AW: Studie belegt: Gewalt in Spielen macht Teenager nicht gewalttätiger
Immer wieder supi, wie plötzlich alle zu Psychologieabsolventen werden und feinstes Wissen auspacken.
Wieso freuen wir Gamer uns denn nicht, dass es ein Ergebnis ist, was der in den letzten 20 Jahren erfahrenen Stigmatisierung widerspricht? Warum pöbeln wir automatisiert gegen etwas, dass wir gar nicht beurteilen können? War es doch so kränkend, was wir z.B. 2002 über uns lesen und sehen mussten?
Und zu einzelnen Postings darüber:
- So macht man wissenschaftliche Studien. Ja, mit Selbstbeurteilungsmaßen. Und mit Fremdbeurteilungen. Und das ist völlig lege artis. Nein, du weisst es nicht besser, nur weil du zufällig Videospiele zockst. Das ist keine Qualifikation um wissenschaftstheoretische Methoden adäquat erfassen und evaluieren zu können. Dafür benötigt man ein Universitätsstudium in dem Bereich.
- Eine Studie beweist oder belegt gar nichts. Sie gibt Hinweise auf Zusammenhänge, manchmal auch auf Kausalitäten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
- Ja, es kann eine andere Studie etwas anderes zeigen. Das ist wissenschaftlicher Diskurs und eine große Herausforderung. Wissen ist nicht einfach. Sondern komplex. Und widersprüchlich. Und differenziert. Und manchmal auch wandelbar. Auch das lernt man in manchen universitären Studiengängen. Schwer auszuhalten, und wichtig.
- Psychologie ist nicht Hokuspokus wie Astrologie. Das eine ist eine Wissenschaft. Das Andere nicht.
- Psychologie beschäftigt sich nicht immer mit dem Durchschnitt. Es gibt auch qualitative Methoden.
- Was hat der 30jährige Krieg hiermit zu tun? Damals war's richtig schlimm, deswegen verschließen wir jetzt die Augen vor allem was vielleicht mittelschlimm ist? Hmmm, ich weiss ja nicht ob das logisch sauber ist.
Falls es jemanden interessieren sollte, was ich persönlich als ursächlich vermute:
- Genetische Disposition wie z.B. Temperament
- Ausgrenzungserfahrungen
- mangelnde Impulskontrollfähigkeit
- Eltern, die das nicht gut auffangen können; keine gute Balance aus Grenzen und liebevoller Unterstützung hinbekommen
- und in ganz seltenen Fällen auch Empathieabschwächung durch viele gesehene Tötungsaktionen z.B. im Spiel
All diese Kombinationen können dann im tragischsten Fall zu einem Unglück führen. Müssen wir Gamer uns deswegen auf den Schlips getreten fühlen? Nein. Bleiben wir entspannt.
Ganz herzliche Grüße von einem echten Psychologen, der seit 11 Jahren mit dem Studium fertig ist, gerne in dem Bereich undiskreditiert arbeiten möchte und viel Freude daran hat.