compisucher schrieb:
Kurzum, wenn solche in Träger, vor allem auch im Geleit mit weiteren Kreuzern eingesetzt wird, stellt er prinzipiell eine latente Bedrohung dar, der mindestens Aufklärungskapazitäten, wenn nicht ein Gegenstück in diesen Krisenzeiten in Form eines NATO Träger zur Fernüberwachung bedarf.
Da bekanntlich die Trägerkapazitäten der Europäer auch übersichtlich sind, fehlt im Zweifel an der Stelle einer oder es muss an die USA abgegeben werden.
Solange das Ding nah genug an einer NATO-Küste ist, um in weniger als 24 h, eher weniger als 48 h, seine Raketen zum Einsatz zu bringen, ist er auch nah genug an einer NATO-Küste, um im Wechsel von Landflugzeugen aus der Luft beobachtet zu werden. Auf größeren Entfernungen sind seine Lufteinheiten schlichtweg keine Gefahr. In Mittel- und Schwarzen Meer könnte man in größtenteils sogar direkt von Land aus tracken und selbst im Nordatlantik hätte Russland auf Dauer ein Problem, U-Booten zu entkommen. Der Träger selbst ist zwar schneller als die, aber die bei Flugbetrieb und für die Begleiter nötigen Versorger sind es nicht. Und bei der äußerst beschränkten Anzahl von Häfen/Meeresstraßen, aus denen die in einem von NATO-Küsten umgebenen Meer anfahren müssen, hat man eine 100% Auffindungsquote.
Strategisch könnte der Träger Bedrohungspotential haben:
Im Nordmeer...
Hat Russland keinen Mangel an Landbasen, von denen aus weitaus gefährlichere Flugzeuge operieren könnte. Inklusive solchen die Anti-Schiffsraketen tragen, die es mit der Primärbewaffnung aufnehmen können.
Im Atlantik (z. B. Großbritannien - man erinnere sich an die Propagandavideos von der großen Welle Mitte 2022)
Und an die möglichen Einbringungsvorschläge, die vor allem auf heimlichen Unterwassereinheiten setzten oder sehr schnelle Raketen. Aber nicht auf eine große, lahme Zielscheibe im bestüberwachten Ozean der Welt.
In der Ostsee (quasi alle Anrainerstaaten) - man muss ja zur Enklave Kaliningrad...
Einer Enklave, die einen Flughafen hat. Einen Torpedo-sicheren Flughafen.
Im Mittelmeer, man muss ja endlich mal wieder nach Syrien.
Man ist schon in Syrien. Und solange kein Krieg mit der Türkei herrscht, kann man auch da wieder sehr leicht Lufteinheiten hin verlegen. Viel leichter, als mit einem Träger einmal um Europa herumzufahren.
Selbst "Freundschaftsbesuche" nach z. B. Indien, China, Südafrika oder Kuba würde einfach Ressourcen der NATO binden.
Indik, Südatlantik und Pazifik wären eher ein Thema, wo die NATO sich geringfügig anstrengen müsste. Aber selbst wenn die USA eine ganze Trägerkampftruppe abstellen müssten:
a) üben die sowieso regelmäßig die Einsatzbereitschaft rund um die Welt
b) hat Russland damit 100% seiner Trägerkapazitäten gebunden. Und die USA knapp 10%. Strategischer Vorteil? Definitiv nicht. Wenn die Russen es schaffen würden, den einen Träger relativ zu ihrem BIP billiger operieren lassen als es die USA kostet, einen Träger von Training auf Einsatz umzustellen, dann wäre ein ökonomischer Fortschritt drin. Aber es sieht nicht danach aus.
Die Russen pflegen derzeit - im Übrigen mit bemerkenswerter Analogie zum III. Reich - intensiv die Legende der Wunderwaffen (größer, schneller, weiter) und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in dieser Mähr die Abwesenheit ihres einzigen Flugzeugträgers vermissen.
Propagandistisch kann man sicherlich alles ausschlachten, was man hat. Und sogar das, was man nicht hat. Vielleicht ist das der Grund, warum sie ihn aus einem Dock an eine Pier verlagern wollen, obwohl die Nordflotte eigentlich keinen akuten Bedarf an einem Dock hat und das Ding zuallererst mal unter der Wasserlinie aufbereitet werden sollte, ehe man ihn im Wasser weitergammeln lässt. Aber es wäre ein "wir sind kurz vor der Einsatzreife, nur noch wenige Monate"-Beitrag für die Nachrichten.
Wobei in diesen Fällen ja noch die gute alte Schlachtschiffszeit war und man zumindest in WKI die Idee hatte, in einer großen Entscheidungsschlacht die Seeherrschaft zu erringen.
Immerhin haben die wenigen Schlachtschiffe der Kriegsmarine in WK II erhebliches Potential, insbesondere der Briten, über Kriegsjahre gebunden.
Nicht unterschätzen sollte man auch die Bedeutung selbst einzelner Durchbrüche für Deutschland in beiden Kriegen. Auch nur ab und zu essentielle Rohstoffe ins Land schaffen zu können, wäre wortwörtlich Gold wert gewesen. Russland dagegen hat alles notwendige im eigenen Land und die wichtigsten Handelspartner lassen sich per Bahn oder LKW erreichen.
Die Idee Träger ist per se so, dass relativ großes militärisches Potential über weite Strecken irgendwohin auf dem Erdball verlegt werden können.
Es ist immer auch eine Machtprojektion, "ich könnte, wenn ich denn wollte".
Die wenigen großen Träger der Franzosen und Briten gehen in genau diese Richtung und China mit ihren zwei Trägern macht es mittlerweile nach.
Das macht für Weltmächte ja auch Sinn. Für eine eurasische Landmacht, der gefühlt schon 50% Eurasiens gehört, eher nicht.
Der Witz ist, die 35 Stück kosten dann 8,3 Mrd. "Systempreis":
Der Haushaltsausschuss gibt Mittel aus dem Sondervermögen für die Beschaffung des Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeugs frei.
www.bmvg.de
Der II. Witz ist, das Italien und Norwegen die für ca. die Hälfte bekommen...
Und Japan fürn Viertel...
Die haben ihre Verhandlungen halt auch nicht mit "wir haben hier 100 Milliarden und müssen noch dieses Jahr zeigen, dass wir irgendwas machen" begonnen. Wobei ich ehrlich gesagt überrascht war, dass wir auch bei der F-35 derart draufzahlen. Sonst machen wir das
rein zufällig immer nur überall da, wo sich ein deutsches Unternehmen (bevorzugt eins aus dem Wahlkreis von Entscheidungsträgern) daran gütlich tun kann.
Allerdings besteht halt nur der geringere Teil der russischen Panzer in der Ukraine aus T-90M.
Es besteht auch nur ein geringer Teil des Ukrainekriegs aus Panzermanövern. Wichtiger als die Frage, wie sich ein Leo II gegen drei T-64 schlägt, wäre meiner Meinung nach die Frage, was er mit zwei Betonsperren und fünf Panzerminen macht.
Ich finde das Argument man wolle keine Panzer an Feindeshand verlieren eh bisschen komisch. Wir reden hier von Waffen quasi aus Serienproduktion die zu tausenden produziert und quer durch die Welt verkauft werden, das seit Jahrzehnten. Die Russen kennen unsere Panzer sicher ganz gut, die fallen ja nicht gerade ala 6. Gen Jet unter höchste Geheimhaltung lol
Wenn man die Zahlen auf Wiki aufaddiert, dann existieren insgesamt nicht einmal 1000 2A6, Spanier schon mitgezählt. Da ist nichts mit tausenden, sondern ein paar hundert Stück in den Händen einiger weniger NATO-Staaten. Die überlassen Russland bekanntermaßen nur selten etwas zur Zerlegung. Während äußere sowie vermutlich auch der Crew bekannte Merkmale sicherlich für Russland kein Geheimnis sind, sieht das beim inneren Aufbau der Elektronik und vor allem der Panzerung wahrscheinlich anders aus.
Um wie viel komplexer wird dann wohl eine Umschulung von einem "nicht digitalen Traktor" wie der Mig-25 auf eine landläufige und in großer Stückzahl vorhandene F-16 sein?
MiG-25? Piloten, die die noch geflogen haben, dürften mittlerweile nicht mehr durch die medizinische Untersuchung kommen. Ukrainische MiG-29 sind zwar auch keine F-16, aber avionisch doch 1-2 Generationen neuer. Aber wie schon mal weit, weit, weiter vorne angerissen: Die Dinger fliegen zu lernen ist eine Sache. Sie für ein paar wohlüberlegte Angriffe (auf Bodenziele) einzusetzen eine zweite. Im Luftkampf intuitiv auch aus überraschenden Situationen heraus das Optimum umzusetzen eine dritte, vierte, fünfte und fünfundzwanzigste. Und das vollkommen unabhängig vom Entwicklungsstand - würde man einen MiG-25-Piloten in eine Mirage III setzen, hätte er genau die gleichen Probleme. Abgesehen davon, dass man sie für den Einsatz weitaus komplexerer Waffensysteme nutzt, die zu erlernen wiederum länger dauer, sollte es die Elektronik eigentlich sogar einfacher machen, den Umgang zu erlernen. Aber zwischen "einfacher" und "einfach" liegen halt erneut Welten.
Besser zurückziehen als unnötig Soldaten zu verlieren.
Bei den Verlusten, die die Ukraine bislang hatte, kommt diese Einsicht sehr spät respektive die ganz große Betonung liegt hier auf "unnötig". Und das werden Militärs anders bewerten als du.
Die russische Armee selbst soll das mindestens seit dem Herbst, wenn nicht Spätsommer machen. Also wieso nicht auch Wagner selbst.
Kanonenfutter wird diese Art von Rekruten so oder so.