AW: Wasserkühlung ist ausgelaufen (Raijintek triton)
Diese allermeisten AIO- bzw. Kompakt-Waküs sind halt Fehlkonstruktionen - das waren sie von Anfang an. Speziell bei diesem Teil wundert es mich überhaupt nicht, dass die extrem billig gemachten und auch billig wirkenden Acryl-ABs reihenweise reißen und die darunter liegende, meist vergleichsweise teure, Hardware bewässern.
Das ist imho wieder ein typischer Fall, bei dem auch die meisten Tester eine schlechte Figur gemacht haben, denn manch einer hat sich ja sogar dazu hinreißen lassen das Ding förmlich zu empfehlen ohne die offensichtliche Schwachstellen überhaupt anzusprechen oder wenigstens selbst mittelfristige Erfahrungen damit zu sammeln. Unbedarfte Käufer die sich dann an solche Ratschläge halten, haben dann eben das nachsehen.
Grundsätzlich muss man aber bei allen billigen AIO-Waküs konstatieren, dass man eben das bekommt, was der Preis rechtfertigt - nämlich Schrott oder zumindest keine Qualität. Eine richtige Wakü ist nicht nur deshalb etwas teurer, weil sie individueller ist, sondern vor allem weil man bei den meisten (nicht allen) Bauteilen im Durchschnitt einfach bessere Verarbeitungs- und Materialqualität sowie sich daraus ergebende Zuverlässigkeit erhält. Ein beliebtes Argument von Kompakt-Wakü Käufern ist ja, dass sie glauben eine AIO bzw. KoWaKü sei einfach nur deshalb, weil sie nicht selbst zusammengebaut wurde sicherer. Normalerweise ist aber das Gegenteil der Fall und vor allem hat man bei einer richtigen Wakü die Kontrolle darüber und kann Schwachstellen von vorn herein vermeiden.
Im Endeffekt ist natürlich vor allem der Preis das wahre Kaufargument, welches Kompakt-Waküs ihre Verkaufserfolge in den letzten Jahren beschert hat, aber man muss auch ganz klar sagen, dass hier eben wie so oft häufig gilt: Wer billig kauf kauft zwei mal. Selbst wenn eine AIO bzw. Kompakt-Wakü nicht ausläuft (das ist dann doch eher auf offensichtliche Fehlkonstruktionen wie das hier besprochene Modell beschränkt), so ist die Lebensdauer im realen Einsatz in den meisten Fällen deutlich geringer als die einer richtigen Wakü - nicht zuletzt, weil viele Käufer das Ding bald leid sind und sich dann doch was Richtiges kaufen oder wieder zu Luftkühlung wechseln. Außerdem sind Kompakt-Waküs im Normalfall natürlich auch kühltechnisch keine Konkurrenz zu echten Waküs und auch die Erweiterbaren sind in der Hinsicht stets suboptimal - von der allgemeinen Pumpen- uns Entkopplungproblematik sowie den oftmals relativ schlechten mitgelieferten Radiatoren und Lüftern mal ganz zu schweigen. Zwar gab es unbestreitbar in den letzten Jahren im Durchschnitt ein paar kleine Verbesserungen aber die grundlegenden Nachteile können natürlich nicht eliminiert werden bei der Bauweise. Man sollte sich daher vllt. vor dem Kauf solcher Teile mal überlegen, woher der geringe Preis wohl kommen mag. Dass er kein Hinweis auf zuverlässige und hochwertige Bauteile ist, sollte eigentlich jedem einleuchten. Wenn dann noch so etwas wie diese (Zeit-)Wasserbombe im Sinne eines billig wirkenden transparenten Kunststoff-AB dazu kommt, sollten eigentlich alle Alarmglocken schrillen - ganz egal was in irgendwelchen Kurztests dazu steht
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Aus meiner Sicht trifft bei so einem Schaden leider vor allem den Nutzer selbst die Schuld, auch wenn Käuferschutz und Gewährleistungsregeln in der Realität zumindest die finanziellen Schäden am an sich wertlosesten Teil (nämlich am Gerät selbst) abdecken können. Folgeschäden wird aber kaum ein Anbieter regulieren, wenn er nicht besondere Gründe dafür hat. Wer solchen Billigschrott verkauft, kann mit der zweifelsohne überschaubaren Marge nicht auch noch die ganzen Folgeschäden die sein Produkt verursacht abdecken und wird sich entsprechend gegen solche Forderungen absichern oder sich zumindest entsprechend verhalten, um in der Mehrzahl der Fälle ungeschoren davon zu kommen. Wer hat schon Lust sich wegen so einem Billig-Produkt ewig herum zu streiten. Wenn es doch mal zur Regulierung von Folgeschäden kommt, dann wohl am ehesten wenn der Kunde sich wie Rumpelstilzchen aufführt und der Händler endlich seine Ruhe haben will, oder weil man sich von einzelnen so besänftigten Kunden eine trotz allem wohlwollende Bewertung seines Service verspricht und auf deren Multiplikatorwirkung in den einschlägigen Foren hofft. Das Produkt wird so freilich nicht besser, aber es gibt ja immer noch Leute genug die sich trotzdem so ein Ding zulegen, selbst wenn die Schwächen allgemein bekannt sind...
Bei großen Händlern wie MF besteht zwar wohl am ehesten die Chance auf Kulanz auch bei Folgeschäden vllt. noch etwas heraus zu schlagen, aber man sollte sich nicht wundern, dass die Hardwarepreise ständig steigen, denn für die Händler sind derartige Belastungen natürlich im Endeffekt auch nur durch Umlage auf die Kunden zu finanzieren. Letztlich muss man also konstatieren, dass die häufig reflexartig aufkommende Forderungen Folgeschäden finanziell ungeschehen zu machen, sofern dies nicht ausdrücklich mit der Garantie einen Produkts einhergeht (was so gut wie nie der Fall ist), letztendlich eine Art asoziales Verhalten ist, und auch den eigenen Geldbeutel zukünftig belastet.
Im Übrigen gab es offenbar vergleichsweise schon ziemlich viele derartige Schäden speziell mit diesem Teil, die in Foren gezeigt wurden. So gut wie immer ist der AB gerissen. Das ist eine offensichtliche Schwachstelle und bei Standard-ATX-Konfiguration ist just diese Schwachstelle auch noch genau an der Position im System untergebracht wo sie den meisten Schaden anrichten kann. Da könnte man schon fast Bösartigkeit dahinter vermuten, aber ich vermute Naivität und/oder mangelnde Kenntnisse im werkstoffkundlichen Bereich dürften wohl die wahren Gründe sein, warum man sich beim Hersteller auf dieses Experiment eingelassen hat. Zudem wollte man sicher einen Showeffekt zur Abgrenzung von der Konkurrenz haben, aber der Schuss geht, wie man sieht, nach hinten los. Man kann meiner Meinung nach eigentlich nur jedem der so ein Teil noch benutzt, raten es schnellstmöglich auszubauen und der Wertstoffkette zuzuführen. Schlimm genug, dass der Müllberg so unnötig weiter wächst, aber er wird noch größer je mehr Hardware beim Defekt dieser Dinger mit in den Tod gerissen wird.
Meine Hoffnung besteht ja darin, dass der Hersteller das Teil aus dem Verkehr zieht und dann meinetwegen eine Nachfolgemodell präsentiert, bei dem wenigstens die Haupt-Schwachstelle entfernt wurde. Ansonsten werden Therads dieser Art wohl zur Gewohnheit werden und an Zeiten von WaterWetter und Co. zurück erinnern. Aber ich vermute, dass sich da nichts tun wird, bis die Rückläuferquote wirklich auch wirtschaftlich zu Buche schlägt. Es wird ja trotz der geringen Preise noch was an den Dingern verdient, denn sonst würden Kompakt-Waküs ja nicht den Markt überschwemmen (Wortspiel
). Man kann sich im Umkehrschluss ausrechnen was das für qualitätssteigernde Überlegungen, die die Marge schmälern könnten, bedeutet. Die wahre Nische für solche Kühlungen ist eigentlich recht klein, aber man hat es geschafft das Zeug durch intensive Werbung und flächendeckende Versorgung der Tester mit Samples salonfähig zu machen, was das Käuferpotential weit über die eigentliche Nische hinaus erweitert hat. Das rächt sich jetzt ganz abgesehen von den grundlegenden Nachteilen eben bei manchen Modellen in der hier gezeigten Weise. Schlimm daran ist auch, dass so etwas auch wieder Rückwirkungen auf das allgemeine Vertrauen in die Wakü-Technik hat, obwohl diese damit eigentlich wenig zu tun hat, obwohl natürlich die Problematik mit den ungetemperten Plexiglas-ABs auch bei richtigen Waküs vorkommt. Aber hier kann man im Gegensatz zu Kompakt-Waküs gegenwirken und hat Alternativen.
Zum konkreten Fall:
Zur Hardware-Rettung wurden ja schon Tipps gegeben. Grundsätzlich sind leicht flüchtige Reinigungsmittel, die Wasser verdrängen ein guter Tipp, aber statt Feuerzeugbenzin würde ich gleich zu noch saubererem und noch schneller und Rückstandsfrei flüchtigem Waschbenzin raten. Mann sollte aber vorher die Verträglichkeit mit dem Lötlack auf der Platine an einer unauffälligen Stelle testen. Auch Isopropanol wird häufig empfohlen, aber gerade in den Kappilarspalten unter Chips erzielt man damit nicht unbedingt eine Verdrängung des Wassers.
Außerdem hat sich die Methode bewährt alle Kühler und Anbauteile abzuschrauben und die betroffenen Komponenten in einer Geschirrspülmaschine zu reinigen bevor man mit Waschbenzin o. Ä. ran geht. Da man meist ohnehin nichts zu verlieren hat, sorgt diese Methode gerade bei Kühlmitteln mit Zusätzen dafür, dass deren Rückstände auch sauber entfernt werden. Lange und gründliche Trocknung ist aber in jedem Fall sinnvoll - evtl. sogar mit Hilfe eine Ofens bei geringer Temperatur (<=50°C). Mit Druckluft sollte man vorsichtig umgehen, aber bei niedrigen Drücken ist auch das ein probates Mittel das verwendete Reinigungsmittel aus Spalten und Ecken schneller raus zu bekommen.
Die AIO-Wakü würde ich fachgerecht entsorgen und die Kosten als Lehrgeld abschreiben. So ist der Lerneffekt auch nachhaltiger, denn sonst lässt man sich in ein paar Jahren vllt. wieder zu derartigen Schnapsideen hinreißen. Im Zweifelsfalls bekommst du im Regelfall sowieso nur ein neues solches Ding als Ersatz. Das ist für den Händler oder den Hersteller im Normalfall billiger als den Kaufpreis zu erstatten. Und selbst wenn man dieses Ersatz-Gerät dann natürlich unter Volk bringen könnte, um finanziell nicht komplett auf dem Schaden sitzen zu bleiben (einbauen wird man es so oder so nicht wieder), ist das eigentlich unfair gegenüber dem potentiellen Käufer. Du würdest dir so ein Teil ja schließlich auch nicht mehr an den Hals reißen. Letztendlich dient es der Müllvermeidung auf Ersatz zu verzichten
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