Sorry, aber der Schreiber des Artikels propagiert mal wieder ziemlichen Unsinn.
Hauptaugenmerk meinerseits war eher der - vorsichtig ausgedrückt - desolate Zustand des Trägers als solches.
Militärische Einschätzungen der Presse beachte ich in der Regel nicht, weil irrelevant und, wie auch in diesem Fall, geringe Sachkenntnis.
Zuerst einmal, selbst wenn der Träger funktionsfähig wäre, wie hätten sie ihn in das schwarze Meer bekommen sollen, wo die Türkei keine (russischen) Kriegsschiffe durch die Meerenge des Bosporus durchlässt.
Zum anderen, was hätte dieser Träger bitte in irgend einer Form ändern sollen, was die russische Luftwaffe nicht auch von landgestützten Flughäfen in Belarus, Russland, auf der Krim und bestzten Gebieten in der (Ost)Ukraine aus erreichen könnte?
Kurz um, selbst wenn der Träger einsatzfähig wäre, wäre er genauso nützlich wie nutzlos, für einen Einsatz gegen die Ukraine.
Das ist eine taktische Beurteilung mit Fokus auf die derzeit politisch nicht vorhandene Möglichkeit, den Träger in das Schwarze Meer zu beordern.
Ein Träger, auch wenn es sich wie in diesem Falle um einen mit relativ geringer Flugzeugbestückung handelt, wird in der Regel strategisch eingesetzt.
Im Gegensatz zu US Pendants ist es eher ein großer Flottenkreuzer mit additivem Starrflüglerpotential (ca. 20 Stück).
Die Russen haben 12 x P-700 Seezielflugkörper (NATO: SS-N19) als Angriffswaffen verbaut.
Die "3K95Kinschal" ist auf Wicki irreführend, es sind ein Nahbereichsflugabwehrraketen vom Typ SA-15 Gauntlet gemeint.
Kurzum, wenn solche in Träger, vor allem auch im Geleit mit weiteren Kreuzern eingesetzt wird, stellt er prinzipiell eine latente Bedrohung dar, der mindestens Aufklärungskapazitäten, wenn nicht ein Gegenstück in diesen Krisenzeiten in Form eines NATO Träger zur Fernüberwachung bedarf.
Da bekanntlich die Trägerkapazitäten der Europäer auch übersichtlich sind, fehlt im Zweifel an der Stelle einer oder es muss an die USA abgegeben werden.
Wie oben erwähnt, ist die Betrachtung "ich muss ins Schwarze Meer" eine taktische.
Strategisch könnte der Träger Bedrohungspotential haben:
Im Nordmeer (z. B. Finnland, Norwegen, Schweden, Dänemark),
Im Atlantik (z. B. Großbritannien - man erinnere sich an die Propagandavideos von der großen Welle Mitte 2022)
In der Ostsee (quasi alle Anrainerstaaten) - man muss ja zur Enklave Kaliningrad...
Im Mittelmeer, man muss ja endlich mal wieder nach Syrien.
Selbst "Freundschaftsbesuche" nach z. B. Indien, China, Südafrika oder Kuba würde einfach Ressourcen der NATO binden.
Wäre er denn einsatzbereit, müsste er also keinen einzigen Schuss abgeben und bliebe trotzdem eine quasi latente Gefahr für die Unterstützerländer.
Wagemutige Propagandisten im russischen Staatsfernsehen könnten sogar wieder mal Trickfilme zeigen, wie vom Träger aus über die baltischen Staaten hinweg die Ukraine beschossen wird.
Militärischer Blödsinn, psychologisch durchaus effektiv.
Die Russen pflegen derzeit - im Übrigen mit bemerkenswerter Analogie zum III. Reich - intensiv die Legende der Wunderwaffen (größer, schneller, weiter) und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in dieser Mähr die Abwesenheit ihres einzigen Flugzeugträgers vermissen.
Im Grunde der selbe Unsinn welchen Wilhelm II. und Hitler, bei Deutschland, auch erlagen und da war zumindest die geografische Entfernung der Meere (Ost- und Nordsee) nicht so schwachsinnig groß, aber durch die Binnenmeerlage trotzdem beschissen für Operationen von großen Überwasserverbänden, gegen die beiden einzigen potenziellen Gegner (England / Frankreich).
Wobei in diesen Fällen ja noch die gute alte Schlachtschiffszeit war und man zumindest in WKI die Idee hatte, in einer großen Entscheidungsschlacht die Seeherrschaft zu erringen.
Immerhin haben die wenigen Schlachtschiffe der Kriegsmarine in WK II erhebliches Potential, insbesondere der Briten, über Kriegsjahre gebunden.
Die Idee Träger ist per se so, dass relativ großes militärisches Potential über weite Strecken irgendwohin auf dem Erdball verlegt werden können.
Es ist immer auch eine Machtprojektion, "ich könnte, wenn ich denn wollte".
Die wenigen großen Träger der Franzosen und Briten gehen in genau diese Richtung und China mit ihren zwei Trägern macht es mittlerweile nach.