News Intels Statement zu instabilen Core-CPUs lässt viele Fragen offen

Und dass kann ich als Journalist nicht ab: Ungesichertes als Fakt darzustellen.
Fallen PR-Statements von Unternehmen nicht auch in diese Kategorie?
VW, Boeing, Intel,... haben allesamt nur höchste Qualitätsansprüche und das Wohl des Kunden im Sinn. :ugly:
Oder zumindest behaupten sie das...
Im vorliegenden Fall haben wir nun einmal Symptome, die durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden können:
- Aufbaufehler am System
- Programmierfehler in Software
- Konfigurationsfehler durch User
- Konfigurationsfehler durch Mainboard-Hersteller
- Bekannte Bugs in Intels CPU-Steuerung (z.B. im TVB)
- Fertigungsfehler in Intels CPUs
- Fehler in Intels Specs
Natürlich, aber es ist nunmal zusätzliche Information, die bei einer eventuellen Fehlerfindung helfen kann. Und von dir eben als "irrellevant" abgetan wird, nachdem du keine 20% des Videos gesehen hast.

Wie ich nicht müde werde zu schreiben: Intel wird sich hüten, die genaue Fehlerursache bekannt zu machen, sofern es sich vermeiden lässt.
Jeder dieser Punkte hat auch noch mehrere Unteroptionen, z.B. Fehler im Betriebssystem oder im Spiel, falsche Settings für RAM oder CPU, systematische Fertigungsfehler oder eine schlechte Charge und falsche Spezifikationen von "prinzipiell schädlich" über "exotische Situationen nicht berücksichtigend" bis "in Übergangssituationen einfach nicht stabil". In der Summe hat man locker 20 verschiedene Erklärungsansätze. Nicht jeder davon ist gleich wahrscheinlich, aber bislang habe ich noch keinen einzigen Fall gesehen, in dem alle bis auf einen ausgeschlossen, also eine eindeutige Antwort gefunden wäre. Die meisten, die sich äußern springen einfach direkt zu "überzüchtete Modelle sind alleinschuldig" und verwenden wesentlich mehr Energie darauf, Intel anzugreifen als die technische Situation zu analysieren.
Ich beziehe mich alleine auf die veröffentlichen Videos von Level1Techs, GamersNexus und Buildzoid. Und die würde ich allesamt nicht als "Angriff auf Intel" werten. Ganz im Gegenteil, Intel gesteht die vorgeworfenen Dinge in weiten Teilen ein.

Du beschwerst dich über Dinge, die in diversen Videos angesprochen und behandelt wurden. Wenn man etwas kritisiert, sollte man es zumindest in Gänze kennen.

Das ganze fing nicht mit "Intel ist schuld" an, sondern mit Crash-Logs von Computerspielen, vermutlich im Rahmen eines Consulting-Auftrags. Auf Basis dieser Daten war der größte gemeinsame Nenner nunmal die höher taktenden 13th/14th Gen Intel Chips. Dann ging man dazu über entsprechende Server zu untersuchen, da die homogener, besser überwacht und auf (vermeintlich) konservativeren Plattformen laufen. Da konnte man zwar knapp die Hälfte der ursprünglichen Probleme aussortieren, aber ist bei einer 25% Fehlerquote geblieben.
Das ist Shitstorming pur und Suggestivformulierungen wie "muss sich den Vorwurf gefallen lassen" sind Teil dieses Problems.
Was ist daran eine Suggestivformulierung? Intel hat den schwarzen Peter schon zweimal jemand anders (Nvidia sowie Boardpartnern) zugeschoben und hielt sich mit eigenen Schuldeingeständnissen zurück, bis der mediale Druck zu groß wurde.
Den Shitstorm haben sie sich höchstens selbst zuzuschreiben. Ist halt unternehmerisches Kalkül und Risikobewertung. Ein "unsere Chips machen derzeit Probleme und wir suchen danach" vor einem Jahr hätte deutlich höhere Kosten durch entgangene Verkäufe verursacht als es still und heimlich zu fixen mit dem Risiko, dass es doch bekannt wird. Sie haben schlicht diese Wette verloren.
Natürlich muss ein Hersteller, dessen Produkte nicht laufen, wie versprochen, sich Vorwürfe gefallen lassen. Aber das heißt nicht, dass jeder Vorwurf auch automatisch berechtigt ist. Und zum Beispiel die (nicht nur von dir vorgebrachte) Spekulation, dass 5,7 GHz Boost-Takt die 13900K "wie die Fliegen" sterben lässt, während 5,2 GHz beim 12900K keinerlei Problem darstellt, steht technisch betrachtet auf reichlich tönernen Füßen. Um diese 10 Prozent wurde Alder Lake oft genug übertaktet, ohne dass es zu Problemen gab und auch der 13900K wurde längere Zeit verkauft, ohne dass es zu derartigen Problemberichten kam.
Klar ist es Spekulation, etwas anderes ist ja nicht möglich angesichts der Faktenlage und PR-Strategie Intels. Der einzige Fakt ist, dass es Probleme mit Intels letzten 2 Gens gab bzw. immer noch gibt.

Ich schreib ja auch explizit, dass ich Probleme mit dem Ringbus für die stimmigste Erklärung halte, nicht, dass es eine unwiderlegbare Tatsache ist. Ich schließe auch nicht aus, dass es eine Konstellation verschiedener Ursachen ist, die für sich selbst kein Problem wären. Der 12900K hatte nicht nur einen geringeren CPU-Takt, sondern auch weniger Cores und geringeren Speichertakt. Das kann genauso reinspielen.

Aber hier: das entsprechende Zitat zu 13900K und 12900K für dich:
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UND ZUM LETZTEN MAL: Es betrifft nicht alle Chips
Nehmen wir großzügig an, dass 30% aller 12900K auf 5.7GHz übertaktet wurden. Im Video wird die Fehlerquote bei 5.7GHZ auf 5% angegeben bei 24/7 Nutzung wohlgemert, Auf die 30% umgelegt wären das 1.5% Fehlerquote. Und dann hast du als OCer auch eher die Annahme, dass du Pech in der Silicon Lottery hattest und dein OC schlicht nicht stabil ist, als die Probleme auf Intel zu schieben. Und ein Programmcrash in der Woche fällt jetzt auch noch nicht so auf. Wenn also auch schon bei der 12th Gen die Probleme bestanden hätten bei entsprechender Spannung/Taktraten, wäre das eher nicht in dem Maße aufgefallen.
Wenn solch riskante Spekulationen als Fakt verbreitet werden, und verglichen mit "wir haben keine Ahnung, wie die Systeme liefen, behaupten aber einfach mal, es waren Intel-Vorgaben und die sind an allem Schuld" ist diese Spekulation fast noch harmlos, dann ist es wortwörtlich mein Job als Tech-Redakteur, aufzuklären. Du willst, dass ich das in Bezug auf AMD mache? Dann sorg dafür, dass die Scheiße mal in die andere Richtung geschmissen wird.
Nirgends sage ich, dass du oder irgendjemand anders bei PCGH die Vorwürfe blind übernehmen sollte, ohne die Daten im Detail zu kennen. Ich rechne allerhöchstens mit einer "Zurkenntnisnahme". Aber ich erwarte mir dann auch, dass die Kommentare der Hersteller ähnlich kritisch hinterfragt werden.
Wenn ich die Vorwürfe wegen Mangel an Details und keinem klaren Fazit kritisiere, muss dass auch für Herstellerstatements gelten wo nur sehr oberflächliche Details genannt werden. Vor allem wenn der Hersteller in dem Fall schon mehrfach negativ aufgefallen ist.

Egal ob das Intel, AMD, Nvidia oder sonst wer ist.
(Allgemein wäre mir weniger schmeißen und mehr abwarten aber lieber. Denn Anhand von Wissen, dass eigentlich jeder schon haben könnte, voreilige Behauptungen zu korrigieren ist der unbezahlte Teil des Jobs, der aber trotzdem Zeit kostet und so neue Erkenntnisse verhindert.)
In einer idealen Welt wäre ich hier bei dir. Das Problem dabei ist nunmal, dass ohne Shitstorm und Co. die Hersteller dem "Konsumvieh" und auch der Fachpresse eins husten.
Als Kunde bekommst du leider oft nur, was dir eigentlich zusteht, wenn du unangenehm wirst.

Auf den Intel Fall umgelegt: Intel hat die Oxidationsprobleme erst nach dem GN-Video zugegeben. Oder hast du davor je davon gehört? Obwohl es wohl den einen oder anderen Kunden betroffen haben dürfte und Intel trotzdem in dem Zeitraum vermeintlich RMAs abgelehnt hat.

Und bitte bedenken: Level1Techs und GN sitzen in den USA, die würden nicht einfach so unbegründete Vorwürfe aufbringen. Denn Intel hat mit Sicherheit die besseren Anwälte.
 
Abwarten und alle Recherchen anderer als nicht "offiziell" abzuwiegeln hilft niemanden, vor allem nicht den betroffenen Käufern.

Laut Titel lässt das Statement Intels viele Fragen offen. Eigentlich ist es Aufgabe der Journalisten solche Fragen beantworten zu versuchen und Probleme durch eigene Recherchen aufzudecken anstatt abzuwarten, ob sich denn ein Hersteller erbarmt Fehler zuzugeben. Letzteres werden sie ohne Druck von außen kaum tun.

Vor allem ist es auch Aufgabe von Journalisten aktiv Recherchen zu betreiben, wenn sich vermehrt Betroffene melden und nicht erst, wenn es ein offizielles Statement gibt, welches nicht zufriedenstellend ist.
 
Nehmen wir großzügig an, dass 30% aller 12900K auf 5.7GHz übertaktet wurden. Im Video wird die Fehlerquote bei 5.7GHZ auf 5% angegeben bei 24/7 Nutzung wohlgemert, Auf die 30% umgelegt wären das 1.5% Fehlerquote. Und dann hast du als OCer auch eher die Annahme, dass du Pech in der Silicon Lottery hattest und dein OC schlicht nicht stabil ist, als die Probleme auf Intel zu schieben. Und ein Programmcrash in der Woche fällt jetzt auch noch nicht so auf. Wenn also auch schon bei der 12th Gen die Probleme bestanden hätten bei entsprechender Spannung/Taktraten, wäre das eher nicht in dem Maße aufgefallen.
Woher kommen diese Zahlen? 5,7 GHz schafft vermutlich kein einziger 12900K. Ist damit der Singlecore-Boost gemeint? Allcore ist das selbst bei 13900ern sportlich.

MfG
Raff
 
Woher kommen diese Zahlen? 5,7 GHz schafft vermutlich kein einziger 12900K. Ist damit der Singlecore-Boost gemeint? Allcore ist das selbst bei 13900ern sportlich.

MfG
Raff
SingleCore/TVB. Buildzoid bespricht im verlinkten Video die Daten von einem Betreiber von Minecraft-Servern mit 14900K.
Bei default bis zu 6GHz sind ihnen von 30 Maschinen (scheinbar aus 100 bei den später genannten Prozentzahlen) die abgeraucht sind, alle innerhalb von 1-2 Monaten flöten gegangen. Bei Limit auf 5.7GHz erreichen sie durchschnittlich 3-4 Monate und reduziert die generelle Fehlerquote von ca. 30% auf 5%, darum hat der Betreiber TVB deaktiviert. Und, weil dem Servercenter wo er eingemietet ist die 14900K ausgegangen sind :ugly:


Zum Kontext worauf sich mein Kommentar bezog:
Aber das heißt nicht, dass jeder Vorwurf auch automatisch berechtigt ist. Und zum Beispiel die (nicht nur von dir vorgebrachte) Spekulation, dass 5,7 GHz Boost-Takt die 13900K "wie die Fliegen" sterben lässt, während 5,2 GHz beim 12900K keinerlei Problem darstellt, steht technisch betrachtet auf reichlich tönernen Füßen. Um diese 10 Prozent wurde Alder Lake oft genug übertaktet, ohne dass es zu Problemen gab und auch der 13900K wurde längere Zeit verkauft, ohne dass es zu derartigen Problemberichten kam.

Wollte eben auf Folgendes hinaus: Es betrifft nicht alle Chips, nicht einmal die Mehrheit, aber merklich genug. Dass manche 12900K auch entsprechend hohe Taktraten mitgemacht haben hat in dem Zusammenhang wenig Aussagekraft da es eben vermutlich "gute" Chips waren. Meine Milchmädchenrechnung sollte zeigen, dass es selbst kaum aufgefallen wäre, hätte es dieses Problem schon mit Alder Lake gegeben.

Rein Spekulativ hier: Es kann auch das Big-Little Design (bzw. Teile davon) sein und irgendwo zwischen 5.2 und 5.7GHz ist der Point of no return für Chips schlechterer Güte. Irgendein Limit scheint erreicht worden zu sein. Wenn es wirklich ein Problem im Microcode war, ist vielleicht auch noch Luft nach oben, aber die Grenze des Möglichen scheint nahe.
 
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