Ich muss ja schon zugeben, dass man die Dinge anders sieht, sobald man Kinder hat.
Klar war ich ein "Kind des C64" und klar habe ich brutal viel (Brutales und anderes) gezockt, und es hat mir von innen betrachtet nicht geschadet (von außen kann ich das nicht beurteilen). Aber ich hing auch nicht nur vor dem Brotkasten, sondern habe auch in der frischen Luft klischeehafte Dinge gemacht wie Dämme bauen im Wald und Fußball spielen im Dorfverein.
Jetzt haben wir 2014 und es war für Kids nie leichter, an Spiele zu kommen. Wo ich damals noch jederzeit beim Zocken "ertappt" werden konnte und auch das Zocken in der Schule oder sonst so draußen unmöglich war, hat heute "gefühlt" jeder Erstklässler bereits einen Nintendo und jeder Viertklässler bereits ein Smartphone. Die können zocken, solange sie wollen. Eltern wollen (weil sie keine Ahnung haben) oder können (weil sie nicht überall sind) das gar nicht mehr kontrollieren. Und notfalls schauen sich die Kids halt Gameplay-Videos ohne Altersbeschränkung auf Youtube an. Ach ja, und Dämme bauen geht auch nicht mehr so gut in der Stadt. Bezeichnend, dass viele Kinder gar nicht wissen, wie Kühe aussehen. Das ist kein Witz.
Diese Überall-Verfügbarkeit zu einem maximal frühen Zeitpunkt der kindlichen Entwicklung ist das eigentliche Problem. Das hat nur bedingt etwas mit den ach so bösen Computerspielen zu tun, wobei ich schon einigen Entwicklern, gerade von Free2play-Titeln für Mobilgeräte, unterstelle, dass sie scheinheilige Ar***krampen sind, wenn sie behaupten, sie würden NICHT aus Geldgier bestimmte Mechanismen einprogrammieren. Ich glaube nicht, dass früher Spiele unter diesen Gesichtspunkten entwickelt wurden.
Anyway, natürlich ist es bitter, wenn man da Theoretikern zuhören muss, die offenbar selbst keine Medienkompetenz haben. Trotzdem stimmt was nicht mehr in unserer Zeit, wenn jeder Minderjährige bei Youtube nicht altersgerechte Inhalte sehen kann, wenn Eltern ihren Kindern unkontrollierten Zugang zu Endgeräten ermöglichen und wenn Entwickler Gehirnschmalz darin investieren, wie man möglichst Jugendliche dazu bringt, Geld bei F2P-Titeln auszugeben.
My 2 cents.