst tendieren sie eher zu High-Tech-Investitionen und in den weitläufigen, Deckungsarmen Regionen des mittleren Ostens wurde schon mehrfach bewiesen, dass keine Panzerstreitmacht der Welt eine Chance ohne Luftüberlegenheit hat. Eine Luftfahrtindustrie würde da besser ins Bild passen)
Die Bild halt, die jubelt den Leo und die Rüstungsindustrie hoch und hält sie für das Beste, was es in Deutschland gibt.
Naja: Wenn du da als Redakteur arbeiten und den ganzen Tag nur BILD sehen würdest, dann würdest du auch quasi alles andere bejubelnswert und verdammt viel besser finden
Durch Deals wie den Panzerverkauf an die Saudis und Militäreinsätze im Ausland würde dieses positive Image schnell zerbröckeln, was längerfristig zu einem größeren wirtschaftlichen Schaden führen würde, als ein einmaliger Gewinnausfall durch ein Verzicht auf den moralisch zumindest streitbaren Waffenverkauf an Saudi-Arabien.
Hinter Deutsche Panzerfahrzeugen wurden Cyprioten zu Tode geschleift, deutsche Kanonen sind an jedem einzelnen Erfolg eines US-Panzers beteiligt, die deutsche Regierung verschenkt U-Boote an Israel und wo Heckler&Koch überall im Spiel sind, will man lieber gar nicht wissen.
Wir sind und bleiben einer der Top-Waffenexporteure und wenn unser Ruf bislang nicht darunter gelitten hat, ist durchaus anzunehmen, dass auch das SA-Geschäft daran nichts ändern - auch wenn schwer zu verstehen ist, warum nicht. Da hat die Wirtschaftspolitik, die unsere aktuelle Regierung mindestens wöchentlich die Hände von irgendwelchen Unterdrückern schütteln lässt, sicherlich eher eine Auswirkung aufs Image.
Aber selbst wenn wir nur innerhalb der Nato oder innerhalb Europas verkaufen, gibt es immer noch die Möglichkeit, dass dann das Land, das gekauft hat, diese Waffen weiter verkauft und dann landen sie doch bei den Saudis, in Afrika oder sonst wo.
Nur, dass dieses Land dabei noch Gewinn gemacht hat.
Gerade innerhalb von NATO oder EU sollten wir keinerlei Probleme haben, Verträge mit nicht-Weiterverkaufsklausel zu formulieren, die auch ausreichend abschreckende Konsequenzen bei Verstößen haben.