Leider ist es an der Schule meiner Kinder anders gelagert.
Im Vorabijahrgang gibt es z.B. bis zu 25% Unterrichtsausfall, der Große hatte im letzten Schuljahr nur 1! Woche normalen Unterricht.
Den Rest des Schuljahres sind in jeder Woche bis zu 10 Std. entfallen, sei´s durch Lehrgänge während der Unterrichtszeit, Klassenfahrten,
Krankheit oder sonstigen Gründen.
Wenn ich dann noch die Ferienzeit (~13 Wochen) dazu rechne, kommen viele Lehrer auf eine gute Arbeitszeit, die eigentlich nicht zu stressig sein sollte.
Also zumindest im AHS Bereich kenn ichs, und da kommst du auch mit 13 Wochen Ferien nicht im Durchschnitt auf eine 40h Woche.
"Normale" Wochen gibts in dem Fall wirklich oft auch nicht.
Ja Ausflüge MIT den Schülern oder Fortbildungen. Manche machen ja auch wirklich viele.
Aber sie sind auch bitter nötig, der Großteil der Lehrer ist doch schon über 35, haben vieles noch nicht im Studium gelernt was heute aktuell ist: Gewalt in den Medien, Umgang mit dem Computer, die Schüler in den richtigen Umgang mit den Computer einweisen (dazu zählt nicht: Programme öffnen, sondern sich im Internet schützen (Privatsphäre, Cybermobbing).
All das hab' ich halt als Psychologe&Informatiker gelernt, aber alle anderen hören das zum ersten mal. Dabei ist es unglaublich wichtig.
Und klar sind Lehrer viel krank: grade im Winter ist oft die halbe Krank oder kränklich.
Außerdem ist es in Österreich und Deutschland der Beruf mit den höchsten Burnoutraten.
Das weiß auch meine Versicherung: ich wollte eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung machen (im Falle eines Unfalls oder ähnlichem, wegen der Kinder) - aber die versichern nicht gegen Burn-Out
Ich gebe allerdings auch zu, dass es -wie in jedem Beruf- schwarze Schafe gibt (also faule Lehrer) und Fächer wo man weniger tun muss (Zeichnen, Turnen).
Auch ich selbst fühle mich manchmal "schwach" im Kampf gegen die Windmühlen. Und das sind nicht die Schüler, das ist die Politik und sind inzwischen die Eltern. Weil- wenn ständig öffentlich auf dich eingeprügelt wird, weil deine Berufsgruppe nix arbeitet und du nix leistest, jedoch zuviel verdienst und gefälligst auch in den Ferien und in der Freizeit mit den Kindern arbeiten sollst, damit die Eltern weiter ordentlich Geld verdienen können... na dann fehlt mir einfach manchmal das Verständnis für die Welt.
Natürlich gibt es auch hier wieder einige Ausnahmen, die noch motiviert sind und ordentlich arbeiten, leider gehen diese Lehrer jetzt nach und nach in Rente.
Alle jüngeren Lehrer (Jahrgänge >80er) sind da schon "wesentlich flexibler" in Ihrer Arbeitsauffasung.
Erfahrungsgemäß sinds eher die Junglehrer, die mehr geben. Das wirkt eher von außen so.
Allerdings bekommen wir immer öfter den Auftrag uns am Anfang nicht kaputt zu arbeiten. In meinen ersten Jahren hatte ich eine 80 Stunden-Woche.
Nicht wegen der Schüler, sondern Vorbereitungs, Nachbereitungsaufgaben, SchülerInnenbetreuung in der Unterrichtsfreien Zeit, Elterngespräche in der Unterrichtsfreienzeit... und die dumme Bürokratie.
Wieviele Zettel man allein ausfüllen und einreichen muss, bis man dann VIELLEICHT eine Exkursion mit den Kids machen darf....
Übrigens hab' ich diese 80h Woche die ersten Jahre mit einem Gehalt von 1060€ über mich ergehen lassen.
Man wird zwar nicht Lehrer wegen dem Geld, aber wenn man körperlich am Ende ist nach so einer Woche, überlegt man sich schon, ob man jetzt am Wochenende noch Heftchen kontrolliert, Noten zusammenschreibt... oder auch einmal die Füße hochlegen darf. Von privatleben ist sowieso nix über in der Zeit. Unterstützt wird das ganze halt dann wieder durch einen Bericht wie wenig wir Lehrer doch arbeiten. Dann wird man sich mal ein Bierchen gönnen dürfen.
Gerade in der Grundschule hier geht es laut anderer Eltern im Freundeskreis völlig bergab, ich bin froh, dass unsere Kinder diese schon lange hinter sich haben.
Von der Grundschule in Dtl hab' ich leider keinen direkten Einblick, ich kenne nur die AHS (Gymnasien 6 Co.).
In Volksschulen sieht die Arbeitsbelastung wesentlich anders aus. Diese fällt nicht nach dem Unterricht hoch aus, hier ist der Unterricht mit 20-30 noch sehr aktiven Kindern höchst anstrengend.
Meine Exfreundin hat in einer Volksschule gearbeitet - und die ist fast jeden 2. Tag heulend nach Hause gekommen. Der Druck wird einfach immer größer. Als ich noch Kind war, haben viele Eltern halbtags gearbeitet um nach der Schule mit den Kindern Zeit zu haben (sei es, um sich mit dem Kind zu beschäftigen (Spielen, reden, soziale Dinge lernen), sei es um mit dem Kind die Hausübung zu machen, dem ist heutzutage nicht mehr häufig so. Das Defizit, was die Kinder dadurch haben, wird aber den Lehrern, nicht den verantwortlichen (Eltern) zugeschoben.
Man kann sich das nicht vorstellen 6h in einem Raum mit 30 Kindern zu sein. Oder man kann doch: die meisten Eltern sind doch schon überfordert mit 1 oder 2 Kindern, hier hat man dann eben mehr als das 20-30-Fache.
Der Stress ist enorm hoch, egal wie dick die eigene Haut ist, egal wie gut die pädagogischen Methoden.
Dann kommen noch schlecht integrierte Menschen hinzu oder du hast in einigne Klassen einfach so einen Autistischen Schüler sitzen (kommt inzwischen häufig vor), aber ohne, dass du eine Ausbildung hast wie du damit umgehen solltest...
Der Dominoeffekt wird uns in 20-30 Jahren voll erwischen, es geht ja jetzt schon los, dass viele Firmen Probleme haben Azubis zu finden,
einigermaßen fit in Deutsch und Mathe sind und auch mir fällt es auf, dass die jüngeren (22+) in unserem Clan einige Defizite aufweisen.
Das wird zumindest in Österreich jetzt noch schlimmer, schließlich kam jetzt die Zentralmatura/Zentral-Abitur. Die hat vieles nach unten nivelliert, schließlich sind die Fragen so gestellt, dass über 90% durchkommen müssen.
Außerdem gibts einheitlich vorgeschriebene Lehrmethoden - wie soll das gehen, wenn jedes Kind anders lernt?
Für die Industrie gibts also jetzt eine größere Auswahl gleich (schlecht) ausgebildeter SchülerInnen. Der einzige Ausweg sind Privatschulen, die hier grade wie Pilze ausm Boden schießen.
Dieses Thema können wir endlos diskutieren, aber solange seitens unserer Politik nicht die Reißleine gezogen wird, werden wir in 30 Jahren ein Volk
von Greisen sein, die an der Armutsgrenze dahinvegetieren, während die heutige Jugend im Niedriglohnsektor oder mit Hartz IV versucht über die
Runden zu kommen. Die "paar" motivierten Zukünftigen werden dann im Ausland, der Politik oder in den Geschäftsetagen der Konzerne ihr Vermögen
weiter anhäufen. Die normale (gebildete) Mittelschicht, die normalerweise für ein gesundes Land steht ist dann ausgestorben.
Na, so schlimm wirds nicht werden. Die Leute wissen Bildung immer noch zu schätzen. Aber es ist Ziel der Politik den großteil des Volkes ein bisschen dumm zu halten.
Wer aus dem Teufelskreis rauswill geht studieren oder schickt seine Kinder studieren. Die Berufschancen sind damit unglaublich höher, aber nicht nur die Berufschancen, sondern auch welche Art von Berufe es sind und wie angenehm die Arbeitsverhältnisse sind.
Aber das werde ich wohl in 30 Jahren nicht mehr miterleben müssen, ich kann nur hoffen, dass meine Kinder nach dem Abitur noch einen vernünftigen Beruf
bekommen können, damit ihre Frau sich dann wie meine Frau damals um die Kinder kümmern kann und ihnen eine vernünftige Erziehung mit auf den
weiteren Lebensweg geben kann.
Das ist doch wohl der beste Ansatz.
Ich werde in 30 Jahren wohl noch im Beruf sein. Oder im Narrehaus ^^. Da schon jetzt drüber diskutiert wird, das Pensionsalter auf fast 70 zu setzen, seh' ich mich schon noch dort.
Damit hab' ich aber eh nicht unbedingt ein Problem, ich liebe meine Arbeit (noch, und hoffe auch noch lange) und die Arbeit mit den Kindern und meinen Beitrag dazu zu leisten, dass aus ihnen etwas wird, ist mir wichtig.
Also leiste ich mit all meinen mir gegebenen Mittlen einen kleinen Teil dazu, dass die Gesellschaft von morgen auch noch gut ausgebildete- aber vorallem reflektiert denkende Kinder hat
Heutzutage müssen ja beide Eltern schon Vollzeit arbeiten um dem Kind seinen Platz in der Ganztagsbetreuung zu sichern und um über die Runden zu kommen.
Das ist ja das kranke und traurige daran, dafür sieht das Kind die Eltern kaum und man wundert sich heutzutage, warum so viele Jugendlichen zum Psychologen müssen oder sich von den Eltern so distanzieren - ist ja kein Vertrauensverhältnis da.
Witzigerweise haben aber viele dieser Kinder sehr oft Designerklammoten an und laufen mit den neuesten Handys Marke Apple oder Samsung durch die Gegend.
Man muss eben Prioritäten setzen......
Da kommt jetzt der Popularpsychologe in mir durch und sagt:
Damit kaufen sich die Eltern ja die Liebe und nicht gegebene Aufmerksamkeit wieder zurück
Oft liegt es aber wirklich daran, dass man "gierig" ist in seinen Entscheidungen: da arbeiten beide Eltern obwohl es eben NICHT nötig ist, gibt das Kind stattdessen lieber in Betreuungsstätten anstatt sich die ersten Lebensjahre und später ein bisschen damit zu beschäftigen.
Aber hier ist auch der Staat schuld: angenommen, die Mutter bleibt ein paar Jahre zu Hause beim Kind oder arbeitet nur halbtags, ist das später mit der Pension ein enormes Problem.
Dann liegt das Wohl an der Schule, oder ihre Kinder sind sehr oft krank.
Natürlich sind Lehrgänge während der Unterrichtszeit, Lehrer wollen ja auch Freizeit.
Wenn ich mir überlege, wie verdammt viele Klausuren unsere Lehrer erstellen und vor allem korrigieren müssen, dazu am besten immer innerhalb einer Woche, sonst motzen die Schüler, habe ich schon etwas "Mitleid" (mir fällt gerade kein anderes Wort ein, aber das kommt am besten hin).
Klassenfahrten sind idR auch maximal einmal im Jahr, das ist so wenig Unterricht, was da ausfällt.
Was die Motivation angeht, sehe ich das an meiner Schule sehr gespalten. Es gibt vor allem ältere Lehrer, die jedes Jahr
in der Kursstufe die selben Klausuren wie letztes Jahr nehmen. Bei jüngeren Lehrer hab ich das noch nie gesehen. Meistens erstellen sogar diese noch aufwändige Arbeitsblätter, Klausuren und Skripte. Natürlich haben wir aber auch sehr gute ältere Lehrer. Ich glaube, da gebe sich die Generationen nicht viel. Der einzige Unterschied, den ich über die Bank weg erkennen kann, ist folgender: Jüngere Lehrer versuchen eher ein "freundschaftliches" Verhältnis zu den Schülern aufzubauen, während ältere eher streng sind. Hat beides Vorteile (Motivation am Fach vs. Menge des Unterrichtsstoffs)
Schubladen für Lehrer sind ja an sich kein Problem, man braucht nur für jeden Lehrer eine eigene
PS: etwas weniger Weltuntergangsstimmung würde dir mehr Glaubhaftigkeit verschaffen. Schon Sokrates sagte, dass die Jugend der Untergang sein wird.
So viel Verständnis, Einsicht und Einfühlvermögen hatte ich als Schüler noch nicht. Meine Verneigung