Hallo. Ich habe die hervorgehobenen Beiträge im Startpost gelesen und bin sehr gespannt auf den weiteren Verlauf des Threads. Ich bitte um Verzeihung, dass ich die 85 Seiten danach nicht gelesen habe
Ich möchte nun auch meine Meinung anbringen und bitte darum, den Text nicht allzu sehr auseinander zu nehmen. Ich habe eine sehr eigene Meinung und das merke ich auch in Gesprächen mit den meisten Menschen. Zur besseren Einordnung meiner Meinung möchte ich möglichst kurz anreißen, aus was für einer Familie und Umgebung ich stamme
- geboren in Hoyerswerda, 19 Jahre
- katholisches Kinderhaus (Montessori-Kindergarten)
- (Groß)Familie: gehobener Mittelstand bis gut verdienend, gut ausgebildet, modern, offen, politisch interessiert&engagiert
- Abitur 2010 (moderne staatliche Schule)
- mit Erlaubnis der Eltern ein Jahr "mal so" an der TU Dresden studiert (immatr. für Geschichte/Philosophie, tatsächlich besucht: Psychologie)
- beruflich angestrebt: Dipl.-Ing. für Maschinenbau (momentan im 1. Semester)
- meine politische Ausrichtung: konservativ (für deutsche verhältnisse), demokratisch, großer Nationalstolz
Ich könnte jetzt auf viele der Beiträge eingehen, doch da sich vmtl Vieles wiederholt, möchte ich nur auf die Grundfragen des Themas eingehen:
Wieso wurde die Jugend so?
Ich meine, dass die Menschen sich in den letzten Jahrzehnten sehr geändert haben, wobei mit jeder Generation noch etwas von der vorangegangenen hängen blieb. Mittlerweile sind wir jedoch an einem Punkt, an dem die Jugendlichen immer häufiger kaum bis gar nicht mit den Werten und Normen aufwachsen, die ein Zusammenleben immer ermöglicht haben.
Man sollte bei all den Negativschlagzeilen übrigens nicht vergessen, dass es noch sehr viele vernünftige junge Menschen gibt (an der TUD sehr gut zu erleben bei 35.000 Studenten). Das öffentliche Leben ist leider auch kein Wertevermittler (mehr?), so ist der Anspruch in allen Medien ausgesprochen niedrig und dem Mensch wird die Befriedigung seiner dümmlichen Interessen aufgezwängt. So kommt es zu Fernsehprogrammen, die einen verdummen (ich kenne im deutschsprachigen TV kaum sinnvolle Sender. höchstens ARTE o.ä.), Zeitungen, die ausschließlich Brüste, Alkohol und Verbrechen zum "Blickfang" machen und Internetseiten, die selbiges erwirken. Ich sehe das Problem der "schlimmen Jugend" daher
erstens in der fehlenden Vermittlung von Werten und Normen ab dem frühkindlichen Alter (hierzu gibt es unheimlich interessante Studien in der Psychologie!!) von Seiten der Eltern sowie anderen Autoritäten (mehr dazu im 4.Abschnitt),
zweitens im fehlenden Anspruch der Produzenten entsprechend niveauloser Medien -diese sollten sich vor Augen führen, was für einen großen Einfluss sie haben und dass sie sich selbst schuldig sein sollten, die Menschen zu erziehen oder zumindest vernünftige Unterhaltung zu bieten- und
drittens bei den jungen Leuten, die sich unabhängig von Finanzen und Schulbildung selbst fragen sollten, womit man sein Leben verbringen sollte und ob man auf andere Menschen Rücksicht nehmen muss oder nicht.
Ich selbst habe von meiner Familie nie Druck gemacht bekommen. Alle waren mit meinen Leistungen in der Schule zufrieden und ich hatte nie "bedenkliche" Freunde. Bis zur 9. Klasse habe ich mich fast ausschließlich mit den Freunden meines 4 Jahre älteren Bruders umgeben (Bin als einziger von meiner Grundschule auf jenes Gymnasium gewechselt), sodass ich ohnehin ein wenig andere Ansichten vorgelebt bekommen habe als es unter Gleichaltrigen der Fall war. Ab der Oberstufe habe ich mich bemüht, mich politisch etwas besser zu informieren und die Grenzen des Schulwissens etwas auszudehnen auf realistischere Themen. Da in meiner Familie einige sind, die in höheren Positionen tätig sind, habe ich öfters auch deren Meinung zu Dingen gehört (die ich nicht einfach abnicken möchte, aber im Groben teile) und ich außerdem Kontakt zu einigen Politikern, Wissenschaftlern und Geschäftsleuten hatte, konnte ich mir von recht vielen Seiten Meinungen erzählen lassen zu aktuellen Fragestellungen. Ein allgemeiner Konsens war, dass die meisten das anscheinend lockerleichte Leben der Jugend nicht gutheissen können. Dieser Meinung war ich bereits zu Schulzeiten und habe immer wieder versucht, meine Schulkameraden darauf aufmerksam zu machen, dass sie sich mehr der Welt zuwenden müssen und sich informieren und aus ihrem Kleinstadtdenken rauskommen müssen, weil wir die Zukunft bestimmen werden. Das Ganze hat nicht unbedingt gefruchtet, aber einen Versuch war es wert
In Hoyerswerda habe ich freilich viele solcher "die Jugend von heute"-Sprösslinge erlebt und mehr als Fremdschämen hat es bei mir nicht ausgelöst. Ich sehe die 0815-Einstellung und Leichtfüßigkeit sowie den Hang zu Straftaten und ungebührlichem Verhalten als fatal an und bin der festen Überzeugung, dass sich hier eine Kehrtwende einstellen muss, wenn wir weiterleben wollen wie bisher. Die heranwachsende Jugend könnte zu einem ernsten Problem werden, wenn sie dieses Lebensgefühl weitergeben an ihre Kinder.
Wird sich etwas ändern?
Ich bin zuversichtlich, dass es nicht ewig so weitergehen wird. Leider gehen meine Ideen zu Problemlösungen mit kleinen Einschränkungen zur allgemeinen Freiheit einher, weswegen ich oft aus Missfallen stoße (ausschließlich bei Gleichaltrigen). Zunächst möchte ich einen Hoffnungsschimmer aufzeigen. Die beste Freundin meiner Mutter ist Grundschullehrerin und hat uns oft genug von Zweitklässlern erzählt, die Leistungskontrollen boykottiert haben und sie als ******** beschimpften, doch sagt sie, dass es sich mit den jüngsten Klassen wohl besser verhalte und man womöglich aufatmen könne. Ich vertraue allerdings nicht ganz darauf und würde in Deutschland einige Dinge ändern, um zum Preis einer etwas strengeren Jugendzeit ein besseres Leben zu erkaufen. Dazu komme ich im 4. Abschnitt. Da ich überzeugt bin, dass meine Meinung nie von der Masse geteilt würde, sehe ich als einzige Lösung den Zusammenbruch allen Ungewollten durch einen Streik derer, die es richtig tun. Ich glaube, dass Vieles von dem, was schief läuft, enden würde, wenn die gebildeten Menschen einmal alles liegen lassen und sich um sich selbst kümmern und nicht mehr all den Müll mitbezahlen. Da das meiste Geld in der deutschen Wirtschaft von wenigen Millionen erarbeitet wird, würde so vielen zehn Millionen Menschen ein Zeichen gesetzt werden, dass ohne tugendhaftes Arbeiten und Leben nichts geht.
Wieso machen die Eltern nichts?
Gegenfrage: Machen die Eltern wirklich nichts? Ich glaube, dass die meisten Eltern ihren Kindern zumindest dann Grenzen setzen, wenn sie bemerken, dass die Kinder sich falsch verhalten haben (bzgl. Drogen, Alkohol, Gewalt, Verbrechen, ...). Das RTL-Syndrom von vollständig verkorksten Familien ist meiner Vermutung nach nur selten anzutreffen und statistisch kein Problem, das eine gesamtdeutsche Bedrohung darstellt. Jedoch könnte man gerade in solchen Extremfällen Maßnahmen ergreifen um zu zeigen, was passiert, wenn die Eltern ihrer Verantwortung nicht nachkommen und Jugendliche einfach unverbesserlich sind. Hierzu sollte man allerdings die Frage stellen: Liegt die Verantwortung nur bei den Eltern? Wie bereits richtig geschrieben wurde, gibt es für einen jungen Menschen tausende Einflüsse auf sein Heranwachsen. In der Psychologie ist das ein wichtiger Forschugszweig, doch sprengt das leider den Rahmen. Da Jugendliche schon jeher ihre Grenzen getestet haben und probiert haben und Erfahrungen gemacht haben, ist es vllt falsch, die Quelle darin zu suchen. Man sollte sich womöglich bemühen, die Faktoren zu finden, die in der Informationszeit hinzugekommen sind und an Einfluss gewinnen. Damit einhergehend müssen auch Erwachsene Menschen zu Verantwortungsbewusstsein erzogen werden. Ein Aufzwängen hilft hier nicht viel, man muss den Leuten zeigen, dass es nowendig ist und sie ihrem Gewissen und Verantwortungsbewusstsein verpflichten.
Was wird aus Deutschland?
Deutschland ist eine der reichsten Nationen der Welt, mit einer starken Wirtschaft und einem riesigen Pool an Fachkräften, der weltweit seines Gleichen sucht. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass das moderne Deutschland in sehr sehr vielen Belangen eine Vorbildnation für den Rest der Welt ist.
Ich meine jedoch, dass dieser Istzustand durch wohl erzogene Menschen, die ehrlich gearbeitet haben, erreicht wurde und dass man weiter arbeiten muss, um ihn zu erhalten oder zu verbessern. Somit sehe ich die Notwendigkeit, der Jugend zu zeigen, dass es ein Muss ist, sich entsprechend der Gesetze zu benehmen und Grenzen zu akzeptieren zum Wohle der Gemeinschaft und damit dem eigenen. Ich glaube, dass man dafür mehr Autoritäten als die Eltern zur Erziehung berücksichtigen muss. Hier sehe ich vor allem den Staat mit den unmittelbaren Einfllüssen von z.B. Lehrern und Polizei. Jugendlichen muss gezeigt werden, dass falsches Benehmen zu einer Strafe führt und das auch schon in jungen Jahren (->Polizei, sowie verschärfte Rechsprechung). Desweiteren sollte der Staat der Jugend verdeutlichen, dass Disziplin ein Muss ist und von Zeit zu Zeit erwartet werden kann. Wenn Schüler gänzlich der Schule fern bleiben und sich vor dem verschließen, was dort passiert, sollte der Staat die Möglichkeit bekommen nach Anraten durch studierte Lehrer (Sie sind nunmal Akademiker und Pädagogen), Eltern und Schüler die Konsequenzen spüren zu lassen z.B. durch das Wegfallen ausgewählter Sozialleistungen. Damit haben auch die Eltern den Druck, ihre Kinder zu Disziplin zu zwingen und der Schüler bekommt auch eine stufenweise, aber sofort einsetzende Strafe zu spüren. Das erfordert allerdings weit mehr Lehrer, kleinere Klassen und ein bundesweit einheitliches Schulsystem.
Das war es zunächst von meiner Seite, ich hoffe, dass ich niemanden auf den Schlips getreten bin und falls etwas unklar geblieben ist, fragt mich bitte
Abschließend möchte ich zwei Fragen stellen, die in diesem Thread keine Antwort verlangen:
Wie kann man die jungen Menschen richtig erziehen?
Wer soll Jugendliche erziehen?