AW: [HowTo]Wasserkühlung reinigen
Eine alte gepflegte Wakü erfordert in der Regel weniger Renigungsaufwand als eine Neue, da der Dreck da in der Regel schon raus geschwemmt ist. Kommt allerdings immer darauf an wie der Vorbesitzer es mit dem Korrosionschutz gehalten hat, und ob er zu Beginn gründlich gereinigt hat. Farbzusätze und Mischungen verschiedener Zusätze tun ihr Übriges, damit auch gebrauchte System manchmal voll mit Dreck sind.
Zumindest beim Fettlöser spricht außer dem Preis nichts gegen unverdünnte Anwendung. Beim säurehaltigen Reinigungsmittel ist unverdünnte Anwendung zwar auch möglich, aber dann sollten die 5 Minuten Einwirkzeit - besser noch etwas weniger - wirklich nicht überschritten werden.
Zu den Gründen der Anwendung beider Mittel:
Fettlöser:
Bei der Herstellung von Radiatoren werden Ziehfette und Lötzusatzstoffe verwendet, die nicht komplett oder gar nicht wasserlöslich sind und unvermeidlicher Weise im Radiator verbleiben. Diese Reste können gut mit dem Glykol aus dem Korrsionsschutzmittel reagieren und führen dann im ganzen Kreislauf zu Ablagerungen etc.. Die Menge an Rückständen ist von Radiator zu Radiator recht unterschiedlich. Da sie sich aber nicht öffnen lassen, geht man hier lieber auf Nummer sicher.
Eine gründliche Reinigung die auch diese Reste entfernt, findet in der Regel bei den Herstellern nicht statt (die meisten Radiatoren auf dem Markt kommen btw unabhängig von der Marke aus ein und derselben chinesischen Fabrik - es gibt nur wenige Ausnahmen). Mit dem Fettlöser werden diese Produktionsrückstände entfernt.
Statt mit unverdünntem Fettlöser zu arbeiten hat sich die Mischung 1:3 bis 1:1 mit warmem Wasser und eine Einwirkzeit bis der Radiator auf Zimmertemperatur abgekühlt ist, bewährt.
säurehaltiges Reinigungsmittel:
Mit dem säurehaltigen Reinigungsmittel werden Oxidschichten, die in jedem Radiator anzutreffen sind, und andere fest haftende Rückstände aus der Produktion beseitigt. Die Säure löst die Oxidschichten bei entsprechender Konzentration sehr schnell auf und greift bei zu langer Einwirkzeit auch das darunter liegende Metall sichtbar an. Deshalb sollte man den Radiator nicht unbedingt mit unverdünntem Reinigungsmittel füllen sondern es wie beim Fettlöser 1:3 bis 1:1 mit warmem Wasser mischen. Die Einwirkzeit sollte aber in keinem Fall mehr als 5 Minuten betragen, um zu vermeiden, dass die Metalloberflächen leiden. Die Entfernung der Oxidschichten und anderer fest haftender Beläge führt dazu, dass die Oberflächen aktiviert sind und die Korrosioninhibitoren die Oberflächen später besser und dichter belegen können. Zwar wirken auch bereits vorhandene Oxidschichten korrosionshemmend (Stichwort Passivierung) aber eben nicht in dem Maße wie Korrosionsinhibitoren dies können, die sich ständig aus dem Reservoir erneuern können.
Dieses zweistufige Konzept ist zwar recht bewährt, aber wem das mit dem orangen Cilit-Bang (oder vergleichbaren Reinigungsmitteln) zu riskant ist, kann auch einfach auf Zitronensäure ausweichen - die nicht so stark und so schnell wirkt. Oder man lässt den zweiten Schritt ganz weg. Der erste Schritt mit dem Fettlöser ist für die Sauberkeit des Kreislaufs eigentlich wichtiger.
Nach der Prozedur muss auf jeden Fall wirklich gründlich durchgespült werden um das Reinigungsmittel restlos zu entfernen. Mit den 3 bis 4bar Wasserdruck aus der Hauswasserleitung kann man zunächst ohne große Kosten einiges an Volumen durch jagen und gelöste Reste oder große Abplatzungen oder Rückstände werden so leichter mitgerissen. Das obligatorische Spülen mit destillierten Wasser im Anschluss dient dann nur dazu Kalk und andere gelöste Stoffe aus dem Leitungswasser so weit zu verdünnen, dass auch über die Schiene keine unerwünschten Stoffe im Kreislauf landen.
Die Watercool-Radis sind Rohr-Radiatoren und aufgrund des Herstellungsverfahrens mit weniger großen Lötflächen meistens etwas sauberer als normale Netzradiatoren, aber auch die Watercool-Radis können prinzipiell wasserunlösliche Produktionsrückstände enthalten (selbst schon erlebt)
. Den Radiator nur mit Wasser zu spülen birgt daher letztlich auch hier immer das Risiko, wenn auch kein so hohes wie bei anderen Radiatoren, dass es später zu Reaktionen der Rückstände mit dem Glykol aus dem Korrosionsschutzzusatz oder der Fertigmischung kommt, die dann ausflocken oder sich anderweitig absetzen können.
Dass man die Kühler nicht ausspülen muss stimmt im Regelfall. Späne aus der Produktion die beim Zusammenbau hängen geblieben sind o. Ä., kommen aber selbst bei hochwertigen Kühlern ab und zu vor. Den Kühler vor dem Einbau zu öffnen, um sich von dessen Sauberkeit zu überzeugen hat aber noch nie geschadet - zumal Späne, die erst mal im Kreislauf sind, sich irgendwann im Pumpengehäuse wiederfinden, wo sie potenziell großen Schaden anrichten können. Späne in Kühlern kommen heut zutage zwar selten vor, insbesondere bei renommierten Herstellern, aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
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Es ist zwar nicht gesagt, dass bei jedem der all diese Ratschläge in den Wind schießt, und seinen Radiator nur mit Wasser spült, am Ende wirklich ein versiffter Kreislauf das Resultat ist, zumal es dafür auch noch andere mögliche Ursachen gibt, aber im Schnitt zeigt sich schon, dass sich die Fälle von versifften Kreisläufen häufig auf unwirksame oder gar keine Reinigung der Komponenten vor dem Einbau zurückführen lassen - insbesondere bei neuen Teilen. Von daher ist es einfach ratsam sich diesen Erfahrungen nicht zu entziehen und lieber die Risiken von vorn herein zu vermeiden. Nicht ist nervtötender als eine Wakü nach einem halben Jahr auseinander nehmen zu müssen weil das System zugesifft ist, Kühler verstopfen und sich überall Dreck absetzt.
Leider gibt es noch weitere Ursachen für verdreckte Kreisläufe (zu viel Glykol löst Bestandteile aus Schläuchen, unverträgliche Farbzusätze, usw...) aber die gründliche Reinigung des Systems vor der Erstinbetriebnahme ist schon mal die halbe Miete, um kein solches Malheur zu erleben
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Zu der Algenfrage:
War das ein geschlossenes System, das mit Leitungswasser befüllt wurde? Das ist auch nicht grad state of the art
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In einem geschlossenen gründlich gereinigten Kreislauf haben Algen keine Nahrungsgrundlage. Aber prinzipiell ist es natürlich schon sinnvoll destilliertes Wasser oder zumindest abgekochtes steriles Wasser für derartige Anwendungen zu verwenden, denn wo keine Algen sind können auch kein wachsen. Algen entstehen schließlich nicht aus dem Nichts, sondern müssen zuvor erst mal in Kreislauf gelangt sein
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