Hallo,
wer kennt sich mit der Entwicklung von Akkus für Kraftfahrzeuge aus und kann eine Prognose für die nächsten 5-10 Jahre wagen?
Sorry dass ich leicht polemisch anfangen muss, aber: Kennst du dich mit den Lottozahlen aus und kannst eine Prognose für den Eurojackpot nächsten Freitag wagen?
Grundsätzlich geht die Entwicklung natürlich weiter, die Energiedichte wird bei folgenden Modellen höher (also Akkus bei gleicher Kapazität leichter und kleiner) und die Preise werden durch Skalierungseffekte sinken. Aber ob ein 100kwh Akku in 10 Jahren nur noch 1000€ kostet wird dir nicht mal Elon Musk persönlich beantworten können.
Konkret hätte ich bald gerne eine Elektroauto, wie z.B. den Opel Corsa E, allerdings schrecken mich die geringen Reichweiten ab und die Probleme, eine Ladestation im Umland oder auf dem Land zu finden.
Interessant würde das Thema für mich erst, wenn ein Akku bei einem 30.000 € Auto, was man ja dann meist für knapp unter 20.000 € durch Förderungen bekommt, auch bei wiedrigen Bedingungen, also Überlandfahrt mit wenig Bremsen mit stark aufgedrehter Heizung oder Klimaanlage, mindestens 500-600 km lang hält.
Wird das in den nächsten Jahren schon so weit sein, oder kann das noch über 10 Jahre dauern?
Wie weit fährst du denn am Stück? Wenn du tatsächlich jeden Tag einen Weg von 500-600km zurück legst wirst du das vermutlich auch in 10 Jahren nur in der Preisklasse eines Tesla Model S mit vertretbaren Ladepausen können.
Wenn du allerdings so wie die meisten tatsächlich nur 30-150km/Tag zurück legst, dann wird dir ein beliebiger Elektrokleinwagen reichen. Man muss sich einfach von der klassischen Vorstellung des tankens verabschieden. Man macht ja nicht mehr ein mal die Woche den Umweg zur Tanke, hält ein paar Minuten den Rüssel rein und ärgert sich über den Typen vor einem an der Kasse der erstmal 10 Rubbellose gescannt bekommen muss, sondern stellt das Auto ab, steckt das Kabel rein und wenn man weiter fahren will ist die Karre voll.
Was haltet ihr denn im Vergleich dazu von Wasserstoff- bzw. Brennstoffzellentechnik im KFZ-Bereich, also z.B. den Akku durch eine Brennstoffzelle ersetzen?
Aber das wird vermutlich teurer als der Akku und würde damit der Motor ausreichend mit Strom versorgt werden, also mit etwa 100 KW Dauerleistung?
Jede Technik hat ihre Vor- und Nachteile. H2 unterliegt dabei hauptsächlich seinen physikalischen Beschränkungen. Es gibt zwei Hauptprobleme, das erste ist die Lagerung. H2 ist extrem leicht bzw hat eine sehr geringe Dichte. Daher muss man ihn stark komprimieren und trotzdem sind auch bei modernen 700Bar Systemen die Tanks ziemlich groß. Es gibt quasi nur SUVs mit Brennstoffzellenantrieb weil man da die Tanks relativ problemlos unterbringen kann. Schau dir als einziges mir bekanntes Limousinenbeispiel mal den Mirai an, da bekommt man keine 2 Getränkekisten in den Kofferraum weil die Tanks so aufbauen.
Das zweite Problem ist die Transportkette, genauer gesagt well2wheel efficiency. Die Wasserstoffherstellung benötigt extrem viel Energie. Man macht aus Strom H2, transportiert eine verhältnismäßig geringe Menge davon zur Tankstelle (eine LKW Ladung reicht für 100-150 Autofüllungen, während ein Benzin oder Diesel Tankwagen bis zu 34000l transportiert was bei durchschnittlich 50l bis zu 680 Vollbetankungen entspricht) und macht dann im Auto wieder Strom draus. Das ganze kann zwar, wenn ausschließlich Ökostrom verwendet wird, recht umweltfreundlich sein. Aber es ist nicht effizient (und im Fall der Erdgasreformation sogar energieaufwendiger als Dieselherstellung). Long story short, bei H2 kommen unter 50% der initial aufgewendeten Energie auf die Straße. Bei einem reinen Batteriefahrzeug unter Berücksichtigung sämtlicher Lade- und Transportverluste 90%.
Für LKW oder Transporter wo der Platzbedarf keine große Rolle spielt und lange Strecken zurück gelegt werden ist H2 aus Elektrolyse eine sehr gute und vor allem Umweltfreundliche Sache. Für den individualverkehr halt ich jedoch nichts davon.
Was ich schade finde ist, daß die meisten E-Autos bei 130 oder 150 Km/h abgeregelt sind, wird sich daran bald mal etwas ändern?
Liegt das mehr am Schutz des Akkus vor Überhitzung (soweit ich weiß regelt ein Tesla ja auch die Vmax immer weiter runter, wenn der Akku zu heiß wird), oder eher an Ökoargumenten?
Das hat weder mit Öko noch Akkutechnik zu tun, sondern weil die Kunden sonst Vollgas fahren und sich beschweren, dass die Batterie nach 50km leer ist.