Die Spanne der Möglichkeiten ist da sowieso riesig ohne detaillierte Infos. Welche lastspannung ist denn nun "safe" - und gelten da Durchschnittswerte oder Spikes?
Nichts genaues weiß man nicht.
Rein technisch betrachtet ist Elektromigration, der unterhalb eines gewissen Schwellenwertes gar nicht auftritt und darüber mit Temperatur und Stromstärke skaliert. Ich weiß nicht, wie es in dem Fall ist, aber temperaturabhängige Prozesse skalieren teilweise in vierter Potenz und stromabhängige quadratisch – da wäre man dann in Kombination bei hoch 8. Wenn der Schwellenwert bei 1,3 V liegt, könnten 20 Stunden auffaddierte Spikes bei 1,7 V also so viel Schaden anrichten wie drei Jahre (exkl. Ferien) lang sechs Stunden Dauer-Volllast-Betrieb bei 1,5 V oder ein Jahrzehnt Nutzung mit meist 1,3 V und 1,5 h Hochlastphase mit 1,4 V pro Tag.
Um zu beurteilen, wo genau die kritischen Fälle für Raptor Lake liegen, müsste man wissen, wie schadhafte CPUs betrieben werden. Prinzipiell gibt es entsprechende Grenzen für jeglichen Prozessor, aber natürlich sollten sie @Stock nie erreicht werden. Nur was ist "@Stock" bei LGA1700 und welche LGA1700-CPU wird überhaupt damit betrieben? Auffällig ist, dass Intel die wesentlich selteneren Notebook-Fälle bislang auf andere Ursachen zurückführen möchte und, so sehr man zu fast allem anderen auch schweigt, da ausdrücklich keine Gefahr sieht. Das deutet an, dass die gar nicht mal so viel geringeren, aber von Notebooks schon aus rein thermischen Gründen viel häufiger eingehaltenen Turbo-Settings der mobile-SKUs komplett unter der Bedenklichkeitsgrenze liegen.
Microsoft hat bei dem Update den Umweg gewählt...
Normalerweise sind Microcodes im BIOS und werden auch dort geupdatet/geflashed. Das ist auch die "richtige" Vorgehensweise (und Windows kann das theoretisch...), aber nicht die einzige. Was Microsoft da gemacht hatte ist ein Bootstrap-Patch: Windows speichert eine neuere Version des Microcodes im Bootloader und überschreibt sofort nachdem das BIOS "übergibt" den geladenen Microcode mit der neueren Version und bootet dann erst weiter.
Es hat auf diesen Systemen praktisch nie ein festes Microcodeupdate gegeben sondern nur eine Routine, die bei jedem Bootvorgang den geladenen Microcode aus dem BIOS sofort überschreibt und dann erst weiter bootet.
Der Nachteil ist, dass all das natürlich ich sag mal "gefrickelt" ist, der Vorteil ist, dass ein "einfaches" Windows-Update ganz ohne Eingriff ins BIOS auf allen PCs da draußen den in diesem Falle mit Sicherheitsupdate versehenen Microcode (nach-)lädt.
Wer mehr darüber lesen will: INtel selbst beschreibts sogar ziemlich ausführlich.
Was MS damals gemacht hatte war ein "Early OS Microcode Update".
Details, instructions, and debugging information for system administrators applying microcode updates to Intel® processors
www.intel.com
Die Microcode-Nachladelösung ist relativ clean. Man kann damit den POST nicht vor Angriffen schützen, aber in der Phase kann ja ohnehin kein Fremdcode ausgeführt werden. Ein Lösung über ein UEFI-Update hat nur den Vorteil, dass sie beim Systemstart nicht versagen kann und dass sie auch andere Betriebssysteme schützt. Aber umgekehrt kann Microsoft ohne Spezialtreiber des Systemassemblierers halt keine UEFI-Updates machen.
Ja. Das betreiben innerhalb der Specs ändert nichts am Grundproblem. Es dauert nur länger bis sich Auswirkungen zeigen als bei unlimited-Settings. Anders gesagt manche die ihre CPU quälen haben nach 2-3 Monaten Probleme, Leute die harmlos damit umgehen vielleicht nach 2-3 Jahren (oder nach 7-8 Jahren oder nie - man weiß es noch nicht). Das wird die Zeit zeigen müssen.
Es ist, siehe oben, durchaus anzunehmen, dass es eine Unbedenklichkeitsgrenze gibt, unterhalb derer gar nichts passiert. Auch nicht nach 80 Jahren, nur das bis dahin reguläre Alterungsprozesse längst Überhand genommen haben. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist tatsächlich unbekannt, wo diese Grenze liegt. Der einzige Akteur, der eine größere Zahl unabhängiger Fälle bis auf diese Ebene analysiert hat und der somit etwas dazu sagen könnte, ist Intel. Und die sagen halt "Intel Defaults!". Aber das sagen sie seit Jahren und seitdem ist nur unklarer geworden, was das eigentlich sein soll?
Ich persönlich hätte mit 125/250 zumindest keine Bedenken hinsichtlich des Power Limits – viel zu viele Systeme laufen mit solchen Werten ohne Probleme. Aber Kernspannung und vor allem die Aktion des TVB auf Einzelkernen müsste man sich zusätzlich angucken und da ist es wirklich schwierig, einen belastbaren Referenzwert zu nennen. Ich weiß noch, wie bei 45-nm-CPUs davon abgeraten wurde, mehr als 1,4 V anzulegen.