AW: Bußgeld bis zu 41.000 Euro: Japan mit Verbot gegen unerlaubten Weiterverkauf von Spiele-Keys
60€ Spiel, was könnten wir sparen?
(1) Mehrwertsteuer fällt da als erstes ein. Das würde nicht der Kunde machen, das macht dann der Anbieter des Keys im Internet mit einer geschickten Rechtsform, einem Unwillen Rechnungen zu stellen, etc. Egal, PayPal, das Geld kommt an, die Steuer nicht, 19% gezahlt, sind wir bei 50,42€, dem klassischen Zehner. Wenn Euer Keyshop also Rechnungen mit MWSt und Steuer ID Nummer druckt, dann double Respekt, das ist seriöser als von Amazon.
(2) So ein Laden wie MediaMarkt will ja auch was verdienen, jetzt kann man sich nur darüber streiten wie deren Marge ist. Als Faustformel würde ich jedoch ansetzen, dass auch der MM mindesten 19% Gewinn hat. Warum? Naja, der MediaMarkt gibt gerne mal Rabatte in Höhe der MWSt. auf alle Waren und da ich nicht glaube dass die gerne draufzahlen ist das mindestens ihre Marge für alles, also auch Computerspiele. Das macht dann 42.36€
(3) So ein Zufall, jetzt sind wir doch glatt bei dem Preis, den manche Keyshop von vornherein aufrufen, als würden sie ihre Keys aus offizieller Quelle bekommen, weniger Gewinnspanne in Kauf nehmen weil sie statt einer Ladenkette, nur von einem Computer in der Ecke eines Wohnzimmers verwaltet werden können, wie das beim Onlinehandel ohne physisches Produkt (!) heute so möglich ist. Das heiß aber auch, dass hier verdient wird. Wieviel? 5-10% würde ich sagen, wieder gemessen an den typische Verfügbaren Sofortrabatten die sehr oft ausgewiesen werden. Bleiben 38.51€
(2 & 3 Alternativ) Alternativ kauft Euer Laden an der Ecke das Spiel von einem großen dt. Distributor. Aber ehrlich, selbst im Einkaufsverband zahlt er dann 59,5€ inkl. MwSt. Einkauf für ReadDead2, kein Scherz. Das Geld bleibt alles bei den Distributoren kleben in dem Fall, das stellen die großen Ketten mit ihrer Preispolitik sicher.
(4) An der Stelle wäre es mal klug darauf hinzuweisen, dass auch der Transfer von Geld Gebühren kostet und bevor wir feststellen was der Publisher bekommt, ziehen wir die Gebühren ab. Wieviel? Das entnehmen wir den Quartalsberichten unter dem Punkt sonstiges ist manchmal ein Hinweis auf Money Transaction Fees. 3% läppern sich da schon zusammen. Bleiben 37,39€
(5) Das ist wirklich noch ein Preis der zugunsten des Publishers gerechnet ist. Da ist nur ein Zwischenhändler und Bankgebühren im Spiel. Wenn der Publisher nicht Vertriebsnetze in jedem Europäischen Land hat, braucht er vor Ort einen Distributor, der die Ware entgegen nimmt und auf ein Netz an Händlern verteilen kann. Dieser Distributor will auch Geld sehen. Sind wir bescheiden, geben wir ihm nur 20%. Dann sind wir bei 31,15€.
Spätestens jetzt wird es verfahren mit den Keyshops. Ich hab also meinen kleinen Laden an der Ecke zugesperrt, einen Onlineshop mit 1&1 erstellt und kenne mich mit Mehrwertsteuerlücken so gut aus wie Amazon. Mein eigentliches Produkt als Keyshop ist es nun herauszufinden in welchen Ländern der Publisher nicht operiert, damit ich dessen Distributionspartner finden. Denn der hat garantiert die niedrigsten Preise vor dem Release. Der schickt mir auch gerne nur ein Bild vom Key, denn das resultiert für ihn auch in weniger Versandkosten. Keine Packung, keine Briefmarke, lumpiges Handyphoto und ab in die Tonne. Mein Einkaufspreis als Keyshop ist dann bei ca. 32€. Nach ein paar Wochen kann es auch sein, dass der auf noch viel mehr Keys sitzt und dann wird es dreckig, denn er will die Keys einfach nur loswerden. Oder schlimmer, der Publisher rechnet ihn den Bestand als Gutschrift an, sagt ihm "wirf die Dinger auf den Müll", aber er macht vorher ein Handyphoto. Wozu kennt er Kunden die nicht mehr von ihm wollen?
Der Publisher hat jetzt Händlernetze die wegen Keyshops rumheulen und potentiell Distributoren die ihn bescheißen. Aber nachdem er das Spiel so oder so für knappe 30€ aus den Händen gibt ist da nicht so groß der Handlungsbedarf. Da fände es der Publisher besser lieber nur noch selber direkt an den Kunden zu verkaufen. Das legt nicht nur die Keyshops trocken, sondern steigert die EInnahmen pro Spiel von 30€ auf 50€. Klar die Händler beschweren sich immer noch, aber aus Sicht der Spieleindustrie können die sterben gehen. Nicht von heute auf morgen vielleicht, aber doch im nächsten Jahrzehnt oder so.
Die andere Alternative wäre, dass der Publisher lernt jeden einzelnen Key zu tracken. Aber das kostet Geld und das ist es nicht wert. Wenn ihr den Entwickler mögt und ihr findet, dass es Euch das wert ist, dann kauft direkt beim Entwickler und niemandem anders. Wenn das heißt ihr müsst auf Uplay ein Spiel kaufen, dann isses halt so. Alternativ tobt da draußen ein Krieg der Zwischen- und Endkundenhändler von dem Moment ab, an dem der Publisher die Schachtel aus der Hand gibt. Und da deckt mein Post gerade mal die netteren Formen von schmutzigen Tricks ab. Was man sich zu Kreditkartenbetrug aber merken sollte: "wer mit einer Kreditkarte schnellstmöglich die größtmögliche Menge an Gegenwert abkassieren und anschließend waschen will, für den gibt es bessere Wege als Keyhandel." Den Podcast dazu findet man hier:
Inside The Credit Card Black Market : Planet Money : NPR