Lebensumstände, Werdegang und Berufsaussichten - wieviel hat man selbst in der Hand?

.... All das hätte mit mehr Pech in Umgebung und Umgang für mich viel ungünstiger ausgehen können. ...
Und damit sind wir doch genau beim Thema. Das Umfeld kann man zwar selber bestimmen, aber auch nur in bestimmten Bahnen und später im Leben. Das Thema Alkohol und Jugend kann ich heute auch nur mit Kopfschütteln erzählen. Was wir weggesoffen haben. Schon ab 15 arbeitete ich mit ein paar Schulfreunden zusammen und das tagtäglich verdiente Geld wurde abends sofort in Kneipen umgesetzt.

Ich war mit meinem Vater mit sechszehn bei einem Kollegen von ihm über das Wochenden zum Anglen eingeladen und beim gemeinsamen Skat wollte er mir dann wohl Alkohol näher bringen. Und da habe ich mit meinen damals 60kg meinen Vater und seinen Freund, ein fülliger Bauer, gnadenlos unter den Tisch gesoffen. Das gab am nächsten Morgen ein Donnerwetter. Ob ich schon mal Alkohol getrunken hätte. ....

Das zog sich über das ganze Leben. Wenn ich an WG Zeiten zurückdenke, war Alkohol stetiger Begleiter, es ist absolut üblich, zu gemeinsamen Kochabenden Wein mitzubringen und zu trinken und wenn ich an die ersten Jobs denke, dann gehörte die Falsche Wein jeden Abend dazu. Erst nur ein Glas, dann zwei und schwubs war die Flasche leer. Und wenn ich an die Jahre vor Corona denke, als ich hier mit Freundinnen jeden Sonntag Brunch machte, da gingen dann einige Flaschen Champagner pro Person durch.

Seit Corona bin ich aber "clean", denn alleine trinke ich nichts. Und jetzt mit fast sechzig habe ich es endlich geschafft, auch mal mehrere Wochen nix zu trinken. Gut war das alles garantiert nicht und natürlich kostete das IQ-Punkte, Gedächtnisleistung und an die arme Leber denke ich gar nicht. Und wenn ich an viele Geschäftsessen denke, ist es kein Nachteil, eine gewissen "Kondition" zu haben. Es ist nicht unwichtig, die "Gegner" betrunken machen zu können und selber sehr bewusst das Gespräch zu steuern. Da gibt es dann immer verwertbare Interna. :) :)

Aber ich bin um die harten und synthetischen Drogen drum herum gekommen. Auch wenn um mich herum alle auf den Raves Pillen eingeworfen haben, habe ich genau das, was da aus irgendwelchen Hinterhofküchen kam, niemals angerührt. Und da gab es dann vermehrt "Ausfälle", von Psychosen bis hin zu schweren Abhängigkeiten. Und da sehen wir, das Umfeld ist das eine, der eigene Wille das anderes. Und das "Nein-sagen" will früh genug gelernt werden.

Aber die Stärke, sich gesellschaftlichem Druck nicht hinzugeben ist ein zwaischneidiges Schwert. Man macht sich mit einer Zielstrebigkeit zu etwas auch sehr unbeliebt. Es ist immer alles ein Kompromiss und Erfolg auf allen Ebenen, als dem persönlichem Glück, der erfüllten Beziehung, dem guten Kontakt zu Familie und Freunden und dem wirtschaftliche Erfolg, ist sehr schwer hinzubekommen.

Alle aus eigener Kraft wirtschaftlich Erfolgreichen meines Umfeld sind, nüchtern betrachtet, ziemlich vereinsamte Menschen. Und das prägte meine Angst vor einseitiger Ausrichtung auf finanziellen Gewinn. Nein, ich bin da immer sehr bescheiden und habe früh die Karriere beendet. Projektleitungen sind da ein guter Seitenweg. Man kann davon leben und hat noch Privatleben. Man iust natürlich auch fremdgesteuert, hat aber bei all der Arbeit trotzdem seine Freiräume. Denn ich mache die Termine. :)
 
(wie kriegen wir genug stoff und wie kommen wir hin/heim), die Leute hatten eine ausgeprägte Toleranz gegen die Droge (es gab ne Challenge eine Kiste Bier (!!) in 4 Stunden alleine zu trinken und die hat praktisch jeder mal bestanden, wir konnten nach 20 Bier noch stehen), es gab Kontrollverluste wie viel getrunken wurde/Bingedrinking, Leute hatten Erinnerungslücken/Schuldgefühle am nächten Tag und so weiter - alles harte Kriterien für Suchterkrankung. Wir waren praktisch alle dabei.
Einen Kasten würde ich, damals wie heute, noch nicht einmal ansatzweise schaffen ('n halben vielleicht) :D

Aus Demut gegenüber des unfallfreien Glücks kann ich heute sagen, das die Geschwindigkeit unsere Droge Nr.1. war. Auf dem Weg in die Clubs war z.B. das "Autobahnstroboskop" angesagt. Mit mehreren Karren nachts über die weitestgehend leere Bahn...die GTIs/GSIs und VR6 auf 200 km/h im Rudel beschleunigen..und dann allesamt Licht aus, versteht sich... gehörte eher zu den harmloseren Varianten der Geisteskrankheit. Zwecks Orientierung durfte man aber immer ganz kurz das Fernlicht antippen. Aus heutiger Sicht als 0-Punkte-in-Flensburg-Fahrer absolut hirnrissig und unverantwortlich.
 
...Aus heutiger Sicht als 0-Punkte-in-Flensburg-Fahrer absolut hirnrissig und unverantwortlich.
Ach was. Joey Dunlop hat auf der Isle of Man auch immer des Nachts trainiert und natürlich ohne Licht, Rennmopeds haben das nicht. Nur so lernt man eine Strecke richtig kennen.... ;) :)

Ja, ich glaube, wir alle haben in der Jugend Dinge gemacht, über die man heute sagen würde ..... ? Wir sind z.B. mal auf einer Klassenfahrt auf das Dach des Olympiazentrum in München geklettet. Hach war ganz einfach, weil das Plexiglas mit sehr großen Befestigungselementen auf dem Rahmen hängt und die Aussicht das Nachts war unglaublich. Eine Flasche Sekt getrunken, ein wenig geknutscht und dann, ja dann kam der Abstieg. Das sind so Dinge, da war man kurz vor dem Eintrag in den Darwin Award und sowas kann jede Karriere abrupt beenden.
 
Damit musste vorsichtig sein.

Abgekürzt

Was ich damit sagen will: Klar ist Suchtkrankheit zum Teil selbst verschuldet aber es gibt Rahmenbedingungen/Umfelder, die sowas begünstigen bzw. es einem "Opfer" schwerer oder leichter machen suchtfrei duchs Leben zu kommen. Wer das genetische Pech hat anfällig zu sein und in seiner Jugend das "Passende" Umfeld hat braucht eine extreme Willensstärke und Reifegrad um nicht abzurutschen. Das bringen nur wenige mit. Und dann zu sagen "der ist selber schuld" ist dann doch finde ich unfair.
Ich war beispielsweise so einer. Lieber ein Außenseiter der Leute dazu bringt sich über ihn lustig zu machen, als jemand der sich nicht an die Regeln hält die ihm von Haus aus mitgeteilt wurden. Ich musste auch um 16 noch um 10 Zuhause sein, selbst wenn mein bester Freund ein paar Straßen weiter die halbe Schule eingeladen hatte, inkl. dem Mädchen das ich toll fand. Ich war pünktlich. Dafür durfte ich dann des öfteren aber nochmal los. Meinem Vater ging's ums Prinzip und so waren auch mir Prinzipien wichtig.
Beim Alk könnte man spätestens nach dem ersten Saufgelage dem Umfeld klar machen, dass man das ganz schlimm fand und es nicht mehr mag.
Die Frage ist doch, welchen tot willan sterben? Für welches Übel entscheidet man sich?

Ich beispielsweise habe meine komplette Ausbildungsvergütung ausschließlich zum feiern verprasst und schon immer viel vertragen. Dennoch hab ich jedesmal wenn ich schlechte Laune hatte lieber verzichtet statt Frust zu ersaufen. Dass sowas nur mies enden kann ist nicht schwer zu erraten, dazu gehört nichts.
Man sucht sich eigentlich immer im Leben aus ob man den leichten, oder den schweren Weg gehen will. Wer sich immer für den leichten entscheidet, hat sich zumindest entschieden und ab dem Punkt ist man selbst verantwortlich, nicht das Umfeld. Das kann man sich durchaus aussuchen.
 
Bitte? Wer in Deutschland obdachlos ist, der möchte das so.
Nicht alle.
Suchtkrank wird man nicht einfach so. Dafür muss man erstmal selbst sorgen und dann damit nicht aufhören wollen.
Genetik und soziales Umfeld spielen eine große Rolle. Wenn beides ungünstig zusammenkommt kann man schnell da reingeraten.
Selbst wenn du süchtig bist, bekommst du Unterstützung und hast Jahre Zeit doch langsam zu entziehen.
Ich kenne welche die waren auf Heroin. Jetzt sind sie auf Methadon.

Mietschulden kommen auch nicht von selbst. Zwar kann durch Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit usw. derartiges passieren, aber dann geht man in die Insolvenz und lebt ein paar Jahre auf Sparflamme.
Meistens wenn das Geld für Süchte ausgegeben wurde.

Man hat so geplant dass die Droge im Vordergrund stand (wie kriegen wir genug stoff und wie kommen wir hin/heim), die Leute hatten eine ausgeprägte Toleranz gegen die Droge (es gab ne Challenge eine Kiste Bier (!!) in 4 Stunden alleine zu trinken und die hat praktisch jeder mal bestanden, wir konnten nach 20 Bier noch stehen), es gab Kontrollverluste wie viel getrunken wurde/Bingedrinking, Leute hatten Erinnerungslücken/Schuldgefühle am nächten Tag und so weiter - alles harte Kriterien für Suchterkrankung. Wir waren praktisch alle dabei.
20 Flaschen? Bestimmt dann 0,5 Liter Flaschen. Das sind 10 Liter in 4 Stunden. Etwa 8*0,33 Flaschen die Stunde.
Das ist schon echt krass. Ich habe früher vielleicht die Hälfte geschafft.
Da hätte euch jeder Arzt eine "erhöhte Giftfestigkeit" bestätigt.:fresse:

Ich hatte früher dafür Hardcore gekifft. Bis zu 5 Gramm Cannabis am Tag. Das dann auch oft mit Alk kombiniert.
Allerdings wusste ich da noch nicht dass das Zeug Psychosen auslösen kann. Und schlecht für die Hirnentwicklung ist. Selbst Drogenberatungsstellen haben Cannabis damals noch verharmlost.:ka:
 
20 Flaschen? Bestimmt dann 0,5 Liter Flaschen. Das sind 10 Liter in 4 Stunden. Etwa 8*0,33 Flaschen die Stunde.
Nein, 0,33er, im Saarland heißen die "Stubbis", da gibts 20er Kästen mit 4x5 Flaschen.
Sind trotzdem fast 7 Liter Bier oder ungefähr 240 Gramm Alkohol (etwa so viel wie 3 Flaschen Wein) - um die so zu vertragen dass du noch stehen kannst musste schon viel "trainiert" haben. Leute die nie oder selten/wenig Alk trinken sind normalerweise spätestens ab 100 Gramm in der Horizontalen.

@Drayygo
Entzugserscheinungen sind zwar ein eindeutiges Symptom für Sucht wenn man sie hat aber sie nicht zu haben bedeutet nicht dass man nicht süchtig ist (es bedeutet nur dass man nicht zu den harten Spiegeltrinkern gehört, man kann aber einer der anderen Alkoholsucht Typen sein).

Ich hatte auch gar kein Problem damit spontan nichts mehr zu trinken wenn mal ein paar Wochen nix war aber trotzdem war mein Konsum garantiert mindestens sehr riskant (nach manchee Definition ist er das bis heute - wenn ich heute auf ner Party noch 6, 7 Bier trinke ist das offiziell schon Bingedrinking... damals war das vorglühen :ugly: )
 
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Nein, 0,33er, im Saarland heißen die "Stubbis", da gibts 20er Kästen mit 4x5 Flaschen.
Sind trotzdem fast 7 Liter Bier oder ungefähr 240 Gramm Alkohol (etwa so viel wie 3 Flaschen Wein) - um die so zu vertragen dass du noch stehen kannst musste schon viel "trainiert" haben. Leute die nie oder selten/wenig Alk trinken sind normalerweise spätestens ab 100 Gramm in der Horizontalen.
Hach, das erinnert mich an die "Seemeile". Kennst du das? 2er Teams, je eine Kiste Bier. Um den See laufen und die Kiste austrinken. Wer zuerst ankommt (und die Kiste leer ist) hat gewonnen. Damals *schwelg*
 
Nein, 0,33er, im Saarland heißen die "Stubbis", da gibts 20er Kästen mit 4x5 Flaschen.
Achso ok. :ugly:
Sind trotzdem fast 7 Liter Bier oder ungefähr 240 Gramm Alkohol (etwa so viel wie 3 Flaschen Wein) - um die so zu vertragen dass du noch stehen kannst musste schon viel "trainiert" haben. Leute die nie oder selten/wenig Alk trinken sind normalerweise spätestens ab 100 Gramm in der Horizontalen.
Ich habe jetzt seit 1 1/2 Jahren gar nichts mehr getrunken weil ich zum Schluß nichts mehr vertragen habe.

Nach 3* 0,5 L hatte ich schon richtig einen sitzen und am nächsten Tag gings mir immer schlecht.
Was aber auch an den Medis liegt.

Naja, ich brauche das Zeug nicht mehr. Und als nächstes muß ich noch vom rauchen wegkommen.
 
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Hach, das erinnert mich an die "Seemeile". Kennst du das? 2er Teams, je eine Kiste Bier. Um den See laufen und die Kiste austrinken. Wer zuerst ankommt (und die Kiste leer ist) hat gewonnen. Damals *schwelg*
Bei uns heißt das Bierkastenrennen.
2 Personen, 1 Kiste, 5 km. Mehrere Teams. Wer erster im Ziel ist und alle Flaschen alle sind gewinnt.

Härtere Nummer ist hier aber die "Halbschicht":
6 Personen, eine Biergarnitur, 2 Baguette, 2 Ring Fleischwurst, 12 Bier, ein Sportplatz.
Aufgabe: Start in Tor 1, alles tragen in Tor 2, da aufbauen, alles essen/trinken, abbauen, zurücktragen. Schnellstes Team gewinnt. Weil das hier wirklich auf Minuten geht finde ich das viel schwieriger - immerhin sinds aber nur 2 Bier pro Nase (oder je nachdem wie das Team die Strategie wählt auch keins, es gab schon Teams wo 4 Leute nur getragen und gegessen hatten und zwei nur je 6 Bier gekillt haben :ugly:

Wird hier ja langsam zum Säufer Thread. ;)
Stimmt, vielleicht sollten wir die Kurve wieder kriegen. :haha:
Dann ist der ja was für dich.
:D
Hey, ich bin hier der Forenalki!! :motz: :fresse:
 
Ja, das wären Zeiten. Weil ich so klare Regeln hatte (alle sitzen gemeinsam am Abendtisch), bin ich teilweise spät auf den Partys erschienen und deshalb hatte meine Clique immer schon zwei Flaschen Wodka-O, oder Lemon kaltgestellt. So dass wenn ich später angefangen habe mit zu feiern, ich direkt die erste Flasche in ein paar Zügen wegmachen und dann gemütlich die zweite trinken konnte um wieder auf gleichen Füllstand zu kommen. War aber auch das einfachste Rezept. Eine Flasche Granini Fruchtsaft, eine Flasche Smirnoff Vodka, so lange hin und her kippen bis es halbwegs gemischt war und fertig war der Party-Starter.

Was Druckberatung anging, war ich immer vorn dabei. Trichtersaufen? Klar. Einer hält den Trichter hoch? Ich bin über zwei Meter groß, meine Freunde alle niedriger. Lösung: einer klettert mit dem Trichter, einem langen Schlauch und drei Flaschen Bier aufs Garagendach und ich blieb unten stehen. Bei sowas hat mich nie einer getoppt.
 
Ja, das wären Zeiten. Weil ich so klare Regeln hatte (alle sitzen gemeinsam am Abendtisch), bin ich teilweise spät auf den Partys erschienen und deshalb hatte meine Clique immer schon zwei Flaschen Wodka-O, oder Lemon kaltgestellt. So dass wenn ich später angefangen habe mit zu feiern, ich direkt die erste Flasche in ein paar Zügen wegmachen und dann gemütlich die zweite trinken konnte um wieder auf gleichen Füllstand zu kommen. War aber auch das einfachste Rezept. Eine Flasche Granini Fruchtsaft, eine Flasche Smirnoff Vodka, so lange hin und her kippen bis es halbwegs gemischt war und fertig war der Party-Starter.

Was Druckberatung anging, war ich immer vorn dabei. Trichtersaufen? Klar. Einer hält den Trichter hoch? Ich bin über zwei Meter groß, meine Freunde alle niedriger. Lösung: einer klettert mit dem Trichter, einem langen Schlauch und drei Flaschen Bier aufs Garagendach und ich blieb unten stehen. Bei sowas hat mich nie einer getoppt.
Was hat eure "Pralerei", mit dem definitiv problematischen Umgang / Konsumverhalten von Alkohol, jetzt genau mit dem Thema des Threads zu tun? Frage nur mal so für einen "abstinenten" Freund. :schief:

Stimmt, vielleicht sollten wir die Kurve wieder kriegen.
:haha:
Besser wäre es, sonst ist das hier bei der nächsten Offtopic-Ermahnung eines Moderators definitiv der erste Thread welchen ich dann verlinken werde, mit dem Hinweis das die Moderation sich doch scheinbar selbst gerne an offtopic Diskussionen beteiligt, da kannst du Gift darauf nehmen! :devil:

Gerade auch vor dem Hintergrund wie oft man sich hier im Politikbereich sonst von euch dafür ermahnen lassen darf, wenn ein Thread mal schon nur für eine halbe Seite auch nur indirekt, statt direkt, mit dem laufenden Thema was zu tun hat und nicht einmal wirklich komplett offtopic ist...
 
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Was hat eure "Pralerei", mit dem definitiv problematischen Umgang / Konsumverhalten von Alkohol, jetzt genau mit dem Thema des Threads zu tun? Frage nur mal so für einen "abstinenten" Freund. :schief:
Naja, es sind Schilderungen von früher. Viele von uns haben früher Alkohol exzessiv konsumiert, über Jahre und haben dennoch entspannt die Kurve gekriegt. Das Umfeld hat sich dabei teilweise gar nicht geändert. Beides sind doch aber Punkte (also Umwelt und Kontaktzeitraum) die hier als Kriterien dienten.
Ich für meinen Teil kann darüber so oft nachdenken wie ich möchte, in unterschiedlichen Varianten. Am Ende komme ich immer auf den eigenen Willen als einzig feste Größe.
 
Was hat eure "Pralerei", mit dem definitiv problematischen Umgang / Konsumverhalten von Alkohol, jetzt genau mit dem Thema des Threads zu tun?
Die "Drogendiskussion" kam daher, dass Leute Beispiele dafür brachten, ob/wie der Werdegang/Berufsaussichten mit persönlichem Willen oder doch zufälligem Umfeld zu tun haben könnte - oder, was wahrscheinlich ist, eine Mischung davon. Es scheint so zu sein, dass die überwiegende Mehrheit aus einem definitiv schädlichen Drogenkonsum mit ausreichendem Willen rauskommt (so lange es keine harten Drogen sind natürlich, deswegen gings ja hier um "rauchen und saufen") und nur einzelne Personen, mutmaßlich auch wegen einer höheren ich nenns mal körperlichen "Suchtneigung" große Probleme bekommen (und selbst die, wie im Fall meines Freundes, rauskommen - nur mit weit höherem Aufwand und äußerer Hilfe).

So ganz Themenfremd ist die Diskussion also keineswegs, am Beispiel von neuer user wo gesagt wird dass sogar im Beruf selbst Drogenkonsum einen erheblichen Einfluss haben kann bei Geschäftsessen. Das habe ich nebenbei auch erlebt, insbesondere wenn Geschäfte mit Vertretern/Firmen aus Ländern im Ostblock gemacht werden, ganz extrem war es (damals) bei Russland. Ohne nen Eimer Wodka zu vertragen haste noch vor 10-20 Jahren keinen großen Deal (beispielsweise den Bau einer gewissen "Nordstream"-Röhre...) mit Russen abgeschlossen.
 
Die eigene Erfahrung mit Alkohol (anekdotische Evidenz) als Beleg zu verwenden, warum Suchtkranke selbst schuld seien, wäre unangemessen.

Viele von uns haben früher Alkohol exzessiv konsumiert, über Jahre und haben dennoch entspannt die Kurve gekriegt
Es scheint so zu sein, dass die überwiegende Mehrheit aus einem definitiv schädlichen Drogenkonsum mit ausreichendem Willen rauskommt
Das sagt allerdings nichts über die Menschen aus, die abhängig sind und es nicht schaffen, sondern wenn überhaupt über diejenigen, die es schaffen. Eine Sucht ist medizinisch klar definiert. Suchtkranken vorzuwerfen, sie hätten nur zu wenig Willenskraft und seien selbst Schuld hilft den Abhängigen nicht und dient einzig und allein der moralischen Selbstüberhöhung. Man kann sich selbst besser fühlen, weil man es geschafft hat und der abhängige Obdachlose ist halt einfach ein Loser weil er es nicht schafft. Das ist jetzt kein direkter Vorwurf an euch, aber bei einigen Beiträgen im Thread klang dieses Welt- und Menschenbild schon etwas mit.

(und selbst die, wie im Fall meines Freundes, rauskommen - nur mit weit höherem Aufwand und äußerer Hilfe).
Das ist glaube ich der springende Punkt. Wenn Menschen ein soziales Umfeld haben, das ihnen hilft, dann schaffen sie es oft auch aus schweren Phasen wieder hinaus. Das Problem ist, dass harter Drogenkonsum ab einem gewissen Punkt oft mit einem kaputten sozialen Umfeld und einer gewissen Isolation einhergeht, was das Problem verschärft.

Aber ich bin um die harten und synthetischen Drogen drum herum gekommen. Auch wenn um mich herum alle auf den Raves Pillen eingeworfen haben, habe ich genau das, was da aus irgendwelchen Hinterhofküchen kam, niemals angerührt. Und da gab es dann vermehrt "Ausfälle", von Psychosen bis hin zu schweren Abhängigkeiten. Und da sehen wir, das Umfeld ist das eine, der eigene Wille das anderes. Und das "Nein-sagen" will früh genug gelernt werden.
Alkohol ist eine harte Droge. Beispielsweise Ecstasy und LSD (und Cannabis sowieso) sind weniger abhängig-machend und um ein Vielfaches weniger gesundheitsschädlich als Alkohol. Alkohol ist eine der am schädlichsten und am abhängig machendsten Drogen. Es sterben in Deutschland 74 mal mehr Menschen pro Jahr an Alkohol als an allen anderen Drogen (74000 zu 1000)
Das "Nein-sagen" wäre also da auch gut aufgehoben.
Schädigung durch Drogen
Schaden und Abhängigkeitspotential im Verhältnis
 
weniger abhängig-machend und um ein Vielfaches weniger gesundheitsschädlich als Alkohol.
Nur ein Satz dazu da das sonst wieder zu weit weg vom Thema führt:
Diese Aussage und das Diagramm stimmt natürlich - aber nur für den Fall, dass Konsumhäufigkeit und gewichtete Menge auch die gleiche ist.
Man wundert sich vielleicht, warum Alkohol mehr Schaden anrichten soll als Rauchen, wo die meisten Menschen aus Erfahrung heraus eher das Gegenteil vermuten würden. Hier wird aber auch zugrundegelegt, dass wenn jemand am Tag ne Packung kippen raucht der andere Proband auch jeden Tag saufen müsste um im Diagramm "mitzuhalten" - und dass tägliches Betrinken einen Menschen schneller zu Grunde richtet als tägliches Rauchen ist dann wieder naheliegend bzw. deckt sich mit tatsächlicher Erfahrung.
 
Das sagt allerdings nichts über die Menschen aus, die abhängig sind und es nicht schaffen, sondern wenn überhaupt über diejenigen, die es schaffen. Eine Sucht ist medizinisch klar definiert. Suchtkranken vorzuwerfen, sie hätten nur zu wenig Willenskraft und seien selbst Schuld hilft den Abhängigen nicht und dient einzig und allein der moralischen Selbstüberhöhung. Man kann sich selbst besser fühlen, weil man es geschafft hat und der abhängige Obdachlose ist halt einfach ein Loser weil er es nicht schafft. Das ist jetzt kein direkter Vorwurf an euch, aber bei einigen Beiträgen im Thread klang dieses Welt- und Menschenbild schon etwas mit.
Nein. Ich will mich mit meinen Aussagen nicht "selbst erhöhen", im Gegenteil. Es war ja auch meine eigene Schuld (lies, Dummheit), überhaupt erst in diese Lage zu kommen. Niemand stand mit der Knarre in der Hand vor mir und hat mich gezwungen zu rauchen. Oder Alk zu trinken. Und genau so sieht es eben auch bei 99,9% der Suchtkranken aus. Niemand hat ausgeschlossen, dass es bei manchen Leuten schneller geht, während andere "länger durchhalten". Auch das hat nichts mit Selbsterhöhung zu tun, da das rein "genetisch" (glaube ich, keine Ahnung) ist - also nichts, was man selsbt macht. Also kein Grund sich selbst auf die Schulter zu klopfen. Aber es ist halt auch zu einfach zu sagen "ja, ich kann ja nix dafür das ich süchtig bin". Du kannst eventuell nix dafür, wie schwer du es hast, da wieder rauszukommen. Aber die "Initiation" hast du (in quasi allen Fällen) selbst zu verantworten. Und genau da sind wir beim springenden Punkt. Viele Leute wollen einfach kein Verantwortung mehr übernehmen, für Mist, den sie selbst verzapfen. Das fängt schon bei kleinen Dingen an "Oh, da war wohl die Autokorrektur am Werk, sorry" - bei einem eindeutigen Tippfehler. NIEMAND nimmt einem einen Tippfehler krumm, ich mach davon selbst genug (bei der Arbeit weniger, aber im Forum ists mir nicht ganz sooo wichtig). Warum sagst du nicht einfach, du hast dicke Finger gehabt. Und es geht dann weiter in allen Lebenslagen. Bis eben hin zur Sucht (und darüber hinaus, der Abschluss, den man ja nicht machen "konnte" - oder eigentlich nicht wollte), die Wohnsituation etc.
 
... und dient einzig und allein der moralischen Selbstüberhöhung.
Exakt! Deswegen hat das hier auch niemand außer dir getan.

Du behauptet einfach wir hätten gemeint, Suchtkranke sind nicht willens genug um davon los zu kommen. Ich beispielsweise habe aber gesagt, Suchtkranke sind durchaus selbst dafür verantwortlich suchtkrank geworden zu sein. Das ist was vollkommen anderes.

Dass das loskommen viel heftiger ist, bestreitet wohl niemand.
 
Du behauptet einfach wir hätten gemeint, Suchtkranke sind nicht willens genug um davon los zu kommen. Ich beispielsweise habe aber gesagt, Suchtkranke sind durchaus selbst dafür verantwortlich suchtkrank geworden zu sein. Das ist was vollkommen anderes.
Du kannst eventuell nix dafür, wie schwer du es hast, da wieder rauszukommen. Aber die "Initiation" hast du (in quasi allen Fällen) selbst zu verantworten.
Das stimmt erstmal. Ich frage mich nur, was diese Feststellung für eine Relevanz hat, wenn es nicht darum geht, zu sagen "selbst Schuld". Was ist der Mehrwert der Feststellung, dass Suchtkranke alle zu Beginn den Fehler gemacht haben, mit dem Konsum anzufangen?
Nur ein Satz dazu da das sonst wieder zu weit weg vom Thema führt:
Diese Aussage und das Diagramm stimmt natürlich - aber nur für den Fall, dass Konsumhäufigkeit und gewichtete Menge auch die gleiche ist.
Du hast natürlich recht, dass die Konsumhäufigkeit verschiedener Drogen variiert, aber bei Süchtigen ist ja gerade das ein Problem - der Konsum bzw die Häufigkeit nimmt in der Regel deutlich zu.
Es hängt außerdem davon ab, mit welcher Droge du Alkohol vergleichst:
Ein möglicher Ansatzpunkt ist der Vergleich von Todesfällen und Konsumeinheiten. [Es] wird von einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von zehn Litern reinen Alkohols pro Person ausgegangen, was einem Todesopfer auf ca. 9.000 -10.000 konsumierte Liter reinen Alkohols entspricht. Ausgehend von einem Alkoholgehalt von 4,8 Prozent fordern somit in Deutschland – rechnerisch – je knapp 600.000 kleine Bier (0,33 L) ein Todesopfer. Demgegenüber steht ein Todesopfer dem Konsum von – je nach Untersuchung – 1.000.000 bis 17.000.000 Ecstasy-Pillen gegenüber
Psychedelika wie LSD oder psilocybinhaltige Pilze sind aufgrund ihrer Wirkungsweise und des kaum vorhandenen Missbrauchspotenzials weitestgehend frei von körperlichen wie auch psychischen Risiken. [..]
[Es gibt] – im Gegensatz zum Tabakrauch – keine Belege dafür, dass Cannabisrauch (ohne Tabakrauch) Krebs auslösen kann. Die [WHO] benennt epidemiologische Beweise dafür, dass der Cannabiskonsum das Risiko von [Krebs] nicht erhöht [Quelle Wikipedia]
Andere Drogen sind natürlich bedeutend schädlicher und abhängig machender (Crack, Heroin, ...). Diese werden aber auch nur von einem Bruchteil der Menschen konsumiert.
Man wundert sich vielleicht, warum Alkohol mehr Schaden anrichten soll als Rauchen, wo die meisten Menschen aus Erfahrung heraus eher das Gegenteil vermuten würden.
Ich würde vermuten, dass das auch an der gesellschaftlichen Akzeptanz von Alkohol und dem strukturellen Ignorieren der damit einhergehenden Probleme liegt. Es sind 1,3-2,5 Millionen Menschen in Deutschland alkoholabhängig mit allen entsprechenden sozialen und gesundheitlichen Folgen.
 
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