_chiller_
BIOS-Overclocker(in)
[Review]Der Aufbau eines Netzteils anhand eines LC-Power LC6560GP3 erklärt.
Autor: _chiller_
Wie funktioniert eigentlich ein Netzteil? Gehört das günstige LC-Power zu den berüchtigten Chinaböllern oder handelt es sich hier um ein brauchbares Netzteil? In diesem Test möchte ich beide Fragen beantworten!
1. Intro
Ich habe in der letzten Zeit einiges an Hardware getestet, meine letzten Tests stießen dabei auf große Resonanz bei den Lesern. Es gibt jedoch eine Komponente innerhalb des PCs, an die ich mich bisher nicht gewagt habe: Das Netzteil.
Für einen guten Netzteiltest reicht es nicht, wenn man dieses kurz einmal durch einen Testparcour zieht, ein paar Bilder schießt und dann ein kurzes Fazit schreibt, ein Netzteil bietet viel mehr als das.
Wichtig sind besonders die Bilder vom Inneren des Netzteils. Um das Innenleben beschreiben zu können, braucht es jedoch einige Fachkenntnis über die einzelnen Komponenten und das fehlte mir bisher.
Eines Tages fragte mich ein Forenuser ob ich nicht ein älteres Netzteil zum Ausprobieren haben möchte, hier bot sich für mich die perfekte Gelegenheit für den Einstieg. Das Ergebnis seht ihr nun in diesem Test!
Vorab möchte ich mich bei einigen Personen bedanken:
Vielen Dank an poiu für die Bereitstellung des Testsamples!
Desweiteren möchte ich mich bei Stefan Payne, Frosdedje und poiu für ihre Hilfestellungen und Tipps während des Tests bedanken!
Ich möchte außerdem darauf hinweisen, das es sich bei dem getesteten LC-Power um ein Exemplar aus dem Jahre 2011 handelt, die aktuell erhältlichen Exemplare bieten schon einige Verbesserungen gegenüber diesem Testsample!
Das Inhaltsverzeichnis in diesem Test:
2. Technische Daten
Das LC6560GP3 gehört mit einem aktuellen Kaufpreis von ca. 40-45 Euro zu den eher günstigen Netzteilen auf dem Markt. Trotzdem soll es satte 560Watt leisten und mit einer 80Plus Bronze Einstufung überzeugen. Desweiteren verspricht LC-Power zwei 12V-Rails und einen "Super Silent 140mm Fan". Mal schauen welche Versprechen davon eingehalten werden.
Auf der Produktseite von LC-Power findet man unter dem Punkt Schutzschaltungen eine ganze Menge: OCP, OVP, UVP, SCP, OTP, OPP.
Eine kurze Definition der Schutzschaltungen:
OCP = Überstromschutz
OVP = Überspannungsschutz
UVP = Unterspannungsschutz
SCP = Kurzschlusssicherung
OTP = Überhitzungsschutz
OPP = Überlastschutz
Ob tatsächlich alle Schutzschaltungen integriert wurden, werde ich im Test erläutern.
Schauen wir uns einmal den Aufkleber des Netzteils an:
Wie schon beschrieben, soll das LC-Power maximal 560Watt leisten. Auf der wichtigen 12V-Schiene sind es dann immerhin noch 470Watt. LC-Power addiert hier also noch Teile der 3.3V und 5V Schienen zur Gesamtleistung dazu, diese Schienen sind in heutigen PCs aber eher unwichtig.
Das Netzteil besitzt zwei Rails mit jeweils 21A und 23A Stromstärke. Eine Verteilung der Komponenten auf die einzelnen Rails konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Trotzdem sollte das LC-Power auch leistungsstarke PCs befeuern können.
Im unteren Teil des Aufklebers befinden sich einige Zertifikate, aktives PFC wird ebenfalls versprochen sowie die 80 Plus Bronze Einstufung.
Hierbei frage ich mich allerdings wie diese erreicht werden konnte. Die 80 Plus Einstufung wird mit 115V gemessen, das Netzteil kann allerdings nur mit Spannungen von 220-240V laufen, das bestätigt schon die Bedienungsanleitung!
Wie hoch die Effizienz wirklich ist, klärt der Test an einer späteren Stelle.
3. Lieferumfang und Äußeres
Die mit Naturbildern bestückte Produktverpackung ist sehr kompakt gehalten, Das Netzteil und die Kabel finden grade so eben Platz. So verwundert es nicht, das die Produktverpackung mit der Zeit schon einige Ausbeulungen durch die Kabel bekommen hat.
Der Lieferumfang fällt knapp aber relativ vollständig aus, so befinden sich eine knappe Bedienungsanleitung, vier Schrauben und ein Kaltgerätestecker im Karton. Über ein paar Kabelbinder würde sich der Kunde aber sicherlich auch noch freuen.
Das Netzteil wurde mit einer matten schwarzen Lackierung versehen. Das Lüftergitter wurde strömungsgünstig entworfen, sodass relativ wenig Luftverwirbelungen entstehen sollten. In der Mitte des Gitters befindet sich ein großes LC-Power Logo, zudem sparte der Hersteller nicht am Chrom.
Zwar besitzen alle Kabel ein relativ dichtes Sleeve, die Kabelenden liegen jedoch an beiden Enden frei. Ein modulares Kabelsystem gibt es nicht, angesichts des Preises kann man dies auch verschmerzen.
Insgesamt sind die Kabel als ausreichend lang zu bezeichnen, einzig das ATX- und EPS-Kabel könnte ein wenig länger sein. Etwas ungewöhnlich sind die drei SATA-Kabelstränge, die jeweils nur zwei Anschlüsse bieten. Das hat zwar Vorteile beim Anschließen von Komponenten, sorgt aber auch für einen größeren Kabelsalat im Gehäuse.
Zwei PCIe-Stromanschlüsse sind vorhanden, das ist soweit gut, jedoch hätte ich mir zwei 6+2Pol Stromanschlüsse gewünscht. Insgesamt sind die Anzahl an Anschlüssen jedoch als vollkommen ausreichend zu bezeichnen.
4. Der Aufbau eines Netzteils / Das Innenleben des Testkandidaten
Als erstes eine Warnung:
Nicht nachmachen! Ihr begebt euch in Lebensgefahr wenn ihr ein Netzteil aufschraubt!
Schauen wir uns einmal das Innere des Netzteils an. Normalerweise wird an dieser Stelle etwas über die Eingangsfilterung, den Primär- und Sekundärbereich und den Kondensatorbestückung erzählt. Als Laie stellen sich so schnell viele Fragen, sodass ich das Ganze mal etwas vereinfacht habe:
Dem LC-Power merkt man seinen günstigen Preis an. Als Platine kommt eine schmucklose Hartpapier-Variante zum Einsatz, welche von Great Wall produziert wurde. Dieser Hinweis ist allerdings wie viele andere Komponenten von dem üblichen Heißkleber verdeckt worden den LC-Power großflächig im Netzteil verteilt hat, kein Bauteil blieb vor diesem verschont. Auf dem zweiten Bild habe ich eine vereinfachte Darstellung entworfen, die den Strom auf seinem Weg von der Steckdose zu den PC Komponenten darstellen soll.
Der passive Überspannungsschutz MOV fehlt, diese wird jedoch von den vorhandenen Schutzschaltkreisen übernommen.
Auf der Primärseite sieht man den großen Primärkondensator, hier kommt ein relativ simples Modell von HEC zum Einsatz, welcher mit 420V Spannungsfestigkeit und 330 Mikrofarad Kapazität spezifiziert ist.
Auf der Sekundärseite kommt hingegen eine bunte Mischung aus Teapo- und Nicon-Kondensatoren zum Einsatz, letztere Überwiegen allerdings. Während man Teapo eher zur Mittelklasse zählen kann, ist Nicon ein eher fragwürdiger Hersteller.
Als Sicherungschip kommt ein Siti PS224 zum Einsatz, der die Schutzschaltungen UVP, OVP und OCP realisiert.
Beide 12V-Rails wurden tatsächlich auf der Platine verbaut, 12V2 ist hierbei nur für den 24 poligen ATX-Stecker und den 4+4 Pol EPS Stecker zuständig.
Die Lötqualität ist in Ordnung, hin und wieder wurde etwas zu heiß gelötet. Die Platine ist mit der Zeit etwas spröde geworden, sodass mir beim Ausbau eine Ecke zerbröselt ist. Ach andere Hardwaretester stießen bei baugleichen Exemplaren schon auf das Problem.
Als Lüfter kommt ein mir unbekanntest Exemplar zum Einsatz, zu der Bezeichnung finde ich leider gar nichts.
5. Testergebnisse und Testumgebung
Dieser Test wird in einem offenen Testsystem durchgeführt, Gehäuselüfter fallen daher weg. Als Gegenspieler für das LC-Power habe ich ein Be Quiet! Pure Power L8 mit 400 Watt gewählt, dieses ist mit 80 Plus Bronze zertifiziert und in der niedrigen Preisklasse ein sehr beliebter Vertreter. Beide Netzteile müssen sich in einem Crossfire-System beweisen das ich testweise installiert habe. Für einen Dauerbetrieb empfehle ich hochwertigere Netzteile, da sich beide Kandidaten unter Volllast am Rande der ATX-Norm bewegten, die Spannungen auf der 12V-Schiene fielen bis auf 11,45V.
Die Grafikkarten habe ich synchron auf 1000/1400MHz getaktet, was genau einer R9 270X entspricht. So lassen sich die Werte besser vergleichen.
6. Stromverbrauch, Effizienz
Als Energiekosten-Messgerät kam ein Profitec KD 302 zum Einsatz. Die Spielelast wurde mit Hilfe des Spiel TrackMania² Stadium ermittelt.
Für diesen Versuch habe ich die HIS R9 270 ausgebaut und das System nur mit der Sapphire-Karte betrieben. Beide Netzteile hatten keine Probleme mit der Leistungsaufnahme.
Die Effizienz des LC-Powers ist durchgehend schlechter als beim Pure Power, wenn auch nicht bedeutend schlechter.
Beide Netzteile liefen hier am Limit, es wurden Peaks von bis zu 450 Watt gemessen. Im ersten Versuch das Testsystem mit dem Be Quiet! Netzteil zu starten, quittierte dieses mit dem Abschalten des Testsystems. Ein zweiter Versuch war jedoch erfolgreich.
Überrascht hat hier das LC-Power. Obwohl nur 23A auf der 12V Rail anliegen, störte es sich nicht an den beiden Grafikkarten, hier frage ich mich ob die Schutzschaltungen überhaupt irgendwann greifen. Die Spannungen blieben hier noch im Rahmen, etwa 11,55V auf den 12V Rails wurden erreicht.
Die Effizienz ist auch hier wieder etwas schlechter, in der Spielelast ist sogar ein deutlicher Unterschied zu sehen.
Insgesamt muss man bedenken, das hier ein drei Jahre altes LC-Power zum Einsatz kommt, die schlechteren Werte hinsichtlich der Effizienz verwundern daher nicht.
7. Lautstärke
Die Lautstärke wurde mit Hilfe eines Voltcraft SL-100 Schallpegel-Messgeräts ermittelt. Dieses wurde in 50cm Entfernung zum Netzteillüfter positioniert. LC-Power verspricht auf der Produktverpackung einen "Super Silent 140mm Fan", mal schauen ob dieses Versprechen eingehalten wurde.
Ein Netzteil das bei höherer Last leiser ist als bei niedriger Last? Ja, das geht!
Der Grund für die ungewöhnlichen Messwerte sind das starke Spulenfiepen des LC-Powers bei Spielelast, auch im HD-Film Szenario ist dieses zu hören. Im Furmark kann man noch ein leichtes Fiepen vernehmen. Der Lüfter dreht in allen Szenarien immer gleich schnell, dieser ist zwar hörbar, bleibt von der Lautstärke noch im Rahmen.
Das Pure Power bleibt in allen Szenarien sehr leise, nahe an der Grenze zur Unhörbarkeit, Spulenfiepen trat ebenfalls nicht auf.
Spulenfiepen trat diesmal bei beiden Netzteilen nicht auf.
Auch hier bleibt das Pure Power deutlich leiser als das LC-Power. Einzig im Furmark dreht der Lüfter etwas schneller, dieser sollte allerdings vom restlichen System übertönt werden.
Das LC-Power dreht schon deutlich auf, die Lautstärke bleibt jedoch grade noch im Rahmen.
Insgesamt macht Be Quiet! seinem Namen alle Ehre, das Netzteil bleibt vorbildlich leise. Das LC-Power präsentiert sich zwar durchgehend lauter, bleibt jedoch noch im Rahmen.
8. Fazit
Kann das LC-Power nun überzeugen? Teilweise. Ein Knallfrosch ist es bei weitem nicht, aber aus heutigen Maßstäben würde ich es eher nicht empfehlen. Ich möchte allerdings nochmal betonen, das es sich hier um ein Exemplar aus dem Jahre 2011 handelt. Laut LC-Power haben aktuelle Modelle schon einige Verbesserungen erhalten.
Die Effizienz geht in Ordnung, kann aber nicht mit dem Bronze-Zertifizierten Pure Power mithalten. Es bleibt relativ leise, so lange man es nicht komplett auslastet und einige Kabel weisen eine ordentliche Länge auf.
Negativ sind mir insbesondere die Schutzschaltungen aufgefallen, der passive Überspannungsschutz fehlt(auch wenn dieser in den aktuellen Modellen integriert worden sein soll), auch weitere versprochene Schutzschaltungen konnte ich nicht finden. Desweiteren konnte ich eine Rail mit einer deutlichen Überlast betreiben ohne das eine Schutzschaltung eingegriffen hat.
Insgesamt komme ich zu folgendem Ergebnis:
Positiv aufgefallen ist mir:
+ Peripheriekabel relativ lang, zudem mit einem Sleeve versehen
+ Effizienz in Ordnung
+ Lautstärke in Ordnung
+ relativ günstiger Preis
Negativ aufgefallen ist mir:
- zum Teil fragwürdige Kondensatorbestückung
- nicht alle versprochenen Schutzschaltungen integriert
- kurzes ATX- und EPS-Kabel
- Spulenfiepen
[/font]
[font='Verdana, Helvetica, sans-serif']Der Aufbau eines Netzteils anhand eines LC-Power LC6560GP3 erklärt.
Autor: _chiller_
Wie funktioniert eigentlich ein Netzteil? Gehört das günstige LC-Power zu den berüchtigten Chinaböllern oder handelt es sich hier um ein brauchbares Netzteil? In diesem Test möchte ich beide Fragen beantworten!
1. Intro
Ich habe in der letzten Zeit einiges an Hardware getestet, meine letzten Tests stießen dabei auf große Resonanz bei den Lesern. Es gibt jedoch eine Komponente innerhalb des PCs, an die ich mich bisher nicht gewagt habe: Das Netzteil.
Für einen guten Netzteiltest reicht es nicht, wenn man dieses kurz einmal durch einen Testparcour zieht, ein paar Bilder schießt und dann ein kurzes Fazit schreibt, ein Netzteil bietet viel mehr als das.
Wichtig sind besonders die Bilder vom Inneren des Netzteils. Um das Innenleben beschreiben zu können, braucht es jedoch einige Fachkenntnis über die einzelnen Komponenten und das fehlte mir bisher.
Eines Tages fragte mich ein Forenuser ob ich nicht ein älteres Netzteil zum Ausprobieren haben möchte, hier bot sich für mich die perfekte Gelegenheit für den Einstieg. Das Ergebnis seht ihr nun in diesem Test!
Vorab möchte ich mich bei einigen Personen bedanken:
Vielen Dank an poiu für die Bereitstellung des Testsamples!
Desweiteren möchte ich mich bei Stefan Payne, Frosdedje und poiu für ihre Hilfestellungen und Tipps während des Tests bedanken!
Ich möchte außerdem darauf hinweisen, das es sich bei dem getesteten LC-Power um ein Exemplar aus dem Jahre 2011 handelt, die aktuell erhältlichen Exemplare bieten schon einige Verbesserungen gegenüber diesem Testsample!
Das Inhaltsverzeichnis in diesem Test:
- Intro
- Technische Daten
- Lieferumfang und Äußeres
- Der Aufbau eines Netzteils / Das Innenleben des Testkandidaten
- Testergebnisse und Testumgebung
- Stromverbrauch, Effizienz
- Lautstärke
- Fazit
2. Technische Daten
Das LC6560GP3 gehört mit einem aktuellen Kaufpreis von ca. 40-45 Euro zu den eher günstigen Netzteilen auf dem Markt. Trotzdem soll es satte 560Watt leisten und mit einer 80Plus Bronze Einstufung überzeugen. Desweiteren verspricht LC-Power zwei 12V-Rails und einen "Super Silent 140mm Fan". Mal schauen welche Versprechen davon eingehalten werden.
Auf der Produktseite von LC-Power findet man unter dem Punkt Schutzschaltungen eine ganze Menge: OCP, OVP, UVP, SCP, OTP, OPP.
Eine kurze Definition der Schutzschaltungen:
OCP = Überstromschutz
OVP = Überspannungsschutz
UVP = Unterspannungsschutz
SCP = Kurzschlusssicherung
OTP = Überhitzungsschutz
OPP = Überlastschutz
Ob tatsächlich alle Schutzschaltungen integriert wurden, werde ich im Test erläutern.
Schauen wir uns einmal den Aufkleber des Netzteils an:
Wie schon beschrieben, soll das LC-Power maximal 560Watt leisten. Auf der wichtigen 12V-Schiene sind es dann immerhin noch 470Watt. LC-Power addiert hier also noch Teile der 3.3V und 5V Schienen zur Gesamtleistung dazu, diese Schienen sind in heutigen PCs aber eher unwichtig.
Das Netzteil besitzt zwei Rails mit jeweils 21A und 23A Stromstärke. Eine Verteilung der Komponenten auf die einzelnen Rails konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Trotzdem sollte das LC-Power auch leistungsstarke PCs befeuern können.
Im unteren Teil des Aufklebers befinden sich einige Zertifikate, aktives PFC wird ebenfalls versprochen sowie die 80 Plus Bronze Einstufung.
Hierbei frage ich mich allerdings wie diese erreicht werden konnte. Die 80 Plus Einstufung wird mit 115V gemessen, das Netzteil kann allerdings nur mit Spannungen von 220-240V laufen, das bestätigt schon die Bedienungsanleitung!
Wie hoch die Effizienz wirklich ist, klärt der Test an einer späteren Stelle.
3. Lieferumfang und Äußeres
Die mit Naturbildern bestückte Produktverpackung ist sehr kompakt gehalten, Das Netzteil und die Kabel finden grade so eben Platz. So verwundert es nicht, das die Produktverpackung mit der Zeit schon einige Ausbeulungen durch die Kabel bekommen hat.
Der Lieferumfang fällt knapp aber relativ vollständig aus, so befinden sich eine knappe Bedienungsanleitung, vier Schrauben und ein Kaltgerätestecker im Karton. Über ein paar Kabelbinder würde sich der Kunde aber sicherlich auch noch freuen.
Das Netzteil wurde mit einer matten schwarzen Lackierung versehen. Das Lüftergitter wurde strömungsgünstig entworfen, sodass relativ wenig Luftverwirbelungen entstehen sollten. In der Mitte des Gitters befindet sich ein großes LC-Power Logo, zudem sparte der Hersteller nicht am Chrom.
Zwar besitzen alle Kabel ein relativ dichtes Sleeve, die Kabelenden liegen jedoch an beiden Enden frei. Ein modulares Kabelsystem gibt es nicht, angesichts des Preises kann man dies auch verschmerzen.
Die Kabelstränge im Detail:
Insgesamt sind die Kabel als ausreichend lang zu bezeichnen, einzig das ATX- und EPS-Kabel könnte ein wenig länger sein. Etwas ungewöhnlich sind die drei SATA-Kabelstränge, die jeweils nur zwei Anschlüsse bieten. Das hat zwar Vorteile beim Anschließen von Komponenten, sorgt aber auch für einen größeren Kabelsalat im Gehäuse.
Zwei PCIe-Stromanschlüsse sind vorhanden, das ist soweit gut, jedoch hätte ich mir zwei 6+2Pol Stromanschlüsse gewünscht. Insgesamt sind die Anzahl an Anschlüssen jedoch als vollkommen ausreichend zu bezeichnen.
4. Der Aufbau eines Netzteils / Das Innenleben des Testkandidaten
Als erstes eine Warnung:
Nicht nachmachen! Ihr begebt euch in Lebensgefahr wenn ihr ein Netzteil aufschraubt!
Schauen wir uns einmal das Innere des Netzteils an. Normalerweise wird an dieser Stelle etwas über die Eingangsfilterung, den Primär- und Sekundärbereich und den Kondensatorbestückung erzählt. Als Laie stellen sich so schnell viele Fragen, sodass ich das Ganze mal etwas vereinfacht habe:
Dem LC-Power merkt man seinen günstigen Preis an. Als Platine kommt eine schmucklose Hartpapier-Variante zum Einsatz, welche von Great Wall produziert wurde. Dieser Hinweis ist allerdings wie viele andere Komponenten von dem üblichen Heißkleber verdeckt worden den LC-Power großflächig im Netzteil verteilt hat, kein Bauteil blieb vor diesem verschont. Auf dem zweiten Bild habe ich eine vereinfachte Darstellung entworfen, die den Strom auf seinem Weg von der Steckdose zu den PC Komponenten darstellen soll.
Der passive Überspannungsschutz MOV fehlt, diese wird jedoch von den vorhandenen Schutzschaltkreisen übernommen.
Auf der Primärseite sieht man den großen Primärkondensator, hier kommt ein relativ simples Modell von HEC zum Einsatz, welcher mit 420V Spannungsfestigkeit und 330 Mikrofarad Kapazität spezifiziert ist.
Auf der Sekundärseite kommt hingegen eine bunte Mischung aus Teapo- und Nicon-Kondensatoren zum Einsatz, letztere Überwiegen allerdings. Während man Teapo eher zur Mittelklasse zählen kann, ist Nicon ein eher fragwürdiger Hersteller.
Als Sicherungschip kommt ein Siti PS224 zum Einsatz, der die Schutzschaltungen UVP, OVP und OCP realisiert.
Beide 12V-Rails wurden tatsächlich auf der Platine verbaut, 12V2 ist hierbei nur für den 24 poligen ATX-Stecker und den 4+4 Pol EPS Stecker zuständig.
Die Lötqualität ist in Ordnung, hin und wieder wurde etwas zu heiß gelötet. Die Platine ist mit der Zeit etwas spröde geworden, sodass mir beim Ausbau eine Ecke zerbröselt ist. Ach andere Hardwaretester stießen bei baugleichen Exemplaren schon auf das Problem.
Als Lüfter kommt ein mir unbekanntest Exemplar zum Einsatz, zu der Bezeichnung finde ich leider gar nichts.
5. Testergebnisse und Testumgebung
Dieser Test wird in einem offenen Testsystem durchgeführt, Gehäuselüfter fallen daher weg. Als Gegenspieler für das LC-Power habe ich ein Be Quiet! Pure Power L8 mit 400 Watt gewählt, dieses ist mit 80 Plus Bronze zertifiziert und in der niedrigen Preisklasse ein sehr beliebter Vertreter. Beide Netzteile müssen sich in einem Crossfire-System beweisen das ich testweise installiert habe. Für einen Dauerbetrieb empfehle ich hochwertigere Netzteile, da sich beide Kandidaten unter Volllast am Rande der ATX-Norm bewegten, die Spannungen auf der 12V-Schiene fielen bis auf 11,45V.
Die Grafikkarten habe ich synchron auf 1000/1400MHz getaktet, was genau einer R9 270X entspricht. So lassen sich die Werte besser vergleichen.
6. Stromverbrauch, Effizienz
Als Energiekosten-Messgerät kam ein Profitec KD 302 zum Einsatz. Die Spielelast wurde mit Hilfe des Spiel TrackMania² Stadium ermittelt.
Single-GPU System
Für diesen Versuch habe ich die HIS R9 270 ausgebaut und das System nur mit der Sapphire-Karte betrieben. Beide Netzteile hatten keine Probleme mit der Leistungsaufnahme.
Die Effizienz des LC-Powers ist durchgehend schlechter als beim Pure Power, wenn auch nicht bedeutend schlechter.
Crossfire-System
Beide Netzteile liefen hier am Limit, es wurden Peaks von bis zu 450 Watt gemessen. Im ersten Versuch das Testsystem mit dem Be Quiet! Netzteil zu starten, quittierte dieses mit dem Abschalten des Testsystems. Ein zweiter Versuch war jedoch erfolgreich.
Überrascht hat hier das LC-Power. Obwohl nur 23A auf der 12V Rail anliegen, störte es sich nicht an den beiden Grafikkarten, hier frage ich mich ob die Schutzschaltungen überhaupt irgendwann greifen. Die Spannungen blieben hier noch im Rahmen, etwa 11,55V auf den 12V Rails wurden erreicht.
Die Effizienz ist auch hier wieder etwas schlechter, in der Spielelast ist sogar ein deutlicher Unterschied zu sehen.
Insgesamt muss man bedenken, das hier ein drei Jahre altes LC-Power zum Einsatz kommt, die schlechteren Werte hinsichtlich der Effizienz verwundern daher nicht.
7. Lautstärke
Die Lautstärke wurde mit Hilfe eines Voltcraft SL-100 Schallpegel-Messgeräts ermittelt. Dieses wurde in 50cm Entfernung zum Netzteillüfter positioniert. LC-Power verspricht auf der Produktverpackung einen "Super Silent 140mm Fan", mal schauen ob dieses Versprechen eingehalten wurde.
Lautstärke Single-GPU
Ein Netzteil das bei höherer Last leiser ist als bei niedriger Last? Ja, das geht!
Der Grund für die ungewöhnlichen Messwerte sind das starke Spulenfiepen des LC-Powers bei Spielelast, auch im HD-Film Szenario ist dieses zu hören. Im Furmark kann man noch ein leichtes Fiepen vernehmen. Der Lüfter dreht in allen Szenarien immer gleich schnell, dieser ist zwar hörbar, bleibt von der Lautstärke noch im Rahmen.
Das Pure Power bleibt in allen Szenarien sehr leise, nahe an der Grenze zur Unhörbarkeit, Spulenfiepen trat ebenfalls nicht auf.
Lautstärke Crossfire
Spulenfiepen trat diesmal bei beiden Netzteilen nicht auf.
Auch hier bleibt das Pure Power deutlich leiser als das LC-Power. Einzig im Furmark dreht der Lüfter etwas schneller, dieser sollte allerdings vom restlichen System übertönt werden.
Das LC-Power dreht schon deutlich auf, die Lautstärke bleibt jedoch grade noch im Rahmen.
Insgesamt macht Be Quiet! seinem Namen alle Ehre, das Netzteil bleibt vorbildlich leise. Das LC-Power präsentiert sich zwar durchgehend lauter, bleibt jedoch noch im Rahmen.
8. Fazit
Kann das LC-Power nun überzeugen? Teilweise. Ein Knallfrosch ist es bei weitem nicht, aber aus heutigen Maßstäben würde ich es eher nicht empfehlen. Ich möchte allerdings nochmal betonen, das es sich hier um ein Exemplar aus dem Jahre 2011 handelt. Laut LC-Power haben aktuelle Modelle schon einige Verbesserungen erhalten.
Die Effizienz geht in Ordnung, kann aber nicht mit dem Bronze-Zertifizierten Pure Power mithalten. Es bleibt relativ leise, so lange man es nicht komplett auslastet und einige Kabel weisen eine ordentliche Länge auf.
Negativ sind mir insbesondere die Schutzschaltungen aufgefallen, der passive Überspannungsschutz fehlt(auch wenn dieser in den aktuellen Modellen integriert worden sein soll), auch weitere versprochene Schutzschaltungen konnte ich nicht finden. Desweiteren konnte ich eine Rail mit einer deutlichen Überlast betreiben ohne das eine Schutzschaltung eingegriffen hat.
Insgesamt komme ich zu folgendem Ergebnis:
Positiv aufgefallen ist mir:
+ Peripheriekabel relativ lang, zudem mit einem Sleeve versehen
+ Effizienz in Ordnung
+ Lautstärke in Ordnung
+ relativ günstiger Preis
Negativ aufgefallen ist mir:
- zum Teil fragwürdige Kondensatorbestückung
- nicht alle versprochenen Schutzschaltungen integriert
- kurzes ATX- und EPS-Kabel
- Spulenfiepen
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