Wie schon zuvor erklärt, da gibts keine wunden Punkt (zumindest nicht bei mir). Ob auf dem System, das ich gerade zu kaufen gedenke AMD oder Intel draufsteht, ist mir vollkommen schnuppe. Die Eckdaten und Funktionalität muss stimmen (während einige einzelne Eckdaten für den konkreten Einsatzzweck vielleicht eher irrelevant sein mögen) und dann wird das gekauft, was für mich am besten ist und nicht das, was für AMD oder Intel am besten ist. Ein entsprechendes Verhalten legt übrigens der Markt als Ganzes grundsätzlich an den Tag ... dieses in Foren vielfach zu lesende "wir müssen AMD unterstützen" ist völliger Unsinn.
Ich wollte dir auch nicht unterstellen, dass du irgendwem was (nicht) gönnst, es geht nur darum, dass deine Formulierung,. dass "du dir etwas nicht vorstellen kannst", keine Basis für die Bewertung der vorläufigen Sachlage bietet, erst recht nicht bei so vielen fehlenden Informationen. Das gilt übrigens bei der Bewertung jedweder Firma, wie es hier in solchen Foren typischerweise oftmals stattfindet. Eine vermeintliche News oder ein Gerücht wird für die einfacher gestrickten Leuten dann halt gerne als wahrscheinlicher oder zutreffender angesehen oder gar unterstrichen, wenn es ihrem Brand zum Vorteil gereicht. Das hat jedoch nichts mit einer rationalen Betrachtung oder gar Bewertung zu tun.
Server: Wie schon erklärt, war das schon zuvor der Fall und ob Dual- oder Quad-Socket spielt nur eine geringe Rolle, denn hier werden schlicht 128 mit 112 Kernen verglichen. Und wie bereits zuvor auch bei mir persönlich, so treten in Abhängigkeit des Einsatzwecks gewisse Parameter in den Hintergrund und wenn bspw. maximale Leistung gefordert ist, hat AMD derzeit das Nachsehen mit Rome, d. h. ein Milan ist zwingend notwendig und bei DL/ML-Workloads wird auch der weiterhin nicht mithalten können (was ein maßgeblicher Grund für das Erscheinen von Cooper Lake war).
Der sich für Intel aufbauende Druck steigt aber weiter an, zweifellos (und das ist auch gut so), jedoch gerade im Datacenter ist AMDs Marktanteil noch verschwindend gering, sodass Intel hier noch fast unverschämt viel Puffer hat. *)
"Ich versuche schon das ganze immer in gewissen Verhältnissen zu sehen" (bzw. differenzierter?) was ich grundsätzlich begrüße (das soll keinesfalls überheblich klingen), denn die teilweise schwachsinnigen Pauschalaussagen einiger Gesellen in den Foren gehen mir manchmal gehörig auf den Nerv. Am Ende ist immer zu unterscheiden zwischen dem was sich markttechnisch insgesamt abspielt (und da ist AMD noch weit abgeschlagen) und dem was ich bspw. für mich persönlich als einzelnes, konkretes Produkt brauche (und bekommen kann). Nur weil AMD bei mir auf dem Desktop als Ryzen vielleicht die erste Wahl ist, heißt das nicht, dass AMD das im Markt insgesamt sein muss ... und ganz offensichtlich können sie das derzeit und auch pauschal gesehen in den kommenden ein, zwei Jahren grundsätzlich nicht sein, weil sie dafür noch zu klein sind.
Und nein, die Fertigung kann man AMD zweifelsfrei nicht zuschreiben, denn die ist nur hinzugekauft, wie es auch Intel jederzeit hätte tun können, nur aus wirtschaftlichen Gründen vermieden hat und sie konnten bisher ja auch dennoch mit ihren 14nm gegenhalten, was ihnen weiterhin beträchtliche Gewinne und eine hohe Marge bescherte (also genau das primäre Ziel großer Aktiengesellschaften wie AMD, Apple, Intel und nVidia erfüllte).
Lisa Su leitete in 2018/19 etliche Zen2-Präsentationen mit den Worten "we made big bets on 7nm" ein. Das beachtliche daran ist, dass etlichen Fanboys offensichtlich gar nicht klar ist, wie groß diese Wette war, denn im Wesentlichen profitierte AMD hier bei Zen2 von Intels anhaltender Fertigungsproblematik. Zen2 konnte sich so schon bzgl. dem Großteil der Mainstream-Workloads nicht wirklich gegenüber Intel's 14nm-Produkte absetzen und unterlag gar teilweise. Wäre dagegen der Coffee Lake Refresh oder Comet Lake in ausgereiften 10nm erschienen, hätte AMD gar ein handfestes Problem bekommen.
Intel hat sich mit den Verzögerungen bei der Prozessentwicklung immense Probleme eingehandelt und da die eigene Fertigung einen wesentlichen Eckpfeiler ihrer Profitabilität darstellt, bereitet ihnen das grundlegende Schwierigkeiten, die sie dennoch bisher mit erstaunlich geringen Effekten auf die eigenen Bilanzen handhaben konnten (die Jahre 2018/19 waren die erfolgreichsten in Intel's Gesichte überhaupt). Nun müssen sie jedoch zeitnah diese Lücke schließen, denn der Druck wächst mit AMDs stetigem Markwachstum (was ihnen dann schrittweise auch die Möglichkeit gibt größere Märkte zu bedienen) und mit der Konkurrenz durch ARM und jetzt auch noch durch Apple mit ihren eigenen Designs.
Es wird auf jeden Fall interessant zu beoachten sein, wie sie vorankommen werden und natürlich auch wie AMD hier weiter verfahren wird und mit welchem Erfolg und bspw. wie sich nVidia positioniert, denn auch die werden sich als bisheriger Marktführer von AMD nicht die Butter vom Brot nehmen lassen (wollen).
*) Intel wird wohl dieses Jahr mit min. 25 Mrd. US$ Revenue in der DCG abschließen, während AMD bestenfalls in diesem Bereich um die 2,3 Mrd. US$ erwirtschaften wird, möglicherweise gar weniger, weil AMD geschickterweise auch die Custom-Designs in dieses Segement einrechnet, damit man das nicht direkt vergleichn kann. Milan wird dieses Jahr also nur einen geringen Einfluss haben; das Bilanzsegment als Ganzes wird im Wesentlichen in diesem Jahr durch die Konsolen-SoCs getragen werden.
**) Bspw.:
- ob 10nm Enhanced SuperFin (alias 10nm+++) in 2021 noch einmal ordentlich zulegen können.
- ob es bei der versichterten, maximal sechsmonatigen 7nm-Verzögerung bleibt
- ob man wirklich so pragmatisch auf eine externe Fertigung setzen wird, wenn es erforderlich wird (die TSMC-Buchung scheint dies zumindest zu unterstreichen)
- was die neuen Mikroarchitekturen bieten werden (so bspw. Golden Cove und Gracemont, bspw. in konkreten Produkten wie Alder Lake und Sapphire Rapids SP)
- wie ihre Konkurrenzfähigkeit bei/mit Xe aussehen wird und ob man im Consumer-Markt möglicherweise gleich tatsächlich groß einsteigen wird
- ob Xe, das OneAPI, PCIe5 mit CXL, etc. tatsächlich der erhoffte große Wurf wird, denn ganz offensichtlich hat man das gesamte Portfolio dahingehend umstrukturiert und darauf ausgerichtet
- wie es im weiterhin boomenden ML-Bereich weitergeht (die Habana-Sparte, in Kombination mit Xe und auch den Xeon's), denn bspw. AMD hinkt hier weiterhin deutlich hinterher (mit ein Grund für die bevorstehenden Aquisition von Xilinx)